Bau eines osmanischen Kompositbogens

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Heidelzerg
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Heidelzerg » 29.05.2016, 20:57

Hi Arcito,

hier ist der letzte Biokomposit den ich gebaut habe, noch vorm Finish, aber fast fertig und schon +1000 x geschossen.
Biokomposit Nr.3.jpg
Biokomposit Nr. 3
Werde ihn gleich mal in einem eigenen Thread namens "Haselbiokompositbogen" kurz beschreiben!

Beste Grüße,

Heidelzerg

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Arcito
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 14.06.2016, 20:29

Guten Abend,

Oh Mann, ich arbeite schon seit einiger Zeit an den Hornstreifen. Einer der Streifen war zugleich seitlich und schräg verdreht. Nach einigem Wasserdampf und Heißluft habe ich ihn jetzt soweit, dass ich einen geraden Streifen für den ersten Wurfarm herausschneiden kann.
Das zweite Horn war eigentlich das Bessere (dachte ich): schön lang, gerade gewachsen, keine seitliche Verdrehung. Beim abziehen mit der Ziehklinge haben sich jetzt aber leider Längsrisse aufgezeigt, die so ungünstig gelegen sind, dass ich sie nicht umgehen kann. Ich weiß, Längsrisse sind tendenziell nicht so schlimm, aber was ist, wenn diese seitlich aus dem Wurfarm herauslaufen? Die Stelle an der der Riss seitlich herausläuft liegt ungefähr in dem Übergangsbereich vom Kasan-Auge am späteren Wurfarm.
Ich bin gerade am Überlegen, ob ich das Horn irgendwie reklamieren soll. Andereseits habe ich schon so viele Arbeitsstunden hereingesteckt, dass ich es einfach wissen will >:)


Ich hoffe ihr habt noch eine gute Idee (!), hier die Fotos auf denen man den Übeltäter von der späteren Klebefläche aus sieht. Auf der anderen Seite ist auch ein Riss zu sehen, der in etwa dem Verlauf dieses Risses folgt, sich aber nicht bis zur Mitte fortpflanzt und deswegen komplett herausfallen könnte. Ansonsten scheint der Riss so tief zu gehen, dass ich ihn nicht einfach Abtragen kann. Viel Spielraum von der Dicke ist da nicht mehr.

IMG_7611 (Copy).JPG
Hier sieht man, dass der Riss ungünstig in etwa bei der Mitte des Streifens beginnt und dann nach links langsam seitlich herausläuft.

IMG_7613 (Copy).JPG
Hier noch eine Nahaufnahme


Hab ich eine Chance dass es hält, wenn ich den Riss mit Epoxy fülle?

Any Ideas?



Danke, Grüße

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LemanRuss
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von LemanRuss » 14.06.2016, 20:50

Guten Abend.

Also ich an deiner Stelle würde das Risiko nicht eingehen. Wenn dann der ganze deswegen zum Teufel geht beißt du dir in den Ar....! Probieren kannst du es ja, aber ich denke gerade weil ein Komposit so viel Arbeit macht sollte man an den Materialien nicht sparen.

MfG

LR
Nur weil viele etwas falsches tun, ist es noch lange nicht richtig!

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Bowster » 14.06.2016, 20:59

Ich könnte mir vorstellen, dass der Riss bei perfekter Klebung kinerlei Probleme macht, da das Horn ja nur auf Druck belastet wird.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Squid (✝) » 14.06.2016, 21:06

Epoxy hält nicht, wenn das im beweglichen Bereich verbaut wird. Vielleicht ginge Sekundenkleber.
Ich würde es einfach verbauen und dann mittig mit einer Wicklung sichern. Primär, um unfreiwillige kosmetische Umgestaltungen des Gesichts bei Bruch zu vermeiden.
Aber eigentlich sollte das Zeugs das so mitmachen. Weil es ja nur gedrückt wird. Nicht gezogen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 14.06.2016, 21:12

Ok, das gibt mir Hoffnung! Ich denke ich werde den Streifen fertig machen, schauen wie es dann aussieht und es dann drauf ankommen lassen.
Danke für eure Antworten schonmal

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 14.06.2016, 21:14

@Squid: Wegen möglicher kosmetischer Umgestaltungen des Gesichts, kommt der Streifen dann vielleicht am besten auf den unteren Wurfarm ;)

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 17.06.2016, 11:54

@Arcito: Der Riss läuft noch halbwegs parallel zur Wurfarmkante und ist somit ein Indiz für eine insgesamt noch gut vertretbare Längsstruktur. Ich sehe das als nicht problematisch an - immer vorausgesetzt, alle anderen Aspekte wie saubere Klebung, guter Holzrahmen etc. werden beachtet. Hier wird auf Druck belastet, also wird der Riss eher zusammengedrückt. Ich würde trotzdem versuchen, vor dem Verkleben des Streifens etwas UHU Endfest einzufönen.
Auf eine Wicklung würde ich vorerst verzichten, sondern nur beobachten, ob der auslaufende Riss im fertigen Bogen nach dem Schiessen größer wird. Dann kann man immer noch eine als Zierwicklung getarnte Festigung vornehmen.

Hinweis: Wenn man andere Projekte betrachtet, wo die Hornschicht auf Stoß verleimt wurde oder mit Schrägspleiss, dann ist so ein Riss doch eher haltbar. UND: Hornstreifen haben oft feine Längsrisse, die man auch bei fertigen Bogen noch betrachten kann.
Der Khotanbogen wird mit 5 längs verleimten Hornstreifen hergestellt. Wenn da mal so eine Leimung aufgeht - kein dolles Problem.
Der Streifen ist ja flächig am Holzrahmen verleimt und stützt weiterhin, mit oder ohne Längsfuge.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 17.06.2016, 13:41

Vielen Dank Snake-Jo für die ausführliche Antwort!

Von der Breite des Horns habe ich noch Spielraum für den Streifen. Ich kann ihn also entweder so gestalten, dass nur das erste Drittel des Risses im WA liegt, dann läuft er aber in der Biegezone seitlich heraus. Die zweite Möglichkeit wäre, den Riss möglichst lange im WA zu lassen, damit er seitlich nicht ausläuft.

Hier nochmal verbildlicht:
IMG_7611 (Copy).JPG
rot ist Option1, grün Option 2


Was ist die bessere Wahl?

Viele Grüße

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Tom Tom » 17.06.2016, 13:45

Ich bin für rot :)

Lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 17.06.2016, 13:48

Ja, ist auch mein Favorit :)

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 18.06.2016, 09:59

Ja, nimm rot.
Nächste Option: Die Sehnenschicht seitlich bis ans Horn heranführen, also um den Wurfarm herum mit Sehne beschichten. Es reicht seitlich 1 mm. Vorher gut aufrauen.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 18.06.2016, 11:48

Ja Danke für den guten Hinweis.
Ich werd mal schauen wie der Riss von der Seite auschaut, wenn der Streifen soweit fertig ist.
Ich mach dann nochmal ein Foto.

Viele Grüße

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 19.06.2016, 10:18

Ja, Zeit lassen. Ist ja auch nicht so das Problem, schließlich kannst du den Bogen zwischenzeitlich gut einschiessen und dann auch leichte Veränderungen korrigieren. Es braucht ein Weilchen, bis man sich mit der Technik des korrekten Aufspannens und Wärmebehandeln von Komposits vertraut gemacht hat.

Falls du den noch nicht kennst:
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=14&t=19038&hilit=Birkenleder

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 19.06.2016, 22:07

Hab heute mal den Tendschek am Patienten ausprobiert. Bin positiv überrascht. War scheinbar die richtige Entscheidung nicht Unsummen in Schraubzwingen zu investieren. O0
Damit der Tendschek richtig gut funktioniert, muss man vor dem Verkleben die Kanten sowohl auf der Holzoberseite (in Richtung des späteren Bogenrückens) als auch die Hornstreifen bauchseitig gut abrunden. Ansonsten wirkt der Druck des Seils vor allem auf die Kanten. Muss ich noch erledigen.

IMG_7618 (Copy).JPG
IMG_7620 (Copy).JPG


PS: der Längsriss an dem einen Hornstreifen ist seitlich übrigens nicht mehr zu sehen und scheint doch nicht tief zu gehen.
Ich bin wieder positiv gestimmt was die Hornstreifen angeht. Werde sie kommende Woche fertig machen.
Langsam bewege ich mich auf die Klebeaktion Horn-Holz zu. Bin guter Hoffnung!

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