Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von fatz » 06.10.2015, 08:12

Wie weit traust du dich an die Grenze? Wenn ich mit 70# im Vollauszug und 70grad zwischen Pfeil und Sehne rechne
komm ich auf 911N also 93kg. Deine Sehne hat eine Bruchlast von 1373N (140kg).
Ich glaub ich wachs meinen Leinenfaden mal und schau, was das aendert, aber im Zweifel ist da eher die Qualitaet und
Laenge der Fasern entscheidend. Ich denk das wird damit so oder so ein ziemliches Kabel.

Ansonsten freu ich mich auf Bowster's Kurzwarenshop ;D
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 06.10.2015, 12:34

Sehnen aus vielen jedoch dünnen Fäden zu bauen birgt gewisse Schwierigkeiten. Mir ist zum Beispiel eine, ein halbes Schiffstau, auf dem aufgespannten Bogen gerissen. Die Sehne war stark eingedreht und hat schon Krangel gebildet. Dies ergab eine einseitige Belastung der einzelnen Fäden. So hat es auf einmal geknackst und einen Augeblick später gab es ein Geräusch wie wenn man ein Stück Stoff zerreisst. Der bogen hüpfte durchs ganze Klubhaus. Mit Sternzwirn und anderen dünnen Fäden empfehle ich daher aus 3 - 4 Fäden weitere Zwirne zu machen. Und so statt 40 Fäden 12 3er Zwirne zur Sehne zu machen. Das müsste auch mer Zugkraft aushalten.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Galighenna » 06.10.2015, 18:26

Das ist genau die Methode nach der man auch Seile dreht. Man fasst immer wenige einzelstränge zu einem "Zwirn" zusammen, den man dann wieder mit einigen wenigen weiteren Zwirnen zu einem dickeren Faden verzwirnt. Diese dickeren Fäden ergeben dann wieder verzwirnt ein dünnes Seil, das dann weiter zu immer dickeren Seilen verzwirbelt wird.
Ausserdem werden die einzelnen Stränge immer so verdreht, das sich beim nächsten Durchgang die Eindrehung der zugrundeligenden Zwirne wieder aufhebt, genau so wie man es bei einer Flämischen Sehne macht; Eine Drehung eindrehen und dann eine Drehung zusammen drehen usw.
Dadurch ist das spätere Seil neutral und reißfest.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 16.10.2015, 09:41

Jo, so wie's der Galighenna beschreibt steht's auch in der TBB Bd. 2. Da gibt's ein super Kapitel über Natursehnenbau. Die Optimale Strangzahl ist demnach 7 oder ein vielfaches von 7. Dabei werden alle Stränge gleichmäßig belastet und wenig gequetscht. Auch weniger geht, zb zwei Stränge mit jeweils 5 Strängen, hauptsache nie die 7 überschreiten, sonst werden im fertigen Seil einzelne Stränge außen stärker belastet, als die innen und dann gibt's das, was der Killerkarpfen beschrieben hat.

Ich weiß nicht, was ich von dem Garn vom Hermannski halten soll, sieht eher nach zweiter Qualität aus, außerdem überteuert.

ich würde eher sowas da empfehlen:
https://www.etsy.com/de/listing/210404646/patons-leinen-sewing-thread-nr-35-3?ref=related-1

oder gleich sowas, da sparst du dir die Arbeit, die Einzelstränge zuerst zu verzwirnen 8)
https://www.etsy.com/listing/199041103/black-hemp-cord-100lb-15mm-diameter-450?ref=shop_home_active_21

davon nimmst du zB. nur 2 oder 3 Stränge.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 31.10.2015, 00:24

Habe inzwischen den Leinenzwirn aus der Bucht geliefert bekommen. Macht einen vernünftigen Eindruck, soweit. Ist aber nicht mit meinem alten Schusterzwirn zu vergleichen, da ginge schon noch mehr. Ich mach bald mal Tests (zusammen mit Reißtests eines Seidenzwirns, den ich schon viel zu lange ungetestet rumliegen hab :) )

https://www.etsy.com/de/listing/170227430/heavy-duty-barbours-leinen-gewinde-nr-25?ref=related-4
Dieser Hier sieht meinem Schusterzwirn und dem Von Killerkarpfen genannten sehr ähnlich, das könnte auch was sein. Weiß sonst noch jemand Bezugsquellen für guten Leinen- oder Hanfzwirn?


Edit: bei dem verlinkten Zwirn hat es halt Versandkosten nach DE von € 21,58. Da könnte man sich ja zum Ausprobieren auf eine Sammelbestellung zusammentun. Freiwillige?

Grüße
Oscar
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von tommi370 » 31.10.2015, 14:00

Osboan hat geschrieben: Weiß sonst noch jemand Bezugsquellen für guten Leinen- oder Hanfzwirn?




ja, ich, dieses hier: http://www.ebay.de/itm/160988022210?_tr ... EBIDX%3AIT

Daraus habe ich schon etliche Sehnen gemacht und länger geschossen, bisher ohne Probleme. Den Preis von 6,-€ incl. Versand finde ich o.k. Das Garn reißt bei gut 30#, bei allen Zerreißproben etwa gleich.

Gruß
Thomas

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 31.10.2015, 15:11

@ tommi370
Dieses Garn ist zu dick und zu grob, das würde ich nicht empfehlen. Gut ich kann es auch nur nach den Fotos beurteilen.
Für eine gute Sehne braucht es Fäden die so 0.5 bis 0.7 mm dick sind. Um einen guten Spleiss zu machen sind je Strang 4 bis 7 Fäden ideal. Dickes grobes Garn ergibt zu dicke, schwere Sehnen.

Dieses Barburgarn das Osboan als letztes verlinkt hat sieht sehr gut aus.
Hier Das gibt es ja auch in weiss.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 31.10.2015, 15:42

Hoogen Garne / Zwirne sind meine Favoriten. Gutes Sattlergarn aus Leinen ist recht teuer aber das ist halt so. Diese Garne Stärke 20/6 oder 20/8 eignen sich sehr gut zum Sehnenbau

Das ist mein Favorit.

Und diese sind etwa gleich...
http://www.s24-onlineshop.de/Unterfaden-20-6-S-100-gr
http://www.s24-onlineshop.de/Oberfaden-20-6-Z-Rll-a-100-gr-s-br
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Galighenna » 02.11.2015, 08:42

Prima, das sind gute Quellen für starken Leinenzwirn. Sowas habe ich schon lange gesucht.
Danke!
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Osboan » 03.11.2015, 12:19

Danke Killerkarpfen, das sieht gut aus! Hab den Hoogen bis jetzt nur um ca. 36,- gefunden, das war mir dann doch zu teuer...
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Bowster » 03.11.2015, 14:11

killerkarpfen hat geschrieben:Hoogen Garne / Zwirne sind meine Favoriten. Gutes Sattlergarn aus Leinen ist recht teuer aber das ist halt so. Diese Garne Stärke 20/6 oder 20/8 eignen sich sehr gut zum Sehnenbau

Das ist mein Favorit.

Und diese sind etwa gleich...
http://www.s24-onlineshop.de/Unterfaden-20-6-S-100-gr
http://www.s24-onlineshop.de/Oberfaden-20-6-Z-Rll-a-100-gr-s-br

hast Du die Reissfähigkeit deines Favoriten bereits mal getestet, würde mich sehr interessieren.

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Schreiner » 03.11.2015, 15:55

Sehr interessantes Thema, wirklich! Aber kann man darauf gehen das allein die benötigten Strangzahlen vom Leinengarn der Dicke einer Dacronsehne entspricht? Das ist die Frage-> wieviel Fäden für welche Zuggewichte ;-)...

Grüssle
Schreiner

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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Galighenna » 03.11.2015, 16:58

Die Leinenfäden werden ja nicht gemessen was die Reißfestigkeit angeht. Deshalb ist man für eine bestimmte Qualität von einem bestimmten Hersteller immer darauf angewiesen selbst einen Versuch zu machen bei welcher Belastung das Garn reißt.

Wie Dick die Sehne letztlich wird hängt von der Qualität des Garns ab. Wenn das Garn eine sehr gute Qualität hat, kann eine Leinensehne genau so dünn oder sogar ein wenig Dünner sein als eine Sehne aus Dacron, wenn die Dacron Sehne mit dem normalen Maß an Sicherheit gebaut wurde.
Meistens sind Leinensehnen aber mindestens genau so dick oder geringfügig dicker.
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von killerkarpfen » 03.11.2015, 20:04

Ups so weit lehne ich mich nicht aus dem Fenster :o Dünner wie es mit Dacron möglich ist gehe ich mit Leinen nicht.

Mein guter Leinenzwirn ist dicker als Dacron, und eine Sehne aus bloss 6 Fäden ist mir zu gewagt. Um die Haltekraft zu steigern müssen sämtliche Fäden genau die gleiche Spannung aufweisen. Deshalb muss man eine Sehne auch einschiessen. Bei einer Flämichen Sehne mit mehreren Fäden ergibt sich meiner Vorstellung nach eine Art Polster das nachgibt wenn ein einzelner Faden überbelastet wird.
Zum andern habe ich ein sehr dünnes Garn für die Mittenwicklung das gleicht dann die minim dickere Sehne wieder aus.

PS Der Hoogenzwirn 20/6 reisst bei ca 15 Kg
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Re: Leinen-oder Seidengarn für Sehnenbau

Beitrag von Schreiner » 03.11.2015, 20:30

Um wieviel kräftiger in der Belastungsfähigkeit sollte die Sehne dann sein in Hinblick auf das Zuggewicht des Bogens?

Als Ausgangssituationsbeispiel eventuell jetzt bei einem Bogen mit 60 Ibs, wenn ein Faden (zB. Hooge Zwirn von killerkarpfen) 15 kg hält?

Was sind da so die Richtwerte?

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