Stein- bzw. Glasspitzen brechen

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KnechtKarl
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Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von KnechtKarl » 16.09.2009, 10:18

Hallo, hat von Euch schon mal jemand aus Flint Spitzen gebrochen, bzw. Erfahrungswerte, die gleiche Technik in Glas anzuwenden. Ich wäre da sehr interessiert.

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Faltenhemd rigoros
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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von Faltenhemd rigoros » 16.09.2009, 10:36

ich nicht.
aber falls du englisch kannst:

http://www.primitivearcher.com/smf/http://www.fletchers-corner.de/fcneu/viewforum.php?f=4.0

die jungs habens echt drauf!
Däumling

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KnechtKarl
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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von KnechtKarl » 16.09.2009, 12:51

Meine Englisch- oder generell Fremdsprachenkenntnisse rudimentär zu nennen, wäre extrem schmeichelhaft. Leider!

Frank_Z
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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von Frank_Z » 30.09.2009, 20:19

Hallo, ich hab mal etwas rumexperimentiert
Das Schlagen von Flintspitzen aus einem Abschlag ist nicht d a s größte Problem, wenn man sich die Bearbeitungstechnik einmal genau angesehen hat z.b. bei einer Vorführung zum Mitmachen. Dabei geht nichts über die Qualität von frisch geborgenem Flint, d.h. die Flintklolle, oder der Plattensilex stammt direkt aus dem feuchten Gesteinsverband. Dieser Flint hat in seiner kristallinen Struktur noch Wasser gebunden und man erhält sog. muschelige Abschläge. Frisch geborgener Flint behält seine "Frischequalität" wenn er feucht gelagert wird. Es ist jedoch meines Wissens ein größeres Problem diesen frischen Stein zu bekommen, oder zu besorgen. Lose Flintknollen vom Strand, Flußschottern oder sonstigem Erosionsmaterial haben meist Frostschäden, dann sehen die Abschläge in vielen Fällen unregelmäßig gebrochen aus .
Obsidian, d.h. vulkanisch entstandenes Glas ist da robuster, da es kein Wasser gebunden hat, kommt es zu keinen Witterungsschäden und man erhält die  charakteristischen muscheligen Abschläge.
Flaschenglas funktioniert auch, doch da das Material etwas unregelmäßig und eher "schichtweise" abkühlt kann es sein, dass es zu unregelmäßigen Abschlägen kommt. Bei Flächenretuschen platzt es dann auch eher nicht muschelig,  sondern meist etwas schieferig ab. Am besten funtioniert sehr dickes Glas; eine Fläche (Flaschenaussenseite) der Spitze kann weitgehend gewölbt bleiben, die andere Fläche (Flascheninnenseite) kann man mit einer Flächenretusche versehen werden.
Der Vorteil beim Flaschenglas: Du musst keinen Kern schlagen, der Nachteil: Durch die Materialspannung ist fast keine systematische Zerlegung der Flasche möglich.
Flint (Silex) und Obsidian müssen erst in eine Rohform, den sog.  Kern gebracht werden um daraus systematische Abschläge/Klingenrohlinge zu schlagen. Es erfordert einiges an Erfahrung einen brauchbaren Kern zu schlagen, es ist auch nicht so einfach den Kern n i c h t zu versauen.
Aber, wenn man auch nicht so qualitativ gutes Material hat, und die Abschläge nicht so doll werden, es ist bei einer Knolle (evtl. zwei Fäuste groß) immer etwas dabei um auch als Anfänger ein paar Spitzen hinzukriegen.
Nützlich sind eine Geweihspitze fürs knapping, ausgesuchte Klopfsteine (viel spaß beim Suchen von geeigneten Exemplaren), handgroße Lederflecken, evtl. Arbeitshandschuhe und eine Schutzbrille nicht vergessen. Und etwas Leukoplast sollte bereitliegen........

Viel Spaß,
Frank_Z

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KnechtKarl
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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von KnechtKarl » 01.10.2009, 08:58

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Ob ich damit jedoch in der Lage bin, selbst die SPitzen herzustellen, muss ich, auf Grund zweier linker Hände jedoch bezweifeln. Schade!

Du hast nicht zufällig lUst mir 6 Glasspitzen zu machen? 3 weiß und 3 Blau?

Frank_Z
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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von Frank_Z » 01.10.2009, 14:28

Schau doch einfach mal in irgend einem Mineralienhandel oder der e-bucht rein ob es nicht Feuerstein gibt. Wobei ich nicht im Bilde bin wie legal nun wie und wo auch immer aufgesammelte und zum Kauf feilgebotene Steine/Mineralien sind.
Oder Du schaust mal auf geologische Karten, ob es vielleicht etwas Feuersteinvorkommen in Deiner Nähe gibt,  oder einfach mal Urlaub an der Ostsee......

Viele Grüße
Frank_Z

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von walta » 01.10.2009, 14:41

ich hab eine frage zum flaschenglas: hab ich das richtig verstanden - man nehme eine (bier)flasche und haue mit dem hammer drauf - und aus den entstandenen scherben sucht man sich ein paar exemplare raus die man dann ähnlich wie steine zu spitzen klopft.
das ist jetzt sicher etwas sehr grob beschrieben aber trifft es das im prinzip?

grüsse
walta
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sachen gibts - die gibts einfach nicht :-O

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von Commerz » 01.10.2009, 15:00

Hi Walta,
ich hab hier was für Dich rausgesucht. Fänd es cool wenn Du Dich dran versuchen würdest und vllt ein paar Bilder online stellst  ;)

Auf PA betreiben die Flintknapping mehr als Bogenbauen.

http://www.youtube.com/watch?v=xh7pc2Q6XFI&feature=PlayList&p=DAE3E18F5DAA71B9

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von walta » 01.10.2009, 15:21

ich sag ja - sachen gibts.
2 dinge hätte ich noch: kann jemand der dame sagen sie soll ein bischen langsamer sprechen - so gut ist mein english auch wieder nicht.
was ist das für werkzeug das sie da verwenden? schaut aus wie ein kleiner metallklöppel.

grüsse
walta
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der jetzt bier trinken geht :-)

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von Frank_Z » 02.10.2009, 09:38

...iss ja toll  :o ,

ich kannte eben nur meine bescheidennen Experimente mit irgendwelchen Glasscherben, die durchdachten Sachen mit dem Flaschenboden kannte ich nicht. Beeindruckend ist diese wunderbare Flächenretusche um die Wölbung abzuknappen.
Sie benutzt wohl tatsächlich einen runden Metallschlägel (ist das eine Fischtotschlagkeule?), für den "harten Schlag" Geweih ist für Glas wahrscheinlich zu weich und nutzt sich bei Glas zu schnell ab; ein harter runder Kiesel ginge wohl auch.

Viele Grüße
Frank_Z

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von RubenAryala » 02.10.2009, 10:02

Sie erklärt das alles zwar recht ausführlich, sagt aber nicht, woraus das Werkzeug ist. Man könnte daher annehmen, daß es dasselbe ist, wie das, was man für Stein nehmen würde. Ganz und gar verblüffend ist die Methode, den Flaschenboden herauszutrennen.

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 02.10.2009, 10:23

Ich denke mal, dass man da so ein DIng für einen Mörser für nehmen kann.
Nur um mal die Richtung anzugeben.

Ansonsten ein schönes etwa zwei cm dickes und 12 bis 15 cm langes Rundeisen nehmen und ein Ende halbkugelförmig und das andere spitz mit einem abgerundeten ca. 3 bis 5 mm dicken Ende zurechtmachen.
Ich denke, dass das gut für die groben und die feinen Arbeiten gehen müßte.

Ginge eigentlich auch Fensterglas?
6 mm Stärke müßte ja dich genug sein.
Es hat keinen Sinn zu versuchen einen Sinn im Versuchen des Menschen zu erkennen.

Es ist traurig zu glauben, dass der Mensch stets schlecht sei.

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von KnechtKarl » 02.10.2009, 10:52

Die Bodenauslösemethode war mir bekannt. Ganz alter Trick, funktionierte auch mit Pfennig-Stücken, da mußte man nur sehr lange schütteln. Man konnte aber immer gut Profit bei Wetten einstreichen. ggg

Der Rest ist extrem verblüffend. In meinen Augen sahen beide Werkzeuge irgendwie nach Kupfer aus. Täusch ich mich?

baschdler
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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von baschdler » 02.10.2009, 11:52

Sehr schöne Anleitung.
Ich habs noch nie probiert, aber beim Zuschauen juckts mir in den Fingern.
Am Anfang war´s schön ausführlich, später, als es ins Detail ging, ging´s mir ein bisschen zu schnell. Aber warscheinlich muss man´s einfach mal ausprobieren, um ein Gefühl für das Material zu bekommen.
Das Werkzeug sah tatsächlich aus wie Kupfer, sowohl der Klöppel, wie auch die Spitze fürs Knappen. Würde auch Sinn machen, weil das traditionelle Werkzeug, die Geweihspitze, ja auch verhältnissmäßig weich ist.

Gruß Martin

PS:
Vieleicht kann man Glasaschenbecher als Ausgangsmaterial verwenden.
Die sind schön dick, und man bekommt sie in vielen verschiedenen Farben.
Zuletzt geändert von baschdler am 02.10.2009, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Stein- bzw. Glasspitzen brechen

Beitrag von Axel » 02.10.2009, 12:47

....eckige Olivenölflaschnen machen sich sehr gut, gibt dicke flache Scherben

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