Robinie sauer

Hölzer, Kleber, etc.
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Ravenheart
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Robinie sauer

Beitrag von Ravenheart » 22.04.2004, 10:22

Ich habe einige schöne Robinienstämme, die leider schon lange und feucht rumlagen, bis ich sie abgegriffen habe. Schon beim Spalten war ein intensiv saurer Geruch spürbar, die Holzoberfläche unter der Borke war schleimig.

Da ca. 3 cm der äußeren Ringe unter 2 mm dick sind, erst dann brauchbare Ringe kommen, habe ich die Borke entfernt und das Holz trotzdem mitgenommen.

Nach einigen Tagen der Trocknung war der saure Geruch auch verschwunden.

Nun, nach einigen Monaten, habe ich nun davon den ersten Stave in die Bearbeitung genommen; schon nach den ersten Spänen, die ich mit dem Ziehmesser abzog, war der ganze Keller von geradezu beißendem sauren Gestank erfüllt.

Auch das tiefer liegende Holz des ersten breiteren Ringes riecht sauer.

Wie schätzen das unsere Holzfachleute ein? Ist das Holz noch verwendbar, oder hat die Säure die Eiweißbindungen bzw. die Cellulose bereits so angegriffen, dass es nur noch Müll ist?

Rabe

amadeus
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Achtung Robinie ist giftig !!!!!!!!!

Beitrag von amadeus » 22.04.2004, 11:19

Das was Du da als "sauer" beschreibst ist in der Tat eine unangenehme Eigenschaft der Scheinakazie.
Ich hoffe Du hast noch nicht davon gekostet.

Zitat aus "Giftpflanzen und Gifttiere "
von Horst Altmann

"""""Das Gift der Robinie befindet sich vor allem in der Rinde,weniger in den Blättern und den Samen.
Wirkung:
Agglutinierend auf Erythrozyten und gewebszerstörend.
Vergiftungserscheeinungen:
Bei Verzehr von Samen durch Kinder Übelkeit,Erbrechen,Bauchschmerzen,und Durchfall.
Schwere Vergiftungen wurden bei Tieren(Pferde,Rinder)beobachtet nach Einnahme der Rinde:Tachykardie,Kolaps,Tod.
Therapie:
Bei Einnahme von mehr als fünf Samen primäre Giftentfernu(Erbrechen),Kohlegabe,
symtomatische Therapie."""""

Mit der Verarbeitung dieses Holzes ist also nicht zu Spaßen.
Atemschutz (vor Staub) und gründliches Händewaschen hinterher müßten für den Bogenbauer selbst ausreichen. Verbrennen ,vergraben und Gründliches entsorgen des Abfalls den Rest seiner Umwelt ausreichend vor Übel bewahren.

Mfg Amadeus

P.S.Hat eigentlich schon einmal jemand unangenehme Erfahrungen mit dem Gift der Robinie gemacht????
So Long AMADEUS

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@amadeus

Beitrag von Ravenheart » 22.04.2004, 11:28

...hehe, danke für den gut gemeinten Hinweis, aber neben der Tatsache, dass ich das weiß (hier guckst Du: Link ) ;-)

habe ich schon einige Robinien "verarbeitet", und die waren nicht sauer! Diese sind es!

Rabe

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RE: Achtung Robinie ist giftig !!!!!!!!!

Beitrag von Archiv » 22.04.2004, 14:28

Original geschrieben von amadeus
"""""Das Gift der Robinie befindet sich vor allem in der Rinde,weniger in den Blättern und den Samen.


Da ich die nicht bogentauglichen Robinien zu Weidepfosten verarbeite, (150g Rinde sind die tödlich Dosis für ein Pferd) hab ich diese Woche mit unserem Förster drüber geredet. Das Gift befindet sich zum größten Anteil im Bast. Ich denke, da niemand den Bast schleift (oder doch?) dürfte es beim Bogenbauen keine Vergiftungen geben.

@rabe
weißt Du wie lange das Holz draußen lag? Ich hab nämich selber einiger dieser Exemplare.
(denke die werde ich nach Berlin mitnehmen :lalala )

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@ benz: klar doch!

Beitrag von Ravenheart » 22.04.2004, 14:37

Geschlagen wurden sie im September, eingesammelt habe ich sie im folgenden Juni!

Rabe

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RE: @ benz: klar doch!

Beitrag von Archiv » 22.04.2004, 22:30

Original geschrieben von ravenheart
Geschlagen wurden sie im September, eingesammelt habe ich sie im folgenden Juni!
Rabe


Also unser Förster meint, das dürfte dem Kernholz nichts ausgemacht haben.
Ich bin gespannt auf Deinen weiteren Erfahrungsbericht.
benzi

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Beitrag von Haebbie » 23.04.2004, 08:45

@ Rabe

Da kann ich Benzi bestätigen. Die Robinie, die ich nach einem Jahr draußen liegen und einem weiteren Jahr im Trockenen verarbeitet habe hat im Splint tierisch gestunken, wie eine vergammelte Konserve. Aber der Kern war einwandfrei - mal von dem eh eigentümlichen Geruch von Robinienholz abgesehen. Und was sagt Dein Biege-Bruchtest bei dem Stinkezeug?
... let your arrows fly

Herbert

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Biege-Bruchtest

Beitrag von Ravenheart » 23.04.2004, 09:05

Die Zugfestigkeit ist gut, allerdings scheint das Holz spröder als gewohnt zu sein...(bricht bei scharfer Biegung)

Das waren aber erst die dünnen Splintringe; den Kern lege ich erst gerade frei, da habe ich noch nix abgeschnitten. Das kommt, wenn ich den Stave auf Breite schneide.

Rabe

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Beitrag von Nacanina » 25.04.2004, 20:16

Vergiftungen von Menschen durch Rindgenuß oder Holzfraß sind wahrscheinlich eher selten.
Wirklich gefährlich sind die kleinen niedlichen Samen für Kinder!
der saure Geruch kommt von normalen Gärprozessen (-OH) Verbindungen, die natürlich etwas mit Zerstzung zu tun haben. Borkenkäfer erkennen an dem Geruch, ob es einem Baum schlecht geht, oder ob er sich noch wehren kann.
Andereseits gilt die Robinie als der gegen Verrottung am Besten gerüstete Baum, der bei uns wachsen kann.
Meiner Erinnerung nach hat Eiche Schutzklasse III und Robinie als einzige Baumart Schutzklasse II. (darüber d. h. Schutzklasse I wird natürlich von best. Tropenhölzern besetzt)
Kommt halt drauf an, was vergoren wurde...
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

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Zwischenstand

Beitrag von Ravenheart » 26.04.2004, 09:05

Der aktuelle Bogen ist nix geworden, da ein (von außen nicht sichtbarer) Trockenriss im oberen WA diesen unbrauchbar machte ;(

Übrig geblieben ist nur ein Rohling von 1,16 m Länge, den ich gelegentlich zu einem Kinderbogen verarbeiten werde; um die tatsächliche Leistungsfähigkeit des Holzes zu erfahren, muss ich aber den nächsten aus der "Serie" verarbeiten; das wird einige Tage dauern.

Fortsetzung folgt... ;-)

Rabe

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Beitrag von Nacanina » 26.04.2004, 13:28

Hallo Rabe,
ich habe noch mal nachgedacht.
Vor ein paar Jahren habe ich eine Robinie schlagen lassen, die roch auch so wie von dir beschrieben.
Sie hatte allerdings schwarze radiale Streifen, die in der Markröhre begannen und sich fast bis außen fortsetzten. Ich habe damals vermutet, dass es ein Pilz gewesen sein muß. So etwas kenne ich von Hallimasch.
Bei dem heißen die Dinger Rhizomorphen.
Aber das hilft ja auch nicht weiter bei deiner ursprünglichen Frage.
Wenn du deinen Experimentalgeist machen läßt, baust du halt Bögen daraus- wenn du vorsichtiger bist, machst du Brennholz (lach).
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na, das stößt aber sauer auf...

Beitrag von Snake-Jo » 26.04.2004, 13:56

mmmh, Rabe, ich versteh ja, dass die Partnerin sauer wird, wenn man zuviele Bögen baut, aber das du die Robinie versauern läßt...
Schade um das schöne Bogenholz!!!:tsktsk

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RE: na, das stößt aber sauer auf...

Beitrag von Ravenheart » 26.04.2004, 14:46

Original geschrieben von Snake-Jo
... aber das du die Robinie versauern läßt...
Schade um das schöne Bogenholz!!!:tsktsk


...der Aufstoßer muss aber heftig gewesen sein, dass er bis auf die Augen durchschlägt, rofl:

Original geschrieben von ravenheart
Ich habe einige schöne Robinienstämme, [red]die leider schon lange und feucht rumlagen, bis ich sie abgegriffen habe. [/red]


:) :) :)

Rabe

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RE: Robinie sauer

Beitrag von Snake-Jo » 28.04.2004, 11:27

Original geschrieben von ravenheart

Ich habe einige schöne Robinienstämme, die leider schon lange und feucht rumlagen, bis ich sie abgegriffen habe.


Sieht man schon an meinen Augen auf dem nebenstehenden Bild, wie ich sowas sehe: schlitzartig eng!:D
abgreifen: neudeutsch; Bedeutung: aufnehmen, wegnehmen
Frage: woher? Von deinem Grundstück oder ganz woanders? (s. Zitat, fehlt dort)
Aber das sind Spitzfindigkeiten ;-)
Mal konkret: Habe noch einige Bruchtests mit Robinie laufen, um mehr Aussagen zum Verhalten von engen Ringen und Splintholz zu bekommen.

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Beitrag von Ravenheart » 28.04.2004, 13:24

...nö, auf meinem Grundstück gibt es keine bogenbautauglichen Bäume ... mehr. :) :) :)

Bin auf die Bruchtest- Ergebnisse sehr gespannt!

Leider ist meine Bandsäge noch nicht funktionsfähig, bisher säge ich von Hand... daher scheue ich die Mühe, den standadisierten Test zu machen; kommt Zeit, kommt Säge, kommt Test! Habe da schon einige "Fragen" offen...

Rabe

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