Rohhaut als Backing

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Rohhaut als Backing

Beitrag von Archiv » 07.04.2004, 21:31

Hallo Zusammen,
ich hab vor kurzem eine ganze (komplette haut) Rohhaut bekommen, zusammengerollt und bockelhart.
Möchte diese irgendwann als Backing für ´nen Eibenbogen nehmen. Hat irgendjemand Erfahrung mit dem Aufweichen, Schneiden, Vorbehandeln von Rohhäuten und ist bereit, diese Erfahrungen auch weiterzugeben?

Gut wär auch einiges über Kleber und deren Erfahrungen.

AEIOU
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stichwort "rohhaut"

Beitrag von AEIOU » 08.04.2004, 08:57

ja, was hast du denn für eine rohhaut?
ist sie dick, dann ist es meistens rind oder kalb. dann am besten:
1) dünner schleifen - von der hautseite her (evtll auch zum "stückeln" im griff spleissen (=etwas längere geschichte) auf die bogenarmbreite + 1mm zuschneiden
2) bogenrücken entfetten. rohhaut entfetten (da das ding mit der hautseite auf den bogenrücken geklebt wird, ist da meistens fett dran...)
3) in lauwarmem wasser einweichen bis es schön weich ist
4) rohhaut und bogenrücken mit leim (ponal blau oder hautleim) einstreichen.
5) aufkleben und mit je einer mullbinde pro bogenarm umwickeln und trocknen lassen... mit back set oder ohne ... je nach lust und laune.
6) nach dem trocknen die seiten schleifen und die rohhaut gegen feuchtigkeit versiegeln. ich nehme dazu spannlack aus dem flugzeugmodellbaubereich. der bringt zusätzliche spannung in die rohhaut.

ich hoff ich hab nix vergessen.

wennst willst kannst wickeln und oder zur verziehrung eine zweite schicht "geschnitzte" rohhaut anbringen - so lässt sich z.b. der elbenbogen nachgestalten (frag rohbau - der hat das schon gemacht!)

so schaut´s mitten in der arbeit mit rohhaut aus:
Bild Bild
?^^^^^^? AE?OU ?^^^^^?

"Die Geschichte von Bogen und Pfeil ist die Geschichte der Menschheit."

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doralf.vom.wald
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@AEIOU Nix vergessen!

Beitrag von doralf.vom.wald » 08.04.2004, 11:09

Genau so wird es gemacht.
Glück hast du, wenn du Rohhaut von der Ziege hast, die ist schön dünn aber sehr stabil. Wenn du Naturleim nehmen willst, dann Hasenhautleim mit etwas Fischblase. Diese Mischung hat eine höhere Klebekraft als reiner Knochenleim. Das Wichtigste ist aber das Entfetten mit Aceton, Diäthyläther, o.ä.

Beim Festwickeln darauf achten, daß deine Mullbinde (oder Gummischlauch) breitflächig aufliegt, sonst sieht man hinterher das Wickelmuster. Und Laaaange genug trocknen lassen, je nach Raumtemperatur kann das schon einige Tage (Woche) dauern. Geduld ist angesagt.

Aber jetzt: Viel Erfolg damit

Doralf
Mittelaltergruppe Veluptes tectorum

Julia
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Klingt das gruselig...

Beitrag von Julia » 08.04.2004, 11:31

Hasenhautleim, Fischblase...
Ne Freundin von mir erträgt nicht mal, wenn man auf ne Hasen-Tierbildauflage schießt, hoffentlich liest sie das hier nie...
Die fällt ins Koma!
:D

Auch meinerseits danke für die Tipps, ist sehr lehrreich!
8-)
>>>--------> ((o)) <--------<<<
Vorw?rts auf dem Weg konsequenten Voranschreitens!!!

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Nacanina
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Beitrag von Nacanina » 08.04.2004, 12:33

guter Hautleim ist ja immer aus Hasenhaut (eigentlich Kaninchen, aber das bekommen die Leute nicht auseinander).
Fischblasenleim ist wohl nicht nötig und auch hygroskopisch. Reh und Hirsch geht auch sehr gut!
Wegen der zusammengerollten Rohhaut:
einweichen und möglichst glatt in einen Rahmen spannen (Dachlatten, entweder binden oder nageln). Dann trocknen lassen und die plane Haut beliebig schneiden.
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

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RE: stichwort "rohhaut"

Beitrag von Archiv » 08.04.2004, 19:46

hallo AEIOU und alle anderen,
das ist eine von nem rind, da ziemlich dick (ca 2 mm), erstmal dankschön für die sehr hilfreichen hiweise und tips.
hoffentlich raff ich alles.
ich will nur ne eibenbohle damit belegen da diese keinerlei splint hat.
werde über den verlauf hier berichten.
schöne ostern allen
richard

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Ravenheart
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hmmmm... schade...

Beitrag von Ravenheart » 08.04.2004, 21:38

...ein 4-6 mm - Holzbacking aus Ulme oder Hickory würde einen wesentlich besseren Bogen geben! Schade um das schöne Eibenholz....

Grund: Rohhaut wirkt kaum Leistungssteigernd; die dehnt sich nur, hat aber wenig "Dynamik", sprich Elastizität.

Ein Holzbacking hingegen, auf Eibenkern; das bringt richtig WUMM!


Denk doch noch mal drüber nach...

Rabe

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RE: hmmmm... schade...

Beitrag von Archiv » 08.04.2004, 21:49

hy rabe,
stimmt schon, mit hickory 3 mm hat´s mir den letzten eibe beim tillern gesprengt.
seid dem hab ich kein vertrauen in hickory,
mit ulme werd ich gleich ausprobieren.
aber eibe braucht zum spannung aufbauen keinen zusatz, dachte die sehne gibt ein wenig sicherheit vorm aufsplittern.
in der bibel der bogenbauer steht drin, eibe geht auch ohne splint - so ist das rohhautgedööns nur ein sicherheitsaspekt von mir.
danke trotzdem
richard

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kra
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Beitrag von kra » 11.04.2004, 09:56

Hat jemand Erfahrung damit, Rohhaut mit Epoxy zu verkleben?
Hintergrund ist ein defektes Bambusbacking (gerissene Fasern und ein langer Streifen an dem sich der Bambus abgehoben hat) das ich flicken will. Die eigentliche Schwachstelle habe ich mit Epoxy geklebt und möchte nun ein "Pflaster" zur Entlastung drauf setzen. Aber ich habe bereits 2x Probleme mit Hautleim bekommen, da anscheinend die Feuchtigkeit dem (zugegebnermaßen nicht sehr hochwertigen Baumarkt-)Bambus zugesetzt hat und dem Anschein nach, die Epoxyklebung unterwandert hat (??, Farbveränderungen im Material). Deshalb würde ich es gerne mit einem nicht-wasserhaltigen Kleber versuchen.

(Bild folgt)
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Taran
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Rohhaut mit Epoxy

Beitrag von Taran » 11.04.2004, 10:05

Eigentlich bist ja du der Epoxy-Experte, kra, aber wenn du schon deinem r&g nicht ganz traust...
Ich finde, dass Epoxy vielleicht weniger elastisch ist als die Rohhaut und daher eigentlich nicht dazu passt. Andererseits ist Weißleim doch nicht so "nass" wie Hautleim... oder du nimmst einen guten Kontaktkleber...
Am sichersten wäre immer noch eine Wicklung, denke ich mal. Die ist auch "offen", so dass mehr Feuchtigkeit nach außen entweichen kann und vielleicht nicht soviel nach innen wandert. Ein wenig Epoxy unter die Wicklung geht ja auch.
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Beitrag von Nacanina » 11.04.2004, 10:34

nach TBB soll Epoxy nicht mit Rohhaut gehen.
Habe aber keine eigenen Erfahrungen.
Nimm doch wie Taran schreibt. Ponal blau.
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RE: Rohhaut mit Epoxy

Beitrag von Archiv » 11.04.2004, 10:34

hallo kra, servus stefan,
du hast in egenhausen ja mit meinem bambus-recurve geschossen, ich hab gerade den 4. bambus-osage in bearbeitung und nehm dazu nen weißleim : kleibit 303 von kleiberit. versuchs doch mal mit diesem, wird zwar grünlich nach dem aushärten, was bei einer dünnen klebefläche nicht auffällt. er ist wasserfest, ein k3 kleber und ich hab eigentlich recht gute erfahrung damit gemacht.
mit der rohhaut könnte ich dir aushelfen, hab aber noch nicht mit dem aufweichn begonnen.
schöne ostern noch
richard

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Beitrag von kra » 11.04.2004, 10:54

Allerseits fröhlich Ostern zu erst mal,

Vielen Dank für die prompten Reaktionen.
@bögli, Danke für das Angebot, aber Material habe ich ausreichend.
Das Bambusbacking ist nicht sehr dick an der Stelle und wie du, Taran, schon vermutest hast traue ich dem Epoxy hier nicht so ganz, der Rücken ist ziemlich verletzt an dieser Stelle :-( und 2 Rohhautversuche habe ich bereits hinter mir. Aber eine Wicklung würde nur den Splint niederhalten, aber keine Kraft in Zugrichtung aufnehmen können. Und mit der Rohhaut möchte ich beide Fliegen (abheben des Splintes und Zugentlastung) mit einer "Rohhaut" schlagen.

Hier das Problemkind
Bild

Evtl. versuche ich es doch nochmal mit Hautleim... vielleicht vorher Grundieren mit stark verdünntem Hautleim?

--
Der Unterschied zw. Epoxy und Rohhaut in der Elastizität war es auch (u.a.) der mich zögern ließ.
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Foto

Beitrag von Taran » 11.04.2004, 11:17

Ist das ein Spleiß, was ich da sehe, oder ist das der Riss?
Da Bambus so eklig hygroskopisch ist, wird die Feuchtigkeit immer irgendwohin wandern, wo du sie nicht haben willst...
Wie wärs mit Seide als "Flicken"? Nimmt Zug gut auf. Mehrere Schichten vielleicht, dünn auslaufend. Dann noch wickeln, damit nichts nach oben "ausweichen" kann und die Formschlüssigkeit der Klebung gewahrt bleibt...

Frohe Ostern auch! und dein Jüngster soll die Ostereier nicht mit der Speerschleuder suchen!:D
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Beitrag von kra » 11.04.2004, 11:45

Das Diagonale ist der Ursprung des Problems (verm. mit der Ziehklinge abgekommen und die obersten Fasren angeschnitten oder ein Schlag mit dner scharfen Kante), die davon nach links abgehenden Linien die Bruchkanten des Splints.

Vielleicht nehme ich auch etwas Leinenstoff (den habe ich zumindest, bei Seide sieht es mau aus ;-) ).

Da wir mit Freunden feiern und die selber mit drei Kindern anrücken werde ich die Waffen bis nach dem Mittagessen unter Verschluß halten... und wenn die Eier gesucht und verteilt sind und alle satt und friedlich sind :engel können sie gerne eine Runde werfen und schießen. :-) :D
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