Pflaumenholzbogen - der schnelle Weg

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Snake-Jo
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Pflaumenholzbogen - der schnelle Weg

Beitrag von Snake-Jo » 25.07.2006, 15:58

Das Interesse an Bogen aus Obstbaumhölzern ist gestiegen. In letzter Zeit waren jede Menge Fragen zu diesem Thema. Da ich schon seit einiger Zeit wieder Lust auf einen "Obstbogen" habe :D
kann ich meine Vorgehensweise auch hier reinstellen. Der Bau und die Darstellung eines Kompositbogens "Schritt für Schritt" hat mir viel Spaß gemacht und bot genügend Anregung für eine lebhafte Diskussion, wie die ungewöhnlich vielen Aufrufe zeigten.
Nun zu dem Bogen: Ich habe mir das schönste Obstbaumholz dafür ausgewählt: Pflaumenholz (Zwetschgenholz ist ähnlich).
Der Bogen soll folgende Maße haben:
170 cm lang mit reflex gebogenen Enden, 45 mm breit, leichte Vorspannung und ca 50 lb bei 28" Auszug.
Anforderungen: langer, weicher Auszug, federndes Wurfverhalten und natürlich, es wird ein Selfbow (in der Mitte verspleißt).
Seit ich die 50 überschritten habe ;-) werde ich immer ungeduldiger und möchte keine 5 Jahre warten, bis Holz oder Bogen irgendwo in einem kalten Stall getrocknet sind, deshalb also hier nicht der "Abendländische Weg" nach Richter, sondern Jo´s schneller Weg.

Bild
Das von einem Nachbarn im Dezember geschlagene Stammholz (ca 15 cm Durchmesser und 1 m lang) war relativ astfrei und wurde sofort halbiert und dann in Viertelscheiter gespalten. Die Enden wurden versiegelt und bis zum Juli in einem trockenen Schuppen gelagert.

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Botjer
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Beitrag von Botjer » 25.07.2006, 21:26

Juhuu,
endlich mal wieder ein Thread auf den man sich richtig freuen kann …
schon deswegen, da ich zwei Bohlen Kirsche hier rumliegen habe :)
LG Niels

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Sehr interesant

Beitrag von stefanw » 25.07.2006, 22:06

Auf den Bogen bin ich mal gespannt.
Im letzten Winter Habe ich mit meinem Schwiegervater ein ganzes Obstgrundstück "planiert" ;-) . Ca 4 Stehr Brennholz.
Ich habe mir eine ganze Menge astfreie Meterstücke aufgehoben, weil diese teilweise eine Wunderbare Maserung hatten. Eigentlich wollte ich diese für Griffstücke verwenden, aber wenn die auch einen vorzeigbaren Bogen ergeben? :-)

Gruß Stefan
Sei froh und lache, es k?nnte schlimmer kommen.
Und ich war froh, und ich lachte, und es kam schlimmer.

nordbogen
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Beitrag von nordbogen » 26.07.2006, 08:11

Obstholz ist allgemmein was für unser Hobby. Angefangen von Messergriffen bis hin zu Bögen.

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RE: Sehr interesant

Beitrag von arnold » 26.07.2006, 09:36

Original geschrieben von stefanw


Im letzten Winter Habe ich mit meinem Schwiegervater ein ganzes Obstgrundstück "planiert" ;-) . Ca 4 Stehr Brennholz.
:-)

Gruß Stefan


8-) PFUI ; SCHÄM DICH ; das du bei soetwas hilfst. :-o

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RE:

Beitrag von Botjer » 26.07.2006, 12:21

Original geschrieben von nordbogen

Obstholz ist allgemmein was für unser Hobby. Angefangen von Messergriffen bis hin zu Bögen.

Wohl wahr. Der erste Bogen den ich jemals gebaut habe, ist aus Kirsche mit Eschenbacking.
Nicht nur das Kirsche sich sehr gut bearbeiten läßt und gut aussieht - es ist auch ein 1a-Eiben"Imitat" :D
LG Niels

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1. Schritt

Beitrag von Snake-Jo » 26.07.2006, 13:43

1. Schritt: Vom Stamm zum "billet"

Neben den ausgesprochen guten Eigenschaften (s. Wiki: Holzarten) hat Pflaumenholz zwei negative: es verwirft sich beim Trocknen und reißt ganz fürchterlich. Diesen zwei "Unarten" des Holzes muss man entgegenwirken und da helfen einige Tricks.
Nach dem Spalten des Holzes in Viertelstämme werden diese an den Enden mit Ponal oder Lack versiegelt und 6 Monate an einem kühlen, trockenen Ort gelagert. Da der Stamm nur 12-15 cm Durchmesser hatte, messen die Viertelstäbe ca 80 mm in der Breite und trocknen schneller. Nach einem halben Jahr muss man spätestens ran ans Holz, da alle Obstbaumhölzer von den Larven bestimmter Käfer angefallen werden und das Splintholz fürchterlich zerfressen wird. Also entweder einen Bogen bauen oder Brennholz. Naja, man kann es auch mit einem Holzschutzmittel behandeln.

Bild

@Bottjer: Danke! Na, wir werden sehen! :-)
@Stefan: Na, dann ran, bau doch parallel mit!

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Beitrag von Fledertier » 26.07.2006, 14:06

Hey, das trifft sich richtig gut. Wollte in den Ferien auch mit meinem Bogen aus Pflaume anfangen und die Staves sehen bei mir fast identisch aus, was die Länge angeht. Ich dachte aber an einen Takedown. Aber ich bin mal gespannt, was du so fabrizierst :-) .
Werde dann etwas verspätet in die Obstbogenbauerei einsteigen.

Viel Erfolg auf jeden Fall!!!

schönen Gruß aus S-H!

Thies

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Beitrag von Eldoro » 26.07.2006, 14:15

mal ne frage:
arbeitest du Splintholz runter oder lässt du es so wies gewachsen ist drann.
man könnte ja das splintholz so weit runterarbeiten bis nur noch eine dünne schicht übrig ist, also so wie ein Eibenbogen , ein imitat :)


Ich geh auch dann verspätet an einen (Wild)Kirschenbogen ran :-)
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

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Beitrag von Archiv » 26.07.2006, 14:29

Wenn das ein paar gescheite Bögen werden, fälle ich noch diese Woche den ein oder anderen Baum!

Bin gespannt!!

Snake-Jo: wann wurde die Pflaume geschlagen?

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noch 1. Schritt

Beitrag von Snake-Jo » 26.07.2006, 15:09

noch 1. Schritt: Billets zurechtsägen

Aus den Viertelscheitern wurden auf der Kreissäge "billets" hergestellt, also halbe Staves. Diese sollen später im Griffbereich zusammengesetzt werden. Diese billets haben die Maße 90 cm x 4,5 cm x 1,8 cm und sind im Querschnitt rechteckig.

2. Schritt: Billets biegen und trocknen
Die Enden werden etwas dünner gehalten (10 mm) und über eine Form reflex gebogen.
Dazu werden die Enden auf einer Länge von ca 20 cm rund 30 min gekocht und dann in die Form gepackt und mittels Schraubzwingen fixiert. Da Pflaumenholz beim Biegen in der Außenkurve leicht aufreißt empfiehlt sich die Verwendung von einer Biegehilf e in Form eines Stahlstreifens. Nach dem Erkalten wird das Billet an den Enden versiegelt und im Bereich der Kernholzmitte (Bild folgt) auf einer Bohle rückwärts gespannt.
Trick: Durch das Rückwärts-Spannen erhalte ich nicht nur eine Vorspannung im Bogen, sondern dem Verwerfen des Holzes wird entgegengewirkt. Ein so aufgespanntes Stück hat es sehr schwer, sich zu werfen. :D

Bild

Abb.3: Trocknen der billets zurückgebogen auf einer Bohle mit Holzrolle, schon mit eingebogenem Reflex-Ende.

@Eldoro: nein, wir wollen hier kein Eibenimitat bauen, sondern einen ECHTEN Pflaumenholzbogen, der übrigens für mich die schönsten Holzfarben zeigt.
@Johnny: Dez, vor 7 Monaten
@all: ab heute geht es rasent schnell, in ein paar Wochen fliegen die ersten Pfeile mit diesem Bogen.Es ist ja der schnelle Weg!
;-)

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Beitrag von stefanw » 26.07.2006, 21:35

Wenn ich es richtig verstehe, hast Du die Stücke auf der Kreissäge zugeschnitten. Das heißt Du hast keine Jahresringe freigelegt, oder ähnliches.
Wie verläuft bei Dir die Maserung?, stehende Jahresringe auf der Draufsicht auf den Rücken?
Kommt da noch ein Backing drauf, oder macht das Holz das mit.

Gruß Stefan

@arnold: Die Bäume wurden sowieso gefällt, da das Grundstück verkauft werden mußte (Städteplanung).
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Und ich war froh, und ich lachte, und es kam schlimmer.

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noch 2. Schritt

Beitrag von Snake-Jo » 27.07.2006, 14:39

[red]Hinweis: [/red] Das Zusägen der Billets erfolgt parallel zur Rinde also parallel zu den Jahresringen, sodass die schöne Kernseite später den Bogenbauch bildet und der gelbe Splint die Außenseite. Bei den Stammstücken sieht man, dass die Splintholzschicht sehr stark ist, daher wird man nicht umhin kommen, einen Großteil des Wurfarms aus Splint herzustellen. Bei Zwetschgenholz ist die Splintschicht meist dünner. Bei Zwetschgenholz kann man einen Bogenherstelle, der ähnlich wie bei Eibe zweifarbig aussieht.

Das Anschneiden von Jahresringen läßt sich nicht vermeiden.
[red]Hinweis:[/red] Wegen des sehr dichten und festen Holzes des Pflaumenbaums ist der fertige Bogen sehr unempfindlich gegen angeschnittene Jahresringe. Es reicht also, wenn man halbwegs parallel zu den Jahresringen bzw. zur Rinde arbeitet. Wer möchte, kann später, wenn der Bogen Form annimmt, noch auf einen Jahresring herunterarbeiten.
Bei Kirschbaumkolz bestimmter Sorten empfiehlt sich das Herausarbeiten eines Jahresringes auf dem Bogenrücken; sehr zu empfehlen ist dies beim Holz der Traubenkirschen, welches meist wesentlich splittriger ist. Beim Splintholz von Süßkirschen wiederum ist das Herausarbeiten nicht nötig, manchmal besteht hier der ganze Wurfarm aus nur 2 Jahresringen (Jahresringbreiten bis 10 mm) .

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Bilder zum 2. Schritt

Beitrag von Snake-Jo » 27.07.2006, 15:20

Hier die Abbildungen 4-5 zu Schritt 2:

Bild

Abb.4: Billet mit Recurve in der Biegeform mit Stahlband nach dem Lösen der Schraubzwinge

Bild

Abb. 5: Aus dem meterlangen Stammstück vom Pflaumenbaum erhielt ich drei Billets (90 cm lang), die hier (von links nach rechts) von der Bauchseite, vom Rücken und in der Seitenansicht mit den jeweiligen Abmessungen gezeigt werden.

Diese Billets werden nun rückgespannt auf einem Brett über einer Holzrolle getrocknet.
[red]Achtung:[/red] Das Trocknen der noch leicht feuchten Hölzer sollte nicht zu schnell an einem kühlen, luftigen Ort passieren.

komposti
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RE: 1. Schritt

Beitrag von komposti » 28.07.2006, 17:22

Original geschrieben von Snake-Jo

moin,
sehe ich es richtig?
sind die stücke verdreht?
wenn ja, nur durch deine aufspanntechnik gerichtet?
meine 95.- euro , investiert in einen stamm ( kerzengerade, 20cm durchm., 1m länge, absolut parrallel zur achse die rindenfurchen), waren nach dem sehr einfachen spalten des nassen holzes, mehr als 90 grad verdreht.
alles im a...eimer.
dem holz händler, besser dem verkäufer meines vertrauens, habe ich die stücke zurrückgeschenkt für drechsler und konsorten.
wir haben beide gelernt.
auf den verlauf der rinde ist nicht immer verlaß.
ich habe einen gut. ich hoffe es lohnt sich beim nächsten mal.
Bild


jeder vorteil wird mit einem nachteil erkauft.

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