FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

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ralfmcghee
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FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von ralfmcghee » 29.05.2017, 11:25

Hallo zusammen,

ein aktueller Thread von bulwei zum Thema "optimaler Pfeil" hat mich dazu inspiriert, mich zum ersten Mal mit Daten wie FOC und GPP zu befassen. Auf zwei Homepages eines Pfeilbauers und eines Bogensporthändlers habe ich sinngemäß folgende Informationen gefunden:

Optimaler FOC: 7 bis 15%, wobei dieser Wertebereich zu Gunsten eines gleichen FOC im Pfeilsatz vernachlässigbar sei.
Optimales gpp-Gewicht bei Selfbows: 9 bis 10 gpp

Frage 1: Würdet Ihr diese beiden Aussagen bestätigen? Wenn nein, welche Werte seht Ihr als Optimum-Werte?

Frage 2 (gpp):
In meiner Anfängerzeit habe ich Fertigpfeile gekauft. Damals habe ich unwissend und planlos sowohl 5/16" und 11/32"-Pfeile angeschafft. Aus Spaß habe ich aus meiner Pfeilsammlung Stichproben gezogen und stelle zu meiner Überraschung fest, dass es sehr vergleichbare gpp-Werte zwischen 5/16- und 11/32-Pfeilen gibt. Meine dünneren Pfeile sind allerdings einen Tick länger.

Bisher habe ich in der Meinung, dass die 5/16-Pfeile leichter und damit schneller sein müssen, immer diese geschossen. Mir ist natürlich klar, dass meine gemessenen Werte aufgrund unterschiedlicher Längen der Pfeilsätze nur bedingt vergleichbar sind. Nun muss ich aber dennoch fragen: Was spricht denn (bei gleicher Pfeillänge) für oder gegen die eine oder andere Schaftstärke, wenn der jeweilige gpp-Wert im o.g. Sollbereich liegt?

Frage 3:
Bei einem Pfeil habe ich mit -2,79% einen negativen FOC errechnet. Was ist denn davon zu halten?

Frage 4:
Wie kriege ich denn "gleiche" Pfeile bezüglich des Schwerpunktes hin? Bei meinen gekauften Fertigpfeilen habe ich nämlich zu meiner Verblüffung festgestellt, dass bei baugleichen Pfeilen (gleiche Länge, gleiches Gewicht, gleiche Ausstattung) der Schwerpunkt der Pfeile um knapp 1,4 cm streut. Damit habe ich eine Spannweite beim FOC von 1,82 Prozentpunkten. (FOC von 6,16% bis 7,98%). Ist das tolerabel oder klar zu viel?

An welchen Rädchen kann ich denn drehen, um die Abweichung zu minimieren?

Frage 5:
Bei eigenem Pfeilbau würde ich so vorgehen:

1. Pfeilschäfte nach Spine gruppieren
2. Nocken und Federn anbringen; Wicklungen anbringen
3. Pfeilschäfte auf gewünschte Länge kürzen
4. Jetzt Schwerpunkt feststellen und nach Schwerpunkt gruppieren
5. Spitzen anbringen
6. Schwerpunkt des fertigen Pfeils überprüfen. Der dürfte sich nach 5. in Richtung Pfeilspitze verschoben haben, sollte aber innerhalb des Pfeilsatzes immer noch nahe beieinander liegen.

Richtig so? Ich schätze aber, dass ich nach dieser Vorgehensweise ziemlich viele Pfeile bauen muss, um zu einheitlichen Pfeilsätzen zu gelangen. Wie könnte ich denn vorgehen, um die Anzahl der zu bauenden Pfeile zu minimieren? Bei meiner beschriebenen Vorgehensweise würde ich vermutlich sehr viele Pfeile über meinen Bedarf hinaus bauen.

Wie immer: Ich freue mich über Eure Ideen! Schon einmal

LG
Ralf
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locksley
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von locksley » 29.05.2017, 12:10

Die wichtigste Komponente fehlt, das Eigengewicht des Schaftes. Wenn das bei passendem Spine in einer Toleranzgruppe von 10 Grain +/- liegt, passt auch der FOC.

Spine wird überbewertet, das Gewicht ist viel entscheidender für einheitlichen Pfeilflug.
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AndiE
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von AndiE » 29.05.2017, 13:25

Hallo

Wie locksley schon schreibt ist das Schaftgewicht sehr entscheidend. Was helfen Spine und Foc wenn zwischen dem leichtesten und schwersten Pfeil im Satz 50gn und mehr Unterschied sind (ist häufiger der Fall als man meint).
Deshalb verkaufe ich meine Holzschäfte im Satz mit Spine max. +-1 und Gewicht max. +-2gn.

Der Gewichtsunterschied ist zwischen 5/16, 11/32, 23/64... schon vorhanden aber es kommt darauf an welchen Spine man nutzt. Bei Spine ca.<35 ist generell 5/16 leichter, bei ca. 35-40 liegen die Schäfte gleich auf und drüber sind dann die 11/32 leichter. Ist ein Ergebnis aus Durchmesser und Dichte. Die genannten Werte gelten für Fichte.

Bei zwei gleichen Schäften (Spine, Gewicht) würde ich den 11/32 wählen da der größere Durchmesser in Sachen Stabilität schon seine Vorteile hat. Nach unseren Chrony Tests ist kein Geschwindigkeits-/Aerodynamik-Vorteil des 5/16 erkenn-/messbar.

MfG
Andi
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killerkarpfen
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von killerkarpfen » 30.05.2017, 09:02

Es gibt nicht nur den einen Sündenbock. All zu oft werden in letzter Zeit einzelne Aspekte überbewertet andere gar nicht mehr beachtet.

Je nach Bogen spielen all die anderen Faktoren genau so mit. So ist das Pfeilgewicht sicher entscheidend, aber nie allein und nie in so geringem Ausmass von 2-3 gn wie oft behauptet. So sind meine Pfeile +/- 1,5 Gramm also +/- 10 gn genau genug. Dazu ist es bei Holzpfeilen eh schwierig genug so eng gewogene Pfeile zu finden wenn man nicht über einen genügenden Fundus verfügt. An einen schwereren Satz gewöhnt man sich sofort.

Der Spine der Pfeile ist bei einem Holzbogen ohne Schussfenster eben so wichtig. Was nützen mir Pfeile die statt in der Höhe, seitlich in der Scheibe abweichen. (Knapp daneben ist auch vorbei :D )
Gerade beim intuitiven Schiessen auf grössere Entfernungen sind so beide Faktoren genau so wichtig. Bei einem Bogen mit Schussfenster Kann der korrekte Spine weniger ausschlaggebend sein.

FOC: Die mir bekannten Berechnungen zum Spine basieren auf einem Spitzengewicht von 125 gn. Das sind doch etwa 8 Gramm. Viele Schützen wollen leichtgewichtige Pfeile und schrauben sich 70gn Spitzen an. Das hat einen sehr grossen Einfluss auf den FOC. Die Pfeile wollen quer zur Flugbahn fliegen und die Federn müssen dies ausgleichen. Gut und recht, aber der so entstehende Luftwiderstand erzeugt durch die Stabilisation, fällt als Bremswirkung auch ins Gewicht.
Ich kann nur aus meiner Sicht und Erfahrung reden. Meine Pfeile habe ich wieder statt 100 mit 120gn Spitzen ausgestattet und treffe damit besser. ???

All das wird beispielsweise mit einem Visierbogen mit Klicker sicher anders ausfallen. Ich sehe oft Intuitiv-Schützen die im Auszug vor dem Lösen "zusammensacken", sprich die Körperspannung lässt nach und der Auszug verringert sich um 1 bis 1.5". Das macht auf 30m Schussdistanz wohl eine Handbreit Höhenverlust auf der Scheibe aus.
Eine in den technischen Eigenschaften auf das Optimum ausgereizte Ausrüstung verzeiht immer weniger Fehler.

Ja KK der Schwerenöter. Ich bin begeisterter 3-D Schütze und behaupte, dass mir eine gut ausgewogene Ausrüstung mehr bringt.
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von locksley » 30.05.2017, 09:21

Ich muss dazu sagen, meine Angaben beziehen sich auf Holzpfeile auf Holzbögen im höheren Zuggewichtsbereich ab 50 #. Mit Spine wird überbewertet meinte ich dass es nicht ganz so wichtig ist ob alle Pfeile im Satz jetzt 53# oder 55# haben, Hauptsache der Spine innerhalb des Satzes ist gleich und der Schaft ist steif genug um nicht zu flattern.

Wenn das passt sollte aber auch das Gewicht der Schäfte nicht im mehr als 1 Gramm nach oben oder unten abweichen, um ehrlich zu sein hatte ich noch nie Spitzengewichte unter 100 grain.
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von arrowfan » 30.05.2017, 14:15

@ killerkarpfen,


......So sind meine Pfeile +/- 1,5 Gramm also +/- 10 gn genau genug.....

+/- 1,5 g sind aber +/- 23,15 gn.

Gruß Rolf

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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von ralfmcghee » 30.05.2017, 14:35

Ganz herzlichen Dank für Eure Inputs und Erfahrungen. Ich werde meinen Pfeilbestand nach diesen Aspekten durchsehen und bin gespannt, was dabei herauskommt. Außerdem habe ich noch ein paar Schäfte. Die muss ich entsprechend verbauen. Dann schätze ich, dass der eine oder andere Tag auf einem Einschießplatz fällig wird, damit ich Bögen und Pfeile eingehend analysieren kann. Im Garten oder in der freien Natur funktioniert das eher nicht.
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von Neumi » 30.05.2017, 15:11

Guten Tag, nur noch eine kleine Anmerkung: 1 gramm entspricht ca. 15,43 grains
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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killerkarpfen
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von killerkarpfen » 30.05.2017, 17:19

arrowfan hat geschrieben:@ killerkarpfen,


......So sind meine Pfeile +/- 1,5 Gramm also +/- 10 gn genau genug.....

+/- 1,5 g sind aber +/- 23,15 gn.

Gruß Rolf


Mea culpa
Man kann den Faktor 6,5 nicht in beide Richtungen anwenden ;D
Es bleiben aber 1,5 Gramm und das ist gut so.
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von apaloosa » 31.05.2017, 15:09

Hallo Ralf,
anbei mal eine Auswertung meiner Pfeile. Ich glaube das ist OK so und ich hab mir keinen Kopf darum gemacht, ergab sich auf Grund der ausgesuchten Materialien.

Pfeildaten.pdf
(22.04 KiB) 228-mal heruntergeladen


BG
Harald

P.S. Ohne hier Ralfs tread zu "kapern", vielleicht kann ja jemand was zu den Werten sagen (Super, OK oder Sch....) ::)

Update: Habe in die Tabelle noch die gpp eingefügt. Zuggewicht# bezieht sich auf meine 2 Bogen für die die Pfeile bestimmt sind.
Zuletzt geändert von apaloosa am 31.05.2017, 22:46, insgesamt 1-mal geändert.

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inge
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von inge » 31.05.2017, 17:02

Also ich sehe hier nur schwarz.
LG
inge
Am Ende stellt sich die Frage:
Was hast du aus deinem Leben gemacht?
Was du dann wünschst getan zu haben, das tue jetzt.
( Erasmus von Rotterdam )

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kra
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Re: FOC, gpp und Toleranzen: Fragenliste

Beitrag von kra » 31.05.2017, 18:54

Also, die drei Gruppen sind jeweils excellent gematched. Welche jetzt bei dir besser fliegen kannst aber nur du selber sagen.

Wobei, 4 Pfeile/Gruppe wäre bei mir zu knapp, ich lasse schon mal gerne 2 Pfeile auf einem Turnier als Gabe an die Waldgötter zurück ???
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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