Hornbelly aus mehreren Segmenten

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Victor_Eremita
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Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Victor_Eremita » 20.10.2014, 14:07

Hallo liebe Forengemeinde.

Da ich nach einer Gelegenheit suche auch die Seitenwände von Hörnern zu verwenden, stellt sich mir die Frage, ob es möglich ist einen Kompositbogen mit einem Belly zu bauen, der aus mehreren auf Stoß verleimten Segmenten besteht - und das im arbeitenden Bereich des Bogens. In den USA scheint so was ja öfter gemacht zu werden - scheinbar mit Erfolg. Siehe bspw. hier. http://www.primitivearcher.com/smf/inde ... ic=24776.0

Hat hier jemand mal sowas versucht? Meint ihr, dass es zu Delamination an den Kontaktstellen der Hornsegmente kommen könnte oder das der Rahmen an diesen Stellen möglicherweise besonders belastet wird. Insbesondere dürfte dies ja im Moment des Vorschnellens des Bogens relevant sein, da ich befürchte, dass der Belly an den Stößen gefährdet ist "aufzuklappen". Diese Fragen scheinen mir auch bedeutsam, wenn es um die Reko-Versuche von prähistorischen Bögen geht. Vielleicht wäre so etwas eine Möglichkeit, auch Hörner von kleineren Tieren sinnvoll zu verarbeiten.

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arcus
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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von arcus » 20.10.2014, 18:22

ich kann mir vorstellen, daß sowas klappt--aber nur, wenn die Hornstreifen an den verbindungsstellen etwas überlappen und zusätzlich Gewickelt werden--wie bei den Bildern auf PA sichtbar. Auf Stoss würd ich ned kleben.

Arcus

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Victor_Eremita
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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Victor_Eremita » 20.10.2014, 19:05

"Each horn section is wrapped with sinew to help secure the butt joints."

Ich habe das jetzt so verstanden, dass die auf Stoß gefügt sind. Zusätzlich eben noch gewickelt.

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Chirion
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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Chirion » 21.10.2014, 08:47

Hier meine Erfahrungen mit Hornseitenteilen und hier. Streifenvörmig funzt auf jeden Fall besser als segmental.
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht

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nocona
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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von nocona » 11.11.2014, 22:22

Hallo Victor,

Jim Hamm beschreibt in seinem Buch "bows and arrows of the native americans" einen Bogen mit 4 auf Stoß verklebten Hornstücken und einem Zuggewicht von 42 Pfund. Die Stöße befinden sich im mitbiegenden Griff sowie in den Wurfarmmitten. Sie sind mit Sehnen umwickelt. Der Bogen hat keine Recurves.

Ich hab den mal nachgebaut und 9 Hornplatten vom Hausrind verwendet. Bei einem Zuggewicht von etwa 35 Pfund hat das gehalten. Die Bogenlänge liegt bei 96 cm. (Die Pfeilgeschwindigkeit war übrigens nicht besonders überragend.)

Gruß,
Jan

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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Idariod » 12.11.2014, 08:23

@Nocona:

Ist das evtl. eine Notlösung der Natives gewesen? "enn man eigentlich nur bescheidenes Holz zur Verfügung hat, das nur auf Zug belastbar ist?
Teile dein Wissen und gib nicht vor zu wissen was du nicht weißt - ein guter Ratschlag von einem tüchtigen Tischler. Das steht hier um mich daran immer zu erinnern, und für alle denen der Schuh passt.

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Snake-Jo
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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Snake-Jo » 12.11.2014, 14:23

Eine Stoßfuge (butt joint) reagiert grundsätzlich immer schlechter auf Belastung als überlappende Spleiße. Es gibt keinen vernünftigen Grund, diese schlechte Alternative zu wählen, außer...
- man hat nichts anderes als ein paar kurze Stücke und braucht einen Bogen für die Jagd....(oder so.... ;D )

Der oben erwähnte Bogen ist aus Osage und vergleichweise dick zu den Hornbelägen und zudem noch mit einem Backing aus Sehnen bestückt. Zur Erhöhung des Zuggewichts kann ich so einen Bogen mit Hornplatten auf Stoß belegen. Solange das Holz und der Sehnenrücken das aushalten - alles gut. Wenn ich die Hornstücke aber überlappend spleißen kann, viiiiel besser.

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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von nocona » 12.11.2014, 18:20

Zu den Gründen dieser Bauweise weis ich nichts. Jim Hamm hat dazu nichts geschrieben. Aber er erwähnt in dem Buch, dass diese Bogen sehr selten waren. Und ob die Hornplatten tatsächlich wie der von ihm gebaute auf Stoß geklebt waren ist auch unsicher. Er hatte kein Original vorliegen, sondern erwähnt nur eine alte ungenaue Literaturquelle.

Danke dass du auf den Sehnenbelag hinweist Jo.

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Victor_Eremita
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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Victor_Eremita » 06.01.2015, 18:21

Den Sehnenbelag sah ich als obligatorisch an ;) Zum Verleimen der Segmente habe ich allerdings noch eine Frage: Bisher habe ich die Streifen mit 10% Leim grundiert, Michael Bittl schlägt aber im Reflexbogenbuch vor, die Hornstreifen vor dem unmittelbaren Verleimen für 30 min zu kochen. Damit würde ich ja die Grundierung des Hornstreifens wieder auswaschen, würde mir aber dabei bei komplizierteren Bogenformen das umständliche Anpassen der Leisten an die Biegungen des Bogens ersparen. Hat das mal jemand ausprobiert?

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Re: Hornbelly aus mehreren Segmenten

Beitrag von Snake-Jo » 06.01.2015, 18:33

Ja, schon....es gibt verschiedene Techniken.

Wenn ich den Hornstreifen koche, um ihn dann der Holzform anzupassen, dann sollte ich ihn möglichst schnell und warm auf das Holz zwingen, dort kalt werden lassen und dann wieder lösen und verleimen.
Oder aber ich arbeite warm in warm, d.h. ich erwärme die Holzstreifen ein wenig, pinsele mehrfach warmen Hautleim auf, zwinge die gekochten und warmen Hornstreifen auf (die ich vorher ebenfalls eingepinselt habe) und erwärme während des Zwingens die ganze Geschichte noch mit einer HLP. Alles braucht etwas Übung.... ;)

Gegen diese ganze Hornstreifenkocherei spricht, dass ein gerader, trockener Hornstreifen mehr Kraft auf das System bringt, als wenn ich ihn der Biegung anpasse.

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