Ahhhh: Bogenbruch!!!

Themen zum Bogenbau
silvio
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Beitrag von silvio » 14.04.2003, 09:36

Um Gottes willen! Gestern um 14.35  südlich der Höttinger Alm geschah das Unvorstellbare: ein lauter Knall und mein Lieblingsbogen, mein erster selbstgemachter Bergahorn - Langbogen, ist GEBROCHEN.
Nicht ganz durchgebrochen, am Backing steht ein 10cm langer, 1cm breiter Span ab - aber schlimm genug.
Die bange Frage: kann man ihn noch retten, mit kleben und Wickelung, oder ist mein Erstlingswerk schon Geschichte?

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 10:18

@silvio

Erst mal aufrichtiges Mitgefühl! Haben wir (selfmade - Bogenbauer) vmtl. alle hinter uns!
Wenn der Bauch wirklich noch intakt ist (die Stelle wurde natürlich extrem belastet in dem Moment!), kannst Du ihn retten:
1. Span ankleben. Ist die Faser glatt, (ohne viele splitterig hochstehende Einzelfasern) gebrochen geht auch Holzleim, den Du mit einem dünnen Plastikstreifen (z.B. vom Deckel eines Schnellhefters) so weit wie möglich in den Spalt schiebst. Ist es im Spalt splitterig, wäre die Gefahr zu gross, dabei einen Splitter seitlich zu verschieben, dann legt sich die "Wunde" nicht mehr sauber zusammen. In dem Fall würde ich (reichlich!) Epoxi (Typ 2 Std. Verarbeitungszeit) nehmen, so weit, wie gefahrlos möglich reinschmieren, dann mit Fön erwärmen; dabei wird es dünnflüssig und läuft gut dazwischen (senkrecht stellen!).
So oder so, ist der Kleber drin, den Span anpressen (ohne Gewalt, fest ran reicht!)
2. Ist der Kleber fest (1 Tag), überstehende Reste verschleifen.auch die Oberfläche leicht anschleifen (nur Lack bzw. Ölschicht ab).
jetzt ein Stück Glasfasermatte (Autozubehör), und zwar die geflochtene (möglichst fein), nicht die "sauerkrautartige", mit 2-3 cm Überlappung an der Bruchstelle (Spanende) auf den Rücken mit Epoxi aufkleben, und gleich, so lange der Kleber noch flüssig ist, mit bestem Leinengarn ("Abbindegarn" aus der Stofftierecke im Bastelladen, Achtung! ungewachstes nehmen!)) eine stramme Wicklung drübermachen, die wiederum die Glasfaser um 2 - 3 mm überlappt. (Immer schön Windung neben Windung, nicht überlagern, keine Lücken!). Fertige Wicklung noch mal dünn einstreichen, jetzt mit Fön erwärmen, Überschuss wegwischen (fusselfreier Lappen!) hart werden lassen.
Fertig.

Rabe



• Nachricht wurde von ravenheart am 14.04.2003-10:23 nachbearbeitet!

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 10:31

Nachtrag:

Aus gestalterischen Gründen kann man am anderen Wurfarm eine identische Wicklung in gleicher Position machen, um die Symmetrie wieder herzustellen. Da das Epoxi dem Garn eine leicht gelbliche Verfärbung verpasst, sollte man auch die "Showwicklung" dünn damit einstreichen...

rabe

silvio
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Beitrag von silvio » 14.04.2003, 11:05

@ravenheart:
Danke für die Tipps, das gibt wieder Hoffnung.

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Beitrag von Archiv » 14.04.2003, 11:09

@silvio
Erstmal mein Mitgefühl, aber nichts ist für die Ewigkeit!

Die Reparaturanleitung vom Rabenherz hört sich gut an. Statt dem Glasfaserzeugs kannst du auch dünne rohhaut um die geschädigte Stelle legen und dann mit einer Wicklung sichern. Dazu die Rohhaut wässern und dann dünn mit Leim  (normaler Holzleim)einstreichen. Die zu umwickelnde Stelle ebenfalls mit Leim einstreichen (vorher Lackschichten abschmirgeln), den Rohhautstreifen drumlegen und mit Mullbinden fest umwickeln. Nach 24-48 h die Mullbinden abmachen evt noch etwas trocknen lassen und die Rohhaut abschliessend noch mit einer Garnwicklung an den Rändern sichern.

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 11:14

...übrigens: Wicklungen müssen nicht als "Makel" erscheinen; unter Verwendung unterschiedlicher farbiger Garne können sie durchaus als Schmuck wirken:

Bild

Rabe

• Nachricht wurde von ravenheart am 14.04.2003-11:15 nachbearbeitet!

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 11:22

Mein erster Haselbogen hat am oberen Wurfarm auch so eine Wicklung.
Da nur die oberste Holzschicht betroffen war, legte ich Sehnengarn in Längsrichtung überlappend über die Bruchstelle und wickelte dann quer drüber (unter Zuhilfenahme von viel Epoxy). Es hält bis heute.
Je nach Belastung muss man aber nicht unbedingt Glasfaser nehmen; Leinengewebe mit Epoxy getränkt hält auch - ausser in den extremsten Fällen, wo die angeknackste Stelle schon gar keine Eigenfestigkeit mehr aufweist.

(Hinweis: Dieses Posting ist nicht von mir! Es wurde durch einen Bug der Forensoftware mir zugeordnet, weil der eigentliche Verfasser nicht mehr registriert ist!! Rabe)

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 11:25

@silvio

Nachtrag 2: Nur,weil es vielleicht nicht ganz eindeutig war: die Glasfaserverstärkung muss nur in dem Bereich sitzen, wo der Span anfängt, am Übergang, Länge also 4 - 6 cm! Die Wicklung kann die gesamte Spanlänge bedecken, muss aber nicht, alle 2 - 3 cm eine Wicklung von 1 cm Breite würde auch reichen, sieht besser aus, s.o...

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Beitrag von AEIOU » 14.04.2003, 11:47

@silvio

schade um deinen schönen bogen...

@ raven
könnte man so eine wicklung auch bei einem bogen machen, der im biegenden bereich ein z-splicing hat? was glaubst du, würde das halten?
?^^^^^^? AE?OU ?^^^^^?

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 12:36

@aeiou
Hängt von der Zugkraft, dem Bogenprofil und der Perfektion der Klebefuge ab: Der Bogen darf nicht zu Flach sein (wg. Grösse der Klebefläche), und die Klebeflächen müssen vollflächig anliegen, was schwierig ist! So bis 35/40 # würde ich es dann wagen. Jeweils die Spleissenden mit Glasfaserstück und Wicklung versehen, müsste halten; versucht habe ich es aber noch nicht. Besser wäre vmtl. ein Hickory - Backing über die ganze Länge, das dann den Hauptteil der Zugkraft übernimmt (d ca. 3 mm).
Was ich gemacht habe, ist ein (sogar nur einfacher Diagonal-)Spleiss im Griffbereich. Bei einem 30# Eschenbogen hält der bisher sogar ohne Wicklung, obwohl die Spleissenden bereits mitbiegen.

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 13:19

Nachtrag @aeiou
Falls Du auf Dein Thema mit den Eibenstämmen anspielst: Spleisse sie im Griffbereich (= tiefes Profil, viel Klebefläche) und mache den Bogen so, dass er nur wenig in den Griff hinein biegt, dann hält das schon....
"Aus Angst" kanns'te ja noch wickeln, schaden kann's nicht.

Rabe

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Beitrag von AEIOU » 14.04.2003, 14:36

@raven
danke dir, mit solcher würde vorgetragen werde ich deinen raben-rat befolgen. (ist es so offensichtlich, dass ich auf meine eiben-stämme anspiele...?.... aber ich habe die dinger eben und möcht´ was schönes damit machen.)

danke - ich glaub´ich hole heute mal das ziehmesser raus und richte die stämme mal ein wenig.
?^^^^^^? AE?OU ?^^^^^?

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 14:48

@aeiou
;-)))) ich wünsche Dir eine ruhige Hand und ein sicheres Auge! Lass ma lesen, wie's voranschreitet!

Rabe

P.S.: Beim Schleifen aber bitte Staubmaske tragen und hinterher sauber machen! Eibenholz ist giftig (toxisch). Dieser Gute Rat ist kostenlos, lach...

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Beitrag von kra » 14.04.2003, 15:04

Um den Spleiss "passender" zu machen kann man beide Spleisse wie beim Biegen dämpfen und dann fest zusammenpressen. Die Holzflächen passen sich dann noch besser aneinander an. (nur gelesen, kein Eigenversuch!)
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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Beitrag von Ravenheart » 14.04.2003, 15:24

@kra
Interessanter Ansatz! Werde ich testen! Sicher ist aber gemeint: Erst dämpenu und pressen, nach dem Erkalten verleimen....

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