Bau eines osmanischen Kompositbogens

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Arcito
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 28.11.2017, 15:10

hmmm, ja das wäre auch eine Idee. Vielen Dank für deine zahlreichen sehr konstruktiven Hinweise :)
Da die Seide noch bemalt wird und die Farbe auch geschützt werden soll, will ich aber doch lieber alles lackieren.

Aber Holzlack funktioniert bei engen Biegeradien, wenn er nicht zu dick aufgetragen wird?
Für die Hornseite trotzdem lieber Öl nehmen oder auch da Lack?

Windkanter
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Windkanter » 19.12.2017, 12:32

Hallo Arcito,

schließe mich SnakeJo 28.11.17, 13.54 an: Sehne mit Lack versiegeln, Seide mit Klebstoff aufkleben, auf Seide Imprägnierspray. Der Weg erscheint mir sicherer als der, mit dem Du die feuchte Seide auf feuchten/ gelierten/angetrockneten Hautleim auflegst. Rel. tief eingedrungener Hautleim macht die Sehnenschicht härter, rissanfälliger. Die nicht durchtränkte Sehne dagegen kann bei Dehnung besser arbeiten, das Imprägnierspray verfestigt die Seide kaum/garnicht. Aufpassen: falls Du die Seide vor dem Imprägnierspray noch bemalst, pass auf, ob sich die Bemalung im Imprägnierspray (an etwas zu satt aufgesprühten Stellen) nicht löst und verfließt.

Der Lack auf der Sehnenschicht kann sicher ein Holzlack sein, Siegellack wird aber ev. zu hart und reisst. In früheren Zeiten hat man (s. Karpowicz) mit einer Verkochung von Leinöl mit Harz gearbeitet, schwierig herzustellen, lange Trockenzeit, man hatte nichts anderes.

Hornseitig hat sich bei mir das Kremer Harttrockenöl bewährt, trocknet langsamer (dringt gut ein), zeigt die Hornfarbe rel. brillant und verläuft aufgrund der langsameren Trockenzeit auch in sehr dünnen Schichten noch gut. Wichtig: sehr dünn mit Lappen auftragen, sonst trocknet es ewig nicht und bleibt ev. noch länger klebrig. Das Harttrockenöl bleibt in gewissem Umfang plastisch, d.h. reisst nicht so schnell. Allerdings muss man trotzdem mit vereinzelten Haarrissen rechnen, je dicker die Schicht ist, um so mehr und um so deutlicher die Risse.

Ansonsten: Glückwunsch zu diesem Stand, schaut gut aus.

Grüße
windkanter

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Arcito
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 21.11.2018, 12:44

Hier bin ich noch eine Antwort schuldig...Der Bogen hat leider nicht lange gehalten. Ich war immer noch dabei, Verdrehungen zu korrigieren, letztendlich war das scheinbar zu viel. Mittlerweile hatte ich schon Seide aufgebracht und wollte mit den Verzierungen beginnen... Immerhin konnte ich ein paar Mal Schießen und das war so gut, dass ich (irgendwann) einen weiteren Versuch starten werde. Dafür muss ich allerdings erst geeignetes Material sammeln und die Zeit finden. Außerdem habe ich schöne Goldregenstaves, die verarbeitet werden wollen ;)

Woran lag es, dass er gebrochen ist? Ich bin mir da nicht sicher. Ein Faktor war sicher die Verdrehung und meine Korrekturversuche. Ein anderer war womöglich das Horn. Ich hab aus den zwei Hörnern noch zwei weitere Streifen herausgeschliffen und probeweise relativ stark belastet, wobei sich das Horn stellenweise als spröde geoutet hat...
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Elbenberger » 22.11.2018, 16:57

Mein Mitgefühl hast du,er sah so gut und perfekt gebaut aus.Das Knie ist meiner Meinung nach die Stelle wo die Horn-Holzverbindung den größten Stress bekommt,da hatte ich auch schon einige Probleme.Seit dem mache ich bei nicht passender Verzahnung oder gespleisstem Horn eine Sehnenwicklung,sieht nicht so doll aus beugt aber einer Absprengung vor. Wenn der Holzkern nicht gebrochen ist kannst du den Bogen möglicherweise noch reanimieren, einen Versuch ist es immer wert. Gruß Gerd
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 22.11.2018, 17:45

Hallo Gerd und danke für deine Anteilnahme. Perfekt gebaut war er längst nicht. Mit den Erfahrungen hab ich im Prinzip eine ganz gute Basis für den nächsten ;)
Der Holzkern ist hin, da bin ich mir sicher. Wie recyclest du die Sehnen? Einfach in Wasser einlegen?
Gruß Leif

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Hieronymus
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Hieronymus » 22.11.2018, 18:38

Mein Mitgefühl hast du auch... so ein Mist. Ich hätte ihn gerne fertig gesehen. Also wenn der Holzkern nicht gebrochen ist könntest du ihm ein neues Horn verpassen und eine Wicklung drum, dann wäre der Bogen gerettet. Bie meinem Skythen war das Horn gebrochen und ich habe es reparieren können, bis jetzt hält er.

Gruß Markus
Zuletzt geändert von Hieronymus am 22.11.2018, 20:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Elbenberger » 22.11.2018, 19:43

Wenn nur an der eingekreisten Stelle das Holz fehlt würde ich das Gegenstück vom Horn abweichen lassen und mit UHU-Plus einkleben ,das Horn am Siyah auf 5 cm anschrägen und einen Hornstreifen ebenfalls mit UHU rauf,den Spleiss wickeln und hoffen das er lebt.Wenn der Kern durchgebrochen ist dann ist es eine Sauarbeit bis du wiederverwertbare Sehnen bekommst,das heißt 1-2 Tage einweichen dann kannst du den ganzen Belag im Stück abziehen danach heißt es immer wieder in warmen Wasser einweichen und den Leim auswaschen.
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Ich hoffe es ist nicht schlimmer
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Hieronymus » 22.11.2018, 20:08

Ja würde ich versuchen und so machen wie Gerd es gesagt hat. Bei einem Skythen wird das Horn ebenfalls so verlängert. Du musst ihn danach an den zwei Stellen Umwickeln. Sieht zwar nicht mehr so Top aus , aber besser als in den Ofen geschmissen . ein Versuch ist es wert!
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Windkanter » 26.07.2020, 18:21

Hallo Arcito,

komme leider kaum noch dazu, hier ins Forum zu schauen, deshalb die "kräftig" verspätete Nachricht.
Aber erstmal: sehr schade, für die Mühe wäre ein gut funktionierender Bogen angemessen gewesen.

Zum Schadensbild:

Wenn man davon ausgeht, daß das Horn ok war und nicht alt und versprödet:

--Im Horn hast Du einen Scherbruch, wie er entstehen könnte, wenn sich das Horn vom Holz ablöst.
--Die Bruchfläche liegt weitestgehend zwischen Horn und Holz, schon mehr im Holz, Hornreste finden sich kaum. Die Haftung innerhalb der obersten Leim-Holzschicht war nicht ok, in dieser Schicht erfolgte der Bruch. Die Riefelung im Holz sieht jedoch gut aus, könnte noch breiter und tiefer sein.
--Im Foto meine ich zu erahnen, daß in den Holzriefen Luftbläschen sitzen. Ev. sind die Riefentäler großteils mit Bläschen gefüllt. Wenn so etwas vorliegt, hast Du meist eine schlechte Haftung von Horn auf Holz. Ich kenne genau diesen Mechanismus recht gut von Vorversuchen zu meinen Osmanen. Danach habe ich Hólzkerne äusserst penibel grundiert. Beim Grundieren des Holzes lösen sich aus den Luftporen im Holz noch Bläschen, die hauptsächlich im Rillengrund im Leim steckenbleiben. Dieser „Leimschaum“ bringt keine gute Haftung. Falls der Bogen noch existiert, kannst Du die Bruchfläche ja mal mit Lupe anschauen, falls Du der Sache jetzt noch nachgehen möchtest.

Viele Grüße
Windkanter

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Haitha » 28.07.2020, 06:41

Klasse Beitrag, Windkanter.
Ich hätte den Fehler aber im Horn vermutet.

@arcito: Los geht’s, Sherlock, und lass es uns wissen. Liest sich wie ein Krimi. 😁

Tut mir leid, dass er gebrochen ist. Deine Vorarbeit sah klasse aus. Persönlich würde ich neues Horn aufbringen.
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Windkanter » 08.08.2020, 11:30

Hallo,
@haitha: natürlich kann man nicht ausschließen, daß der Fehler zusätzlich zu den Blasen (falls vorhanden, Klärung) im Horn lag, die erhältliche Hornqualität war nicht immer optimal, auch kommt es vielleicht auch darauf an (nur eine Idee), ob man beim Dünnermachen des Hornstreifens die Fasern schräg anschneidet (Anschnittfläche schräg zur breiten Streifenfläche), hier habe ich aber keine Erfahrung.
Neues Horn, ja da stimme ich Dir zu.
Was den Leimschaum in den Rillen anbetrifft, so bin ich da ein gebranntes Kind, gottseidank nur aus einem Vorversuch mit mikroskopischer Schadensuntersuchung.

Warten wir mal ab, ob arcito sich nochmal mit dem Thema auseinandersetzten will.

Grüße
Windkanter

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