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Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 13:32
von OsiRis
Hallo liebe Bogenbauprofis!

Ich hatte gestern seit langem wieder einmal Zeit an einem Bogen rumzubasteln.
Es handelt(e) sich um einen Hainbuchenstave. Getrocknet seit über einem Jahr in der Wohnung. Zum Bogendesign: Der Bogen war bis zur halben Wurfarmlänge 3cm und verjüngte sich dann auf etwa 1,3 cm.

Ich hab den Bogen getillert bis kurz vorm Vollauszug. Hatte dann ein Zuggewicht von etwa 40Pfund. Hab davon leider keine Bilder gemacht, die Biegung sah aber meiner Meinung nach recht gut aus, keine Knicks oder Schwachstellen. Und dann passierte es, ohne Vorankündigung brach ein Wurfarm. Ohne Ast oder sonstige sichtbare Schwäche im Holz.
Hier die Fotos:
P1170098forum.JPG

P1170100forum.JPG

P1170102forum.JPG

Jetzt wollte ich mal kurz nachfragen wie ihr das seht.
Also offensichtlich hat das Holz die Zugbelastung nicht ausgehalten, liegt es am Design, hätte ich den Bogen breiter bauen müssen? Oder einfach am Holz, oder sonst etwas??
Was lässt sich denn aus der Form des Bruchs schließen?

Ich frage weil ich noch was von dem Holz habe und beim nächsten mal gerne erfolgreicher sein möchte ;)
Danke schon mal im Voraus für hoffentlich viele Tipps.

Mfg OsiRis

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 13:43
von sathunter
Hi OsiRis,

schau Dir mal an, was bei meinem ersten Hainbuchebogen passiert ist. Trotz Rohhautbacking.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... ni#p254516

Es gibt nicht so viele, die es schaffen, aus Hainbuche einen guten Bogen ohne Backing zu bauen.

Ich bin bei meinem 2. Projekt Hainbuche nun mit Hanffasern am testen. Das wird aber noch bis zum Winter dauern, bis ich da eine Aussege die Haltbarkeit betreffend, machen kann.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopi ... ni#p328236

Grüsse

sathunter

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 13:51
von Galighenna
Ja Hainbuche neigt sehr zu Bruch am Rücken, weil sie im vergleich mit anderen Hölzern eher mittlprächtig Zugstark ist, gleichzeitig aber sehr Druckstark. Wenn da die Quali vom Holz nicht so stimmt und dann auch noch der klitze kleinste Fehler ist, oder das Design nicht zu 100% passt, oder auch grundsätzlich das Holz einfach nicht Zugfest/Zugtolerant genug ist, dann zerreißt es ihn halt einfach. Selbst wenn man keine wirklich Fehler gemacht hat.

Für mich sieht das Holz nicht spröde aus, und es sind jetzt auch so am Rücken keine Fehler zu erkennen (das Foto zeigt aber auch nicht sehr viel, wegen der kontrastarmen, weißen Holzes)
Und der Bruch ging ganz typisch vom Rücken aus.

Meine Meinung: Ein üblicher Hainbuche-Bruch. Da hast du einfach Pech gehabt. Baue den nächsten. Vll eine spur länger als diesen, und vll mit einem Trapping um den Rücken zu entlasten

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 13:56
von skinwalker
OsiRis hat geschrieben:Also offensichtlich hat das Holz die Zugbelastung nicht ausgehalten, liegt es am Design, hätte ich den Bogen breiter bauen müssen?


Schau dir mal die Fred's an :

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=19967&hilit=Hainbuche
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=20055&p=346773&hilit=Hainbuche#p346773

hier findest du bestimmt die Antwort auf deine Fragen ...

meine Vermutung(en)
1. Disign - viel zu schmal
2. Holz zu trocken (1Jahr in der Wohnung getrocknet)

gruß
skinwalker

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 14:37
von Gornarak
Vielleicht auch einfach der Bauch im Vergleich zum Rücken zu breit. Wie Gali schon andeutete wäre Trapping da eine Möglichkeit.

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 16:22
von Squid (✝)
Hainbuche ohne Backing ist immer ein Glücksspiel. Kann klappen (siehe letzter BdM Sieger) aber meist gehts dann doch nach hinten los. Das Zeug ist einfach zu hart und die Rückenfasern kommen gegen den Belly nicht an.

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 18:19
von Snake-Jo
@Osiris: mehr als meinen Vorrednern fällt mir dazu auch nicht ein. Erst einmal Dank für das mutige Einstellen des Bruchgeschehens. :) Nicht nur für dich ist das sicher eine Erfahrung. Ich würde den nächsten wesentlich breiter bauen, mind. 6 cm bei gleicher Länge. Am besten halb-pyramidal in der Draufsicht.

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 16.08.2012, 22:08
von Sir Weazel
Erstmal mein Beileid..... :-\ (hatte am Sonntag auch das Vergnügen)

In diesem Zusammenhang kurze Frage von mir:

1. Wie lange kann ich einen Stave/Sapling denn draussen(luftig,überdacht) lagern ohne ihn als Brennholz zu bunkern.
2. kann der fertige Bogen auch übertrocknen (ich öle meine so ca.alle 2 Monate mal)??

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 00:01
von tomtux
klar können auch fertige bögen übertrocknen, das ölen verlangsamt den feuchtigkeitsausgleich aber verhindert ihn nicht.
im heizungskeller bei 3% luftfeuchtigkeit krieg ich jedes holz kaputt.

hainbuche ist zickig, da nutzt auch breit bauen nichts. nur so richtig "fettiges" holz taugt, der rest nimmt den hier gezeigten weg.
wenn es denn eher sprödes holz sein soll tendiere ich mehr zu länger als zu breiter. das reduziert die radien und hilft bei zugseitig grenzwertigem holz nach meiner erfahrung eher.

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 00:56
von Galighenna
Ja genau wie tomtux sagt: lieber etwas länger bauen. Und naja halt das Trapping, das verringert den Zug auf dem Rücken.

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 10:38
von Sir Weazel
Trapping '???

Das heißt beim Bogenbau was ?? die Aufnahme von Feuchtigkeit des Holzes ??

Kenne den Begriff vom Drucken her...!

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 10:58
von Chirion
Ein gewichtiges Problem bei der Hainbuche ist der enorme Druck den der Belly macht, weil er kaum kompremierbar ist. Dieser Druck bewirkt enormen Zug am Rücken, deshalb zerreißt es auch manchmal Hainbuchen mit Backing, bei Hainbuche ohne Backing muss man versuchen den Druck im Belly zu reduzieren, eine Möglichkeit ist das Trapping sozusagen trapezförmiger Querschnitt mit schmälerem Belly und breiterem Rücken, eine andere Möglichkeit ist ein Facing mit druckstabilem, aber kompremierbarerem Holz.

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 11:51
von Galighenna
Ja Trapping bezeichnet das abschrägen der Seitenkanten des Wurfarmes, so das entweder die Rückenfläche oder die Bauchfläche des Bogens verkleinert wird. Dadurch lässt sich das Verhältnis von Druck- und Zugspannung auf Bauch und Rücken so verschieben das es den Eigenschaften des Holzes näher kommt.

Da Hainbuche ein Problem mit der Zugspannung am Rücken hat, weil der Bauch so stark ist, dann muss man die Bauchfläche verkleinern. Dadurch steigt die Druckspannung am Bauch so das sich der Bauch stärker komprimiert, während der Rücken durch die größere Fläche gegenüber dem Bauch, mit einer geringeren Zugspannung belastet wird.

Im Lexikon in unserem Wiki müsste das eigentlich auch erklärt sein.

Falls noch Unklarheiten sind, gerne weiter Fragen...

PS: Spannung ist übrigens der Quotient aus Kraft und Fläche

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 15:47
von Ravenheart
Galighenna hat geschrieben:Im Lexikon in unserem Wiki müsste das eigentlich auch erklärt sein.


Stimmt, daher hab ich Deinen Text dann mal schnell da hin kopiert, wenn's Recht ist... ;D

http://www.bogensportwiki.info/index.php?title=Trapping

;)

Rabe

Re: Hainbuche beim Tillern gebrochen

Verfasst: 17.08.2012, 16:45
von OsiRis
Super, vielen Dank für die vielen Antworten. Ja, ist schade dass er gebrochen ist, wollte ihn eigentlich einem Freund zum Geburtstag schenken. Naja, immerhin bin ich und das Forum um eine Erfahrung reicher geworden :D

So werde ichs beim nächsten machen, breiter, länger und das mit dem Trapping versuchen. Wieder was gelernt, davon hab ich bis jetzt noch nie was gehört.

Soweit ich das jetzt aus den anderen Threads herauslesen konnte hat noch keiner so richtig Erfahrungen mit Trapping von Hainbuche gemacht, sehe ich das richtig? Ich würde jetzt mal halbpyramidales Design mit 5cm Wurfarmbreite vorschlagen, am Bauch auf beiden Seiten einen halben Zentimeter schmaler (sprich der Bauch wäre dann noch 4cm breit). Denkt ihr das reicht? Oder ist das schon zuviel? Kann das überhaupt nicht einschätzen.

Mfg OsiRis