Horn-/Knochenspitzen um 3D Turniere zu schießen?

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Horn-/Knochenspitzen um 3D Turniere zu schießen?

Beitrag von Archiv » 12.07.2004, 21:59

Hallo,
ich möchte demnächst mal auf Turnieren dem leiden Thema Schraub- oder Klebespitze, Parallel- oder Konusspitze aus dem Weg gehen:D und mir deswegen einen Satz Pfeile mit Horn- oder Knochenspitzen machen, welche man auch auf einem 3 D Turnier schießen kann, ohne vom Veranstalter die rote Karte zu bekommen.
Bei den prähistorischen Turnieren, die in Europa veranstaltet werden, darf man sowieso nicht mit Metallspitzen schießen, da sollte es schon Horn, Knochen oder Stein sein. Ich suche nun kompatible Spitzen, welche auf den prähistorischen Turnieren geschossen werden können, welche aber auch auf den "normalen" 3D Turnieren zugelassen sind.
Gibt es jemanden mit Erfahrungen und/ oder Tipps? Dann her damit:anbet :anbet :anbet

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Hornspitze

Beitrag von Archiv » 12.07.2004, 22:09

Hallo Snake,

bei meinem Bogenbauseminar vor 2 Jahren, wurden die Spitzen als Rundspitze aus Geweih hergestellt.
Der Schaft wurde ca. 3 cm im V-eingesägt, die Hornspitze dann als gegenstück zugefeilt und dann noch mal das vordere ende der Spitze schön rund und Spitz gefeilt. Einkleben der Passgenauenspitze dann mit Birkenpech (Vollkrass "A" ey) oder Epoxy, wer mag kann dann noch wickeln und mit Ponal blau versiegeln!

Mit diesen Spitzen bekam ich selbst bei den lieben Leuten vom Verein (FITA) kein Ärger.

Ich hoffe ich konnte dir helfen, wenn nicht mach ich mal eine Skizze


Gruß Volker ;-)

P.S. Bei E-bay sind Geweihe im Moment wieder unheimlich günstig! :)
Achte drauf beim anfertigen der Spitze das du die Enden vom Geweih nimmst, dort ist weniger von dem (Geweihmark?) das poröse zeug halt, ansonsten brechen die Spitzen!

Taran
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Geweihspitzen

Beitrag von Taran » 12.07.2004, 22:51

geweihspitzen und Hornnocken gibt es momentan bei BOWRA.
Ich kenne einen Archäologen, der hat einfach einen Schlitz in die Spitze gesägt (wie eine Nocke) und dann eine Horn- oder Geweihplatte eingesetzt und das alles dann konisch zugeschliffen. Hat angeblich gut gehalten und war effektiv.
Taran von Caer Dallben

... και δόξα τω Θεώ !

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Beitrag von Archiv » 12.07.2004, 22:58

@snake
ich denke auch, daß wenn Deine Spitzen nicht dicker werden als die Schäfte und keinerlei Widerhaken aufweisen, es keine Schwierigkeiten auf 3D-Turnieren gibt. Was mich davon bisher abgehalten hat, ist die Tatsache, daß über 50% der Fehlschüsse einem Verlust der Spitze gleichkommen werden.

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RE:

Beitrag von Archiv » 12.07.2004, 23:13

Original geschrieben von benz
...Was mich davon bisher abgehalten hat, ist die Tatsache, daß über 50% der Fehlschüsse einem Verlust der Spitze gleichkommen werden.


Hallo Benz,
nicht so pessimistisch ;-) ich habe das Problem das ich die Spitzen von diesen sch*** schäften gar nicht mehr abbekomme. :)
Und wo alle anderen Stahlfeldspitzen in den Bäumen bleiben, der schaft liegt davor, können diese Spitzen mit Schaft gezogen werden. Die einzige Gefahr ist hier Stein oder Stahl. Nur darauf achten das die Geweihspitze nicht zuviel von dem Porösen Innenmark des Geweihs hat, dann brechen diese auf jeden Fall!
Wie gesagt nach dem ich mich bei Ebay mit Geweihen eingedeckt habe, sind diese im Moment wieder enorm günstig! :) :)

Gruß Volker ;-)

holsche
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Horn / Knochen

Beitrag von holsche » 14.07.2004, 17:14

Hi, ja das stimmt, Geweihe gibts im Web-Kaufhaus...aber ich würde (bei identischem Vorschlag zur Herstellungsweise / Anpassung) eher Knochen nehmen... Rinderknochen - Röhrenknochenstücke z.B. vom Oberschenkel gehen prima - deutlicher Vorteil für Besitzer von Proxxon oder Dremel...

Material gibt's auch hier günstig - Fleischereien haben sowas...

Generell ist bei diesem Material vieles möglich. Selber gemacht hab ich bisher:
Knocheneinlagen in Holz-Selfnock
Knochennock komplett aus einem Stück (mit Keil)
kleine Amulette, etc.
Demnächst krieg ich das hoffentlich mal hin, was in die Galerie zu stellen, da sieht man anschaulich, wie das mit der Spitzen/Nockanpassung gemeint ist.

knochige Grüße, Holsche

MacBumm (✝)
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Beitrag von MacBumm (✝) » 14.07.2004, 23:44

Tach zusammen!

Hier mal einige Knochenspitzen zum Vergleich:

Bild

Mit den beiden oberen Spitzen dürftest du auf einem Turnier keine Probleme bekommen: Auch die mit dem über Schaftniveau aufgetragenem Birkenpech macht runde Löcher.

(Annähernd) runde Löcher machen interessanterweise auch die darunter abgebildeten weidenblatt-, herz- und dreieckförmigen Spitzen: Die Schneiden reichen kaum über das Schaftniveau. Aber ich garantiere, dass du mit diesen Spitzen Ärger bekommen würdest.

Tüskes! Hubert
Auf dass uns der Tod lebendig finde - und das Leben nicht tot!

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Knochen vs. Geweih

Beitrag von Archiv » 15.07.2004, 08:23

Hoidele alle,

ich wollte mal eben vollkommen wertfrei zusammenfassen wo ich die Nachteile bzw. Vorteile von Horn, Knochen oder Geweih sehe.

Horn:
+ Leichte Verarbeitung
+ Kann ohne Vorarbeiten sofort Verarbeitet werden
+ Relativ hohe Festigkeit
+ Mittelschwer
- Schwer zu beschaffen
- Preis 1,0 - 3,0 € / 4 - 12 cm Stück

Geweih:
+ Leichte Verarbeitung (Benötigt wird ein extra Satz Feilen, da Geweih den Schlag "verklebt"
+ Kann ohne Vorarbeiten sofort Verarbeitet werden
- Sehr leicht
- Festigkeit nur im Bereich des Massiven Geweihs sehr hoch
- Preis 9,0 - 12,0 € / Geweih

Knochen:
+ Sehr hohe Festigkeit
+ Hohes Gewicht
+ Kann meist beim Metzger umsonst bezogen werden
- Nur mit vorarbeiten zu verwenden(Abkochen, Entfetten und bleichen)
? Verarbeitung kann ich nix zu sagen habe ich noch nicht gemacht!
:D

Eventuell kann der eine oder andere ja die Liste Ergänzen :anbet

Ansonsten stimme ich Hubert zu die beiden oberen Spitzen sehen bei mir identisch aus, halt nur aus Geweih :D

Gruß Volker ;-)

horsebow
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Beitrag von horsebow » 15.07.2004, 09:25

Geweih und Knochen sind biologisch gesehen dieselbe Substanz!
Ob hart oder weich hängt von vielen Faktoren (Alter, Ernährungszustand, Körperteil, von dem der Knochen stammt usw.) ab.

Gruß, horsebow
I shot an arrow in the air,
it fell to earth, I knew not where;
for so swiftly it flew, the sight
could not follow it in its flight.
Longfellow, Oct. 16, 1845

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auch schon...

Beitrag von AEIOU » 15.07.2004, 09:35

ich hab auch schon pfeilspitzen für 3D aus geweihenden gemacht. klappte sehr gut:

5 cm vom geweihende abgesägt, hinten mit einer prallplatte versehen und zu einem etwa 2mm dicken, flachen und etwa schaftbreitem schäftstück gesägt und geraspelt.
in den schaft eine aufnahme gesägt und mit epoxi eingeklebt.. mit zahnseide (ungewachst) umwickelt und mit epoxi auslaufen lassen - erwärmen mit haartrockner.

dann die spitze feinschleifen und polieren, sodass nurmehr ein leichter knubbel am übergang von schaft zur spitze entsteht (das schont die wicklung)

so schaut der fertige pfeil aus - ist nach einer vorlage von jim hamm gemacht.

Bild

hält sehr viel aus. das geweihstück von zeit zu zeit in wasser einlegen und oder mit öl und wachs versiegeln .... geweih ist wie gfk - braucht H2O!!!!
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Beitrag von Nacanina » 15.07.2004, 12:11

@Caemalin
Geweih und Knochen müssten IMHO schwerer sein, als Horn.
Geweih hat einen höheren Collagenanteil als Knochen.
Sonst stimme ich dir zu.
@AEIOU super schöner Pfeil!
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

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1 Pfund Geweih

Beitrag von Archiv » 15.07.2004, 12:43

Hi Nacanina,

Sorry ich habe es rein subjektiv beurteilt, habe einfach ein stück Geweih und Büffelhorn mit der "Handwaage" verglichen, ich fand das Horn schwerer war! :) :D
Nachdem mein Metzger mir die Knochen im Sonntagsbratn immer mitwiegt und ich den traurigen rest in der Pfanne sehe, musste Knochen einfach schwerer sein! :) :D

Ich glaube dir und werde mal das spezifische Gewicht recherchieren, dann haben wir es janzjenau! :-)

Nice Day Volker ;-)

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Johann Tinnes

Beitrag von MacBumm (✝) » 15.07.2004, 12:48

Tach zusammen!

Eine große Hilfe in diesem Zusammenhang wäre wohl die Dissertation von Johann Tinnes (Köln): Die handelt nämlich von steinzeitlichen Pfeil- und Speerspitzen aus Geweih und Knochen. Da Johann zur Gruppe der Experimentalarchäologen gehört hat er sicherlich alles über den Nachbau und die praktische Anwendung geschrieben. Weiß jemand etwas über diese Arbeit?

Eine weitere gute Quelle ist die Diss von Ulrich Stodiek über Speerschleudern (leider vergriffen!): Er handelt lang und breit Material und Verbindung etc. und vergleicht im Experiment Speerschleuder und Bogen. Über die Fernleihe müsste man ein Exemplar bekommen können:

Stodiek, Ulrich 1993): Zur Technologie der jungpaläolithischen Speerschleuder. Eine Studie auf der Basis archäologischer, ethnologischer und experimenteller Erkenntnisse. Verlag Archaeologica Venatoria : Instituf für Ur- und Frühgeschichte der Universität Tübingen.

Soweit ich weiß arbeitet Ulrich Stodiek im Neandertalmuseum Mettmann.

Tüskes! Hubert
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einer von 3

Beitrag von AEIOU » 15.07.2004, 13:42

@nacanina: ich danke dir für dein lob meines pfeilbaus. hab mir auch rechte mühe gegeben. gebarreled, helix-fletch mit flüstergranen, wicklung mit zierfedern am federvorderende, hinten knubbel an der nocke für primärgriff branding und eben die geweihspitze.

:o
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Von Horn oder Knochenspitzen

Beitrag von Americanflatbow » 21.07.2004, 15:45

Hi Snake

den Einsatz dieser Spitzen auf 3 DTiere bei normalen Turnieren halte ich aus Erfahrung mit der Haltbarkeit nicht viel !

Das Prähistorische Turnier in Schwerte war mein allererstes Turnier was ich überhaupt mitgeschossen habe und ich meine auch das schönste "Traditionelle" überhaupt !!

Also habe ich damit begonnen Spitzen aus Knochen und Horn, eingeklebt mit Birkenpesch oder Harz, gewickelt mit Hanf oder Sehne richtig schöne Prähistorische Pfeile zu machen welche auch noch saugut flogen....
Dann ging ich auf die ersten 3 D Turniere wo dann auch schon mal kein Backstopp hinter dem Ziel war und schon war die Spitze weg,gleiches passierte leider auch beim Ziehen der Pfeile, wenn nicht exakt gerade aus dem Tier gezogen wurde !

Beim Prähistorischen Schiessen wird bei jagdliche Entfernung auf Tierbildscheiben mit genügend großem Backstop geschossen ,es kann also nicht allzuviel Spitzenbruch geben.

Wenn ich mir den Arbeitsaufwand der zur Herstellung von Handgemachten Naturspitzen im gegensatz zum Aufkleben oder nun bei den Parallelspitzen nur aufdrehen, betrachte und die Haltbarkeit der Metallspitzen denen von Knochen oder Horn gegenüberstelle komme ich zum Schluß das die 2. Wahl hier die Bessere ist.

Du solltest es Dir nochmal überlegen, es sei denn Du gehst auf die prähistorischen Turniere

Leider gibt es im Rahnmen der Prähistorischen Meisterschaft nur dieses eine hier in Deutschland,die anderen sind im benachbarten Ausland.


Gruß

Klaus







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