Bau eines osmanischen Kompositbogens

Sättel, Zaumzeug, Reiterbogen, Kompositbogenbau, usw.
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Snake-Jo
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 06.03.2017, 13:27

Quirin hat geschrieben:Naja wird nen Grund haben warum die Türken und Perser ihre Bögen ca. 2 Jahre in kühlen feuchten Höhlen gelagert haben.... aber naja.
Quirin


@Quirin: Gibt es eine Quelle für deine Behauptung? Wäre mir neu. Die Nomandenvölker in den Steppen hatten im Sommer relativ trockenes Klima und wie wir in einem anderen Faden feststellten, im Winter in der Jurte auch trockene Lagermöglichkeiten.
Über die Herstellung von Kompositbögen muss man in die alte türkische Literatur gehen; mir fehlen da die exakten Quelltexte.

Grundsätzlich trockne ich neue Sehnenschichten (ca. 1 mm Schichtstärke, als Auftrag auf bestehende), ca. 2 Wochen in der Nähe der Zentralheizung bei rund 50% rel. Feuchte und spannfertig, basta. 8)

@Arcito: Solche Abspaltungen sind zurückzuführen auf fehlende Haftung/ Bindung zwischen den Schichten, z.B. wenn eine 2. Schicht nach dem Trocknen der ersten aufgelegt wird. Also nochmals:
- aufrauen (aber heftig) z.B. mit Stichsägeblatt bis die Fasern hochkommen
- dünne, heiße Hautleimlösung einwirken lassen
- Fasern in dickeren Leim auflegen
- eventuell mit Pinsel noch etwas Leim auftragen, an-gelieren lassen
-anpressen mit Wicklung

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 06.03.2017, 13:39

Danke für eure Rückmeldungen und die klaren Instruktionen Snake-Jo, wird so gemacht.
Teilst du Arrys Vorschlag, die andere Seite zwecks Balance ebenso zu behandeln und die neue Schicht über
die ganze Länge des Wurfarms zu legen, anstatt nur die Mulde auszufüllen?

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 06.03.2017, 14:30

Ja, klar, der Arry weiß das! :)
Mulde auffüllen, darüber dünne, lange Sehnen.
Zweiten Wurfarm dann entsprechend belegen, aber da dort keine Mulde, auch keine Auffüllung, sondern nur die langen Dünnen.

Man kann vorausschauend immer gleich den zweiten Wurfarm belegen. Wir haben die langen Trockenzeiten! Abtragen geht immer schnell, aber auftragen dauert!!!!

Ich kämme übrigens nicht, sondern ziehe die sehnengetränkten Faserbündel zwischen zwei Fingern durch (Daumen und Zeigefinger), bis sie glatt und parallel liegen, dann auftragen.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Heidelzerg » 06.03.2017, 22:38

Hi Arcito,

noch eine Frage: Hat Dein Bogen Geräusche von sich gegeben, als Du ihn auf die Tepeliks geschnallt hast?

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 06.03.2017, 23:07

@Snake-Jo: Danke für die Beantwortung meiner vielen Fragen, ist mir eine große Hilfe.

@Heidelzwerg: Er hat nicht gejammert oder andere Töne von sich gegeben, sondern alle Prozeduren tapfer über sich ergehen lassen. Was hast du da so für Erfahrungen gemacht?

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Heidelzerg » 07.03.2017, 12:30

Zum Thema Geräusche beim ersten Mal Spannen:
Meinen ersten zwei Horn-Holz-Sehnenbögen haben beim ersten Biegen knackende Geräusche von sich gegeben. Der dritte hat keinen Mucks gemacht. Der ersten beiden haben auch nicht lange gehalten, der dritte schießt noch immer. Soweit meine beschränkte Erfahrung. Habe an anderer Stelle gelesen, dass solche Bögen immer knacken beim ersten Biegen, aber ich glaube nicht so ganz daran. Ich würde eher vermuten, dass ein Knacken von kleinen Fehlern in der Klebefuge kommt, die lokal aufbrechen. Der dritte Bogen war auch mit mehr Übung und daher ordentlicher verleimt.

Insofern: ein gutes Zeichen, wenn dein Bogen beim Aufspannen auf die Tepeliks keine Geräusche gemacht hat!

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Snake-Jo » 07.03.2017, 13:16

Heidelzerg hat geschrieben:Insofern: ein gutes Zeichen, wenn dein Bogen beim Aufspannen auf die Tepeliks keine Geräusche gemacht hat!

Nicht unbedingt! Dies bedeutet u.U., dass ausreichend, aber nicht zu viel Leim verwendet wurde und die Leimungen halten. Es kann aber auch bedeuten, dass zu wenig Leim verwendet wurde und die Leimungen noch halten! ;D Es kommt ja noch der Vollauszug; momentan sind wir noch bei "low level". 8)
Ich habe ja schon einige -zig Sehnenbeläge aufgetragen und die haben beim ersten Aufspannen immer geknackt. Dies liegt daran, dass ich zwar den Leim aus den Sehnen herauspresse, bevor ich verlege, aber hinterher nochmals über die Sehnenpackung etwas Leim verstreiche, damit ich beim Anpressen eine gute, geschlossene Abschlussschicht erhalte. Und diese letzten Zehntel Leim, die knacken quer. Dies ist dann allerdings problemlos.
Merksatz: Es knacken in der Regel nicht die Klebeverbindungen, sondern überschüssiger Leim.
Oder ordinär ausgedrückt: Knacken heißt nicht abkacken! ;D

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 07.03.2017, 18:48

Das ist ein selten schöner Merksatz ;D

tja, ich würde sagen es bleibt weiterhin spannend mit meinem Projekt.
Ich hab gestern abend schon ein paar Sehnen vorbereitet und werde sie sobald ich Zeit finde verlegen.
Ich halte euch auf dem Laufenden

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 10.03.2017, 18:22

Gestern abend hab ich die Sehnenkerben eingefeilt, dann zuerst die kleine Mulde gefüllt und dann beiden Wurfarmen eine dünne Schicht Sehnen gegönnt. Ich hab allerdings wieder aufs Kämmen verzichtet und nur mit den Fingern geglättet und ausgerichtet. Vorher mit 80er Schleifleinen und Sägeblatt aufgerauht und 2x mit dünnem Hautleim grundiert. Bin mal gespannt, wie viel schwerer der Bogen geworden ist. Jetzt nochmal zwei Wochen warten und dann wieder auf die Tepeliks.. Diese Warterei zermürbt mich langsam. Ich werd mich mit dem Schleifen von 3 Messerklingen-Rohlingen ablenken.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 29.03.2017, 16:20

Zurück auf die Tepeliks. Alles so weit ganz gut geklappt. Die neue Sehne hält!
100-prozentig gerade ist der Bogen noch nicht, aber das liegt vor allem am nicht absolut gerade
eingespleissten Griffstück. Die Verwindungen hab ich weitestgehend rausbekommen und mehr möchte ich vorerst eigentlich
nicht dran rumbiegen.Gefühlt ist er viel,viel zu stark. Ich musste ordentlich Gewicht reinlegen um ihn zum Biegen zu überreden.
Mal schauen wie es sich nach 24 Stunden Tepelik anfühlt.

Mein weiteres Vorgehen wäre dann morgen eine Sehne zu basteln und mit den Tepeliks zusammen aufzuspannen. Ein Aufspannbrett
habe ich nicht. Mir ist nur noch nicht klar, wie lang die Sehne sein muss...

Wieder schlechte Lichtverhältnisse in der Wohnung, draussen nieselt es. Deshalb schlecht beleuchtete Indoor-aufnahmen...
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Quirin » 29.03.2017, 16:43

Adam Swoboda schreibt, dass die Sehne um ein Sechzehntel kürzer sein sollte als der Bogen. Meiner Erfahrung nach passt das ganz gut.

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 04.04.2017, 20:49

Nochmal aufgespannt. Diesmal ging es schon mit weniger Kraft. Außerdem ist es mir gelungen, die Biegung weiter Richtung Kasans zu produzieren. Dann habe ich noch schnell eine Sehne aufgespannt, auf 16,5 cm Standhöhe- So lass ich ihn bis morgen früh.
Ich bin soweit zufrieden O0
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Arcito » 05.04.2017, 22:38

hier noch ein Bild ohne Tepeliks.
der Bogen ist noch nicht im Gleichgewicht, links ist schwächer und deswegen gestützt. Ansonsten zeigt er doch noch
Verwindungen. Bevor die nicht im Gleichgewicht sind werde ich ihn nicht weiter ausziehen.Geduld, Geduld.
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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Heidelzerg » 06.04.2017, 14:05

Sieht doch schon mal sehr vielversprechend aus! Mir scheint fast, das wird was... ;)
Sehe ich da Wicklungen oder so was ähnliches im Kasan?

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Re: Bau eines osmanischen Kompositbogens

Beitrag von Rotzeklotz » 06.04.2017, 14:09

Ich kann fachlich nix beisteuern, finde deinen Thread aber sehr interessant und spannend zu verfolgen. Wollt ich nur mal loswerden... ;)

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