Pflaumenholzbogen - der schnelle Weg

Themen zum Bogenbau
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Snake-Jo
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Beitrag von Snake-Jo » 01.08.2006, 13:29

@komposti: Die abgebildeten Viertelscheiter sind etwas verdreht, das siehst du richtig. Deshalb habe ich sie auch nicht zum Billet verarbeitet; es werden später Griffhölzer daraus gemacht. Jawohl, Du hast recht: Bei Pflaumenholz sieht man an der Rinde so gut wie garnicht, ob das Stück drehwüchsig ist oder nicht und dies kommt bei Pflaumen- und Zwetschgenholz häufig vor, teilweise 180° Drehung auf 1 m!!!
Die oben abgebildeten drei Billets sind aus einem absolut geradem Stück herausgearbeitet worden. Wichtig auch hier: Erst spalten, um den Faserverlauf zu erkennen, dann sägen.

[red]Der schnelle Weg[/red]
...ist eine Kombination aus Fertigstellen des Bogens, Trocknen des Holzes und Rückspannung halten. Es beginnt mit dem Heraussägen der Billets und endet mit dem fertigen Bogen an der Wand, unter Rückspannung natürlich.
Mit dem Herunterarbeiten des Holzes wird das Trocknungsvolumen des Holzes kleiner; der Trocknungsvorgang verläuft schneller – für den Bogenbauer. Das Holz selbst trocknet erst mal gleich schnell pro Holztiefe, es ist aber weniger Volumen und weniger Querschnitt vorhanden, dadurch vergeht weniger Zeit beim Trocknen des Billets als beim ganzen Stamm. Gleichzeitig verringert sich die innere Spannung im Holz: Verwerfungen werden minimiert, Rissbildung ebenfalls. Man muss ( MUSS) dies aber unterstützen durch:
Schonende Trocknung (kühl, luftig)
Versiegelung von Problemstellen (Enden, Astlöcher, Kernholzzentrum längs)
(Rück-) Spannung
ständige Beobachtung des Trocknungsvorgangs
Voraussetzungen sind: astfreies Holz, kein Drehwuchs, junger Stamm, kein Druck- oder Zugholz.
Wer einmal einen ganzen Stamm Pflaumenholz über die Jahre (Jahrzehnte) hat trocknen lassen, wird dies nie wieder tun. Äußerlich intakt, nach Heruntersägen der Rinde: Wurm- und Larvenlöcher ohne Ende, Rissbildung bis ins Zentrum - Feuerholz.
:D

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Snake-Jo
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3. Schritt: Billets spleissen

Beitrag von Snake-Jo » 03.08.2006, 16:19

3. Schritt: Billets mit Spleiss verbinden.

Nachdem die zurechtgesägten Billets im trockenen Keller ca 10 Tage getrocknet worden sind, werde ich sie nun zusammenleimen. Dazu verwende ich einen überlappenden, einfachen Spleis. Dieser hat im Gegensatz zu einem V-Spleiss den Vorteil, das die beiden Billetts gegeneinander in der Längsrichtung so verkippt (verschoben) werden könen, dass sie eine Linie bilden. Mit V-Spleiss ist die Richtung ein für alle mal festgelegt, nachdem man das "V" gesägt hat. Ein überlappender Spleiss hat eine geringfügig größere (jwawohl!!) Klebeoberfläche als ein gleichlanger V-Spleiss. Die Scherrkräfte wirken jedoch fast im rechten Winkel und können das Ende des überlappenden Spleisses am Bogenrücken hochkommen lassen. Daher wird später noch ein Griffstück bauchseitig und am Rücken angeleimt.

Bild

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RE: 3. Schritt: Billets spleissen

Beitrag von Ravenheart » 04.08.2006, 00:13

Original geschrieben von Snake-Jo
Ein überlappender Spleiss hat eine geringfügig größere (jwawohl!!) Klebeoberfläche als ein gleichlanger V-Spleiss.


8-|

Bevor ich respektlos widerspreche: Kannst Du DAS mal näher erläutern?

Bild

Ich glaube, es braucht keiner mathematischen Beweisführung, um zu erkennen, dass die blaue Länge fast doppelt so groß ist, wie die grüne...!

Denke mal, Du meintest es anders..(?)

Rabe

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noch 3. Schritt

Beitrag von Snake-Jo » 04.08.2006, 13:47

noch 3. Schritt: Billets verleimen
Man läßt die beiden schrägen Schnitte für den überlappenden Spleiss mindestens drei Tage trocknen, überschleift die Klebeflächen nochmals (Bandschleifer) und klebt dann die beiden Billets zusammen. Ich verwende dazu Ponal wasserfest. Da ich die Billets mit parallel verlaufenden Kanten auf ca 2/3 Länge hergestellt hatte, kann ich sie bequem am Rand einer Bohle orientieren, um einen geraden Stave zu erhalten.

@Rabe: Nö, ich mein das schon so, ich hab mich nur schlecht ausgedrückt. Wenn man beide Spleisse in der gleichen Ebene anlegt, erhält man die von Dir angegebenen Resultate: Der V-Spleiss hat die größere Klebefläche.
Da ich aber von sehr flachen Billets ausgehe (18 mm Stärke und 45 mm Breite), würde ich den V-Spleiss SENKRECHT zur Wurfrichtung bzw. Faser legen, d.h. man schaut auf das liegende V, wenn man den Bogen vom Rücken oder Bauch betrachtet. In meine 18 mm flachen Billets bekomme ich keinen anständigen V- oder Z-Spleiss in der von dir angegebenen Richtung gesägt. Vergleiche ich nun diese beiden Spleisse, der eine (überlappende) wie dargestelt, der andere im rechten Winkel, ist tatsächlich der überlappende in der Klebefläche größer (z.B. 13 x 4,5 zu 13 x 1,8 + 13 x 1,8).
Die Profis verwenden den V- oder Z-Spleiss an flachen Billets ebenfalls im rechten Winkel, vergl. tb Nr. 40, S. 75 rechts.

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Spleiss-Variante

Beitrag von Botjer » 04.08.2006, 14:08

Ist zwar etwas OT, passt aber vielleicht trotzdem gerade.

Was haltet ihr denn von diesem japanischen Spleiss

Bild

Er lässt sich relativ leicht sägen und hat den Vorteil, dass er auf beide Ebenen wirkt.
So sieht es zumindest für mich aus. Ich habe diesen Spleiss zwar schon benutzt, aber der entsprechende Rohling ist noch kein Bogen geworden, daher fehlen mir konkrete Erfahrungen.
LG Niels

War der Tag nicht dein Freund, war er dein Lehrer … (unbekannt)
Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, die die Welt nie angeschaut haben. (Alexander von Humboldt)

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Beitrag von Ravenheart » 04.08.2006, 17:39

@Snake-Jo: begriffen! Danke!!

Einer Klebefuge quer zur Zugrichtung würde ICH aber nicht ohne Wicklungen vertrauen!!

Bild

@botjer: Auch dabei besteht, zum tlw., das o.a. Problem! ICH mache Spleiße NUR so, dass die Fuge in Zugrichtung verläuft!

Rabe

Eldoro
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Beitrag von Eldoro » 04.08.2006, 18:14

Ich würd solcher klebefuge schon vertrauen, weil eine gute Verklebung meistens stärker als das holz ist. Also das Holz würde eher nachgeben wenn die Klebefuge gut genug ist.
Wenn ein Griffleder darüberkommt , dann kann mans ja machen :-)
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

Karl-Heinz

Beitrag von Karl-Heinz » 04.08.2006, 18:27

@ Rabe

ICH mache Spleiße NUR so, dass die Fuge in Zugrichtung verläuft!


Feigling :D

Aber sicher ist es schon, aber bei 18 mm sehe ich da wenig Chance.

K-H

stefanw
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Roterstern

Beitrag von stefanw » 05.08.2006, 15:24

Hallo zusammen.
Ich hatte schon erwähnt, das ich etwas Obstholz beiseite gelegt habe.
Achtung im Punkte Ungezieferbefall. Habe jetzt das Holz Heim gefahren, und muß feststellen das es nach ca. 7 Monaten einen sehr starken Ungezieferbefall unter der Rinde aufweist. Ich habe jetzt die Rinde entfernt, so kann man auch gut den Drehwuchs erkennen :-( .
Ist zwar kein Pflaumenholz, sondern Roterstern (Apfelbaumsorte), sieht aber auch gut aus.

Grus Stefan.javascript:paste('Bild');
Thumb
Sei froh und lache, es k?nnte schlimmer kommen.
Und ich war froh, und ich lachte, und es kam schlimmer.

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Beitrag von Snake-Jo » 06.08.2006, 00:17

Nun habe ich also einen Stave aus den Billets gewonnen: 180 cm lang, mit Reflexenden und einer "reingetrockneten" Rückspannung von 12 cm. Der Wurfarmquerschnitt beträgt in Wurfarmmitte 45 x 17, die Wurfarme verjümgem sich zu den Enden hin.
Natürlich wird auch der Stave immer unter Spannung gehalten, während er weiter (herunter-) gearbeitet wird. In der Zwischenzeit hängt er nun in der Küche und trocknet weiter. Ja, ich weiß, Rabe nimmt seine Staves ins Schlafzimmer unters Bett, hat so jeder seine Marotten. Mir reicht es jedoch, wenn ich das Teil beim Frühstück anschaue! :D :D

Bild


Botjer: Danke für den Tipp mit dem Spleiss, richtig schön verschachtelt. Muss ich mal bei Gelegenheit probieren.
@Stefan: Ja, Apfelbaumholz hat eine schöne Farbe. Der Kern "wässert" oft in den Splint hinein. Mach aber einen Bruchtest, weil: Apfelbaum kann spröde sein. Nimm auf jeden mindestens ein Drittel Splint.

Boettger
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RE: Spleiss-Variante

Beitrag von Boettger » 06.08.2006, 10:44

Original geschrieben von Botjer
Bild
.



Klasse Spleiss-Idee! Poste sie doch auch in den Thread zu den Spleiss-Alternativen Link. Dann findet man sie auch durch die Suchfunktion :-)

Schöner Thread übrigens. Ich will auch Obstholz!!! (**)

mfG

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4. Schritt

Beitrag von Snake-Jo » 07.08.2006, 15:10

4. Schritt: Griffstück herstellen
Wie Rabe schon darstellte, kann es bei den verschiedenen Spleisstechniken quer zum Wurfarm Probleme geben. ich habe mir daher schon seit langer Zeit angewöhnt, die Spleisse durch Anleimen von Griffschalen oder Griffhölzern zu sichern. Oftmals gibt auch der Stamm keinen kompletten Griff her. In diesem Fall waren die Viertelscheiter nicht tief genug für einen ausreichend großen Griff. Aus Pflaumenkernholz säge ich mir 3 Leisten zurecht, eine für den Bogenrücken (ca 250 x 4 mm) und zwei für den Bogenbauch. Die schmale als Übergangsholz (Fadeout) in 300 x 5 mm und die zweite in 200 x 25 mm für den tiefen Griff. Alle Leisten in der Breite passend zum Wurfarm.

Bild
Jo´s Abb.7: Griffhölzer

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Beitrag von Snake-Jo » 14.08.2006, 08:14

Nun ist es an der Zeit, eine kurze Begutachtung des Stave durchzuführen:
- Er ist gerade geblieben
- Er hat keine Risse bekommen
- Die Seitenlängskanten haben sich leicht aufgewölbt

Er trocknet nun weiter vor sich hin, während ich ihn beim Frühstücken beobachte :D
Dabei verliert er rund 10 g pro Tag bei einem Gesamtgewicht von rund 900 g (zur Zeit).
Ich habe nun die Griffhölzer angeleimt und denke jetzt GAAANZ langsam an das erste Aufspannen und Tillern ... also übermorgen! :D :D
Pflaumenholz ist ein schweres Holz, dabei aber sehr elastisch. Der Bau eines langen Flachbogens mittlerer Breite ist eventuell nicht adäquat und kommt dem qualtitativ guten Bogenholz nicht entgegen. Bei dem beschriebenen "schnellen Weg" ist es jedoch die einzige Option. Ein Typus "Englischer Langbogen" würde sich hoffnungslos seitlich verwinden.

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5. Schritt: Tiller und Schuss

Beitrag von Snake-Jo » 20.08.2006, 11:11

5. Schritt: Nach Aufleimen der Griffstückhölzer - auch zur Stabilisierung des überlappenden Spleisses - und Formgebung des Griffes wurde der Bogen nun getillert, gekürzt auf 170 cm und ist schussfertig.
Hier nun ein Resümee:
Obwohl dies nun schon mein 3. Pflaumenholzbogen ist, lerne ich weiter dazu und bin nun wieder um neue Erkenntnisse reicher. Zuerst bestätigte sich das schon Gesagte:
- Das Holz ist schwer und dicht und feinfaserig
- Die Oberfläche des Bogens läßt sich daher sehr gut schleifen und polieren
- Man braucht absolut nicht im Jahresring bleiben am Bogenrücken, allerdings parallel zur Faser arbeiten
- Das Holz ist biegsam und elastisch und liegt dabei meiner Meinung nach in der Nähe von Eibenholz und Eberesche.
- Der Auszug ist wunderbar weich und von Stacking keine Spur
Allerdings ist das Holz bei dem Gewicht nicht wurfstark genug: Bei einem Wurfarmquerschnitt von 37 x 14 mm liege ich nun bei 35 lb/ 28". Zum Vergleich: Ein baugleicher Robinienbogen hat dabei 50 lb.
Das ist mir zuwenig, daher würde ich nun - entgegen meiner Vorgabe - aus dem Selfbow einen "Backing-Bogen" machen, natürlich nehme ich dann ein Backing aus Holz und zwar aus Pflaumenholz (Kern). Ich könnte aber auch versuchen, den Bogen im Backofen zu tempern, um mehr Wurfkraft zu erhalten. Die Frage an die Bogenbau-Gemeinde: Was meint Ihr?
Der Ansatz für den nächsten Bogen aus Pflaumenholz wäre dann: ELB und mehr Kernholz.
Dieses Mal gaben die Viertelscheiter ja nicht mehr Kernholz her. Demnächst stelle ich noch Bilder von der Maserung und vom Griff rein. Auf Tillerbild etc. verzichte ich erst einmal, bis der Bogen entgültig fertiggestellt wurde.

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Beitrag von Archiv » 20.08.2006, 11:18

Schön, Fotos kommen sicher noch?
Ich würde vielleicht - Druckfestigkeit vorausgesetzt (wie druckfest ist Pflaume eigentlich?) - ein Bambusbacking verwenden. Oder auch Hickory. Mit leichtem Reflex verleimt sollte das Zuggewicht dann soweit steigen, dass die Wurfleistung akzeptabel und der Bogen "alltagstauglich" ist.

Grad gelesen, dass es doch keine Bilder gibt. Schade.

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