Holzsegmente einsetzen

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jerryhill
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Holzsegmente einsetzen

Beitrag von jerryhill » 02.05.2009, 10:28

Auf dem Bauch eines Kurzbogens aus Maulbeere begann sich ein feines Netz kaum sichtbarer Stauchrisse an den am meisten biegenden Stellen beider Wurfarme zu bilden. Ich habe nun in den Bereichen Holz herausgenommen und Segmente aus Osage mit stehenden Jahresringen eingeleimt. Diese müssen wohl vor Biegebelastung mit Sehne gewickelt werden. Die meiste Last ist wohl in der Mitte der Segmente zu erwarten. Aber da auf der Bogenrücken etwas wellig ist, werde ich voraussichtlich trotz Prüfung mit dem Bogentaster etwas nachtillern müssen, zumal ich vorhabe, die Biegebelastung auch etwas gleichmässiger über den Wurfarm zu verteilen. Was könnte ich tun, um nicht nach jeder Materialabnahmen vor erneutem Biegen wieder mit Sehne wickeln zu müssen? Das wäre ja eine Schildbürgerarbeit. Und werden die Stösse Holz an Holz stabil genug sein, oder müsste man Hornstreifen einleimen? Anbei, die Arbeit die ich mir gerade mache erscheint mir von Zeitaufwand und Anspruch immer noch besser als im Falle eines Neubaus für einen weiteren Sehnenbelag das langweilige, stupide Ausfasern von Sehne.  Mit freundlichen Grüssen, jerry
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the_Toaster (✝)
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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von the_Toaster (✝) » 02.05.2009, 21:12

Wenn Du die Pflaster hauchdünn, so dünn wie Papier auslaufen lässt, dann brauchts fürs Tillern, ein guter Kleber vorausgesetzt, erstmal keine Wicklung.
Erst beim schussfertigen Bogen machste dann ne Wicklung drauf.

Jemand anderer Meinung?
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Heidjer
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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von Heidjer » 02.05.2009, 21:40

Ich würde keine Wicklung für ein Pflaster auf der Bauchseite machen. Bei Verwendung eines guten Klebers oder Leimes sollte es so halten. Zumal eigentlich nur Druckkräfte auftreten und man die Stellen immer sieht und Beobachten kann.

Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Squid (✝)
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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von Squid (✝) » 03.05.2009, 01:08

Nächstes Mal verplankst du den kompletten Belly:
2-3 mm abhobeln und dann 3 - 4 mm Osage einkleben, am Griff dünn auslaufen lassen, dort ggf. mit der Heissluftpistolle hinsichtlich der Form nachhelfen.
Nachtillern, fertig.
Damit vermeidest du "Auslaufzonen" und auch die Gefahr, dass im nicht aufgepolsterten Bereich neue Stauchrisse entstehen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

jerryhill
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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von jerryhill » 04.05.2009, 10:15

danke. also in der Mitte speziell ist das Bellystück schon gefährdet abzuheben, weil es durch leichten Reflex im Wurfarm bestrebt ist, sich abzuheben (Trocken probiert. Durchgehendes Belly kann man einsetzen, wenn man Holz dafür hat. Wenn nicht, muss man sich halt mit dem behelfen was da ist oder den Bogen wegwerfen  :)
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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von Christopher » 04.05.2009, 20:32

Hallo
wird Zeit, dass ich mich auch mal wieder melde...
bei meinem Maulbeerbogen sind auch solche Stauchfalten aufgetreten, und ich habe mit etwas Horn gefaced. hat auch gut funktioniert, nur am anderen WA sind später auch Stauchfalten aufgetreten... ich überlege aber, ob man die nicht einfach lassen kann, weil sie wirklich sehr oberflächlich sind... eine "Komplettbeplankung" kommt bei mir nicht in Frage, da der Bogen snaky ist..
Maulbeere ist wohl doch nicht so druckfest wie ich dachte... seltsam ist allerdings, dass meine (geschätzte)70# Maulbeere hält. der Bogen mit Stauchfalten ist aber recurved und schmaler, aber hat auch nur vielleicht 45#. vielleicht nimmt die Gefahr für Stauchrisse auch mit zunehmenden Biegeradien zu und "ein paar Pfund mehr oder weniger" fallen nicht so ins Gewicht, was meint ihr?
Du hast die Macht, missbrauche sie!!!

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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von Squid (✝) » 04.05.2009, 21:06

Ja!
Enge Biegeradien sind deutlich relevanter für die Entstehung von Stauchrissen, als das Zuggewicht.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von jerryhill » 05.05.2009, 10:21

An Horn hatte ich auch gedacht. Aber weil der Reflex nicht gar so stark ist, wollte ich das lieber bei einem von vornherein geplanten Projekt machen. Gar so viel Horn haben ja die meisten auch nicht. Und Osagebögen mit den Kriterien wie der Delinquent hielten, der Osagerest lag schon lange da, eigentlich als Notreserve zum Zerspanen, falls mal die Färbespäne ausgehen. Habe gerade angefangen, die Pflaster zu tillern.
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Re: Holzsegmente einsetzen

Beitrag von Ravenheart » 05.05.2009, 13:02

Squid hat geschrieben:Enge Biegeradien sind deutlich relevanter für die Entstehung von Stauchrissen, als das Zuggewicht.


Eigentlich ist es beides nicht; jedenfalls nicht direkt!

Richtig ist: Zwei gleich dicke/starke Bogen nebeneinander geklebt, sind doppelt so stark, zeigen aber dennoch nicht eher Brüche als jeder einzeln es täte.
Aber: Ein doppelt so starker Bogen mit gleicher Breite, kann schon bei einer Krümmung Brüche bekommen, die der Schwächere problemlos verträgt.

Damit die Zellen kollabieren, müssen sie um ein bestimmtes Maß UND mit einer bestimmten Kraft zusammengedrückt werden. Ein schwächerer Bogen ist auch dünner, daher reduziert sich bei gleicher Krümmung auch die Längen-Stauchung der Bauchseite (verglichen mit nem dickeren/stärkeren).

Ein sehr starker (und damit relativ dicker) Bogen kann bei wesentlich geringerer Krümmung schon Brüche zeigen, als ein schwächerer, weil das Maß der Stauchung identisch ist.

Es hängt also eher vom Profil (flach oder D) und der Länge des Bogens ab, wann die kritische Grenze überschritten wird.

Rabe

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