Warum eigentlich steiferer Wurfarm unten???

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der_prinz
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Warum eigentlich steiferer Wurfarm unten???

Beitrag von der_prinz » 29.03.2005, 11:33

Am Wochenende habe ich mir beim Bogenbauen die Frage gefallen lassen müssen, warum eigentlich bei einem englischen Langbogen der untere Wurfarm tendentiell eher etwas steifer ist, als der obere...und ehrlich gesagt, hatte ich keine plausibele Antwort.:bash

Was sagt Ihr?
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Das ist schnell erklärt

Beitrag von Archiv » 29.03.2005, 12:23

Tja das ist ja nicht nur bei Englischen Longbows
Das ist bei eigentlich allen Bögen, deren Griffstück etwas aus der mitte nach unten verlegt ist. Ich setze sie z.B. um ein drittel nach unten(von der Geometrischen mitte aus 4 cm nach oben und 8 cm nach unten).
Dieses hast du bei fast jedem Recurve, ich glaube es gibt keinen bei dem das nicht so ist,aber da lasse ich mich gerne eines besseren belehren von dem der es weiss. Bei einem Compound kenn ich das(Oneida), na ja und eigentlich bei den meisten Longbow Typen.
Dadurch das ja durch das leicht versetzte Griffstück der untere Wurfarm nun etwas kürzer ist muß er so gearbeitet werden das er nach dem Releas mit dem oberen auch gleichmäßig wieder zurückschnellt und dieses erreicht man dadurch das man den oberen Wurfarm etwas weicher macht.
Ausschlaggebend ist da dann auch noch was ich für einen Stil schieße.
Bei einem Mediteranen Griff ( zwei Finger unter dem Pfeil einer drüber) darf der Tillerunterschied etwas größer sein, ich versuche da so in einem Bereich von 5mm-10mm zu kommen. Die Sehne wird hier unten etwas stärker gezogen als oben, daher der untere WA auch etwas härter.
Je weniger finger ich nun benutze oder gar bei den Compostern ein Releas desto weniger Tiller brauche ich.
Das soll heißen je gleichmäßiger ich die Sehne oben und unten belaste desto geringer der Tiller.
Z.B. beim Compound wo das Releas direkt hinterm Pfeil in das Loop eingehackt wird hat meistens einen 0 Tiller.

So wenn ich jetzt noch etwas vergessen haben sollte dann werden sicherlich noch andere
meinen Bericht sinnvoll auffüllen.

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Beitrag von Rumburak » 29.03.2005, 19:50

@Henning
Hallo erstmal,
wenn der obere Wurfarm länger ist und der untere steifer, muss mann dann nicht den oberen stärker machen und nicht weicher um einen gleichmäsigen Tiller zu bekommen?

Gruß
Rumburak
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Beitrag von Ravenheart » 30.03.2005, 09:54

Ziel ist, dass der untere WA schneller ist! Dadurch ist die (gedachte) Verbindungslinie zwischen oberer und unterer Sehnenkerbe stets leicht oben nach hinten "gekippt"; damit bewegt sich der Nockpunkt sozusagen leicht "bergauf", und hebt den Pfeil damit über die Auflage (bzw. die Hand).

Die Folge ist ein sauberer Abschuss.

Außerdem fühlt sich ein Bogen, der "anders herum" ist, einfach irgendwie "falsch" an!

Rabe

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Beitrag von kra » 30.03.2005, 10:27

(**) ich hab mich da immer mit ner Antwort rumgedruckst, weils mir auch nicht ganz klar war (**) aber die Begründung von Rabe leuchtet mir ein.
Demnach könnte der untere WA dieselbe Biegung haben, wenn er etwas kürzer ist?
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Beitrag von Ravenheart » 30.03.2005, 11:26

@kra: Klar, theoretisch sollte bei kürzerem unterem WA und gleicher Biegungsweite der untere WA schneller sein, weil er weniger Masse hat. Da meinst Du wohl... Is aber ein Denkfehler drin!

Da er schon deshalb (bei gleicher Dicke) steifer ist, weil er ja kürzer ist, müsste er, damit er gleich weit biegt, wieder schwächer gearbeitet werden! Dadurch wird er zwar NOCH leichter, aber eben auch wieder weniger schnell, weil relativ gesehen schwächer!

Nein, das entscheidende Maß ist die Standhöhe, in WA-Mitte gemessen! Der untere WA wird so gearbeitet, dass die Standhöhe um 3 - 5 mm (je nach Bogenlänge) geringer ist!

Da der untere WA damit steifer ist, biegt er auch etwas weniger weit, die (gedachte) Verbindungslinie zwischen den Sehnenkerben "kippt" also beim Auszug noch weiter "nach hinten", der Nockpunkt wandert, bezogen auf die rechtwinklige Line zur Bogenachse, nach unten, und im Abschuss dann wieder in die Ausgangsposition zurück, also relativ gesehen schräg nach oben!

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Wie bitte?!

Beitrag von Archiv » 30.03.2005, 12:45

Original geschrieben von ravenheart
...
biegt er auch etwas weniger weit, die (gedachte) Verbindungslinie zwischen den Sehnenkerben "kippt" also beim Auszug noch weiter "nach hinten", der Nockpunkt wandert, bezogen auf die rechtwinklige Line zur Bogenachse, nach unten, und im Abschuss dann wieder in die Ausgangsposition zurück, also relativ gesehen schräg nach oben!

Rabe

Von all dem habe ich jetzt überhaupt nichts verstanden, geht das nur mir so?:wacko
Egal, ich bin mir sicher, dass Du wiedereinmal völlig recht hast, Rabe. Was wäre dieses Forum nur ohne Dich und Deinesgleichen...:anbet :bussi :knuddel

P.S.
1. Wie üblich oder unüblich sind symmetrische, d.h. gleich lange Wurfarme?
2. Stimmt es, dass die nordamerikanischen Indianer ihre Bögen so gebaut haben?
3. Und welchen Einfluss haben identische Wurfarme auf das Schießverhalten des Bogens?
4. Bin ich jetzt off topic?

Trebron
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RE: Wie bitte?!

Beitrag von Trebron » 30.03.2005, 12:54

Original geschrieben von johnny.winter

Original geschrieben von ravenheart
...
biegt er auch etwas weniger weit, die (gedachte) Verbindungslinie zwischen den Sehnenkerben "kippt" also beim Auszug noch weiter "nach hinten", der Nockpunkt wandert, bezogen auf die rechtwinklige Line zur Bogenachse, nach unten, und im Abschuss dann wieder in die Ausgangsposition zurück, also relativ gesehen schräg nach oben!

Rabe

Von all dem habe ich jetzt überhaupt nichts verstanden, geht das nur mir so?:wacko




[H4]Ganz bestimmt nicht, die anderen gebens nur nicht zu[/H4]:D , ich gebs ja auch nicht zu:D :D :D

:o Trebron
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RE: Wie bitte?!

Beitrag von Murkser » 30.03.2005, 13:14

Original geschrieben von johnny.winter

P.S.
1. Wie üblich oder unüblich sind symmetrische, d.h. gleich lange Wurfarme?
2. Stimmt es, dass die nordamerikanischen Indianer ihre Bögen so gebaut haben?
3. Und welchen Einfluss haben identische Wurfarme auf das Schießverhalten des Bogens?
4. Bin ich jetzt off topic?


1. Würde dann ja bedeuten, dass der Pfeil um die Hälfte des Griffstückes nach oben versetzt liegt. Ist wahrscheinlich weniger vorteilhaft. Bei einem Bogen mit Griffstück kann ich natürlich das Griffstück/den Griff so gestalten, dass trotzdem die Mitte des Bogens am Handballen liegt und die Wurfarme gleich lang sind. Sind dann aber beide zwangsläufig kürzer und der Bogen weniger effizient, weil ein größerer Teil des Bogens nicht arbeitet.

2. Ich habe von Bögen gehört, bei denen der Pfeil genau in der Mitte des Bogens liegt, also der Griff völlig unter der Mitte! Das heißt aber, dass der untere WA noch um einiges (Länge des Griffes) kürzer wäre. Gibts sowas??

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@rabe

Beitrag von kra » 30.03.2005, 13:21

Leuchtet mir noch nicht völlig ein. Muß ich nochmal für mich durchdenken -- nachher haben wir Betriebsversammlung, da habe ich Zeit ;-) Das beschäftigt und ich gerate nicht wieder in Gefahr, durch "unpassende" Zwischenfragen aufzufallen :motz :motz :motz ;D :bash .
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Nach oben?

Beitrag von der_prinz » 30.03.2005, 14:24

Also wenn ich Rabe richtig verstanden habe (sehr vereinfacht) dann ist der untere WA steifer = schneller, damit er den Pfeil quasi leicht anlupft und geschmeidig über meinen Handrücken gleiten lässt?!?!

Das würde ggf. auch erklären, warum man bei sehr kurzen Distanzen und beim bergab Schießen gerne mal nach unten zielt. Weil der Pfeil ja sozusagen vom Bogen "abhebt".

Oder war das jetzt völliger Unsinn?
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Beitrag von Ravenheart » 30.03.2005, 15:05

@johnny.w.:

1. Wie üblich oder unüblich sind symmetrische, d.h. gleich lange Wurfarme?



Beides gleich "üblich". Beim LB ist die asymmetrische Grifflage vorteilhaft, weil der besprochene Effekt (unterer steifer) so bei identischer Dicke quasi automatisch entsteht!

Bei kurzen Bogen (unter 1,70) bevorzuge ICH gleich lange WA, da sonst der untere leicht überlastet wird! Außerdem lasse ich kurze Bogen im Griff mitbiegen, um zusätzliche Auszuglänge zu gewinnen; da ist eine mittige Lage ebenfalls "angenehmer"...

2. Stimmt es, dass die nordamerikanischen Indianer ihre Bögen so gebaut haben?



sh. oben! "Indianerbogen" waren meist eher kurz.

3. Und welchen Einfluss haben identische Wurfarme auf das Schießverhalten des Bogens?


Ich konnte bisher keinen Unterschied feststellen.

4. Bin ich jetzt off topic?


Nö...

@Gawain...:

Also wenn ich Rabe richtig verstanden habe (sehr vereinfacht) dann ist der untere WA steifer = schneller, damit er den Pfeil quasi leicht anlupft und geschmeidig über meinen Handrücken gleiten lässt?!?!


Genau!

Das würde ggf. auch erklären, warum man bei sehr kurzen Distanzen und beim bergab Schießen gerne mal nach unten zielt. Weil der Pfeil ja sozusagen vom Bogen "abhebt".


Nee, das hat eher mit der Flugbahn eines Pfeils zu tun, die auf längere Distanzen immer leicht parabolisch ist; auf kurze Distanz hält man dann leicht mal zu hoch...

Rabe

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RE: @rabe

Beitrag von Ravenheart » 30.03.2005, 17:17

Original geschrieben von kra

Leuchtet mir noch nicht völlig ein. Muß ich nochmal für mich durchdenken


Wenn der Upload wieder klappt, gibt's noch ne Skizze dazu....

:-)

Rabe

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Nockpunkt Höhe

Beitrag von killerkarpfen » 31.03.2005, 15:35

Lieber Rabe jetzt nehmen wir Dich in die Zange:D
Leuchtet ein was das Anheben betrifft, habe ich übrigens von Dir schon in anderen Treads gelesen. Aber ist das der Grund weshalb auch der Nockpunkt etwas höher als der 90°winkel vom Pfeil zur Sehne gesetzt werden soll? oder hab ich mich jetzt verrannt?:-(
ich hab es mir so erklärt
Wenn die Sehne ausgezogen nicht mehr "senkrecht"oder besser gesagt parallel zur Mitte steht verschiebt sich der Nockpunkt nach unten, somit nimmt der Pfeil erst im Auszug die "waagerechte" ein und wird auch so abgeschossen. Während ein tiefer genockter Pfeil, eher nach oben zeigen müsste und eine steilere Flugbahn zur Folge hat.
Kann man das so stehen lassen?
Eppur si muove

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Beitrag von Ravenheart » 31.03.2005, 16:36

Nö... 8-)

Der Nockpunkt muss erst mal, wenn man UNTER ihm einnockt, also mit mediterranem Griff schießt, mindestens 1 Pfeilbreite ÜBER der 90°-Linie sein, weil der Pfeil ja eben UNTER dem Nockpunkt eingenockt wird, und er nur dann mit seiner Unterkante (mit der er ja vorn aufliegt) die 90°-Linie bildet.
Einfach, was?

:) :) :)

Schießt man mit hingegen mit Untergriff (und geklemmtem Messing-Nockpunkt, weil der Pfeil da aufliegt), muss der Nockpunkt mindestens unmittelbar UNTER der 90°-Linie sein.

Nun ist es allerdings so, dass viele Bogen besser schießen, wenn der Nockpunkt (für beide Fälle) NOCH ein wenig höher gesetzt ist; dann ist es so, wie Du es erklärt hast!
;-)

Rabe

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