Reparatur verdrehter Wurfarme / Reiterbogen

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Niels

Reparatur verdrehter Wurfarme / Reiterbogen

Beitrag von Niels » 26.07.2006, 09:58

Ich habe wohl gerade eine Pechsträhne.

Erst knickte mein Grozer - mittelalterlicher Ungar vor ca. 2 Wochen im oberen Wurfarm ein Stück weit ein und ich hatte plötzlich einen asymethrischen Bogen. Der Bogen ist unterwegs zu Grozer und es besteht Hoffnung auf Gewährleistung.

Dann habe ich mir meinen ehemaligen, inzwischen verkauften Bogen ausgeborgt (dasselbe Modell) und am Wochendende verdehte sich der obere Wurfarm.

Da ich die Bögen nicht anders benutzt habe, als die Zeit davor, liegt die Vermutung nahe, dass das gegenwärtige extrem heiße Wetter damit zu tun hat.

Nun meine Frage:
Kann man die Kunststoff-Wurfarme der üblichen Reiterbögen auch selbst wieder richten, wenn sie lediglich verdreht sind? Ist der Bogen danach wieder voll einsatzfähig? Hat jemand Erfahrungen oder Tipps dazu parat?

Steppenreiter

Beitrag von Steppenreiter » 26.07.2006, 10:18

Hi Niels, ich glaube das kannst du vergessen - habe auch so ein paar Kassai's - sie zieren jetzt meine Wand, weil ich mich von ihnen nicht trennen wollte.
Hatte mit ihnen diverse Wettkämpfe mit Steppenhintergrund :D ganz ordentlich bestritten.

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Beitrag von dottore frutti » 26.07.2006, 12:18

Wieso passiert das den anderen Grozer-Schützen nicht? Ist es bei uns nicht so heiß? Könnte sein - ich trainiere z.B. immer morgens bei - noch angenehmen - 25 Grad. Werde aber noch vorsichtiger sein.

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RE:

Beitrag von Archiv » 26.07.2006, 13:29

Original geschrieben von dottore frutti

Wieso passiert das den anderen Grozer-Schützen nicht? Ist es bei uns nicht so heiß? Könnte sein - ich trainiere z.B. immer morgens bei - noch angenehmen - 25 Grad. Werde aber noch vorsichtiger sein.


Vielleicht, weil wir auch schon aus Fehlern gelernt haben! Mein Grözer wird sofort nach dem Schießen schön wieder entspannt, außerdem habe ich seit Storkow nicht ein mal wieder trainiert, weil mir die Pferde zu schade sind, bei dem Wetter;
mein bei Bodnik gekaufter 35" ist jetzt als Korkenzieher besser zu gebrauchen.. . Lag gespannt im Auto - SuperDAU - :-(

Es soll aber tatsächlich Wissende geben, die sowas wieder hinkriegen, deshalb finde ich die Anfrage von Niels nicht so verkehrt, schließlich ist es für den einen oder anderen auch eine Geldfrage, so viele Bögen an die Wand zu nageln ?!? oder?

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Beitrag von Snake-Jo » 26.07.2006, 13:51

@Niels: Du kannst es zumindest versuchen, verschlechtern wird sich nichts. Vorschlag: Spann den Bogen in einen Knebel, erwärme ihn auf ca 60° mit Hieißluftfön, bis der Wurfarm merklich "weich wird, dreh ihn am Knebel in die Gegenrichtugn und etwas darüber hinaus, spann ihn fest und kühl ihn ab.
Falls ich noch Zeit finde, stell ich ein Bild hier rein.

@all: Es ist allgemein bekannt, dass auch unter den normalen Recurves bei extremer Hitze die Wurfarme weich werden und verdrehen. Da hilft nur eins bis drei:
- Bogen häufig abspannen
- Bogen nur im Schatten stehen lassen
- Bogen rückwärts aufspannen mit spezieller Rückspannschnur und so lagern

benz

Beitrag von benz » 26.07.2006, 13:52

Hallo zusammen,

ich denke, daß diese Temperaturen den Bogen bei richtiger Behandlung nicht schaden. Unter richtiger Behandlung verstehe ich sie natürlich nicht gespannt ins Auto zu legen, auch nicht gespannt direkt lange in der Sonne liegen zu lassen, beim Spannen noch genauer drauf zu achten die Wurfarme nicht zu verdrehen. Ich denke niemand von uns steht bei den Temperaturen hin und übt 1 Stunde in der Sonne, oder doch Niels? :D

Ich denke reparieren kann dies nur der Bogenbauer selber, er kennt die Dimensionierung seiner Laminate und die verwendeten Materialien. Ich vermute aber der Aufwand ist so groß, daß sich niemand an diese Arbeit macht..... da wird eine neuer Bogen günstiger sein.

So nun gehe ich schießen, im Schatten....

liebe Grüße benzi

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Beitrag von Snake-Jo » 26.07.2006, 14:50

@Niels: Hier die Konstruktion für einen Reparaturversuch.

Bild

Die Schraubzwingen und den Knebel am Wurfarm mit Leder o. ä. unterlegen. Durch die erhöhte Lage des Bogens ist unter dem Knebel Luft für Korrekturen. Während man den Wurfarm gleichmäßig erwärmt, gibt man mit dem Handballen Druck auf das Knebelende, bis man ein "Weichwerden" spürt. Dann sofort Heißluft-Fön wech und das Ganze fixieren. Mit dieser Kontruktion habe ich einen echten Holz-Horn-Sehne-Komposit korrigiert, was schwieriger ist, weil der Hautleim sehr spontan weich wird, aber auch leichter, weil der Komposit schon bei niedrigeren Temperaturen weich wird.
@Benz: Natürlich kennt der Bogenbauer seine Grenzwerte besser als jeder andere (hoffe ich). Jedoch sollte das "Sonnenbad" bei den moderaten Temperaturen reversibel sein.

Niels

Beitrag von Niels » 26.07.2006, 15:48

Erstmal vielen Dank für die Tipps. Snake-Jo, die Knebelvariante werde ich einfach mal bei Gelegenheit ausprobieren. Denn ich gebe Dir recht, verschlechtern kann es sich wohl kaum. Die Alternative wäre schließlich wegwerfen oder an die Wand nageln.

Zum Bogenschießen in der Sonne. In Tilleda sind wir sogar mit den gespannten Bögen fast 2 Stunden in praller Sonne durch die Gegend geritten. Das ließ sich einfach nicht vermeiden. Und der erste Unfall passierte unmittelbar nach dem Storkower Wettkampf beim Training für Tilleda. Soll heißen: Die Bögen waren in der Zeit schon ordentlich beansprucht und nicht nur die ;-) :D.

Ich hätte aber nicht gedacht, dass die so schnell in die Knie gehen, denn immerhin ist es ja noch eine Beanspruchung im Rahmen des bestimmungsgemäßen Gebrauchs. Ich habe schließlich damit keine Nägel eingeschlagen und sie nach dem - zugegebermaßen langen Gebrauch in der Hitze - sofort abgespannt. Naja man lernt dazu.

Niels

Beitrag von Niels » 20.09.2006, 09:58

Ich habe den kaputten Bogen zunächst mal aus seiner Lederummantelung ausgepackt und musste dann leider feststellen, dass es nicht lediglich eine Verdrehung des Wurfarms ist.

Vielmehr ist im freigelegten Kunststoffmaterial deutlich ein 1- 2 mm tiefer Querriss über ca. die Hälfte der Bogenarmbreite zu sehen. Das durchsichtige Kunstoffmaterial ist an dieser Stelle auch milchig. So erklärt sich dann auch die Verdrehung und die etwas stärker Durchbiegung dieses Wurmarms.

Ich befürchte, da kann man jetzt nicht mehr machen. Oder kann man?

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Beitrag von Snake-Jo » 20.09.2006, 10:24

@Niels: doch, das geht. Im Gegensatz zu den Holzbogen, insbesondere den Selfbows, wo eine Reparatur immer mit unschönen Flickstellen, Wicklungen, Pflastern behaftet ist, kannst Du bei deinem Bogen die Flickstelle ja unter dem Leder verstecken. :D
Ich würde auf beide Wurfarme ein dünnes Glasfaserlaminat mit Epoxy aufkleben
oder
ein Glasfaserlaminat als "Pflaster" nur auf die beschädigte Stelle. Natürlich stark anfasen und überlappen lassen. Vorher die beschädigte Stelle etwas runterschleifen, damit hier der Wurfarm nicht zu stark wird.
Leider kann ich Dir als Holzbogenbauer nicht sagen, wo man die Bogenbau-Laminate herbekommt, aber da gibt es ja Spezis wie Gervase oder Shantam und noch einige andere (sorry, ich kenn nicht alle!), die eventuell noch ein Stück rumfahren haben.

Sieh es mal positiv: Wenn Du es machst, hast Du Erfahrung für spätere Reparaturen. Außerdem macht es Spaß, hinterher wieder ein schönes Leder auf die Wurfarme zu kleben. Oder gleich Schlangenhaut?

Bild

Niels

Beitrag von Niels » 20.09.2006, 10:47

Danke Jo für die Tipps und aufmunternden Worte. :-)

Geeignete Glasfaserlaminate zu bekommen, stellt sich - neben meinen beiden linken Händen - für mich tatsächlich als das größte Problem dar. Außerdem stelle ich es mir bei der Pflastervariante recht schwierig vor, am Ende wieder eine gleichmäßige Durchbiegung beider Wurfarme hinzubekommen, wenn man einseitig anderes Material draufpappt. Müsste man da nicht sowieso dasselbe Kunststoffmaterial als Pflaster verwenden?

Ich hatte auch schon mit dem Gedanken gespielt ein "Knochenpflaster" nach dem Abschleifen einzukleben (da lagen gerade Knochenreste auf dem Arbeitstisch), aber den Gedanken wegen der vorstehenden Zweifel wieder verworfen.

Die Idee bei dem Reparaturversuch war ohnehin die, dass der Bogen hinterher wieder wie ein Bogen aussieht und sich leidlich schießen lässt. Eben um bei Vorführungen, bei denen es mehr auf die Optik als auf das Treffen ankommt, gute Wettkampfbögen schonen zu können.

Kann man eigentlich so ein Glasfaserlaminat-Wurfarm generell durch geringes Abschliefen mit dem Dremel quasi nachtillern?

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RE:

Beitrag von djingis » 20.09.2006, 12:12

Original geschrieben von Snake-Jo
Spann den Bogen in einen Knebel, erwärme ihn auf ca 60° mit Hieißluftfön,

...nur zur bestätigung... auf diese art und weise hab´ ich schon zwei bögen, davon zu letzt einen grózer, wieder hin bekommen (weil, aber nicht von mir, im auto "vergessen") :D .sind beide in stetem gebrauch und haben es anscheinend nicht übel genommen.....
schade, ...leider wird das bei niels nicht ausreichen, diese reparaturvariante... ;(
... die zukunft ist der rest unseres lebens, also lebe die zukunft ...
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Beitrag von morganalafay » 20.09.2006, 12:33

Hallo Niels,

das kann man, ich würde drüberlaminieren und dann wieder auf tiller runterschleifen.

Nen guten Epoxy Kleber setzte ich als Grundbedingung vorraus.

Gruß Tom
......der Morgenschiss kommt ganz gewiss, und wenns auch erst am Abend is....

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Beitrag von Snake-Jo » 20.09.2006, 14:36

@djingis: Prima! Immer schön, eine Bestätigung zu erhalten. :-) :-)
Immerhin gut, dass Niels so sorgfältig war und nachgeschaut hat.

@Niels: Bezüglich Abschleifen von Glasfaserlaminaten bei mir FEHLANZEIGE. Bin halt Holzbogenbauer oder zumindest auf Naturmaterialien fixiert. Aber s.o. Tom, der scheint Erfahrung zu haben.

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RE: bogenreparatur

Beitrag von djingis » 20.09.2006, 16:17

Original geschrieben von Niels
(da lagen gerade Knochenreste auf dem Arbeitstisch), aber den Gedanken wegen der vorstehenden Zweifel wieder verworfen.


hallo niels
........frühstückst du zahlungsunwillige mandanten oder gibt´s die erst zu mittag???*ggg* :D ......
viel glück und erfolg bei der instandsetzung...wünscht rainer
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