v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

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Lord Hurny
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v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Lord Hurny »

So liebe Gemeinde, hier ein kurzer Bericht zum Bau von v.Lord 2:

Das vorliegende Projekt ist ein Recurve aus Osage Light, ist 62" lang, wiegt 360 Gramm, hat 25-30mm breite und 12mm dicke Wurfarme im arbeitenden Bereich und 4 Lagen Sehne am Buckel.
Der Bogen hatte ohne Sehne 25# bei 28" Auszug und bringt jetzt mit dem 2-3mm starken Sehnenbelag gerade mal 30# bei 28" Zoll auf die Waage ??? . sein "Zwilling" v.Lord1 ohne Sehnenbelag aus dem gleichen Holz bringt es auf 33# bei 28".

WIE KANN EIN 12MM DICKER OSAGE WURFARM MIT SEHNENBELAG SO SCHLAPP SEIN AUF DIESE LÄNGE?

Ich kann es mir nur so erklären, der Sehnenbelag ist bei Osage Light für die Katz, der hat maximal Schutzfunktion, aber arbeitet fast nicht, dafür ist der Bauch bei Osage Light extrem belastbar. Und darum werde ich dieses Zeug demnächst für einen ELB verwenden, für dein tiefes D-Profil ist Osage Light wahrscheinlich das perfekte Holz.
Chirion, du hast das ja schon sehr eindrucksvoll mit deiner "Kriegsschlage" aufgezeigt.

hier ein paar Fotos zu v.Lord2:
16cm Reflex hat die Sehne reingetrocknet...vor dem ersten Aufspannen.
16cm Reflex hat die Sehne reingetrocknet...vor dem ersten Aufspannen.
16,5cm Standhöhe...
16,5cm Standhöhe...
28" Auszug, der Tiller ist nicht perfekt, ich will ihn aber nicht noch mehr schwächen, er kann auch so problemlos 10 Sekunden im Vollauszug gehalten werden...
28" Auszug, der Tiller ist nicht perfekt, ich will ihn aber nicht noch mehr schwächen, er kann auch so problemlos 10 Sekunden im Vollauszug gehalten werden...
direkt nach dem Abspannen, nach ca. 30 Minuten hat er 14" Reflex...
direkt nach dem Abspannen, nach ca. 30 Minuten hat er 14" Reflex...
Nachtrag:
das wäre eigentlich ein idealer Kandidat für eine Horn-Wampe... ;)
Zuletzt geändert von Lord Hurny am 30.03.2013, 12:00, insgesamt 1-mal geändert.
lg,
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Squid (✝)
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Squid (✝) »

Ich habe mit einem Stück Osage unter Bambus mal die gleiche Erfahrung gemacht.
Aller Erfahrung nach hätte er bei seinen Dimensionen um die 60 Pfund haben müssen. Tatsächlich war er fast wabbelig und gurkte so bei 30 Pfund herum.
Aber mit einem später angebrachten (und nicht gerösteten) Bambusbelly ist er zu einem guten 45-pfünder mutiert, der von seinen 8 cm Perryreflex nach 4 Jahren imme rnoch 2 cm behalten hat.

Der Schluss kann nur sein: Osage macht - wie alle Hölzer - auch nur, was es will.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.
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Frankster
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Frankster »

Wie lang ist das Teil? Die Biegung ist ja irre.
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Lord Hurny
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Lord Hurny »

@ Frankster,
158cm NtN, und ja - die Biegung ist irre und eigentlich auch zuviel und zu nahe am Griffbereich, aber das Holz macht das mit - auch 30" Zoll Auszug...
lg,
Lord Hurny

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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von acker »

;D ;D
Na ja, die Antwort ist recht simpel , da das Holz leicht ist hätte es mehr Holz gebraucht für ein höheres Zuggewicht.
Der Bogen ist wirklich sehr sehr leicht für dieses Design , wenn ich den durchrechne komme ich auf ca 470 Gramm in der Massenformel,- mit 350 Gramm liegst Du also weit darunter .
Denke er könnte uU recht fix unterwegs sein mit leichten Pfeilen . So 8,5gpp - 9gpp dürften ihm gefallen ;)
Für einen Sehnebelag hat er ungespannt doch recht wenig reflex wenn man von den Recurves absieht da könnte man evtl noch was machen in dem man ihn leicht reflex aufspannt und eine zusätzliche Sehnenlage aufbringt , aber da sollte man Snake Jo vorher nachfragen ob dem so ist.


Man könnte optional auch die Wurfarme hinter den Fades tempern, dort wo die Biegung sehr stark ist, das verlagert sie etwas in die äusseren Bereiche .
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.
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Lord Hurny
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Lord Hurny »

@Acker,
Tempern mit Sehnenbelag ist so ne Sache, hab ich schon mal versucht und hat auch funktioniert (soll heissen, hat dem Sehnenbelag nicht sehr geschadet). Aber ich denke hier werde ich mich mal an einen Horn-Belly versuchen...

Und hier noch ein Bild vor dem Sehnenbelag:
kein Reflex ohne Sehne...
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lg,
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Padma
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Padma »

Auja! Ich liebe Hornbäuche!!
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Frankster
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Frankster »

Schaut echt klasse aus, wenn du nicht die 30" Auszug brauchst würde ich dem Bogen sogar noch zutrauen das man ihn einkürzen kann. bzw. Reflex in den Griff eindämpfen...
Gutes Gelingen...
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Arry
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Arry »

Lord Hurny hat geschrieben: das wäre eigentlich ein idealer Kandidat für eine Horn-Wampe... ;)
Jaaaaaa :)
Wenn ich groß bin, will ich ne richtige Werkstatt.
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Snake-Jo
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Snake-Jo »

Lord Hurny hat geschrieben: Das vorliegende Projekt ist ein Recurve aus Osage Light, ist 62" lang, wiegt 360 Gramm, hat 25-30mm breite und 12mm dicke Wurfarme im arbeitenden Bereich und 4 Lagen Sehne am Buckel.
Der Bogen hatte ohne Sehne 25# bei 28" Auszug und bringt jetzt mit dem 2-3mm starken Sehnenbelag gerade mal 30# bei 28" Zoll auf die Waage ??? . sein "Zwilling" v.Lord1 ohne Sehnenbelag aus dem gleichen Holz bringt es auf 33# bei 28".

WIE KANN EIN 12MM DICKER OSAGE WURFARM MIT SEHNENBELAG SO SCHLAPP SEIN AUF DIESE LÄNGE?

Ich kann es mir nur so erklären, der Sehnenbelag ist bei Osage Light für die Katz, der hat maximal Schutzfunktion, aber arbeitet fast nicht, dafür ist der Bauch bei Osage Light extrem belastbar.
Der Bogen ist für einen Sehnenbelag ein wenig zu dick und nicht breit genug. Immerhin zieht der Sehnenbelag den Bogen in ein sehr anständiges Setback und ein Zugkraftgewinn von 20 % zu den ehemals 25 lb finde ich auch sehr gut. Wenn man bedenkt, dass die Reitbögen bei 5-6 mm Holzstärke einen Belag von 3 mm erhalten, dann sind hier 2-3 mm bei 12 mm Holz doch äußerst dürftig.
Die Länge des Bogens ist gut, kürzen würde ich nicht, weil das auf Kosten von Biegekomfort geht. Einen Hornbelag am Bauch halte ich nicht für sinnvoll, da, wie gesagt, der Holzkern schon zu dick und zu schmal ist und außerdem zu viele Knubbel hat. Das gibt ein noch schlechteres Tillerbild als auf dem Bild (rechter Wurfarm) schon zu sehen ist.
Was man machen kann: Noch eine Schicht Sehne drauf und dabei versuchen, die Knubbel auszugleichen und eventuell den Sehnebelag auch seitlich ein wenig herumzuführen. Dann den Bogen wirklich mit 30" Auszug schießen. Sollte damit ein sehr schneller Bogen werden.
Fazit: Lieber wenig Zugkraft und schnell, als ein dicker, harter, unelastischer Knüppel mit hohem Zuggewicht (und sonst nüscht). ;)
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Lord Hurny
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Lord Hurny »

Snake,
da is was dran, ich denke ich werde als erstes doch ackers Vorschlag anwenden und den Wurfarmen im inneren Bereich zusätzlichen Reflex reintempern, speziell im unteren WA...mal sehen was dabei rauskommt, dann vielleicht mit Sehne noch etwas nachhelfen...

Fürs Release Training ist der Bogen jedenfalls perfekt, ich kann 10 Sekunden im Vollauszug bleiben ohne Angst um den Bogen haben zu müssen und mich voll und ganz auf das Ankern/Lösen konzentrieren...
lg,
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Lord Hurny
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Lord Hurny »

gesagt, getan, ;)
ich hab die oben erwähnten Stellen kurz, aber intensiv erhitzt bis die Wärme am Sehnenbacking zu spüren war und mit sanftem Druck gebogen, jetzt hat der Bursche 23cm Reflex 8) :
23cm Reflex, da wäre noch einiges gegangen, aber man will ja nicht die Sehne quetschen... :-)
23cm Reflex, da wäre noch einiges gegangen, aber man will ja nicht die Sehne quetschen... :-)
jetzt darf er ruhen, aufgespannt wird morgen.
lg,
Lord Hurny

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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Lord Hurny »

So, nach 2 Tagen Ruhe für den getemperten Bogen, habe ich ihn heute wieder aufgespannt und geschossen:

Dass ich im unteren WA mehr getempert und mehr Reflex reingebogen habe sieht man hier sehr gut:
nach dem ersten Aufspannen ist der untere, linke WA viel stärker ist als vor dem tempern...
nach dem ersten Aufspannen ist der untere, linke WA viel stärker ist als vor dem tempern...
Nach ca. 30x bis 28" ziehen und 50x schiessen sieht die Sache dann so aus, ohne auch nur einmal den Bauch mit der Ziehklinge gekitzelt zu haben:
so gefällt mir der Tiller wieder sehr gut...
so gefällt mir der Tiller wieder sehr gut...
Und so sieht jetzt nach dem Schiessen der Vollauszug bei 28" Zoll aus:
die gewünschte und notwendige A-Symetrie passt jetzt auch...
die gewünschte und notwendige A-Symetrie passt jetzt auch...
neue Daten:
33# bei 28" Auszug, unglaubliche 19cm Reflex sind noch übrig geblieben, der Bogen ist deutlich schneller geworden - mehr Zuggewicht, mehr Reflex, gleiches Bogengewicht.

Resumee:
das Tempern war ein voller Erfolg, jetzt bekommt er in der inneren Hälfte der Wurfarme noch eine Lage Sehne, dann sollte sich die Biegung noch etwas nach Außen verlagern und vielleicht noch 1-2# zulegen.
lg,
Lord Hurny

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zwirn
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von zwirn »

Tolle Biegung!

In Bild 1+2+3 liegt der Bogen nicht identisch im Tillerstock. Kann man gut an den Fades und den dahinterliegenden Linien erkennen.

LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum,
schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.
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Chirion
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Re: v.Lord2 oder ich versteh die Welt nicht mehr

Beitrag von Chirion »

Ja Osage ist schon lustig, ich kann nur wärmstens empfehlen bei Osage immer die Dichte des Holzes zu messen, das Gewicht schwankt um bis zu 100% und dementsprechend unterschiedlich sind die Eigenschaften. Schwerer Osage wird am besten nach den bekannten Mustern verbaut, der extrem leichte Osage, also alles mit einer Dichte unter 0,6 braucht Tiefe im Profil um seine Leistung entfalten zu können, diese ist dann allerdings beeindruckend.

Horn halte ich auch nicht wirklich für eine gute Wahl aber du kannst 5mm vom "Osage light" draufpappen dann geht die Post ab, oder du tust eine 6 Strang endlos FF Sehne drauf und schießt mit sehr leichten Pfeilen, das kann dann auch was.

Ich hab glsub ich schon angedeutet das ich glaube das Osage light das ideale Holz ist um den klassisch agyptischen Langbogen daraus zu bauen
Die Dinger sind 180 bis 190 lang haben recurve Horntips und ein ovales bis kreisrundes Profil mit Maximaldurchmesser um 30-35mm, das original verwendete Holz konnte ich bis jetzt nicht recherchieren, aber mit Osage light geht es sicher
Die Dinger sind 180 bis 190 lang haben recurve Horntips und ein ovales bis kreisrundes Profil mit Maximaldurchmesser um 30-35mm, das original verwendete Holz konnte ich bis jetzt nicht recherchieren, aber mit Osage light geht es sicher
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht
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