No.1 Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

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Blacksmith77K
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No.1 Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Blacksmith77K » 18.09.2010, 22:37

Hallo liebe Leute,

ich stelle mich erstmal kurz vor: Ich bin der Michael, 33 Jahre alt und komme aus dem süd-westlichen Saarland. Von Mittelalter-Märkten geprägt kam ich auf die glorreiche Idee, einen eigenen Selfbow aus Hollunder zu bauen.

Holunder hat sich geradezu angeboten, weil die Staves in unserer Gegend hier gut und gerne 15-25cm Durchmesser haben. Den Stamm den ich mir geschnitten habe wurde zuerst gespalten, dann getrocknet.

Der Stave hat/hatte einen starken Reflex, ca. 15cm bestimmt. Nachdem ich den Bogen weitestgehend (...dem Maserverlauf folgend...) aus dem Stave gearbeitet habe, ist der Reflex nicht mehr so brutal. Habe auch schon die letzten 2/3 der Wurfarme aus dem Reflex gedämpft. Somit hat der Bogen in der Standhöhe (...bis dahin habe ich jetzt getillert...) eine schöne Form und knappe 55lbs. (...meine Zugwage zeigt 25kg, sollten 55lbs sein, oder irre ich da?..)

Hier aber jetzt auch zu meiner Frage: wie tiller ich jetzt weiter, bzw. woher weiss ich, wo die Schmerzgrenze des Bogens liegt? Wenn ich den Bogen jetzt auf 28'' rausziehen würde, fliegt der mir um die Ohren?!
Ich möchte ja nicht unbedingt durch Formgebung beim Auszug von 28''den Bogen auf 5lbs runtertillern. ???

Achso:

68Zoll Flachbogen aus Holunder,

Wurfarme beide 76cm lang, 45mm breit, auslaufend dem Maserverlauf auf ca. 15mm

Griffstück 20cm


Bitte hiermit um einen Gedankenstoß, wie ich beim Tillern weiter vorgehe...


Liebe Grüße,


Michael
Zuletzt geändert von Blacksmith77K am 30.10.2010, 14:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Heidjer » 18.09.2010, 22:50

Hallo Michael, willkommen hier im Forum. :D
Tip 1: Bilder können hilfreich sein. ;)
Frage 1: Bist Du auch im Bogenschiessen ein "Anfänger" ? Dann sind 55# Pfund schon mal viel zuviel. :o
Tip 2: Ich würde vorschlagen den Bogenrohling jetzt bei der Standhöhe erst auf 40# (19kg) runter zu tillern und dann erst weiter zu tillern, dabei immer das Zuggewicht im Auge behalten und Zoll für Zoll weiter zu tillern ohne das Zuggewicht zu überschreiten.
Wenn Du dann bei Deinen Auszug mit 40# Angekommen bist und der Bogen sich schön gleichmäßig biegt wirst Du nach dem Einschiessen einen "Anfängertauglichen" Bogen von ca.36-37# haben.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Squid (✝)
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Squid (✝) » 18.09.2010, 22:53

Moin Moin!

Eigentlich ganz simpel: Du arbeitest immer am angestrebten Zuggewicht entlang bzw. etwa 5 lbs darüber (mach ich zumindest so). Denn die verliert der Bogen später noch. Andere sagen, man soll den Bogen nie über das angestrebte Zuggewicht ausziehen, aber beim Tillern ist das Zuggewicht auf jeden Fall der Orientierungswert.

Der Bogen kommt auf den Tillerstock und wird in 1 Zoll-Schritten immer weiter ausgezogen. Nach jedem Schritt überprüft man
1. ob die Biegung stimmt und
2. wie stark er ist.

Wenn eines von beidem nicht stimmt, wird das mit Feile, Ziehklinge, Sandpapier entsprechend angepasst, die Biegung nur an den jeweils zu steifen Stellen, die Stärke über die ganze Länge.

Damit der Bogen "kapiert", was ihm da widerfährt, sollte man ihn nach dem Bearbeiten einige Male "pumpen" aber nur (!) bis zu der aktuellen Bearbeitungshöhe.

So wird der Auszug langsam größer, die Stärke wird angeglichen und man kommt irgendwann an... ;)

Die Maße sind übrigens völlig OK, Länge und Breite stimmen, lediglich die Tips könnten sich auch auf 12 mm verjüngen: Unnötiges Gewicht am Ende der Arme ist unvorteilhafter, als in Griffnähe.


EDIT: Ach was: Man kann auch mit 50 lbs anfangen. Gerade beim ersten Bogen bleibt da sowieso nicht alles von übrig... ;)
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 18.09.2010, 23:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Blacksmith77K » 18.09.2010, 23:01

Erstmal danke für die schnellen Antworten. Ich habe schnell mal einige Bilder geschossen, damit Ihr überhaupt sehen könnt, was ich hier treibe. Die Bilder dienen nicht zur Beurteilung des Tillers oder Zuggewicht sondern ich stell nur mal eben meinen Holunderbogen vor. ;D
Dateianhänge
ST833532.JPG
...der Bauch
ST833531.JPG
...von der Seite
ST833530.JPG
...der Rücken
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Squid (✝) » 18.09.2010, 23:08

Schöööner Stave!
Und mutig für den Anfang... ;D

Aber 50 lbs bei der Länge sind auf jeden Fall drin: Schön vorsichtig arbeiten - Geduld ist beim Bogenbau was ganz tolles wie ich aus leidvoller Erfahrung weiß ::)
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Blacksmith77K » 18.09.2010, 23:13

Dankeschön :)

Wieso mutig? Ich flitz mal weiter Holz kratzen, packe morgen aktuelle Tillerbilder rein. Nicht, dass ich was Grundsätzliches falsch mache.

Dirk M hat geschrieben:Frage 1: Bist Du auch im Bogenschiessen ein "Anfänger" ? Dann sind 55# Pfund schon mal viel zuviel. :o


Ähem, ja. Allerdings macht mir mein 60# Osage (...gekauft...) bei 28'' keine Probleme. (...zumindest mal die ersten 25 Pfeile...)
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Squid (✝) » 18.09.2010, 23:30

Naja, leicht snaky, Gnubbel auffem Rücken - kein schnurgerades Brett... das sind ja kleine Zusatzhürden.

Um sich keine besch****eneTechnik anzugewöhnen, die man später nur schwer wieder ablegen kann, sollte man - da hat Dirk sehr wahr - mit Bögen anfangen, die für einen selber recht leicht zu spannen sind. Wieviel lbs das sind hängt natürlich von der individuellen Statur etc ab aber meistens sind das zwischen 30 und 45 lbs.

Der 60-pfünder ist zum Technik erlernen zu schwer, wenn du nach 25 Schuß Probleme bekommst!
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Blacksmith77K » 18.09.2010, 23:39

Squid hat geschrieben:Um sich keine besch****eneTechnik anzugewöhnen, die man später nur schwer wieder ablegen kann, sollte man - da hat Dirk sehr wahr - mit Bögen anfangen, die für einen selber recht leicht zu spannen sind. Wieviel lbs das sind hängt natürlich von der individuellen Statur etc ab aber meistens sind das zwischen 30 und 45 lbs.

Der 60-pfünder ist zum Technik erlernen zu schwer, wenn du nach 25 Schuß Probleme bekommst!


Na hopp, dann den 60Pfünder auf den Schrank und den Holunderbogen auf 40-45 runter. Ich mach mal schnell ein Bild vom 'Tillerbalken'

...so, in dem 'Zustand, zieht das Teil mit 55# (etwa Standhöhe 15cm)
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ST833537.JPG
...ungespannt
ST833536.JPG
...erster Tillerversuch
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Ravenheart » 19.09.2010, 17:05

Guckst Du:

Rabe
Dateianhänge
Blacksmith.JPG

orang utan klaus
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von orang utan klaus » 19.09.2010, 18:12

Außerdem würde ich eine kürzere Tillersehne nehmen.
Immer so kurz wie möglich ist glaube ich die Devise.

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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Squid (✝) » 19.09.2010, 18:57

Jupp!
Wenn der Bogen aus Standhöhe ist, sollte die Tillerschnur einwenig länger als die zukünftige Bogensehne sein (damit man sie leicht einhängen kann und nicht am Bogen rumbiegen muss), spätestens bei 1/3 Auszug darf sie eigentlich nicht mehr länger sein.

Sonst stimmt der Winkel zwischen Sehne und Wurfarm nicht und man hat relativ seltsame Ergebnisse bei der Wurfarmbiegung. :o
Liegt an der unterschiedlichen Hebelwirkung bzw. ob das Bogenende fast senkrecht nach unten oder eben sehr schräg Richtung Griff gezogen wird.
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 19.09.2010, 19:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von RobinWood » 19.09.2010, 19:30

Dein Vorhaben und Deine angestrebten Maße scheinen mir absolut realistisch zu sein. In der Ruhe liegt die Kraft... und lass dem Stengel nach jedem Arbeitsgang etwas Pause. Holunder ist da genügsam und wird Dir die kurze Ruhe danken.

Da nicht anders angesagt, hast Du wohl einen nassen Stengel mitten im Sommer geerntet. Geht auch ... aber bring bitte ganz langsam die Feuchtigkeit raus, dann langsam tillern.

Wenn Du ein wenig Zeit hast, dann ist die Zeit auf Deiner Seite.

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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Blacksmith77K » 19.09.2010, 21:22

ravenheart hat geschrieben:Guckst Du:

Rabe



Na Danke, das ist ja mal 'ne Hilfe. Bin jetzt auf 40 Pfund runter. Tiller ziemlich benommen an den beiden Knoten. Bekomme es aber in den Griff. Sieht schon recht ordentlich aus. Denke aber nicht, dass ich 'nen einigermaßen sauberen Tiller über 35 Pfund halten kann. :P
Ist doch schon ordentlich in sich verdreht, der Holler...

EDIT: der ursprüngliche starke Reflex hat sich beim Tiller 'fast' in Luft aufgelöst, ist das normal?

Bilder gibbet morgen, meine Unterarme verkrampfen schon *lol*
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Blacksmith77K » 19.09.2010, 21:49

Was soll's, hier ein Bild. Habe noch eine seltsame Problemstelle. Aktuell 35 Pfund beim Auszug von 28'' allerdings bildet sich dann bei der markierten Stelle ein 'Knick'.
Wie muss ich tillern, damit der 'Knick' sich entlastet und der Tiller runder wird?! ???
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...da knick'ta
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Re: Holunder Bogen (...mein erster Bogen überhaupt...)

Beitrag von Squid (✝) » 19.09.2010, 21:54

Reflex weg: Kann passieren. Macht aber nix, dafür bekommt er dann später keinen Set.

Tillern: Neben dem Knick, so daß die Holzstärke dort dem Knick auf einer gewisen Länge angeglichen wird. Nur direkt am Knick bzw. 5 cm links und rechts davon nicht mehr Holz wegnehmen.
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