mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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ma-ed
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mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von ma-ed » 16.11.2013, 22:07

Hallo zusammen,
aus unbekannten Gründen habe ich mir vor ein paar Monaten das "Reflexbogen"-Buch gekauft... ein geniales Werk! Irgendwann wollte ich es dann wissen und besorgte mir übers Internet einen Bausatz.
Ich habe wohl eine handwerkliche Ausbildung, aber keine Ahnung vom Bogenbau. Beim Bau hielt ich mich so gut es ging an den Grundbauplan. Angestrebt habe ich um die 50 Pfund. Den Rahmen baute ich aus Bambus und zwar aus einem fertigen Bambusstreifen 5x45mm.
Den gewickelten und aufgespannten bogen wollte ich dann noch fertig tillern, da er etwas ungleichmässig und noch etwas zu stark (ca.55Pfund) war. da brach mir plötzlich ein Wurfarm... im Moment bin ich noch auf der suche nach einer möglichen Ursache.
- möglicherweise war der Sehnenbelag etwas zu ungleichmässig. Die Sehnen war insgesamt eher kurz--> viele Übergänge.
- mit Hasenleim verklebt...
- ich habe den Bogen in einem Raum mit Trocknungsgerät insgesamt ca. 2/1/1 Wochen getrocknet --> ev. zu kurz?
- beim Horn hatte ich den Eindruck, es war sauber geklebt (Zweikomponentenkleber)

Vielleicht hat jemand von euch ein paar Ideen, weshalb der bogen nicht so wollte wie ich...
Liebe Grüsse aus dem wunderschönen Tösstal
ma-ed
Dateianhänge
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Bruchstelle
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voller Auszug
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Bogen vor dem Wickeln
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der Rahmen

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Tom Tom
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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von Tom Tom » 16.11.2013, 22:15

Es kommt mir vor als wäre der Sehnenbelag sehr dünn.
Und dazu noch die kurze Lagerung... Und der Lüfter wird auch nicht so das beste gewesen sein.

Wäre meine Meinung aber mal schauen was die Profis sagen

lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener wurfarm

Beitrag von acker » 16.11.2013, 22:20

Hm, echt sehr schade drum um das gute Stück ! ...aber lass dich davon nicht unterkriegen das sah alles schon gut aus :)

Ah und willkommen im Fletschers Corner :)

Tja bei der Bruchanalyse würde ich mal (womöglich vorschnell) sagen das die Sehnenlage etwas zu dünn war , wie von Dir beschrieben wohl auch evtl aus zu vielen kurzen Sehnen / nicht korrekt verlegt .
Aber warte mal auf die Kompositbauer , die sehen da evtl mehr wie meine Wenigkeit.
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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von Squid (✝) » 16.11.2013, 22:27

Ich bin zwar kein Komposit-Kundiger, aber eigentlich nennst du die wahrscheinlichen Fehler schon selber:
1. Ungeduld: Das mit dem Trocknungsgerät war ne miese Idee, der arme Kerl war vermutlich völlig ausgedörrt.
2. Sehnenlänge: So wie auch für Holzbogenbauer, die mit einem Sehnenbelag arbeiten gilt: Laaange Fasern sind Trumpf. Länge bedeutet Stärke und das gilt für eigentlich alle faserigen Werkstoffe.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von kra » 16.11.2013, 22:42

Ich möchte auch auf den sehnenbelag tippen. Die Bauchlage ist ja noch fast intakt.

2 fehler (imho) : viel zu kurz getrocknet, das aber zu "heftig"
viiiel zu dünner Sehnenbelag (zumindest nach dem, was ich auf den Photos sehen kann)

Zur Länge der Sehnen: da müßten genauere Daten her (wie lange waren die fasern, wie vorbereitet, wie verklebt)

was mir noch aufgefallen ist: du hast anscheinend sehr viel leim verwendet, mehr als nötig.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von ma-ed » 16.11.2013, 22:54

wow, ihr seid aber schnell... danke für die ersten Anregungen...an meiner Geduld versuche ich zu arbeiten.
ich habe zeitversetzt einen zweiten bogen angefangen wo ich dann grad schon mal meine ersten Fehler berücksichtigen kann.
Die Siyah`s reuen mich am meisten... eventuell versuche ich sie rauszuschneiden.

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von ma-ed » 16.11.2013, 23:27

die längsten sehnenfasern waren 20-25 cm, von diesen hatte es aber nicht sehr viele dabei. Der grösste Anteil bestand aus ca. 15cm langen Fasern. Die Sehnenfasern habe ich im Wasserbad eingelegt und dann feucht verarbeitet. Der Wurfarm war aufgerauht und entfettet (der hat ja offenbar nicht delaminiert...)
habe hasenleim verwendet und im Wasserbad in sirupdicke verarbeitet --> die erste Lage war eher etwas dick geraten (zu viel leim und allenfalls etwas zu dickflüssig...) Jeden Belag habe ich hinterher mit einer Gummiwicklung versehen.

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von nyíl » 17.11.2013, 22:57

Ich finden an dem Bruch sehr interessant, wie der Bambus gebrochen ist.Bambus bricht nach meiner Erfahrung nur gerade.
Der Riss bei deinem Bogen zieht sich allerdings quer über den Wurfarm. Kann es sein, das der Wurfarm sich beim trocknen verdreht hat ?

Ich find es toll das du nicht aufgibst ;)
Viel Erfolg beim nächstem !

L.G. Erik

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von kra » 18.11.2013, 07:15

Wieviele Beläge waren es und wie dick jeweils (im feuchten Zustand)?
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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von Chirion » 18.11.2013, 08:52

Hallo was mir auffällt ist das die Sehnenlage nicht über den Griff läuft, dadurch kann sich die in der Hauptbiegezohne auftretende Zugspannung nicht über einen längeren Abschnitt des Sehnenbackings verteilen, zusammen mit dünner Sehenlage und kurzer Trockenzeit kann das gut die Ursache für den Bruch darstellen. Das Trocknen (dehydieren) läßt sich vielleicht beschleunigen allerdings nicht das aushärten (Ausbildung von Wasserstoffbrücken) analog zum Beton bei dem ja auch Wasserstoffbrückenbindungen entstehen rate ich mal: Vorzeitiges Austrocknen führt zu minderer Qualität
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von Snake-Jo » 18.11.2013, 18:39

@ma-ed:
Bei so einem komplexen Bauwerk fällt es schwer, eine Fehleranalyse zu machen. Zu den schon genannten Gründen kommt noch hinzu: Die Biegung sollte auch bei einem Komposit gleichmäßig über den Wurfarm (biegende Zone) verlaufen. Die Belastung bei deinem Bogen ist zu sehr griffnah. Der Bruch im Bambus erscheint mir auch sehr verdächtig: Bambus ist nicht gleich Bambus und m. M. nach die größte Schwachstelle im Komposit.
Zum Trost: Mit mehr Erfahrung kann man die einzelnen Materialien besser einschätzen und gelangt dann zu einem insgesamt haltbareren Gesamtbild.
Vorschlag: Schick mit die Teile zu und ich kann mehr dazu sagen. ;) Oder schneid die Siyahs raus (geht gut) und verwende sie neu und schick mir nur das Bruchteil.

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von ma-ed » 18.11.2013, 23:35

vielen Dank für die raschen Rückmeldungen. Wahrscheinlich ist es die Summe von vielen kleinen Fehlern:
- kurze Sehnen, dadurch komplexere Verlegetechnik notwendig, der Belag ist zu unregelmässig. Dafür zu viel Leim
- was ich auch nicht gemacht habe ist, die Sehnen vorher zu entfetten, ich habe sie lediglich im Wasser eingelegt. Es ist von einem "Spüliwasser" die Rede... in unserem Wortgebrauch kennen wir diesen Ausdruck nicht ??? Nehmt ihr da normales Seifenwasser?
- die Hornplatte stammt wahrscheinlich von einer Horn-Seitenwand. Bei einem Kleinen Bruchtest mit mässiger Belastung (keine 90°) gabs einen glatten "spiralbruch", welcher dem Bruchbild am WA ähnelt.
- weiss nicht ob die gehobelten Bambusleisten für einen Komposit sooo geeignet sind...

...aber sonst bereitet mir Bogenbauen sehr viel Freude...
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IMG_3457 - Kopie.JPG
Querschgnitt vor und nach der Bruchstelle
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IMG_3449.JPG
IMG_3447.JPG
Bruchtest
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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von Squid (✝) » 19.11.2013, 00:01

Spüli is n Sammelbegriff für Geschirrspülmittel. Pril und Co.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von ma-ed » 19.11.2013, 00:02

@kra:
-ich habe 2 Lagen Sehnen verbaut, die fadeouts habe ich ziemlich verstärkt. musste dann aber einen WA nacharbeiten, weil der Tiller nicht gleichmässig war. kann aber zu der Dicke keine objektive Angabe machen. ich hatte das Gefühl es sei Dick (so täuscht man sich...)

@Chirion:
-die Sehnenlage kann offenbar wahlweise griffübergreifend oder nur bis in die fadeouts gemacht werden ???
-das mit der Schnelltrocknung werde ich im 2ten Anlauf wohl lassen (Geduld mein Sohn)

@snake-jo:
die zu griffnahe Belastung der WA hätte nur durch reduzieren der Hornschicht im mittleren und eher äusseren Bereich erreicht werden können, wenn überhaupt...? ist das korrekt?

lg ma-ed
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Re: mein erster (Komposit)bogen und ein gebrochener Wurfarm

Beitrag von ma-ed » 19.11.2013, 00:07

@squid:
danke. so viel zur Völkerverständigung:-)

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