Hainbuche beim Tillern gebrochen

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
OsiRis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 09.03.2011, 17:39

Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von OsiRis » 16.08.2012, 13:32

Hallo liebe Bogenbauprofis!

Ich hatte gestern seit langem wieder einmal Zeit an einem Bogen rumzubasteln.
Es handelt(e) sich um einen Hainbuchenstave. Getrocknet seit über einem Jahr in der Wohnung. Zum Bogendesign: Der Bogen war bis zur halben Wurfarmlänge 3cm und verjüngte sich dann auf etwa 1,3 cm.

Ich hab den Bogen getillert bis kurz vorm Vollauszug. Hatte dann ein Zuggewicht von etwa 40Pfund. Hab davon leider keine Bilder gemacht, die Biegung sah aber meiner Meinung nach recht gut aus, keine Knicks oder Schwachstellen. Und dann passierte es, ohne Vorankündigung brach ein Wurfarm. Ohne Ast oder sonstige sichtbare Schwäche im Holz.
Hier die Fotos:
P1170098forum.JPG

P1170100forum.JPG

P1170102forum.JPG

Jetzt wollte ich mal kurz nachfragen wie ihr das seht.
Also offensichtlich hat das Holz die Zugbelastung nicht ausgehalten, liegt es am Design, hätte ich den Bogen breiter bauen müssen? Oder einfach am Holz, oder sonst etwas??
Was lässt sich denn aus der Form des Bruchs schließen?

Ich frage weil ich noch was von dem Holz habe und beim nächsten mal gerne erfolgreicher sein möchte ;)
Danke schon mal im Voraus für hoffentlich viele Tipps.

Mfg OsiRis

Benutzeravatar
sathunter
Full Member
Full Member
Beiträge: 198
Registriert: 27.11.2009, 21:24

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von sathunter » 16.08.2012, 13:43

Hi OsiRis,

schau Dir mal an, was bei meinem ersten Hainbuchebogen passiert ist. Trotz Rohhautbacking.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... ni#p254516

Es gibt nicht so viele, die es schaffen, aus Hainbuche einen guten Bogen ohne Backing zu bauen.

Ich bin bei meinem 2. Projekt Hainbuche nun mit Hanffasern am testen. Das wird aber noch bis zum Winter dauern, bis ich da eine Aussege die Haltbarkeit betreffend, machen kann.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... ni#p328236

Grüsse

sathunter
Wissen ist Macht, nichts wissen macht nichts

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Galighenna » 16.08.2012, 13:51

Ja Hainbuche neigt sehr zu Bruch am Rücken, weil sie im vergleich mit anderen Hölzern eher mittlprächtig Zugstark ist, gleichzeitig aber sehr Druckstark. Wenn da die Quali vom Holz nicht so stimmt und dann auch noch der klitze kleinste Fehler ist, oder das Design nicht zu 100% passt, oder auch grundsätzlich das Holz einfach nicht Zugfest/Zugtolerant genug ist, dann zerreißt es ihn halt einfach. Selbst wenn man keine wirklich Fehler gemacht hat.

Für mich sieht das Holz nicht spröde aus, und es sind jetzt auch so am Rücken keine Fehler zu erkennen (das Foto zeigt aber auch nicht sehr viel, wegen der kontrastarmen, weißen Holzes)
Und der Bruch ging ganz typisch vom Rücken aus.

Meine Meinung: Ein üblicher Hainbuche-Bruch. Da hast du einfach Pech gehabt. Baue den nächsten. Vll eine spur länger als diesen, und vll mit einem Trapping um den Rücken zu entlasten
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Benutzeravatar
skinwalker
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1484
Registriert: 11.03.2012, 10:54

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von skinwalker » 16.08.2012, 13:56

OsiRis hat geschrieben:Also offensichtlich hat das Holz die Zugbelastung nicht ausgehalten, liegt es am Design, hätte ich den Bogen breiter bauen müssen?


Schau dir mal die Fred's an :

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=19967&hilit=Hainbuche
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=20055&p=346773&hilit=Hainbuche#p346773

hier findest du bestimmt die Antwort auf deine Fragen ...

meine Vermutung(en)
1. Disign - viel zu schmal
2. Holz zu trocken (1Jahr in der Wohnung getrocknet)

gruß
skinwalker
You're not your job. You're not how much money you have in the bank. You're not the car you drive. You're not the contents of your wallet. You're not your fucking khakis. You're the all-singing, all-dancing crap of the world ...
(Tyler Durden)

Gornarak
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 3476
Registriert: 22.03.2011, 21:23

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Gornarak » 16.08.2012, 14:37

Vielleicht auch einfach der Bauch im Vergleich zum Rücken zu breit. Wie Gali schon andeutete wäre Trapping da eine Möglichkeit.

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Squid (✝) » 16.08.2012, 16:22

Hainbuche ohne Backing ist immer ein Glücksspiel. Kann klappen (siehe letzter BdM Sieger) aber meist gehts dann doch nach hinten los. Das Zeug ist einfach zu hart und die Rückenfasern kommen gegen den Belly nicht an.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Snake-Jo
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 8686
Registriert: 10.10.2003, 11:05

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Snake-Jo » 16.08.2012, 18:19

@Osiris: mehr als meinen Vorrednern fällt mir dazu auch nicht ein. Erst einmal Dank für das mutige Einstellen des Bruchgeschehens. :) Nicht nur für dich ist das sicher eine Erfahrung. Ich würde den nächsten wesentlich breiter bauen, mind. 6 cm bei gleicher Länge. Am besten halb-pyramidal in der Draufsicht.

Benutzeravatar
Sir Weazel
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 783
Registriert: 10.05.2011, 20:51

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Sir Weazel » 16.08.2012, 22:08

Erstmal mein Beileid..... :-\ (hatte am Sonntag auch das Vergnügen)

In diesem Zusammenhang kurze Frage von mir:

1. Wie lange kann ich einen Stave/Sapling denn draussen(luftig,überdacht) lagern ohne ihn als Brennholz zu bunkern.
2. kann der fertige Bogen auch übertrocknen (ich öle meine so ca.alle 2 Monate mal)??
suum cuique!....... Ego sum qui sum ... a debet ..

tomtux
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1671
Registriert: 16.03.2005, 12:35

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von tomtux » 17.08.2012, 00:01

klar können auch fertige bögen übertrocknen, das ölen verlangsamt den feuchtigkeitsausgleich aber verhindert ihn nicht.
im heizungskeller bei 3% luftfeuchtigkeit krieg ich jedes holz kaputt.

hainbuche ist zickig, da nutzt auch breit bauen nichts. nur so richtig "fettiges" holz taugt, der rest nimmt den hier gezeigten weg.
wenn es denn eher sprödes holz sein soll tendiere ich mehr zu länger als zu breiter. das reduziert die radien und hilft bei zugseitig grenzwertigem holz nach meiner erfahrung eher.

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Galighenna » 17.08.2012, 00:56

Ja genau wie tomtux sagt: lieber etwas länger bauen. Und naja halt das Trapping, das verringert den Zug auf dem Rücken.
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Benutzeravatar
Sir Weazel
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 783
Registriert: 10.05.2011, 20:51

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Sir Weazel » 17.08.2012, 10:38

Trapping '???

Das heißt beim Bogenbau was ?? die Aufnahme von Feuchtigkeit des Holzes ??

Kenne den Begriff vom Drucken her...!
suum cuique!....... Ego sum qui sum ... a debet ..

Benutzeravatar
Chirion
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 2584
Registriert: 21.09.2010, 12:20

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Chirion » 17.08.2012, 10:58

Ein gewichtiges Problem bei der Hainbuche ist der enorme Druck den der Belly macht, weil er kaum kompremierbar ist. Dieser Druck bewirkt enormen Zug am Rücken, deshalb zerreißt es auch manchmal Hainbuchen mit Backing, bei Hainbuche ohne Backing muss man versuchen den Druck im Belly zu reduzieren, eine Möglichkeit ist das Trapping sozusagen trapezförmiger Querschnitt mit schmälerem Belly und breiterem Rücken, eine andere Möglichkeit ist ein Facing mit druckstabilem, aber kompremierbarerem Holz.
Chirion lehrt Pfeil und Bogen zugleich zu sein und eins mit dem Ziel zu werden

Den Bogen gespannt, durchstreifst du, der Beute entgegen, die Schattentäler der Nacht

Benutzeravatar
Galighenna
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 8835
Registriert: 19.07.2004, 21:59

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Galighenna » 17.08.2012, 11:51

Ja Trapping bezeichnet das abschrägen der Seitenkanten des Wurfarmes, so das entweder die Rückenfläche oder die Bauchfläche des Bogens verkleinert wird. Dadurch lässt sich das Verhältnis von Druck- und Zugspannung auf Bauch und Rücken so verschieben das es den Eigenschaften des Holzes näher kommt.

Da Hainbuche ein Problem mit der Zugspannung am Rücken hat, weil der Bauch so stark ist, dann muss man die Bauchfläche verkleinern. Dadurch steigt die Druckspannung am Bauch so das sich der Bauch stärker komprimiert, während der Rücken durch die größere Fläche gegenüber dem Bauch, mit einer geringeren Zugspannung belastet wird.

Im Lexikon in unserem Wiki müsste das eigentlich auch erklärt sein.

Falls noch Unklarheiten sind, gerne weiter Fragen...

PS: Spannung ist übrigens der Quotient aus Kraft und Fläche
Übel übel sprach der Dübel,
als er elegant und entspannt
in der harten Wand verschwand

Wer das Forum unterstützen möchte, möge auf den Paypal-Button klicken, oder einen der Moderatoren um die Kontodaten bitten ;)

Benutzeravatar
Ravenheart
Forengott
Forengott
Beiträge: 22357
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von Ravenheart » 17.08.2012, 15:47

Galighenna hat geschrieben:Im Lexikon in unserem Wiki müsste das eigentlich auch erklärt sein.


Stimmt, daher hab ich Deinen Text dann mal schnell da hin kopiert, wenn's Recht ist... ;D

http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Trapping

;)

Rabe

Benutzeravatar
OsiRis
Jr. Member
Jr. Member
Beiträge: 69
Registriert: 09.03.2011, 17:39

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Beitrag von OsiRis » 17.08.2012, 16:45

Super, vielen Dank für die vielen Antworten. Ja, ist schade dass er gebrochen ist, wollte ihn eigentlich einem Freund zum Geburtstag schenken. Naja, immerhin bin ich und das Forum um eine Erfahrung reicher geworden :D

So werde ichs beim nächsten machen, breiter, länger und das mit dem Trapping versuchen. Wieder was gelernt, davon hab ich bis jetzt noch nie was gehört.

Soweit ich das jetzt aus den anderen Threads herauslesen konnte hat noch keiner so richtig Erfahrungen mit Trapping von Hainbuche gemacht, sehe ich das richtig? Ich würde jetzt mal halbpyramidales Design mit 5cm Wurfarmbreite vorschlagen, am Bauch auf beiden Seiten einen halben Zentimeter schmaler (sprich der Bauch wäre dann noch 4cm breit). Denkt ihr das reicht? Oder ist das schon zuviel? Kann das überhaupt nicht einschätzen.

Mfg OsiRis

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“