bogenrücken verletzt

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steffensoeffing
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bogenrücken verletzt

Beitrag von steffensoeffing » 11.09.2003, 10:29

Hallo,

ich baue meinen ersten Bogen aus Robinie. Nun bin ich bei der Bearbeitung des Rückens angekommen und habe (vielleicht) ein Problem. Habe das weiße Splintholz, wie bei Robinie empfohlen, abgetragen und mich so vorsichtig mit Ziehklinge an das grünliche Kernholz herangearbeitet. Die äußeren Jahresringe sind aber sehr dünn (ich weiß, daß das ungünstig ist) und so bin ich an zwei Stellen “eine Etage” tiefer angekommen, d.h. auf dem zweiten Jahresring. Das nehme ich zumindest an, da an diesen Stellen die Oberfläche etwas dunkler schimmert. Nun die Frage: kann ich dies einfach ignorieren (auch im Hinblick, daß der Bogen als Anfängerstück max. 35 lb bekommen soll), oder muß ich nun den gesamten äußeren Jahresring abtragen (glaube nicht, daß ich das hinbekomme)? Oder ist das eine so starke Schwachstelle, daß ich die Sache gleich lassen sollte (ein Backing kann und möchte ich nicht aufbringen)?
Außerdem habe ich zwei weitere Fragen, die ich schon mal als Ergänzung eines älteren threats gestellt habe, aber ich glaube, dort sind sie untergegangen:
1. Betrachtet man den aufgeschnittenen Stamm von der Bauchseite aus, erkennt man, daß die Mittellinie nicht geradlinig verläuft, sondern in einer leichten Wellenform. Muß die gesamte Außenform des Bogens jetzt also diese Wellenform mitmachen? Daß man in der Seitenansicht alle Verformungen mitmachen muß weiß ich, aber wie ist es von dieser Koordinate aus?
2. In Zusammenhang mit Frage 1 ergibt sich, daß auch das Griffstück nicht gerade auf der Achse der Bogenenden liegt, sondern etwas verdreht (aus Sicht des Schützen verläuft es von rechts oben nach links unten in einem Winkel von ca. 10-15°). Ist das ok?

steffen

Uli
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Beitrag von Uli » 11.09.2003, 10:45

Soviel wie weis sollte der Griff schon gerade sein und die Sehne sollte auch genau über die Griffmitte laufen.

Uli
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Frank
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Beitrag von Frank » 11.09.2003, 10:51

Hallo Steffen!


Zu Deinen Fragen: Wenn Du noch genug Robinie im Rohling über hast, solltest Du schon versuchen, einen unverletzten Jahresring herauszuarbeiten.
Ein verletzter Jahresring ist ein mögliches Problem, aber absolut noch kein hoffnungsloser Fall. Wenn Du nur ausversehen eine kreisförmige Stelle auf einen unteren Jahresring gearbeitet hast, ist das wesendlich unkritischer, als den Jahresring auf seiner ganzen Breite durchtrennt zu haben.

Je flacher und länger Du die Wurfarme machst, je bruchsicherer (und langsamer) wird der Bogen - das ist wohl soweit klar.
zu den Schlangenlinien im Holz: wenn diese sich nur leicht (so 5mm) hin und herwinden, kannst du sie ignorieren, wenn das mehr ist, solltest Du ihnen folgen. Die Entscheidung hat aber auch mit Gefühl zu tun - es kommt ganz drauf an, wo die Schwierigkeiten im Holz sind.

Zum Griffstück: wenn Du einen Flachbogen baust, wird sich das Griffstück ja nicht mitbiegen. Im Griff mußt Du daher den Fasern nicht folgen. Du könntest es gerade herausarbeiten. Ein 10-15° schräges Griffstück schadet dem Bogen nicht - das muß der Schütze entscheiden ;-)

Noch was zur (Neben)Frage: 'oder gleich ganz sein lassen?'
Das natürlich nicht. Ich arbeite an Bögen weiter, auch wenn ich die Hoffnung schon augegeben habe. Ich will erfahren, wo die Grenzen des Holzes bzw. des Designs sind. Erst wenn der Bogen bricht oder irgendwo zu stark nachgibt, weiß ich das.

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Ravenheart
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Beitrag von Ravenheart » 12.09.2003, 01:27

@steffen: den Ersten und gleich aus Robinie! Du magst es Dir aber auch antun, lach! Wenn Du den fertig hast, kann Dich nix mehr schocken!

Aber gerade wenn die Ringe dünn sind: Is er kaputt, runter damit!

Einen Jahresring sauber abarbeiten, GERADE wenn er dünn ist, geht doch "rucki-zucki"! (Soll heißen 1 Std., lach)

Ich nehme dafür eine (nicht mehr ganz superscharfe), aber grobe Raspel! Geht ganz prima, gerade bei Robinie, weil zwischen den Ringen ja die dünne Schicht Winterholz ist, und der Härteunterschied zwischen Winter- und Sommerholz extrem ist! Du raspelst so lange, bis Du (an Farbe und Struktur) siehst, dass Du auf's Winterholz kommst; genau wie bei der Stelle, die Du oben beschrieben hast. Ab dann GANZ ZART! Fast nur noch das Eigengewicht der Raspel! Das Winterholz "splittert" dann geradezu weg, und darunter kommt, glatt und glänzend, der nächste Ring zum Vorschein.

Es lohnt sich!

Rabe

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@rabe

Beitrag von Hunbow » 12.09.2003, 07:09

kann man dem harten winterring eigentlich auch mit einer ziehklinge zu leibe rücken oder ist das zu mühevoll?
"Der starke Mann trotzt dem Regen. Der kluge Mann stellt sich unter."

Filmtipp:
http://www.struckthefilm.com/

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Beitrag von Ravenheart » 12.09.2003, 14:01

@hunbow: Klar kann man; wenn folgende Bedingungen eingehalten sind:

1. das Ziehmesser (am besten ein zweites), sollte zwar scharf, aber nicht "rasierklingenscharf" sein, damit es "im Winterholz läuft", und sich nicht den Weg beliebig schneidet,

2. das handwerkliche Geschick (bzw. die Erfahrung) reicht aus, das Messer ganz kontrolliert zu führen,

und (jetzt kommt es):

3. man hat ein spitzenmäßiges "Filetstück" an Holz ohne Knäste und Wellen! (Aber wer hat das schon?) Oder: Der Jahresring ist so dick, dass es nichts macht, wenn man ein bischen wegschnitzt, also so ab 6 mm aufwärts, mit breitem Spätholzanteil.

Außerdem hängt es auch noch von der Holzart ab, bei Ulme z.B., die sehr starke "Querbindungen" zwischen den einzelnen Ringen hat, ist es schwieriger!

Bei Holz mit "bewegter" Oberfläche, Ulme oder dünnen Ringen funktioniert die Raspel wesentlich kontrollierter!

Rabe

p.s.: ich mache es oft so: ich schneide mit dem Ziehmesser den Ring dünn, bis AUF das Winterholz, nehme DAS dann aber mit der Raspel ab, was dann sehr schnell geht!

Frank
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Beitrag von Frank » 12.09.2003, 14:36

@rabe
er meinte 'ne Ziehklinge
@hunbow:
kommt auf die Dicke des Rings an. bei unter einem Millimeter würde ich das in Betracht ziehen - sonst eher nicht

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Beitrag von Ravenheart » 14.09.2003, 03:06

uups...

hatte ich wohl Kitt auf der Brille! Na, meine Ausführungen sind trotzdem richtig...

Klar, Ziehklinge geht, wenn man viel Zeit hat...
Holz mit Ringen von 1 mm oder darunter müsste schon Eibe sein, alles andere ist mit der Ringbreite unbrauchbar!

Bei brauchbarem Holz (Ring ab 4 mm aufwärts) dann lieber 'n Ziehmesser nehmen, wenn...s.o.

:D

Rabe

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