Holmegaard Bogen

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Hunbow
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Holmegaard Bogen

Beitrag von Hunbow » 12.10.2003, 13:47

mal ein paar Fragen zu diesem historischen Bogen:

1. Im Original ist er ja aus Ulmenholz. Hat den jemand mal mit anderen Hölzern nachgebaut? Wenn ja, mit welchem Holz und mit welchen Ergebnissen?

2. Erster Stilbruch: Ist es nützlich die Bogenenden nach vorn zu biegen, damit der Handschock geringer ausfällt?

3. Zweiter Stilbruch: Backing aus Rohhaut oder Sehnen? Ist diese Bogenform dafür geeignet?

4. Wenn ich ihn auf ca. 31" ausziehen will. Muss ich ihn dann einfach nur proportional vergrößern oder muss ich noch an was anderes denken?

5. Lohnt es sich nach Eurer Einschätzung einen derartigen Bogen zu bauen, wenn man ihn nicht nur als bedeutenden Bogenfund ansieht, sondern ihn auch gemessen an heutigen Erfahrungen bei Turnieren einsetzen will?
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Holmegaard

Beitrag von Archiv » 12.10.2003, 14:50

Hallo Hunbow,

schau mal unter www.pfeil-bogen.de, da werden unter anderem Seminare und Fertigbögen angeboten. Die benutzen unter anderem auch Hickory dazu...
Und Sehnenbacking könnte ich mir schon noch vorstellen, ohne dabei an Stilbruch zu denken. Ich meine sogar, irgendwo gelesen zu haben, daß man bei Ausgrabungen auf einem solchen Bogen Sehnenreste gefunden hätte...

Gruß, Hartmut

Taran
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Holmegaard

Beitrag von Taran » 12.10.2003, 15:22

ad 1. Andere Hölzer sind kein Problem. Je nach Stärke des Holzes wäre die Wurfarmbreite zu variieren.

ad 2. Das hilft leider gar nicht gegen Handschock, kann aber die Wurfkraft verbessern (Geschwindigkeitszuwachs, Ausgleich von Stringfollow)

ad 3. Das Rohhautbacking ist reine Bruchsicherung, ein Sehnenbacking zieht den Bogen in Reflex, ist aber auch schwer, erhöht meistens jedoch die Wurfkraft deutlich. Für Holmegaard nicht nachgewiesen.
@ub.1: Du denkst wohl an den Maere Heath. Das war aber kein Backing, sondern eher eine Wicklung aus Rohhaut- und Lederstreifen. Rohhautbacking ist nur für Indianerbögen nachgewiesen, nicht für prähistorische europ. Bögen.

ad 4. Dazu wäre die Gesamtlänge zu vergrößern.

Was hast du schon an Informationen über den Holmegaard und warum willst du ihn nachbauen?
Taran von Caer Dallben

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Esche

Beitrag von Harbardr » 12.10.2003, 15:38

bietet sich für den Holmegard an.
Hab selbst schon einen solchen geschossen, 53# auf 72", fast ohne Handschock, einfach traumhaft.

Ansonst hat ja Taran das meiste erläutert.

Frank
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Beitrag von Frank » 12.10.2003, 15:42

Ein Sehnenbelag ist für einen Holmegaard schon gut geeignet. Das Problem bei Sehnenbelägen ist ja das Gewicht - wenn man den Holmegaard mit langen statischen Enden baut, biegen sich ja nur die aktiven Teile des Wurfarms, die ja nahe am Griff sind und beim Werfen verhältnismäßig wenig Weg machen. Das Sehnenpaket nur auf diesem Bereich wird also nicht soweit bewegt und kann durch die dann notwendige starke Biegung seine Kraft aber voll entfalten.

Die Enden etwas herauszubiegen, halte ich schon für möglich. Da dann der aktive Bereich zusätzlich belastet wird, geht das sicher nur bei gutem Holz (Ulme ist für einen Holmegaard sicher die ideale Wahl). Dann ist ein Sehnenbelag sicher anzuraten.

Da man die Tips ja nicht massiv nach vorne biegen kann (so 5-10 Grad würde ich höchstens nehmen) verkleinert sich der Sehnenwinkel kaum. Für 31'' Zoll mußt du den Bogen entsprechend lang lassen. Der Handschock veringert sich dann auch nicht (wie ja schon erwähnt).

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RE: Holmegaard

Beitrag von Archiv » 12.10.2003, 17:49

Original geschrieben von Taran


@ub.1: Du denkst wohl an den Maere Heath. Das war aber kein Backing, sondern eher eine Wicklung aus Rohhaut- und Lederstreifen. Rohhautbacking ist nur für Indianerbögen nachgewiesen, nicht für prähistorische europ. Bögen.


Genau, das war mir dabei im Sinn. Mir ist nur nicht mehr eingefallen, wo und in welchem Zusammenhang ich das gesehen/gelesen hatte. Jetzt erinnere ich mich wieder. Das waren Quer- und Diagonalwicklungen.
Diese Wicklung dient doch aber anscheinend demselben Zweck wie ein Backing, oder?

Gruß, Hartmut

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@ Taran

Beitrag von Hunbow » 12.10.2003, 19:11

Original geschrieben von Taran


Was hast du schon an Informationen über den Holmegaard und warum willst du ihn nachbauen?



Habe eigentlich nur das was hier im FC darüber geschreiben wurde und die Link-Hinweise dazu!

Er sieht schick aus! :D
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Der Maere Heath

Beitrag von Taran » 12.10.2003, 19:12

Ist ein absolut seltsamer Bogen. Viel zu breite/lange Wurfarme, viel zu groß und breit ("overbuilt"), und dann noch die Wicklungen. Das legt den Gedanken an ein Prestige- oder Kultobjekt nahe. Gebrochen ist er dann witzigerweise nicht in den Wurfarmen, sondern im sehr schmal ausgearbeiteten Griff.
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Holmegaard

Beitrag von Nacanina » 22.10.2003, 17:51

Hallo Hunbow,
ich bin der Ansicht, dass die Kombination von Holmegaarddesign und Sehne eine hochinteressante Sache ist.
Ich mußte meinen Eiben-Holmegaard nachträglich backen mit Sehne, weil er wirklich zu kurz und zu frisch war, und elenden Stringfollow bekommen hat. (62" bei 27" Auszug). Na ja, meißt nur 26", gebe ich ja zu...
Die Tips sind ein wenig vorgebogen und die Sehne geht nicht bis in die Tips hinein. So spart man außen Gewicht (und auch noch Sehne).
Diese Kombination Steinzeit/indianisch ist s e h r schnell!! Ist auf meinem Foto zu sehen.
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

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Beitrag von Archiv » 22.10.2003, 21:46

@Hunbow
Für den Holmegaard gehen sicherlich auch andere Hölzer, wie oben schon erwähnt. Um ihn stilecht zu bauen, brauchst du aber Rohlinge mit einem relativ geringen Querschnitt, ansonsten gibt es einen Flatbow im Holmegaard Design (die sind aber auch wunderschön). Backen lässt sich der Bogen auch (ich habe schon welche aus Elsbeere mit Hickorybacking gebaut), wobei man über die Effektivität des Backings nachdenken sollte (Sehnenbacking eigentlich nur bei sehr kurzen Bögen um die Zugbelastungen fürs Holz abzumildern, Rohhautbacking als Bruchschutz ist sicherlich ok). Für deine Zuglänge solltest du den Bogen ca 70-72 Zoll lang bauen und vielleicht wirklich die Enden etwas nach vorne dämpfen, damit der Sehnenwinkel bei Vollauszug nicht zu groß wird und der Bogen übermäßig stackt. Einfacher ist es vielleicht, zu versuchen mit weniger Auszug auszukommen ;D .
Ansonsten kann ich dir das Design nur empfehlen, da es sehr effektiv ist (wenig Holz, welches die Arbeit verrichtet, leichte Wurfarmenden) und mit Ulme hast du auch ein sehr leichtes Holz, so daß es in der Regel ein schönen schnellen Bogen gibt.

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