110lbs recurve aus esche?

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scarpej
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110lbs recurve aus esche?

Beitrag von scarpej » 15.09.2005, 01:32

hallo

bin gerade dabei einen 110 lbs aus esche zu fertigen... heute war er schon mal auf dem tillerbrett und mit 110lbs geht er gerade mal so in standhöhe... ihr sehr also da is noch viiiieeeel zu tun...

aber nun zu meiner frage: beim tillern ist mir aufgefallen, dass sich der recurve an den tips etwas dreht. offensichtlich hab ich ihn nicht sauber gebogen. nun würd ich das ganze gerne korrigieren, bin mir aber nicht sicher ob das nicht zum nachteil des holzes ist. immerhin weiss ich net mal ob esche 110lbs (auf 180cm)überhaupt aushält, zum anderen ist der recurve noch eine zusätzliche belastung für die wurfarme.

was meint ihr? kann ich da gefahrlos ein 2tes mal dämpfen, oder soll ich den propeller einfach weiter bearbeiten. obwohl, wenn sich die tips verdrehen, dann stellt das ja erst recht eine neue gefahrenquelle für einen bruch dar...

also was ist das kleinere der beiden übel?

Gruß Daniel

HolunderWunder
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Beitrag von HolunderWunder » 15.09.2005, 01:44

moin moin.

ähm, wie kommst du auf nen 110lbs bogen? nen kundenauftrag? ansonsten frage ich mich in meinem gefährlichen halbwissen badend wie du auf die idee kommst 110lbs zu ziehen ... wie auch immer, bin selber kein bogenbauer ... aber ne esche schiesse ich, auch eine mit einem natürlichen recurve ... und die ist auch in sich verbogen und verdreht, und irgendwie scheint mir das so zu gehören, genauso wie der stringfollow ... keine besonders sachliche auskunft, ich weiss, aber ich weiss wie sich der bogen anfühlt, und das passt halt so. aber ich denke mal, dass wir beide nicht lange auf fachkundige antworten warten müssen...

gruss und gute n8,
thilo
Konfusius sagt: ich bin durcheinander :wacko :D

Nur eins ist glasklar: alle Bogensch?tzInnen sind Spanner 8-| :D

scarpej
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Beitrag von scarpej » 15.09.2005, 01:59

neeee.... kein kundenauftrag ;)
MACHBARKEITSSTUDIE ;) :)

in einem anderen thread wurde über diese enormen zugkräfte gesprochen. da bin ich auf die idee gekommen, die grenzen mal ordentlich auszuloten.
würde mich interessieren obs geht. und nach 40jahren training kann ich ihn dann ja doch ziehen :D

der wesentliche aspekt dabei ist, dass ich ein SEHR gutes stück esche habe...leider das letzte. der stärkste bogen den ich aus diesem material gefertigt habe, hatte 68#. Jedoch habe ich das gefühl, dass das holz noch wesentlich mehr leisten könnte. deshalb versuch ich mal die grenze sehr hoch, um realistisch zu bleiben wahrscheinlich zu hoch anzusetzen.
ich werd versuchen soviel zuggewicht wie nur irgend möglich auf meinem weg nach unten mitzunehmen. obs klappt sei dahingestellt. Wieviel tatsächlich übrigbleibt? weiss ich auch nicht...
nun bleibt eben die frage ob nochmaliges dämpfen die qualität stark negativ beeinflußt...

wäre jedenfalls ein schönes stück wenns klappt!

Gruß Daniel

p.s.: könnt ihr euch die gesichter vorstellen, wenn ein freund auf besuch kommt, er den 110lbs bogen in der hand hat, und ihn zu ziehen versucht - die augen quellen hervor, die halsschlagader schwillt an, er zieht 30cm 40cm 50cm ... und gibt dann schließlich auf. und dann kann man sagen: jaja, früher im mittelalter war das ein kinderübungsbogen :D :D :D

Taurus
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kann ich mir vorstellen

Beitrag von Taurus » 15.09.2005, 07:09

So etwas haben wir auf unserem Schützenfest gemacht, war zwar nur 75# Robinienlangbogen, aber der Typ, dem wir das Ding in die Hand gedrückt hatten, war einer von der Sorte, ich kann alles, weiß alles und ihr könnt mir eh nichts erklären.
Das Gesicht von ihm war echt zum Schreien. Er wurde richtig rot, als er versuchte ihn auszuziehen. Als er es nicht schaffte, habe ich zu ihm gesagt, daß es schon okay wäre und er ja mit unseren Jugendlangbogen schießen kann, 45# glasbelegter LB. zitter;zitter :D
Das mach ich aber wirklich nur mit Typen, die negative Stimmung verbreiten und allen auf den Wecker fallen.
Es gibt kein "NORMALES" Leben! Es gibt nur das Leben!

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110

Beitrag von Ravenheart » 15.09.2005, 09:18

*gulp* :-o

Na gut, als Machbarkeitsstudie.. 8-)

Esche ist ja das Holz mit der größten (mir bekannten) Variationsbreite, warum soll es irgendwo auf der Welt nicht ein Stück geben, das 110# aushält...?
:o

Ich tippe mal: Bei 24" Auszug gibt's die ersten Kompressionsfalten....

Zu der eigentlichen Frage:

Liegt das Ausweichen der Recurves daran, dass sie wirklich schief gebogen sind, würde ich sie noch mal erhitzen und richten!
MEISTENS geht das gut, manchmal auch nicht...
ICH würd's riskieren, aber musst Du wissen...

Liegt es aber an unterschiedlichen Festigkeiten der WA-Seiten, dann lieber durch einseitige Wegnahme am Bauch ausgleichen!

Woran es liegt, bekommst Du so raus:

Lege den Bogen mit der Seite auf eine ebene Unterlage, unterstütze die Recuves mit Klötzen so, dass die WA-Oberfläche (in der WA-Mitte) rechtwinklig zur Unterlage steht.
Sind nun die WA-Enden unterschiedlich hoch über der Unterlage, sind sie schief zueinander!

Lege einen (weichen) Bleistift auf einen kleinen Holzklotz, der so dick ist, dass der Stift am griffnahen WA-Ende genau in der Mitte zeichnet.
Dann schiebe Stift und Klotz an beiden WA entlang, und zeichne so eine unterlagen-parallele Linie auf den Rücken, bis zu den Enden.

Lege nun den Bogen mit der anderen Seite nach unten, wieder WA-Mitte rechtwinklig, wieder Linie zeichnen!

Jetzt kannst Du am Linienverlauf sehen, welcher Recurve wie viel schief steht!

Ist es wenig und das Ende noch breit genug, könnte man es durch seitliches Wegnehmen ausgleichen.

Ziel muss sein, dass eine auf diese Weise gezeichnete Linie bis in die Recuve-Enden mittig durchläuft!

Rabe

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Beitrag von Peter O. Stecher » 15.09.2005, 09:38

Ich stimme ausnahmsweise mit Rabe überein.
Esche ist nicht das Holz aus dem STARKE Bögen gemacht sind - und auch halten....

Ich glaube auch dass das Dampfbiegen die Holzstruktur immer zerstört - wenn man bedenkt was es bringt an wasweißich - steht das Biegen nicht dafür. 8-|
https://classic-archer.com/

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Beitrag von Holzbogenbauer » 15.09.2005, 13:04

Naja, die Leistung nimmt nicht mit dem Zuggewicht zu ;-) Selbst mit 110 lbs wirst du nicht über 200 m kommen. Um gefahrlos ein Bogen mit solchem Zuggewicht zu bauen, sollte die Größe des Bogens verhältnismäßig zunehmen!
Hier so um die 2,20-2,40 m. Ansonsten wirst du nicht lange Spass haben haben an dem Bogen, mega string und Kompressionen, wenn er überhaupt so lange hält. Die Holzdichte wird dem Bogen zum Verhängnis werden und irgendwo wie ein Grashalm wegknicken. Ich halte bei Esche bis 50 lbs für optimal, bei breiten Wa´s 5-6 cm.

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Beitrag von Ravenheart » 15.09.2005, 15:08

...sehe ich genau so! Meine bevorzugte Profil/Leistungs-Kombi ist aber:
3,5 cm breit und 45#.... (Bauch nur leicht gerundet..)

110# gehen vmtl. in der Regel nur mit Eibe oder Osage...

Rabe

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Beitrag von scarpej » 15.09.2005, 16:18

so jetzt die wurfarme sind gerichtet...
jetzt gehts ans runtertillern, bis zum abend werd ich ihn wohl einige cm runterbringen.
bin gespannt obs dann irgendwo "kracks" macht.

Das Esche net optimal ist weiss ich wohl...
aber wie gesagt, es muss gehen! ;)

ganz nach dem motto: geht nicht gibts nicht;)

Gruß DAniel

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RE:

Beitrag von Ravenheart » 15.09.2005, 16:29

Original geschrieben von Negley
Ich glaube auch dass das Dampfbiegen die Holzstruktur immer zerstört - ...


Dein Glaube in Ehren, aber die Erfahrung straft ihn (in diesem Punkt) ..äh...
na, eben Glauben!
:D

Ich habe schon ne Menge Staves über Dampf gerichtet oder dies bei Anderen verfolgt. Beim Ausgleichen seitlicher Krümmungen eben AUCH im arbeitenden Bereich.

Bei Eibe, Ulme, Kirsche und Robinie konnte ich dadurch KEINE Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit feststellen. Bei Esche und Ahorn in EINZELFÄLLEN ja, meistens aber ging es gut! Ahorn scheint mir am anfälligsten zu sein, da gab es die meisten "Ausfälle".

Insgesamt aber sage ich: Dämpfen schadet in der Regel nicht!

Rabe

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Beitrag von Holzbogenbauer » 15.09.2005, 17:54

genau und außerdem bleiben die Vitamine besser erhalten ;-)und das Holz noch schön knackig.

Aber im Ernst, bei Esche gehts Dämpfen noch bei Ahorn naja, lieber nicht. Bei beiden kann 50 % Rückgang erwartet werden. Ahorn lieber Reflex verleimen, wie bei den meisten Glasbögen.

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Beitrag von scarpej » 15.09.2005, 19:59

soja endbericht ;)

ich hab ein lachendes und ein weinendes auge!

es hat funktioniert! hab ihn auf 70cm(ohne standhöhe) gebracht. Das heisst aus esche lässt sich ein 110 lbs bogen auf 180cm fertigen. JUHU

leider hab ich ihn aus dummheit zerstört. ich hab so gewichte die ich an die sehne hänge, dann dreh ich mich um stolpere über ein kabel und ratet mal wo ich mit dem fuß hinsteig. genau! auf die gewichte :bash :bash :bash :bash :bash

das heißt da sind dann ws nochmal so 40-50kg draufgekommen und das wär dann schon hart an der 200 lbs grenze. Das hat er dann nicht mehr ausgehalten ;D :-(

die abmessungen waren 3.0cm breite in der mitte 1.6cm an den tips. höhe in der mitte 3.4 an den tips 2.6... also höher als breit. deshalb war ich auch so pingelig beim ausrichten. (und ja ich weiss esche ist ein besseres flachbogenholz, aber das hohe D gefällt mir einfach besser, UND es hat ja eigentlich auch geklappt)

ich hätt echt gern mal versucht das ding zu ziehen... aber naja. der nächste versuch kommt 100%ig und falls es jemanden interessiert werd ich dann darüber berichten.

aber zuerst brauch ich wieder mal ein holz, das das mitmacht.

was lernt man daraus, entweder man räumt die werkstatt zusammen und lässt keine kabel rumliegen, oder man befestigt die gewichte so, dass man nicht draufsteigen kann.

gar nicht sooo frustrierte grüße
Daniel :-)

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na ja...

Beitrag von Archiv » 15.09.2005, 20:07

Original geschrieben von scarpej
...UND es hat ja eigentlich auch geklappt...


Meinst Du? Ich finde, man kann von einem Bogen sprechen, wenn er in der Lage ist, Pfeile zu verschießen.
Da er aufgespannt auf dem Tillerstock gebrochen ist, weißt Du nun nichtmal, wie es mit Stringfollow ausgesehen hat, wie die Wurfleistung gewesen wäre usw....

In Breunings hat übrigens einer mit einem 110# (oder waren es sogar 120?) Osage-Flachbogen geschossen :-o

shantam

Beitrag von shantam » 15.09.2005, 21:03

sorry aber es muss mal gesagt werden.
110# geht NICHT mit esche.
ausser er ist 3,50 lang.
was dich aber nicht hindern sollte es zu versuchen.

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kra
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RE:

Beitrag von kra » 15.09.2005, 21:19

Original geschrieben von shantam

sorry aber es muss mal gesagt werden.
110# geht NICHT mit esche.
ausser er ist 3,50 lang.
was dich aber nicht hindern sollte es zu versuchen.


Sorry, aber ich finde den Versuch klasse, ehrenhaft, mutig... und beispielhaft und das Gerede "geht nicht, kann nicht gehen usw" zum k..... . Das es _nicht_ geht ist nicht bewiesen (ein negativer Beweis ist eh kaum führbar!!), eher das Gegenteil! Mein Respekt vor scarpei.

Wenn im Bogenbereich immer dieses apodiktische "geht nicht" gegolten hätte würden wie immer noch mit einer Speerschleuder (oder sogar noch mit Steinen) hinter einem Reh herjagen oder auf das letzte Jagrhundert bezogen, alle Bogenhölzer außer Eibe und Osage als unbrauchbar für Bögen halten.

Leutle, etwas mehr Mut bitte, verzagte und mutlose kriecherei haben wir schon genug!

My 2ct.
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

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