1. Bogen aus Kirschholz

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Archiv » 12.02.2007, 20:59

Hi, bin neu hier im forum und neu in der gilde der bogenbauer! habe zwar erfahrung in holzbearbeitung, da ich mal schreiner gelernt habe, aber als bogenbauer bin ich blutiger anfänger! daher verzeit mir evtl. lästige anfängerfragen ;-)

habe als startkapital nen ca 1,90m langen stamm (durchmesser ca. 13cm) aus kirschholz! ist das holz überhaupt verwendbar? war schwer so ein astfreies grades ding zu beschaffen! es soll für den anfang kein superbogen werden sondern ein teil was schießt und als bogen durchgeht :D
trockung, bearbeitung usw hab ich mir schon durchgelesen, es geht mir erstma nur ums prinzipielle beim kirschholz...

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von WildTurkey » 12.02.2007, 22:17

Hallo,
Welcome to

:fcsmilie

Einheimische Kirsche ist eher ein fragwürdiges Bogenholz, die "gute" Kirsche ist die amerikanische.
Bei unseren Arten läßt zum Teil die Druckfestigkeit zu wünschen übrig, mir hat es schon einen kaputten Bogen trotz Überdimensionierung eingebracht (Stauchrisse). Aber es gibt so viele Sorten Kirsche, das man das nicht allgemein sagen kann. Sind sicher auch geeignete dabei.
Wieso nimmst du nicht etwas anderes, es bieten sich Ulme, Esche, Eibe, Ahorn, Robinie, Eberesche,...u.v.m. als gute Kanditaten an ;-)

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Snake-Jo
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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Snake-Jo » 13.02.2007, 08:42

@Midgard: Ich halte Kirschbaumholz (Prunus avium ssp.) für ein sehr gutes Bogenholz und nehme es besonders wegen der Druckfestigkeit (im Gegensatz zu meinem Vorredner). Den Vergleich mit der amerikanischen stellt sich nicht, weil das eine andere Art ist (Prunus serotina = Black Cherry).
Ich habe schon etliche Selfbows aus Kirsche gebaut, aber wie mein Vorredner schon sagte, es gibt da unterschiedliche Qualitäten. Sehr gut ist das Holz der Wildkirsche, wie es auch im Forst angebaut wird.
Es kann einen Superbogen geben, bau ihn mittelbreit (45 mm) und im Querschnitt flach rechteckig, dazu körperlang plus 10%. Eventuell später einkürzen. :-)

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Ravenheart
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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Ravenheart » 13.02.2007, 09:45

Hi Midgard, zuerst ein herzliches Willkommen in der FC!

Deine Erfahrungen in der Holzbearbeitung werden Dir bei dem Projekt "Bogenbau" nur in bearbeitungs-technischer Hinsicht hilfreich sein, und selbst da nur bedingt!

Der wesentlichste Unterschied besteht darin:

Als Schreiner hast Du in der Regel die Zielsetzung, das Holz in eine GEWOLLTE Form zu bringen. Der exakte Verlauf der Maserung und der Ringstruktur sowie die Lage von Ästen etc. interessieren nur am Rande.

Beim Bogenbau ist es genau umgekehrt!

Die gewollte Form ist nur als grober Anhalt für die Grundform, den Bogentyp, entscheidend - und auch nur dann, wenn der Stave das Potenzial für eben diese Form hat - (was es erst mal zu ermitteln gilt)!
Die exakte Form, die exakten Abmessungen und oft sogar den Bogentyp gibt das HOLZ vor. NUR das Holz!

Das beginnt schon bei der Vorbereitung des Stammes:

Bogenholz wird nicht aufgesägt, sondern gespalten, um den Faserverlauf erkennen zu können. Und so mancher "schreinermäßig-eins-A-Stamm" erweist sich dabei schon wegen Drehwuchs als unbrauchbar!

Dann muss das Holz getrocknet werden. Als Schreiner trocknest Du es möglichst schnell und sehr stark, Holzfeuchte bis unter 10%.

Bogenbauer trocken das Holz langsam und lange, lassen die Holzfeuchte aber bei 12 - 15%, um Versprödung zu vermeiden und die Elastizität zu erhalten.

Die Lage des Bogens im Holz bestimmt sich durch Äste, Wellen, Krümmung, etc.
Als Schreiner bist Du gewohnt, Wellen zu begradigen. beim Bogenbau musst Du ihnen folgen, Begradigen ist nur begrenzt (bei den Seitenlinien) möglich, besonders auf dem Bogenrücken meist "tödlich".

Du musst als Bogenrücken einen ausreichend dicken Ring wählen, und diesen möglichst unverletzt freilegen. Da helfen Dir weder Hobel noch Bandsäge, die Werkzeuge sind Ziehmesser, Raspel und Ziehklinge.

Die Lage der Mittellinie (Längsachse) und der "Befund" an Ästen und Wellen auf dem freigelegten Rücken ergeben dann erst jetzt die endgültige Bogenform und (Breiten-) Abmessungen, was dann wiederum das Querschnittprofil, den Bogentyp und den Dickenverlauf bestimmt.

Und dann, beim Tillern, bestimmen AUSSCHLIESSLICH das Krümmungs-Bild und das momentane Zuggewicht, wo die Dicke reduziert wird, und wo nicht. Die Abmessungen sind auch hier nur zu Beginn ein grober Anhalt, um ETWA in die richtige Dimension vorzustoßen; der Rest ist "Try and Error", also langsames Annähern und wieder und wieder testen.

Rabe

P.S.: Schau mal in's Wiki (Sh. oben links!), da unter "Bogenbau"...
;-)

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Archiv » 13.02.2007, 12:50

erstmal danke für die antworten!
das holz ist vermutlich tatsächlich wildkirsche, da ich den stamm von einem förster im wald habe...

ich denke ich werde mein glück versuchen und dem stamm spalten und trocknen. hatte schon öfter gelesen dass kirschholz unbrauchbar ist, aber die rede von Snake-Jo gibt mir hoffnung ;-)

maschinen wollte ich sowieso weglassen, unsere vorfahren hatten auch keine...
nicht jede technische errungenschaft is ein segen für jedes handwerk :D

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Ravenheart » 13.02.2007, 12:54

Prima!

Und nicht das Versiegeln vergessen!

Sollten die Schittflächen schon Risse haben > so weit absägen, bis die weg sind (in 2-cm-Schritten).

Dann Schnittflächen + 5 cm seitlich rundum mit Holzleim bepinseln!

Rabe

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Archiv » 13.02.2007, 16:42

mit schnittflächen versiegeln meinst du das hirnholz einpinseln, richtig? + die seiten ein wenig...

das holz ist gestern erst frisch gefällt worden, da erwarte ich rissfreiheit! :D
wollte zwar schon mit dem spalten und entrinden beginnen, aber hab mir bei ner anderen arbeit tierisch in den finger samt fingernagel gesägt ;D
deswegen werd ich vor montag nich dazu kommen... der stamm liegt jetz in meiner kleinen werkstatt, die zum holztrocknen recht gut geeignet sein sollte. ist ein trockener raum mit ca. 17°.

kann ich beim holzspalten auch holzkeile benutzen? habe leider keine richtigen spaltkeile aus alu oder metall... denke aber buchenholzkeile müssten hart genug sein!?

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von projectionist » 13.02.2007, 17:49

alles was keilförmig ist.

Hab letzte woche einen Eschenstamm (5,5m lang, ca. 40cm Durchmesser, auf zweimal 2m und einmal 1,5m gesägt) mit Axt und Keil schön in kleine Teile zerlegt.

war eine schöne arbeit, besonders da ich viel vor dem computer sitze. Habs genossen wieder mal richtig auf die keile drauf zu hauen.
Die Welt ist analog.

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Archiv » 13.02.2007, 22:43

die sache gefällt mir immer besser... :D

mal sehen ob ich die schritte richtig plane:

nachdem ich den stamm gespalten habe, und hoffentlich mind. 2 gescheite viertel zu stande gebracht hab, pinsel ich das hirnholz ein. vorher sollte ich noch entrinden.
dann das holz auf einem geraden brett/bohle/balken fixieren und trocknen lassen
soweit richtig?

wie entfernt ihr am besten überschüssiges holz? ich beginne ja sozusagen damit, das dreieck wegzukloppen (von oben gesehn <) ).
habe leider kein dechsel zur hand... ein scharfes beil sollte auch gehen, oder?
dann sollte ich bald die ungefähre bogendicke erreicht haben. nun den bogenrohling aufzeichnen und zunächst mit grober raspel (welche werkzeuge empfehlt ihr?) material entfernen!?

für feinarbeiten würde ich dann ne ziehklinge benutzen. alternativ eine glasscherbe. habe ich während meiner ausbildung beim lack entfernen verwendet; ist vll. sogar ein kleiner tipp :-)
das ding ist immer scharf und kostet nur ein hammerschlag auf altglas

ist mein plan soweit in ordnung?

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Ravenheart » 14.02.2007, 09:37

wg. Versiegeln:

Hast Du richtig verstanden! Aber: Wenn Du erst später dazu kommst, den Stamm zu spalten: versiegele ihn jetzt schon mal! ODER lagere ihn bis zum Spalten draußen, OHNE Sonnenbestrahlung, aber ruhig im Regen!

2 Tage im trockenen Raum, und Du hast erste Risse!

wg. weiterem Vorgehen:
Im WiKi hab ich's ausführlich beschrieben!

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Beitrag von Archiv » 14.02.2007, 16:51

AAAARGGG bei meiner zivistelle wurden kürzlich tonnenweise eiben gefällt...
un ich habs verpennt :-( ;D

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von WildTurkey » 14.02.2007, 17:37

@Midgard: Mein Beileid, das tut weh!


Ich wollte meine Meinung zur Kirsche noch genauer erläutern:

Meinen Stab Kirsche mit Hickorybacking hatte ich von Gervase bestellt, der Holz-Fachmann ist. Also gehe ich davon aus das es eine "gute" Kirschart gewesen ist.
Ich ließ ihn auf 185cm Länge, 4cm Breite verjüngend auf 2cm an den Enden. Also für mein Empfinden stark überdimensioniert bei 45# / 28".
Er bekam zuerst etwa 3" Set auf beiden WA, dann - nach etwa 150 Schuß - so viele gut verteilte Stauchrisse, das die Reparatur keinen Sinn mehr machte. Der Tiller war bis dahin aber in Ordnung.

An der Stelle mit den Stauchrissen war das Holz frei von Ästen und anderen Schwachstellen, auch die Jahresringe waren paralell zum Backing.
Ich hatte voher bereits kürzere Bögen mit und ohne Recurves gebaut.
Deswegen glaube ich, daß es am Holz lag, und nicht nur an meinen Tillerkünsten. :wundern

@Snake Jo: Ich habe schon viel über gute Kirschbögen gehört und gelesen, auch als Selfbow.
Bis jetzt konnte ich aber noch keinen "live" ansehen. Deswegen würde ich gerne mehr darüber wissen.
Woran erkennt man gute Kirsche? Wie sah die Art aus, mit der Du gute Erfahrungen gemacht hast?
Kann man die optisch überhaupt von "schlechten" Arten unterscheiden? Oder muß ein Standardbiegetest her?

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Toerg » 14.02.2007, 18:45

Sollte man einen 13 cm dickes Stämmchen nicht lieber ungespalten trocknen.Denke er könnte sich dann weniger verziehen.

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von Eldoro » 14.02.2007, 18:58

Ich hab gerade zwei Billets am trocknen.
Hab sie vom Nachbarn bekommen, weiß aber nicht welche Art es ist.
Auf jeden Fall standen sie im Garten,hatten einigermaßen große Kirschfrüchte und sehr breite Jahresringe.
Beim entrinden ist mir aufgefallen, dass das Holz etwas spröde ist. Deswegen wollte ich einen ELB mit Bambusbacking bauen, mal schauen was daraus wird :D
Juhhuuu, neues UsErBiLd .......

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1. Bogen aus Kirschholz

Beitrag von WildTurkey » 14.02.2007, 19:54

@Eldoro: Ich hab zwar keinen Erfahrungswert dazu, aber wenn Snake-Jo als Länge Körpergröße plus 10% bei 4,5cm Breite angibt (das sind bei mir immerhin 203,5cm), glaub ich nicht das Kirsche so ein starkes Backing und gleichzeitig ein schmales Design verträgt.
Ich hätte Bauchweh dabei, aber wer weis, vielleicht klappts ja - ich drück Dir Daumen... :-)

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