Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

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OsiRis
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Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von OsiRis » 14.05.2011, 16:46

Hallo Leute!

Ich baue jetzt meinen zweiten Manaubogen, beim ersten hat das Tillern relativ gut funktioniert, bei diesem habe ich jedoch Recurves (mittels Dampf, da ich keine HLP habe) reingebogen. (Ja, ich habe bereits eine Woche zum Trocknen gewartet. ;) )

Zuerst zur Theorie: Gibt es einen Unterschied zwischen Reflex, Recurves und geflippten Enden? Ich glaube irgendwo gelesen zu haben, Reflex heisst nur leicht zum Rücken gebogen, bei Recurves jedoch liegt die Sehne auf Standhöhe an den WA an. Ist da was dran? Und wie passen dann noch geflippte Enden in die Einteilung rein?

Nun zum Praktischen: Der Bogen ist 160cm lang und die letzten 15cm sind umgebogen. Der Griff liegt etwa 4cm aus der Mitte. Das Design ist 2/3 pyramidal. Kann ich den nun ganz normal wie den anderen Bogen tillern? Sprich Ellipsenförmig? Er hat bei jetzt 13" Auszug bereits etwa 28# Zuggewicht. Ich möchte aber bei 29" höchstens 35# haben, da muss also noch einiges runter. Hier mal die Bilder soweit.

Hier der entspannte Bogen.
ungespannt.JPG

Hier mit einem Auszug von 13". Die Sehne ist auf dem Bild gleich lang wie der Bogen, also Standhöhe 0.
Auszug13.JPG

Und hier die Ellipse durchgelegt so wie ich es machen würde.
Auszug13Ellipse.JPG

Stimmt das oder muss ich dabei noch was anderes beachten?
Anhand meiner Zeichnung wäre der linke WA also im Bereich e noch etwas zu steif, da werde ich noch was wegnehmen.

Grüße OsiRis

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OsiRis
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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von OsiRis » 17.05.2011, 22:36

So, hab den Bogen jetzt einfach mal so weitergetillert, da keiner aufgeschrien hat dass ich etwas komplett falsch mache.

Hat jetzt 35# bei 28" Auszug.
TillerVollauszug.JPG

Und mit Ellipse
TillerVollauszugEllipse.JPG

Tiller ist doch OK oder?

Vielleicht findet sich ja doch noch jemand der mir den Unterschied zwischen Reflex, Recurves und geflippten Enden erklären kann.

Grüße OsiRis

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Heidjer
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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Heidjer » 17.05.2011, 23:56

Der Bogen sieht gut aus, soweit alles richtig gemacht. ;)

Zu den Begriffsbestimmungen, also Reflex ist jede Biegung im Bogen die von der Sehne weg führt. Recurves sind reflexe Bogenenden an denen die Sehne auf Standhöhe anliegt. Sind die Bogenenden von der Sehne weg gebogen, aber die Sehne liegt dort nicht an spricht man nicht mehr von Recurves sondern von geflippten Enden, sind halt abgeschwächte Recurves eben.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Ravenheart » 18.05.2011, 00:47

...jepp, ich bin voll zufrieden mit Dir... :D

..fein geworden! :)

Rabe

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Theron » 18.05.2011, 00:52

Ich finde den schön und glaube mit dem Design kannst du locker auch Deine nächsten zwei Bögen (38#;42#) machen.
Den Tiller finde ich gelungen... ein Bild in Standhöhe wär ich noch Klasse. (edit: standhöhe null, hab's gefunden)
Grüße Theron

Broken Arrow
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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Broken Arrow » 18.05.2011, 08:58

Hallo

Soweit ich den Tiller beurteile, ist der erstmal ok so.

ABER:
An den Recurves wirst du nicht viel Spass haben.
Ich hatte mal eine Bauanleitung geschrieben, in welcher das einbiegen von Recurves beschrieben war.
Die eingedämpften Recurves werden um 10-20% zurückgehen. :-[
Im momentan gezeigten Zustand heisst das:
Nach 50 Schuss hast du wieder einen Langbogen :D

Ich würde Dir empfehlen die Recurves ein wenig stärker einzudämpfen 45-55° und diese dann zu tempern (HLP) oder ab in den Backofen bei 150°C damit.
Damit frierst Du den Zustand sozusagen ein.

Heisse Grüsse
BA

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von OsiRis » 18.05.2011, 19:29

Danke für das Lob, und danke für die Erklärung Dirk, jetzt ist alles klar.
Dann kann ich mich ja jetzt dann langsam mal an richtiges Holz ranwagen ;)

@Broken Arrow: Deine Anleitung hab ich schon gelesen, hab aber keine HLP, ausserdem wollte ich den Rücken nicht flach machen (als bessere Übung für richtiges Holz). Ich hab die Enden auch etwas weiter gebogen (etwa 35°), die haben sich beim Tillern bereits etwas zurückgebogen. Wie packst du die Enden denn in den Ofen? Da bleibt ja die Tür auf, und dann kommt der ja nicht auf Temperatur. ???

Grüße OsiRis

Broken Arrow
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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Broken Arrow » 19.05.2011, 09:27

Hi

@osiris
Das mit dem Backofen habe ich früher so gemacht:

Tür auf
150-180°C einstellen
Bogenende rein
Tür zu soweit es geht
obere und seitliche Öffnungen mit alten Handtüchern locker zustopfen
10 Minuten warten
Recurces händisch auf 45° halten (notfalls mit etwas sanftem Druck falls sie aufgegangen sind
10 Minuten halten
andere Seite same procedure :-)

http://shop.ebay.de/i.html?_from=R40&_t ... Categories

Heissluftföne kosten zwischen 10 und 20 Eus

gefönte Grüsse
BA

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von OsiRis » 20.05.2011, 19:07

Ok, danke, ich denke ich werde das mal ausprobieren. Ich muss den Bogen aber vorher schleifen und fertig machen oder? Weil sonst schleife ich ja das getoastete Holz nachher wieder weg.

PS.: Vielleicht sollte ich mir doch mal so eine HLP zulegen.

Grüße OsiRis

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Hilfe, ich hab schiefe Recurves gebogen

Beitrag von OsiRis » 02.06.2011, 15:32

Hallo, hab den Bogen im Ofen getoastet und Recurves reingebogen. War mit dem Ergebnis eigentlich zufrieden. Ist einigermaßen gleichmäßig geworden.
Recurves.JPG


Habe ihm jetzt fast 2 Wochen Zeit gegeben, damit sich die Feuchtigkeit wieder auf ein normales Maß einstellen kann. Heute habe ich ihn aufgespannt und siehe da.
aufStandhöhe.JPG

ungespanntRecurve.JPG

:-\ Scheiße, ist mir vorher leider nicht aufgefallen.
Kann ich den jetzt noch retten, oder ist er verloren? Aber aufgeben kommt für mich eigentlich nicht in Frage. Wollte eigentlich schon anfangen ihn zu dämpfen, dadurch verändere ich jedoch auch die Biegeeigenschaften des Holzes. Sollte ich also auch den zweiten WA dämpfen um wieder die gleichen Eigenschaften herzustellen? (Und dann vermutlich nachtillern?) Oder ist das generell eine schlechte Idee und sollte ich etwas anderes machen?

Naja ist mein erster Rückschlag, bin dafür jetzt wieder um einiges schlauer.

Grüße OsiRis

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Squid (✝) » 02.06.2011, 15:42

Ach, wie unangenehm...
Macht aber nix, das kannst du korrigieren. Rattan kann das ab, gerade in Bereichen, wo wenig Biegung notwendig ist.
Auf der einen Seite ist der Recurve schief - den kannste wieder gerade biegen.
Wenn der Bogen dann in sich noch Korrektur benötigt, biege ihn im Griff.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von OsiRis » 02.06.2011, 16:31

Danke, schonmal soweit.
Man sieht es auf dem Bild etwas schlecht aber wenn ich den Bogen entlangpeile, sehe ich, dass der Bereich wo der Wurfarm wegknickt fast in der Mitte des Wurfarms liegt. Also durchaus noch im biegenden Bereich.
Etwa hier:
Knick.JPG

Trotzdem einfach dämpfen und zurückbiegen? Und wenn dann den zweiten auch dämpfen (aber halt ohne biegen) um gleiche Eigenschaften herzustellen oder einfach lassen?

Grüße OsiRis

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Re: Tillerhilfe und etwas Theorie zu Recurves (Rattan)

Beitrag von Squid (✝) » 02.06.2011, 19:26

HmmmJaWeissNich...
Eigentlich müsste man den Bogen dafür in der Hand haben.
Klar kann Rattan eine Menge ab, andererseits gibt es Grenzen.

Bei einem Holzbogen würde man vielleicht anders herangehen - vielleicht würde man die Biegung lassen und nur den Recurve ausgleichen.
Bei Rattan wiederum kann man versuchen, auch im flachen Bereich des Wurfarms eine Korrektur in der flachen Ebene vorzunehmen. Dabei ist wichtig, dass man den erwärmten Teil flach auf einer Ebene - vulgo: Tisch - fixiert um Verwindungen zu vermeiden. Sonst hat man das Problem, dass der Bogen sich eher in Richtung der breiten Seite biegen will. Oder anders: Versuch mal ein Din A4 Blatt in flacher Ebene zu biegen...

Abschliessend: Ich meine ja. Wir reden von Biegungen im Zentimeterbereich und die kann man bei Rattan ausgleichen. Mehr als Vergeigen kannst du es nicht. Und im aktuellen Zustand ist der Bogen Wurks.
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