Fehleranalyse

Themen zum Bogenbau
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Ravenheart
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grundsätzlich...

Beitrag von Ravenheart » 13.04.2004, 00:39

sollte man folgendes bedenken:

1. Je weniger Holz sich biegt, desto stärker wird es belastet.

2. Je näher man an die Grenze der Belastbarkeit kommt, desto effektiver die Leistung.

3. Je mehr Holz "nicht arbeitend" mit bewegt wird, desto mehr sinkt die Leistung.

Bogenbau ist also immer der "Spagat" zwischen 2 Polen: Bestmögliche Ausnutzung und Sicherheit (also keine Überlastung).

Wie erreiche ich Leistung?

Den Bogen so bauen, dass möglichst viel des Holzes möglichst nah an der Belastungsgrenze mitarbeitet.

Wie erreiche ich Sicherheit?

Den Bogen so bauen, dass die Spannung an keinem Punkt und in keiner Auszugphase an die Belastungsgrenze kommt.

Das zu erreichen gibt es mehrere Taktiken:

Länger - Breiter - Schwächer - Runder.

Lang = gute Verteilung aber viel Holz zu bewegen.

Breit = dto.

Schwach = Unterforderung

Rund = (gemeint ist der Tiller) Gute Verteilung, aber unkomfortabel.

Ein Langbogen mit steifem Mittelteil, ist nix anderes als ein kürzerer, mit "Abstandshaltern" zwischen den WA und weniger Handschock, da das MT in Ruhe ist.

Ein LB oder breiter Flachbogen, der im MT mitbiegt, ermöglicht die höchsten Zuggewichte.

Ein schwacher Bogen ist in der Form fast beliebig. Nur sollte er keine "faulenzenden" Bereiche haben, da er sonst sehr ineffektiv wird.

Ein kurzer Bogen MUSS schwächer sein, oder ganz "rund" (also im MT) biegen, um noch Sicherheit zu bieten.

@komposti: Hilft Dir das?

Rabe

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...Versuch einer Zusammenfassung

Beitrag von Fussl » 13.04.2004, 21:04

...nach den grundsätzlichen Ausführungen von Rabe, Taran etc. hab ich also einen Bogen - besser: Bogenteile :D die:

1. Insges. viel zu kurz sind, und durch das Mittelteil noch weiter verkürzt werden.

2. Die Zugbelastung/Biegeradien liegt über dem Limit von Esche, jedenfalls bei der Bauweise.

3. Längerer unterer WA scheidet wegen Tillerproblemen aus.

4. Breiterer unterer WA (OK, ich weiss er SOLL etwas stärker sein!) scheidet wegen Sicherheitsbedenken meinerseits aus. Bisher: unterer WA ohne jegliche "Vorwarnung" sprich Knarren/Knacksen förmlich explodiert, also möcht ich nicht unbedingt einen Bruch des oberen WA´s erleben und den womöglich auf die Schnauze kriegen, nachdem das Backing auch nix bringt.

5. Tiller runder machen Aufrollen von den Tips her nach innen: werd ich natürlich versuchen, bin aber durch das starre Mittelstück (Winkeländerungen wegen Verschraubung nicht möglich) eingeschränkt.

daher bleibt für mich nur:

6. Das Teil viel schwächer machen (damit´s nicht so weh tut, WENN ich es auf die Nase krieg ;-)) und/oder fliegender Anker sprich kürzerer Auszug.

So halbwegs richtig?

@komposti: hey, was meinst du mit Frust? Ich bin NIE frustriert sondern ganz im Gegenteil unheimlich DANKBAR für jeden erlittenen "Bruch", denn nur so kann man als Möchtegern-Bogenbauer etwas lernen... und überhaupt hab ich ja schon fast eine neue Eschenleiste, muss sie nur mehr zuschneiden, biegen, backen OOOOHHMMMMM, OOOOOOHMMM...
;-) :D ;-)

komposti
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RE: grundsätzlich...

Beitrag von komposti » 21.05.2004, 19:14

Original geschrieben von ravenheart
@komposti: Hilft Dir das?


moin, ravenheard,
leider nicht ganz.

danke für die schnelle antwort, die ich jetzt erst abrufe.

ich beneide dich um deine formulierungskunst: verständlich, auf das wesentliche reduziert.

diese zeilen sollten als standard für bogenbauer gespeichert werden!

meine "tillerfrage" ist aber anders geartet:

muß ein bogen immer von den tips her aufrollen?

beim holmegaardtyp ist das querschnittsprofil bis zum ca. halben wurfarm umgekehrt d-förmig ( druckstabil, wenig stringfollow)
nach der "schulter" bis zu den tips,- langbogen-d-profil ( wenig zu beschleunigende masse, set-back= reduziert wegen halber länge + meiner folgenden interpretation).
wenn sich dieser bereich erst bei beginnendem vollauszug biegt, wäre der auszug weicher,set noch geringer und die schulter würde für mich einen sinn machen.

beim bogenbaukurs wurde die ansicht vertreten, der schmale wurfarmteil sei eher steif.
diese ansicht kann ich allerdings aus mehreren gründen nicht teilen, da die archäologischen funde (zeichnungen) für mich nahelegen, daß sogar der mittelteil fast mitbiegen könnte.

allerdings wirft mein erster holmegaard-kinderbogen mit steifer wurfarmendhälfte wie teufel.

t"schüß,
und danke

(edit: ich vermute, so war's gemeint... Rabe)
jeder vorteil wird mit einem nachteil erkauft.

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hast schon Recht,...

Beitrag von Ravenheart » 24.05.2004, 16:22

...auf den Holmegaard bin ich gar nicht eingegangen, ich wollte nur mal die grundsätzlichen Überlegungen darstellen, die man beim Bogenbau so machen muss...

Ich teile die Auffassung, dass die dünnen Enden beim Holmegaard - Typ eher steif sein sollten.

Sie dienen funktional nur zur Verlängerung und als Hebel.

Lasse sie gedanklich mal weg, und Du hast einen relativ kurzen Bogen, für den das Gesagte dann wieder gilt. Runder, schwächer, breiter oder länger!

Die "Hebel" am Ende steigern ergänzend die Effektivität und den Auszugkomfort (größerer Sehnenwinkel).

Der Bogen muss halt nicht am Ende, sondern unterhalb der Schulter anfangen zu biegen... Wie ein statischer Recurve, der eben auch hinter den Recurves anfängt.

Ändert an den grundsätzlichen Überlegungen aber nüscht..

Rabe

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Beitrag von Nacanina » 24.05.2004, 21:16

Holmegaard Bögen würde ich auch steif oder fast steif in den Tips bauen (vorausgesetzt man braucht die Sicherheitsreserve durch biegende Tips nicht!).
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

Archiv
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Beitrag von Archiv » 24.05.2004, 23:05

Holmegaard - Bögen sollten steif an den Tips sein!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Sonst hat man den Bruch vorprogrammiert!
Holmegaard - Bögen können sich aber bis in das Mittelteil hineinbiegen (siehe Empfehlung in der TBB 3), dann bekommt man äußerst effektive Bögen.
Ein Holmegaard hat nur dann einen runden Rücken, wenn er aus einem Stämmchen mit relativ geringen Durchmesser gemacht wird. Ansonsten arbeitet man auch auf einen Jahresring herunter und baut den Querschnitt eben flach (rechteckig). Damit man genügend Sicherheitsreserven hat, sollte man den Holmegaard ruhig 68'' oder auch 70'' lang bauen, das ist dann fehlerverzeihender.

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