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Wildkirsche

Verfasst: 22.08.2003, 22:01
von Taxus
Hallo allerseits,
kurz zur vorab möchte ich sagen, das ich jetzt schon eine Weile mitlese und dieses Seite absolut klasse finde. Ich habe schon etliche Anregungen aus den Beiträgen mitnehmen können.

Aber nun möchte ich auch mal aktiv mitmachen, und starte mit einer Frage.

Ich bin günstig an einige Stämmchen Wildkirsche (20-25 cm, 2,2m lang) gekommen. Hat jemand damit Erfahrung?

Wie gut ist Wildkirsche zum Bogenbau geeignet?

Muß ich den Splint abtragen, oder kann ich den mit verwenden?


Grüße
Taxus

Verfasst: 22.08.2003, 23:10
von Archiv
Wildkirsche selbst habe ich noch nicht verarbeitet, soll aber ziemlich gutes Material sein. Ob mit oder ohne Splint kann ich dir leider nicht sagen.
Wichtig ist auf jeden Fall die Stämme gut trocknen zu lassen. Und vergiss das versiegeln der Schnittflächen nicht!

black cherry

Verfasst: 23.08.2003, 00:32
von Ravenheart
habe diverse Bogen aus Black Cherry gebaut, is ne Schwarzkirsche aus Ameriko...

Weiß zwar nicht, wie wild die war (lol), aber wenn Kirsche ähnlich Kirsche is, gibt das gaaaaanz feine Pfeilschleudern!

Mach und berichte!!!!!

Rabe

Cherry

Verfasst: 26.10.2003, 13:18
von Nacanina
Ich habe schon aus Wildkirsche einen Bogen gebaut und kenne auch den Beitrag in der Boyer´s Bible über Black Cherry: Wildkirsche (Prunus avium) ist Halbringporig und extrem schön! Aber es ist ein sehr weiches Holz (einerseits gut zu bearbeiten- andererseits hält es nicht viel aus). Die Spezifische dichte liegt bei 0,52-0,62, genau wie bei Black Cherry (Prunus serotina). Du mußt also lang und/oder breit bauen und ev ein Backing drauf kleben. Ich habe Sehne genommen, allerdings war mein Stave auch sehr drehwüchsig.
Als Griffverstärkung kann ich es nicht empfehlen.
ein sehnenbelegter Eibenbogen ist mir im Griff zusammengeklappt, weil der druntergeklebte Kirschholzgriff nicht gehalten hat. :-(

Wildkirsche laminieren?

Verfasst: 26.10.2003, 21:26
von Mathias
Ich muss zu diesem Thema noch eine Frage nachschieben.
Könnte man eine Wildkirsche nicht Laminieren (mit Hickory oder Ahorn)?

Verfasst: 26.10.2003, 22:48
von Bowina
ich bin hier gerade am testen...
mein Vater hat mir Kirsche gegeben (lag mal so eben 20 Jahre auf seinem Dachboden herum)
Leider hat er die anno domini in Bretter zerlegt, ca.5cm breit und 2m lang.
Er hat mir jeweils rechts und links etwas von den Brettern abgeschnitten, so daß ich nun Rohlinge mit Rinde habe...2m lang, 5cm breit und 5cm dick...
Jetzt hab ich angefangen aus einem , einen Bogen zu machen (Kinderbogen).
Nachdem die Rinde weg war, kam ein wunderschöner Bogenrücken zum vorschein.
das Holz ist hart, recht verwunden (snakebow)
und a weng kompliziert zu bearbeiten.
Er fängt viel früher an zu "laufen" als ich dachte...
Er biegt sich schön weich...
Schau mer mal ob das was wird...demnächst wird er getillert (biegetest hat er locker überstanden)
wenn er fertich ist sach ich nochmal bescheid...

kirsche

Verfasst: 27.10.2003, 07:00
von eddgar
vom holz her müßte kirsche=kirsche sein.

prunus avium ist die grundlage für unseren obstanbau, die meisten edelkirschen werden auf dieser unterlage veredelt (auch pflaumen und zwetschken).

prunus serotina (amerikanische trauben-kirsche) ist eine amerikanische wildkirschen art und hat ihr europäisches gegenstück in prunus padus (europäische trauben-kirache). das ist die kirsche, die im sommer häufig völlig in ein gespinnst eingehüllt ist, weil sie die leibspeise der gespinnstmotte ist. prunus serotina wird nicht befallen.

alles klar? ;-)


@nacanina

nein! ich meinte ob wild-kirsche oder edel-kirsche, das ist egal.und wenn man aus prunus serotina einen bogen bauen kann, dann müssts auch mit prunus padus gehen, denn die beiden sind so gut wie deckungsgleich im standort + wuchs.

allerding ist die holzqualität von dem was wir so kirsche nennen und den trauben-kirschen sicher sehr unterschiedlich, da sie verschiedene lebensräume besiedelen und als pflanze völlig unterschiedliche eigenschaften haben. trauben-kirsche müsste weicher sein.

prunus hat nur 200 arten und ich meinte nicht die mandel, schlehe, den pfirsich oder die lorbeer-kirsche.:) :) :)

@eddgar

Verfasst: 27.10.2003, 09:16
von Nacanina
ich muß dir widersprechen. Nur, weil beides Prunusarten sind, muß das Holz nicht ähnlich sein- kann es aber. Denn zur Gattung Prunus mit über 400 Arten auf mehreren Kontinenten hat sehr unterschiedliche ökologische Verhaltensweisen und die korrespondieren natürlich mit dem inneren Aufbau und mit morphologischen Merkmalen. Pflaumenholz kann man ja auch nicht mit Kirschholz vergleichen, und das von P. padus (gem. Traubenkirsche) soll ja noch weicher sein und zu fast nichts zu gebrauchen. Müßte ja auch ähnlich sein...
;-)

@ Rabe und Bowina

Verfasst: 27.10.2003, 09:26
von Nacanina
Ich habe noch mal nachgesehen in der TBB. Der Bogen von Tim Baker ist immerhin 73" lang und mit Rohhaut gebackt!!! Er schreibt, dass das Holz etwas schlechter auf Zug reagiert, wie auf Druck. Das deckt sich mit meiner (singulären) Erfahrung. Mein Stave war ein 6tel Stamm, selbst geschlagen, halb trocken. Dann habe ich ihn mir von einem Freund ganz grob aussägen lassen. Beim Trocknen bekam der Stave einen sehr starken Drehwuchs. Ich wollte aber trotzdem ;D ! Habe gedämpft und anschließend mit Sehne belegt. Dann habe ich ihm wohl zu viel zugemutet. Er biegt sehr weit außen auf einer kurzen Länge. Da poppte mir denn auch ein Jahrring ab, an der Seite. Egal schmaler gemacht, Kinderbogen. Getillert , geschosssen, OK. Nach 4 Wochen schwache Stelle... Ihr seht, man muß holzgerecht bauen, wie Tim Baker. Also schön laaaang!

Wildkirsche ist druckstabil

Verfasst: 27.10.2003, 18:57
von Snake-Jo
Habe einige Bogen aus Wildkirsche gebaut )p. avium) und auch 2 aus Black-Cherry (P. serotina). Auch bei dem Holz der Wildkirsche kommt es sehr auf das einzelne Stück an. Habe bislang noch keinen Bogen aus Süßkirsche (Zuchtform) geschrottet, sehr wohl aber einen aus P. serotina.
Fazit: Standardisierten Bruchtest machen!!!! entweder nach den Vorgaben von Tim Baker oder nach den von mir etwas abgewandelten (s. tb 11, S. 28-37).
Hat man das richtige Stück erwischt, kann man damit Selfbows herstellen, gänzlich ohne Backing, allerding breit bauen, ab ca 45 mm und schön lang (Größe des Schützen + 5 %).
Ich nehme Süßkirsche als Backing, wenn sie breite Jahresringe hat (ca 8-10 mm), ist dann sehr zugstabil.
Ansonsten stimme ich meinen Vor-Schreibern mal wieder zu.
:-o

Verfasst: 24.11.2003, 18:10
von harry
Hab jetz auch eine Kirsche bekommen.
Mich würde sehr interessieren was mit dem Splint los ist .Kann man verwenden oder nicht?

Verfasst: 25.11.2003, 02:45
von Ravenheart
...der Splint is das Beste, ...

Rabe

Re: Wildkirsche

Verfasst: 11.11.2007, 12:55
von Rifle
Hallo,

ist schon lange nichts mehr über Wildkirsche geschrieben worden, aber ich will kein neues Thema eröffnen.

Letztes Jahr habe ich mir einige Wildkirschenstücke gesichert (Stadtbereinigung). Irgendwann werde ich daraus Selfbögen machen, habe keine Erfahrung mit Kirsche bis jetzt.
Zu meiner Frage:
Hat jemand Erfahrungen mit dem Dämpfen/Biegen von Wildkirsche?
Ich möchte daraus Siyahs machen. Entweder aus einem Stück, oder aus drei Schichten laminiert.

Dake für Erfahrungsberichte...

P.S.: Falls jemand Siyahs aus Wildkirsche für eine schlechte Idee hält (Snake-Jo?), bitte schimpfen...

Re: Wildkirsche

Verfasst: 12.11.2007, 11:46
von Ravenheart
Kirsche lässt sich sehr gut Dampfbiegen und bleibt auch gut Formstabil danach.

Einziger Nachteil: Verfärbungen der Oberfläche, die man aber wegschleifen kann... Dafür also etwas Materialspielraum einplanen!

Rabe

Tipp: Beim Biegen nicht nur die Recurves im Blick haben, sondern auch die Längsachse! Es kann zu seitlichem Verziehen kommen!!

Re: Wildkirsche

Verfasst: 12.11.2007, 18:40
von Rifle
Danke für die Antwort Rabe. :)

Ich bin schon ungeduldig geworden und habe es an einem kleinen Stück ausprobiert. Geht wirklich ganz gut. Meinst Du dieses purpurrote Verfärben der Frühholzschicht? Ich finde das sieht ganz nett aus. ;D