"Brettbogen" anyone ? (Ja, icke.)

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RubenAryala
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"Brettbogen" anyone ? (Ja, icke.)

Beitrag von RubenAryala » 01.12.2008, 21:13

Ich habe in verschiedenen Seiten, hauptsächlich Amis, gelesen, wie die aus Leisten (Hickory, Nußbaum, Esche, Rotbuche) bequem ganz schöne Bögen bauen, teilweise wird dabei sogar die Meinung vertreten, wenn die Fasern nur irgendwie parallel zu den längs-Seiten der Leiste verlaufen, sei gar ein Backing entbehrlich. Einige machen hingegen immer ein Backing drauf. Die Vorgehensweise wird im Prinzip überall wie folgt beschrieben:

1. Kaufe eine Leiste, bei der die Jahresringe möglichst wenig auslaufen, also möglichst parallel zu den Kanten laufen, aber ganz egal, ob liegend, stehend, schräg,

2. Schneide den Umriß des Bogens heraus,

3. Klebe eine Erhöhung für das Girffstück auf,

4. Schneide/Schleife/Hobele die Schräge am Bauch auf, meist von ca 2 cm auf 1 cm, desgleichen den Auslauf des Grifstücks,

5. Klebe ein Backing auf,

6. Feile Sehnenkerben und tillere.

Hat das hier schon mal jemand gemacht ?
Zuletzt geändert von RubenAryala am 19.12.2008, 00:29, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von Squid (✝) » 01.12.2008, 21:16

Ich baue meine 2-lagigen Laminatbögen alle so  ;)
Vielleicht mit dem Unterschied, dass ich Backing und Belly VOR dem Ausschneiden der Form verleime und gleichzeitig schon das Griffstück aufklebe.

Die dreilagigen übrigens auch, denn die Mittellage ist relativ kraftneutral. Interessant wird dann eben die Auswahl von Belly und Backing.

Vielleicht ist es ein wenig der Kult, der um die Tatsache das es sich um Bretter handelt umgibt, dafür verantwortlich, dass das so erstaunlich wirkt. Aber letzlich ist jedes Stück Holz nur ein Brett, wenn es einmal mit rechtwinkligen Kanten aus dem Stamm gesägt ist.

EXKURS: Ich halte diese einfachen Laminatbögen für einfacher zu bauen, als Selfbows. Denn der Zirkus mit dem Rückenring und dem Verfolgen der Fasern fällt flach. Wenn man das mit dem Verkleben einmal raus hat, werden das schnell gebaute, haltbare und leistungsfähige Bögen. Ausserdem ist das Material oft billiger, als ein Selfbowrohling.
Allerdings ist der Selfbow m. E. aus der künstlerischen und handwerklichen Perspektive höher einzuschätzen, einfach weil mehr Erfahrung und mehr "Leben" drin steckt. EXKURS ENDE

Jeder einfache Holzlaminatbogen wird letztlich nach dem Prinzip gebaut, wobei das Rückenholz natürlich einen etwas idealeren Ringverlauf haben muss, als das Bellyholz.

Zwei Lagen:
Bild

Drei Lagen:
Bild

Bild
Zuletzt geändert von Squid (✝) am 02.12.2008, 00:08, insgesamt 1-mal geändert.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von acker » 01.12.2008, 21:27

Hallo,
Jups  dito.

Bild  Bild  Bild

Auch ne möglichkeit wenn Du grade kein trockenes Holz zur verfügung hast.
Muste mal die Sägewerke, Schreiner, Fußbodenbauer etc in Deiner Gegend abklappern irgendwo wirste schon ne gute Bohle finden.
Aber ein backing aus Bambus oder Hickory wäre zu empfehlen.

Gruß Acler
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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von Brucky » 01.12.2008, 23:17

dito

bis auf wenige Ausnahmen baue ich meine laminierten auch aus Brettern

beim Bellyholz sollte die Maserung möglichst gerade durchlaufen
bei laminierten mag ich keine Äste - lässt sich aber nicht immer vermeiden

als Backing nehme ich meistens Bambus - ab und zu Hickory
Das ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von RubenAryala » 02.12.2008, 10:49

Danke für die Rückmeldung erst einmal. Dazu habe ich zwei weitere Fragen:

Frage 1: Welchen Leim bzw. Kleber nehmt ihr für die Verleimung der Holzschichten ?

Frage 2: In den erwähnten Baubeschreibungen wird oft nur eine "Latte" hergenommen und diese mit Backing aus verschiedensten Textil- oder ähnlichen Materialien versehen, zB Fugendeckstreifen (Gitterband). Hat jemand auch diese Bauweise schon probiert ?

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von acker » 02.12.2008, 11:22

Hallo,
Zu 1: Ich nehme Ponal blau oder Uhu coll -beide wasserfeste D3 Leime.
         Oder Epoxy- aber eher selten.hat aber den Vorteil das es fugenfüllend
         ist.
         Wobei beim Holzleim passgenau gearbeitet werden muss und die   
Oberfläche sollte leicht angeraut sein sowie mit Aceton gereinigt- was aber vor jeder Klebung nicht verkehrt ist.

Zu 2: Ich glaube die Anleitung mit dem "Gitterband"...ja also mich hat sie nicht überzeugen können.

- geläufige Backing´s:
                1: Hickory -bekommste bei Gervase und ist nicht teuer
                2:  Bambus - ist auch nicht teuer und bekommste an jeder Ecke
                3:  Leinengewebe
                4: Seide (nur bedingter Bruchschutz)
                5: Hanf
                6:Esche- Hasel als backing selber machen
                7: Sehne,etc...

Anmerkung: Bei 2, 3, 5 musst Du aufpassen das Du das Bauchholz  nicht überstrapazierst, also "dünn" verabreichen" .

Gruß Acker           
Zuletzt geändert von acker am 02.12.2008, 11:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von Squid (✝) » 02.12.2008, 11:52

Rohhaut hast du vergessen.  ;D
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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von RubenAryala » 02.12.2008, 20:28

Aber es scheint im deutschen Marktgeschehen ziemlich schwierig zu sein, Leisten/Latten zu bekommen, die geeignet sind. Baumärkte, ein Holzfachhandel und ein Schreinereibetrieb brachten jedenfalls bisher ein negatives Ergebnis:

Baumärkte haben nur Fichte, Kiefer, Tanne, Buche.
Der Holzfachhandel kann bestellen, aber nicht die geringen Mengen.
Die Schreinerei bestellt selbst, was sie verarbeitet und hat nichts Passendes am Lager.

Pfff .........................

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von Brucky » 02.12.2008, 22:51

Massaranduba - extrem elastisch aber auch sauschwehr
da kann man sehr leistungsfähige Bögen daraus machen
allerdings brauchst Du ein zugstarkes Backing
Bambus oder Hick. z.B.

Massa gibts bei Hornbach oder beim Biberbaumarkt
wenn Du zugang zu einer Band- oder Kreissäge hast, bekommst Du aus einer Leiste für 20.- Euro ca 5 Bellys heraus

verklebt wird bei mir nur noch mit Urac 185 (SUFU im Forum - viel spass beim schmökern ;D)
oder Bindan Cin
Beide Leime vertragen ölige Hölzer wie z.B. Massaranduba, Osage etc. sehr gut, richtige Anwendung vorausgesetzt
auserdem sind sie relativ Hitzeunempfindlich

Urac ist mit Wasser abwaschbar und stinkt im Gegensatz zu Bindan nicht
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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von acker » 03.12.2008, 00:23

Hallo,
Ja Massaranduba kann ne Menge ab...mit genügend Aceton aber auch mit normal Holzleim gut zu verkleben.

Bild

Oben im Bild Ein Massa- Lb mit sehr starkem Bambusbacking
Unten Bambus - Schwarznuss - Massa -Lb

Gruß Acker
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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von Squid (✝) » 03.12.2008, 01:09

Mir ist Massaranduba unter Hickory schon mit einem fürchterbaren Knall um die Ohren geflogen und verteilte sich in diversen Splittern im Raum!

Bild
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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von skerm » 03.12.2008, 07:53

acker hat geschrieben:Oben im Bild Ein Massa- Lb mit sehr starkem Bambusbacking


Das ist ja 50/50 Bambus/Massaranduba.  :o

Gruß,
Daniel

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von RubenAryala » 03.12.2008, 11:56

Diese Massa dingens habe ich gesehen und hatte es im Verdacht, druckstabil zu sein. Dafür muß man nur einen dieser Kanthölzer 4 x 5 x 200 anheben und feststellen, daß das beinahe eine Tonne wiegt. Trotzdem war ich gestern nahe am Verzweifeln und es ist nur meiner übermenschlich soliden seelischen Konstitution zuzuschreiben, daß ich nicht depressiv geworden bin. Da liest man über Leisten aus Ahorn, Roteiche, Esche und dergleichen und es gibt sie nicht zu kaufen.

Heute habe ich einen Schreinereibetrieb angerufen, der an einer Strecke liegt, die ich häufig fahre und habe mich nach Leisten aus Ahorn erkundigt. Ich habe dazu gesagt, daß es um kleinere Mengen in den Abmessungen 5 x 2 x 200 gehe, weil die für den Bogenbau gebraucht würden, sozusagen also übergroße "Bastelleisten" seien. Es sei nur einigermaßen wichtig, daß die Jahresringe möglichst nicht oder nur wenig ausliefen, ansonsten sei es weitgehend egal, ob sie stehen, liegen oder schräg durch das Brett gingen.

Mein Gesprächspartner sagte mir, er sei im Vorstand vom Schützenverein und interessiere sich schon seit einiger Zeit für das Bogenschießen. So kam ich ins Gespräch und habe so erfahren, daß auch Roteiche und Esche verfügbar wäre, Roteiche sogar am Lager.

Nach meinen ernüchternden Erfahrungen vom gestrigen Tag war das eine richtige Wohltat. Kann ich euch sagen. In Echt.

Wie schreiben die Amis so schön: Wenn Du einen Bogen aus einem Brett baust, kannst Du morgens anfangen und Mittags damit auf die Jagd gehen. Irgendwie scheinen die mein ungeduldiges Naturell zu kennen.
Zuletzt geändert von RubenAryala am 03.12.2008, 11:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von Dustybaer » 03.12.2008, 12:01

um auf die brettboegen zurueck zu kommen. fast alle hickory selfbows die hierzulande gebaut werden sind boardbows, da das hickory hier meist in bohlen ankommt.  alle meine waren urspruenglich quader, manchmal etwas breit und duenn, manchmal fast quadratisch im querschnitt, aber eben keine spaltlinge.  und die sind alle ohne backing verarbeitet worden (ausser einem, aber den wollte ich bemalen, desshalb ein seidenbacking.  ;D)  das glueck der amerikaner ist, dass sie solche latten, bretter oder bohlen im baumarkt kaufen koennen und haben somit massig rohlinge fuer wenig geld.  zum ueben ist sowas natuerlich ideal.
Bis bald

Marius


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Re: "Brettbogen" anyone ?

Beitrag von RubenAryala » 03.12.2008, 12:06

Hickory wäre auch meine erste Wahl gewesen, da das aber ausgerechnet bei meinem Gesprächspartner nicht zu bekommen ist, weiche ich auf Red Oak aus.

Beide gehen ohne Backing, wenn die Jahresringe nicht auslaufen. Ich will aber aus Sicherheitsgründen Backing draufmachen, fragt sich nur, woraus am besten. Ich tendiere zu Leinengewebe oder Seide.

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