Bambusschäfte

Alles zum Thema Pfeilbau.
benz

RE: Unrund

Beitrag von benz » 05.11.2006, 18:01

Original geschrieben von Taran

Was haben deine Nachbarn nochmal für eine Sorte?


keine Ahnung, ich befürchte da hilft auch fragen nicht, aber ich werds mal versuchen

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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 05.11.2006, 19:17

@rifle: Erst mal Kompliment zu deinen Bambus-Pfeilen, da steckt Erfahrung drin! :-)
Nachtrag zum Lack: Der Trick ist folgender: Die Wachsschicht auf den Schäften (wird in den Zellen der Cuticula gebildet und nach außen abgeschieden) muss weg, genauso wie die Cuticula selbst. Dann wir d der Schaft noch mit Lackverdünner oder Aceton mehrfach entfettet (mehrfach abwischen). Der erste Lack mit dem Verdünner dringt dann tief ein und verzahnt sich mti dem Bambus. Mein PU-Siegellack wird nach einigen Tagen hornhart, sodass er bei Gebrauch nicht so leicht verkratzt. Zudem habe ich immer den perfekten Spine und den perfekten Nockpunkt, sodass der Pfeil wenig am Bogen scheuert. Gegen Verletzungen beim Aufschlag hilft nur: Ab und zu neu lackieren oder ausbessern. Ja, viel Aufwand, aber ein Bambuspfeil ist ja auch in der Herstellung aufwändig, da lohnt sich ein gutes Finish.
Bootslack: Ist sehr widerstandsfähig gegen Wasser (ich war 7 Jahre lang Bootswart und hab das Zeug viel verwendet), wird nicht hornhart, eher gummiartig und läßt sich auch schlecht beschleifen.

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Beitrag von Buddelfrosch » 05.11.2006, 22:50

@benz:
Ich hab Pseudosasa japonica - Pfeilbambus angepflanzt. Allerdings erst im Frühjahr. Kann also noch keine wirklich aussagekräftigen Kommentare abgeben. Hoffe aber aufgrund des Namens, die richtige Wahl getroffen zu haben ;-)
Bin erst einmal gespannt, ob der den Winter übersteht. Angeblich ist er ja bis - 20 Grad winterhart. Rein von der Dicke und den Nodienabständen scheint er aber gut zu passen.

BF

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Spine

Beitrag von Rifle » 06.11.2006, 19:16

@Jo
Danke, die nächsten werden besser lackiert.
Jetzt muß ich nochmal nachhaken.
@kra und alle anderen
Daß der Spinewert bei Bambusschäften nicht so wichtig ist, habe ich jetzt schon öfter gehört, verstehen kann ich es aber nicht. Mechanisch ist es doch egal ob sich Holz-, Carbon-, Alu-, Bambus- oder Spaghettipfeile durchbiegen, oder? Soll das mit dem natürlichen Taper erklärt werden?
Ich bin bei dem Spine sowieso nicht päpstlicher als der Papst (als Schütze aber auch eher mittelmäßig). Wenn ich schon alle meine Pfeile verschossen habe, nehme ich auch schon mal einen weichen Pfeil von meiner Freundin, der geht dann auch nicht unbedingt rechts am Ziel vorbei. Alu und Carbonpfeile (kaum Erfahrung) gibt es ja auch nicht in 1# Abstufungen, oder? Wird etwa mit dem Spinewert bei Holzpfeilen übertrieben?
Das mit dem genauen Gewicht, hat schon seine Bedeutung vor allem bei weiten Schüssen. Wenn ich aber auf absolut gleiches Gewicht und Spine gearbeitet hätte, wären wohl nur 5 Pfeile fertig geworden.:D
Ich habe deswegen meine Bambuspfeile in drei Kategorien eingeteilt und mit einem Farbklecks an der Nocke markiert.
Weiß: 27-28g
ohne Markierung: 29-30g
Rot: 31-32g
Für die Nahdistanz nehme ich dann rot und für entferntere Ziele weiß.

Erklärt mir mal das mit dem Spinewert bei Bambus/allgemein.

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kra
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Beitrag von kra » 07.11.2006, 07:09

Sorry, ich kanns nicht erklären. Das ist nur meine Beobachtung - für einen Grund müßte ich spekulieren....
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

benz

RE:

Beitrag von benz » 07.11.2006, 09:40

Original geschrieben von kra

für einen Grund müßte ich spekulieren....


na dann tu ich das doch mal :D

Wir messen ja einen statischen Spine indem wir ein Gewicht dranhängen, das hat ja erstmal mit dem tatsächlichen Verhalten des Schaftes beim Schuss wenig zu tun. Hier kommt ja vorallem die Fähigkeit des Schaftes nach einer Durchbiegung wieder in die Ursprungsform zurück zu gehen zum Tragen. An diesem Punkt unterscheidet sich ja Zeder schon deutlich von Kiefer z.B. und Bambus scheint hier die besten Eigenschaften für den Pfeilflug zu besitzen.

so Spekulatius OFF

liebe Grüße benzi

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Beitrag von Snake-Jo » 07.11.2006, 11:31

Zum Verhalten des Pfahlrohrs (Arundo donax) liegen Untersuchungen vor. Für die Erzielung einer hohen Schwingungsdämpfung, hohen Schwingungstoleranz, hoher Dauerbelastbarkeit bzw. Dauerschwingfestigkeit von Faserverbundbauteilen wird diese Pflanze als Vorbild herangezogen. Arundo donax baut die bei Windbewegungen (ähnlich dem Verwinden um den Bogen) oft auftretenden hohen Scherspannungen zwischen den verschieden steifen Pflanzen-Komponenten „Verstärkungsfasern bzw. Matrix“ durch einen graduellen Steifigkeits-Übergang zwischen Fasern und Matrix ab. So vermeidet die Pflanze ein bei Faserverbundmaterialien auftretendes Strukturversagen, indem bei dynamischer Belastung durch die Scherbelastung sich die steifen Fasern von der weicheren Matrix lösen. Die Fasern sind genau in den Hauptbelastungsrichtungen orientiert, und es werden nur so viele Fasern eingelagert, wie benötigt werden. Die Fasern werden von der Pflanze tatsächlich nur dort eingebracht und angehäuft, wo sie auch benötigt werden.
Bambus schwingt nach dem Vorbild von Arundo donax und hat dabei gewichtsoptimierte, dauerbelastbare Materialien und Strukturen, die Schwingungen mit großen Amplituden tolerieren und dämpfen und so hohen dynamischen Lasten dauerhaft widerstehen.
Mit anderen Worten: Bambuspfeile schwingen besser, stellen sich schneller wieder auf den Pfeilflug ein, sind dabei aber dennoch elastisch und biegsam und ermüden nicht in ihren Strukturen. Hilft das weiter?

Taran
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Aha!

Beitrag von Taran » 07.11.2006, 14:11

Danke, Jo.
Ich wünscht, ich wär ein Bambus...
:D
Taran von Caer Dallben

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Rifle
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Auch aha

Beitrag von Rifle » 07.11.2006, 19:10

Alles klar, man kann also sagen je stärker die Schwingung gedämpft wird, desto schneller fliegt der Pfeil wieder stabil ohne durchzuschwingen (da müsste Carbon ja absolut top sein). Deshalb muß er aber doch erstmal trotzdem um meinen Bogengriff ideal herumtänzeln oder? D.h. ein steiferer Bambus schaft es aufgrung seiner besonderen elastischen Eigenschaften im dynamischen Ablauf genausogut um meinen Griff herum, wie ein weicherer Holzschaft?
Das Prinzip mit Fasern/Matrix ist ja beim Holz genauso vorhanden. Zugfeste Cellulose und druckfestes Lignin. Wenn Druckfestigkeit gefragt ist, wird halt Lignin angelagert (Verholzungsprozess vor allem bei älteren Bäumen). Das Prinzip scheint bei Bambus/Pfahlrohr bloß besser gelöst zu sein.
Wo hast du daß mit dem Referenzpfahlrohr bloß her? Hast du was mit Faserverbundwekstoffen zu tun?
Außgerechnet arundo donax, die Plättchen die mein Vater für seine Klarinettenmundstücke braucht. Vielleicht überrede ich ihn mal so etwas anzupflanzen. Wäre doch auch ein gutes Pfeilmaterial, ähh ich meine für seine Klarinetten.

Taran
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Holz vs Bambus

Beitrag von Taran » 07.11.2006, 19:23

Holz ist halt nicht rohrförmig, sondern schichtweise im Pfeil vorhanden.
Und Carbonpfeile sind nicht außen hart und innen weicher, sondern eine homogene Röhre...
Vielleicht isses das...
Taran von Caer Dallben

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RE: Auch aha

Beitrag von kra » 10.11.2006, 22:38

Im Abschuß hat der Pfeil eine seinem statischen Spine entsprechende Durchbiegung. Diese Durchbiegung wird beim Bambus wohl besser gedämpft, er ist also nach weniger Schwingungen wieder Eigenschwingungsfrei. Das ist der Vorgang aus der Sicht der Amplitude (Maß der Auslenkung).
Ob er nun um den Griff herum kommt ist sowohl von der Abschußgeschwindigkeit der Bogen/Pfeil Kombination wie auch von der Eigenfrequenz der Schwingung im Pfeil abhängig, mit der der Schaft aus der Durchbiegung im Abschuß weiterschwingt. Wenn die Schwingungsfrequenz gering ist, hat der Pfeil länger Zeit, um am Griffstück vorbei zu kommen als wenn die Frequenz sehr hoch ist. Und das ist ij erster Näherung unabhängig von der Schwingungsamplitude.
Dieses Zusammenspiel aus Amplitude und Eigenfrequenz scheint mir sehr wenig "untersucht" und wird dann unter dem etwas schwammigen Begriff "dynamischer Spine" zusammengefaßt.

Zwei Pfeile desselben statischen Spinewertes können durchaus unterschiedlich fliegen - haben eben einne unterschiedlichen "dynamischen Spine", wobei hierfür keine Meßmethode eingeführt ist. Hier hilft nur noch Empirie weiter.

Eine Meßmethode wäre, den Schaft einzuspannen und z.B. mit einem Excenter periodisch in Längsrichtung mit einer definierten Kraft zu beaufschlagen. Die Amplitude der Kraft ist so zu wählen, das bei f->0 die Amplitude der Durchbiegng dem statischen Spine entspricht. Dann wird die Frequenz des Excenters durchgestimmt und die Eigenfrequenz des Schaftes (Resonanzfall) und die innere Dämpfung (aus dem Abklingen der Schwingung bei Abschalten de äußeren Kraft) bestimmt.
Und man kann, bei bekannter Beschleunigung der Bogensehne, den Ablauf beim Abschuß simulieren und so bestimmen, ob ein Schaft zum Bogen passt.

Mir zuviel Messerei, Rechnerei und Bastelei (wobei mir die technischen Möglichkeiten fehlen) - da schieße ich meine Pfeile doch lieber aus. Dann habe ich auch noch meinen Spaß dabei :D

Füe ne Diplomarbeit in Physik oder Maschinenbau wäre das aber ein ganz interessantes Thema...
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Beitrag von Rifle » 11.11.2006, 08:50

Ok ich habs begriffen, mußte allerdings drei mal lesen :D

Soviel zu messen lohnt nicht bei einem Material daß immer anders ist, da hast du natürlich recht. Das mit dem ausschießen ist so ne Sache, ich weiß nie obs der Pfeil oder der Schütze war. :)

@ alle
Danke für die Ausführungen

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Beitrag von Snake-Jo » 11.11.2006, 13:41

@kra: Danke für deine Überlegungen. Allerdings ist das von Dir genannte Fachgebiet nicht kompetent. Die neuen Wissenschaften heißen Bionik bzw. Biomimetik. Biomimetik (bzw. Bionik) ist die Umsetzung der Erkenntnisse aus der biologischen Forschung in technische Anwendungen. Nur so lassen sich bei den von Dir genannten Versuchen die Eigenschaften der Pflanze (Bambus) mit beachten. Schließlich will man ja auch wissen, warum der Bambus nun so schwingt und nicht anders. :-)

@Rifle: Noch ein Beispiel zu den Eigenschaften von Bambus: Bambusstäbe werden als Federelemente bei Rüttelsieben in Kornmühlen verwendet. Hier halten sie die Belastungen über Jahre oder Jahrzehnte aus. Zu sehen in: Wassermühle Wahrenholz bei Gifhorn.

benz

Beitrag von benz » 24.02.2007, 21:09

Hallo zusammen,

hab heute von einer Seite für Bambusfreunde erfahren:

http://www.bambus-lexikon.de/

Hier werden unter dem Suchbegriff "Pfeilbambus" 2 verschiedene Arten angezeigt, der hier schon erwähnte [red]Pseudosasa japonica[/red] und [red]Fargesia scabrida[/red].

Kann jemand eine Aussage zu Unterschieden oder Eignung machen?

danke und liebe Grüße benzi

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Beitrag von kra » 25.02.2007, 10:16

Aussagen zur Verwendung der verschiedenen Arten kann ich nicht machen, aber die Seite ist Spitze!!!

Danke!
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