Langbogen Esche mit Problemen

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watzmann
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Langbogen Esche mit Problemen

Beitrag von watzmann » 23.08.2005, 20:13

Hallo alle miteinander,

mein erster Langbogenversuch (aus Esche) macht mich traurig. Das Holz hat sehr enge Jahresringe, aber irgendwie konnte ich es nicht lassen. Ich habe anscheinend mit mörderischen Massen angefangen (Mary Rose Bogen aus der Literatur), denn als sich das Ding endlich bog, dachte ich, es zerreist mein Tillerbrett. Ging nur mit zwei Füssen auf den Bogen, mit beiden Händen die Sehne gezogen, und schwächlich bin ich wirklich nicht. Aber der Tiller sah gut aus (auf Anhieb, das ist verdächtig). Also habe ich Holz runtergearbeitet, bis ich ihn mit den Händen auf Standhöhe biegen konnte. Und weg war der Tiller! Langbogen ist wirklich eine schwierige Angelegenheit.
Nun ist er fast schon wieder gut, und ich habe einen Haufen Holzspäne am Boden. Ich habe ihn nach und nach auf halben Auszug gebracht, jetzt ist er aber etwas schwach auf der Brust, und da muss noch was runter (fiese Krümmung an einem Arm). Und ich wurde mit einem Stringfollow von 12cm belohnt. Ist das bei Esche normal?
Und wegen des Zuggewichtes habe ich schon in eine Kellerecke geschielt, da steht noch ein bisschen Robinie herum. Esche mit Robinie-Backing, hat das schonmal jemand gemacht?

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Squid (✝)
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Beitrag von Squid (✝) » 23.08.2005, 20:54

Moin,
Vorweg: ich gehe davon aus, das du mit Langbogen die typische LB-Form also halbrundes D-Profil der Wurfarme meinst, nicht einen langen Flachbogen.

Langbogen und Esche sind 2 Dinge die sich ausschliessen, zumindest aber stehen sie sich sehr kritisch gegenüber.
Wenn du mal ein Wenig hier im Forum stöberst, z. B. unter "Bogenholz", "Hölzer", "Langbogen" und andere einschlägige Suchbegriffe, wirst du feststellen das Esche überwiegend für Flachbögen empfohlen wird.
Für einen LB brauchst du anderes Holz, was nicht heissen soll, das nicht auch ein Eschenlangbogen machbar ist. Aber wirklich leistungsstark wird der nicht...

Langbogen und Stingfollow dagegen sind Dinge die sich unerfreulich gut vertragen... und 12 cm bei nem 2-Meter-Monster scheint mir nicht ungewöhnlich.

Wegen des Backings: Im Forum suchen: Die Backing-Optionen sind vieldiskutiert. Allerdings meine ich, das Esche nicht gut als Bauchholz ist, weil es nicht Druckfest ist - auch ein Grund für die Neigung zum Set.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Broken Arrow
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Nicht richtig

Beitrag von Broken Arrow » 24.08.2005, 08:25

Hi

Ich weise immer wieder gerne darauf hin, dass sich in meinem Besitz 2 Esche Elbs befinden wobei einer davon bei 55# liegt.
Bei beiden liegt der SF bei 2".

Zur Begründung des 12 cm SF von Watzmann kann ich nur vermuten, dass Watzmann das Ding versaut hat als er denn als sich das Ding endlich bog, dachte ich, es zerreist mein Tillerbrett. Ging nur mit zwei Füssen auf den Bogen, mit beiden Händen die Sehne gezogen, und schwächlich bin ich wirklich nicht das getan hat.
Wir wissen doch alle , dass wir den Bogen aufm Tillerbrett nicht über die endgültige Belastung ziehen sollen Oder ???
Esche habe ich als nicht einfaches jedoch wenn das Stück einigermassen ist einen guten Elb abgibt.

Gruss
BA
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Beitrag von Archiv » 24.08.2005, 08:41

Hai

Ich besitze auch einen Elb aus Esche mit ca. 48# auf 28".
Er hat nach jetzt gut 2 Jahren ständigen Gebrauchs ca. 6,5cm Stringfollow.
Ich glaube auch es liegt an der Gewaltaktion am Tillerbrett.
So hab ich mir jedenfalls meine ersten Bögen auch versaubeutelt, zu ungeduldig halt. :D :-(

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Beitrag von Ravenheart » 24.08.2005, 10:25

Würde ich auch so sehen:

Ab damit in die Galerie der "verpassten Gelegenheiten", und den nächsten beginnen!

ELB aus Esche sind möglich! Aber nur bei Spitzenqualität! Die Zuggewichtsgrenze würde ich bei 45 - 50# sehen, auch wenn vereinzelt mehr erreicht wurden!

Das Querschnittsprofil sollte "brotförmig" sein, (wobei die Brotunterseite der Rücken ist!).

Rabe

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Beitrag von Squid (✝) » 24.08.2005, 23:56

Nabend,
Ich sage ja nicht, das es nicht möglich ist, aus Esche auch einen ELB zu bauen. Aber enn man so die einzelnen Faktoren in diesem Fall berücksichtigt
- Erster Bogen
- Eschenholz von unbekannter Qualität
- "Robuster" Umgang mit dem Rohling
- Ungeduld
dann würde ich sagen, ein Flachbogen käme aus Esche einfach besser. Ich erinnere mich, das mir hier bei meinem Erstbau auch nahegelegt wurde, flach und breit zu bauen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Jo, selber schuld, ist richtig

Beitrag von watzmann » 25.08.2005, 09:06

Jo,

Ihr habt wohl alle miteinander Recht. Unerfahrenheit und, ja doch, auch Ungeduld können jeden Bogen ruinieren. Wobei ich allerdings den Bogen erst zum Ende des Tillerns über halbe Standhöhe gezogen habe, am Anfang war er auf Standhöhe (na ja, fast jedenfalls). Ich schätze, so seine 25 Kilo wird er noch ziehen, wenn ich nicht noch mehr von den Armen runternehmen muss. Er ist übrigens 184cm lang, D-Profil.
Ich bin auch dabei, einen Robinie-Flachbogen zu bauen (ca. 160cm, Design ein bisschen amerikanisch), der auch schon ganz ordentlich getillert ist und dessen Elastizität und Kraft mich wirklich erfreut (und der bis jetzt Null Stringfollow hat).
Das wäre dann (wenn er tut) mein zweiter Bogen, der heile bleibt. Mein erster ist aus Osage, 120cm (da hatte ich es mit den Plains-Bögen, Jim Hamm's Buch ist schuld), absolut krumm und schief (das Holz sah anfangs so nett und einfach aus), schwach (12 Kilo) und ich liebe ihn, denn er ist halt mein Erster.
Den langen will ich aber doch noch versuchen, irgendwie zu retten. Hab ihn ja auch versaut, das verpflichtet, und Lerneffekte hat das vielleicht auch. Deshalb die Frage nach dem Backing. Und da ich mir auch einen Haufen Sehnen besorgt habe, wäre ich versucht, ihn damit zu belegen. Ist zwar wirklich nicht mehr traditionell und ich habe es auch noch nie gemacht. Aber wenn ich irgendetwas gegen das Stringfollow machen kann, wäre es mir auch viel Arbeit wert. Oder ist das der falsche Denkansatz? Kommt das Stringfollow vom Bauch, müsste man da was tun? Herrje, ich muss noch viel lernen...

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Sehnen auf Esche...

Beitrag von Ravenheart » 25.08.2005, 10:42

...geht nur mit breitem, flachem Bauch!

Je mehr Du die Zugfestigkeit des Rückens erhöhst, desto mehr der Biegelast muss der Bauch übernehmen! Und Esche ist nicht gerade das drucktoleranteste Holz!

Ob das Stringfollow von Bauchstauchung oder Rückendehnung kommt, ist "schriftlich" nicht beurteilbar... Vmtl. beides in Kombination!

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Kraftprotz

Beitrag von Broken Arrow » 25.08.2005, 16:31

Hi

@Watzmann
25 kg sind immerhin satte 60#

Ich denke SF kommt von Kompressionsschäden am Bogenbauch kann aber leider keine Wissenschaftliche Beweisführung beibringen.

BA
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RE: Kraftprotz

Beitrag von watzmann » 25.08.2005, 17:49

Ich denke, ich lass das mit Backing und Sehne einfach bleiben. Nun lasse ich ihn erstmal zwei Wochen liegen und tiller in dann einfach fertig. Schiessen wird er, denke ich mir, und dann sehe ich ja, wie sich das Stringfollow auswirkt. Bevor ich das Holz komplett vermurkse... Zum nächsten Langbogen werde ich zärtlicher sein. Danke für Eure Tipps. Das hilft bei der Selbsterkenntnis:bash

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Beitrag von Ravenheart » 26.08.2005, 00:52

Tipp: Wenn die Endbereiche der WA noch steif genug sind, könntest Du ihm da (so auf 15 - 20 cm Länge) je ein wenig statischen Reflex reinbiegen; das würde das Stringfollow zumindest etwas "ausgleichen"! Die gebogenen Bereiche müssen aber so steif sein, dass sie sich "nicht bewegen", sonst biegt sich der Reflex wieder raus

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Beitrag von Nacanina » 26.08.2005, 10:21

Bei so einem langen Bogen macht ein Sehnenbacking auch keinen Sinn. Ebensowenig wie Seide. Wie wäre es mit Kürzen (oder wie vorgeschlagen Reflexen), oder mit beidem und einem einfachen Leinenbacking?
Es ist sinnlos, von den G?ttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag. Epikur

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Beitrag von Holzbogenbauer » 26.08.2005, 10:39

Broken Arrow: 25 kg sind bei mir 55 lbs ;-)


25 : 0,454 = 55 lbs

Ich habe um die 20 ELB aus Esche gebaut, meistens mit Hickory und Bambus-Backing.
Bei Esche das Holz etwas länger nehmen als bei Eibe und auf gute Qualitiät achten. Bis 50 lbs ist Esche völlig ausreichend, allerdings sollte man schon recht gute Tillerqualitäten haben, da eine Überlastung bei den WA´s das Ende des Bogens ist.

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So sorrryyyy

Beitrag von Broken Arrow » 26.08.2005, 13:13

Hi

Besten Dank für die Richtigstellung.
Sieh nicht nur den Baum, sieh auch den Bogen darin

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RE:

Beitrag von watzmann » 12.09.2005, 08:19

Original geschrieben von Holzbogenbauer

Broken Arrow: 25 kg sind bei mir 55 lbs ;-)


25 : 0,454 = 55 lbs

Ich habe um die 20 ELB aus Esche gebaut, meistens mit Hickory und Bambus-Backing.
Bei Esche das Holz etwas länger nehmen als bei Eibe und auf gute Qualitiät achten. Bis 50 lbs ist Esche völlig ausreichend, allerdings sollte man schon recht gute Tillerqualitäten haben, da eine Überlastung bei den WA´s das Ende des Bogens ist.


Der letzte Satz ist wohl meine Realität. Weiteres vorsichtiges Tillern hat ein Stringfollow von über 20cm gebracht. Also lasse ich das. Aber der Rohling wird nicht verfeuert: ich habe ihn auf 120cm gekürzt und verdünnt. Nun wird das Horn gekocht und geformt, die Sehne gefleddert, und dann schauen wir mal, ob ich einen Hornbogen hinbekomme, Jim Hamm lässt grüssen. Bei einem Tischler habe ich ein nettes Ulmenbrett gefunden, wenn ich den guten Mann weichgeknetet habe, überlässt er mir hoffentlich das Randstück (sehr netter Splint), und dann folgt Langbogen Versuch zwei.

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