Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

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mischi
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Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von mischi » 22.09.2014, 13:23

Hallo zusammen,
möchte hier mal meinen neusten Bogenbau(versuch) vorstellen. Die Anregung dazu bekam ich durch Gallis "Prototyp".

Länge: 170cm
Holz: Robinie / Bambus
Griffholz: Apfel
Tips: Pflaume
Design: vollpyramidial
Breite an den Fadeouts: 3,8cm
Breite an den Tips: 1cm

Das Bambuslaminat habe ich von 3 auf 2mm und die Robinie von 15 auf 10mm getapert.
Die Laminate habe ich dann in einer Form im Reflex von ca. 15cm verleimt. Das war allerdings etwas fummelig. War dann aber mit dem Ergebnis ganz zufrieden.
Nun ging es ans Tillern. Das gestaltete sich etwas mühselig; habe aber die Geduld nicht verloren. Leider gab es dann eine Situation, wo sich am oberen WA eine Stelle zeigte, die sich zu stark bog. Habe dann die Nachbarbereiche dementsprechend geschwächt um dem entgegenzuwirken. Der untere WA wurde dementsprechend angepasst. Dies führte leider dann dazu, dass das Zuggewicht dermaßen in die Knie ging und jetzt schon absehbar war, dass dies nur noch ein Kinderbogen mit vielleicht 20# Zuggewicht werden konnte. Schade, aber ich habe dann Wurfarme, Griff und Tips zu Ende gearbeitet. Vor dem endgültigen Schliff und Finnish habe ich eine endgültige Sehne angefertigt.
Und nun passierte es - nach dem Aufspannen und einigem Pumpen stellte ich fest, dass der Tiller plötzlich irgendwie nicht mehr so gleichmäßig aussah wie vorher. Ich schaute mir die WAs an und musste leider an beiden Stauchrisse im mittleren Bereich feststellen :'(
Hier die Fotos dazu:
Bild-5.JPG
oberer WA

Der etwas andere Farbton des unteren WAs hat lediglich etwas mit den unterschiedlichen Lichtverhältnissen an diesem Tag zu tun.
Bild-4.JPG
unterer WA

Eigentlich ist mir der Bogen ansonsten so gut gelungen, was auf den Fotos, finde ich, zu erkennen ist. Optisch gefällt er mir von allen bisher gebauten am besten. - Wäre wirklich schade, wenn daraus nur noch Anschauungsobjekt für die Wand werden sollte.
Bild-1.JPG

Bild-2.JPG

Bild-6.JPG
Griff aus Apfelholz

Bild-3.JPG
Tips aus Pflaumenholz

Nun die Frage an die Experten im Forum:
Lässt sich da noch was retten und wo könnte evtl. der Grund für die Stauchrisse liegen?
Bin gespannt und freue mich auf eure Beiträge!
Gruß,
MICHAEL

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Osboan » 22.09.2014, 13:37

Hallo Michael,
ich habe leider noch keine Erfahrung mit Robinie, aber was ich so gelesen habe, soll sie nicht unbedingt druckstark sein. Ein zugstarkes Backing wie Bambus wird daher einfach den Bauch überlasten. Besser wäre, denke ich, die umgekehrte Variante, weil Bambus sowohl am Bauch als auch am Rücken eine gute Figur zu machen scheint. Hilft wahrscheinlich nur noch ein Abhobeln und ein druckstarkes Facing aufbringen (Bambus, Eibenkern,Obsthölzer, etc).

Grüße, Oscar
"Lernresistenz ist kein Privileg des Alters ;D" (fatz)

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jetsam
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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von jetsam » 22.09.2014, 13:43

Hi mischi, ich bin mal so frei, aus dem Wiki zu zitieren:
---------------------------------------------------------------------------
Bogenprofil

In der Regel nur für Flachbogen geeignet (ab 35 mm). Sehr gute Wurfeigenschaften auch bei pyramidalen und halb-pyramidalen Bogen ab 60 mm Breite und Bogenschützen-Länge. Es neigt zu Stauchbrüchen, daher ist ein flacher Bauch erforderlich. Ausserdem ist es sinnvoll den Bogen etwas länger als gewöhnlich zu bauen, auch dies beugt Stauchbrüchen wirksam vor ohne die Wurfleistungen zu stark zu beeinträchtigen.

Immer wieder gibt es auch einzelne Beispiele für weitgehend fehlerfreie ELB-Versuche. In der Regel ist Robinie jedoch für diesen Bogentyp nicht geeignet.

Robinie mit Bambusbacking ergibt eine Exzellente Kombination mit hervorragenden Wurfeigenschaften. Backing und Bauchlage müssen aber sehr gut aufeinander abgestimmt und der Tiller sehr fehlerfrei sein, damit keine Stauchbrüche auftreten.
Belastbarkeit

Gut auf Zug belastbar, sehr elastisch, benötigt aber einen breiten Bauch, da es nicht so gut auf Druck belastbar ist. Alternativ kann auch ein Facing aus druckstabilerem Holz verwendet werden.
----------------------------------------------------------------

Schöner Versuch auf jeden Fall, immer dranbleiben,
Güße jetsam
Dies ist die Welt.
Wundervolle und schreckliche Dinge werden geschehen.
Sei ohne Furcht.

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Squid (✝) » 22.09.2014, 19:27

"Robinie mit Bambusbacking ergibt eine Exzellente Kombination mit hervorragenden Wurfeigenschaften. Backing und Bauchlage müssen aber sehr gut aufeinander abgestimmt und der Tiller sehr fehlerfrei sein, damit keine Stauchbrüche auftreten."

Genau. Es ist eine extrem schnelle Kombination. Aber macht man auch nur einen kleinen Fehler, der zu einem kleinen Schwachpunkt irgendwo im Belly führt, dann ist Feierabend.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von pollux » 22.09.2014, 19:53

Ja schade um den schönen Bogen... aber die Kombi ist wohl schon mal erfolgreich so gebaut worden wenns im Wiki steht, obwohl mit nie einfallen würde ausgerechnet die druckzickige Robinie als Bauch zu verwenden, aber ich kleb ja auch nicht.
Und deswegen frag ich jetzt auch mal blöd nach:
Ist der rettbar, wenn man die Robinie in die Mittellage packt, also noch ein Facing macht? Kollabierte Robinie, vertrauenserweckend klingt das nicht, aber zur Not? Mittellagen brauchen ja nicht allzuviel zu arbeiten, oder?

... bin halt kein Laminierer...
"Wenn du mit einem Holzbogen nicht gut schiesst, ist es allein deine Schuld, und nur deine. Hierin liegt die Herausforderung. Immer wenn ein Problem auftritt, kannst du es sofort lokalisieren. Das Problem bist du."
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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Squid (✝) » 22.09.2014, 21:32

Man kann diese Kombination sogar als fertigen Stave z. B. bei Gervase kaufen.

Hier mal zur Fehleranalyse: Die Stauchrisse sind mittig bei beiden Wurfarmen aufgetreten?
Dann hatte er nicht die Idealkurve. An den Enden war er vermutlich auf einem etwas zu langen Bereich zu starr, an den Fades begann die Biegung zu spät.

Ergebnis: Überlastung des zentralen - und in diesem Falle zu kurzen - Biegebereichs.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Benedikt » 24.09.2014, 16:44

Ganz einfach:
Bmbus auf Robinie? Super.
Ein kleiner Fehler? Kniteritis en masse :P

Für die Kombi braucht man grundsätzlich sehr gutes Holz, und einen super Tiller, sonst wird das nix.

Wenn ich mir die Stauchbrüche ansehe......
Das Holz ist vermutlich tiefergehend ireversibel geschädigt :(
Also entweder Facing drauf(Robinie ist auch keine schlechte Mittellage ;) ) oder thermisch weiterverwerten, was bei diesem Exemplar doch sehr schade wäre :-\

Gruß
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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Snake-Jo » 24.09.2014, 18:40

@Mischi: Guter Versuch, weitermachen, aber nicht mit diesem Bogen. :)

Die Vorredner und das Wiki haben alle recht. Ich habe schon sehr viele Robinienbögen mit Bambusbacking gebaut, genau wie im Wiki beschrieben: meist um die 60 mm breit. Die Abstimmung von Robinie und Bambus ist wichtig (wie schon geschrieben wurde), aber dazu ein konkreter Tipp: Die Robinie muss zwingend breite Jahresringe aufweisen, mit wenig porösem Frühholz. Diese Poren vertragen nämlich das Stauchen nicht. Im Extrem: Viele Jahresringe = viele Frühholz-Stauchzonen = Knitterseuche.
Ansonsten paßt das schon, 2-3 mm Bambus zu 20 mm Robinie, aaaber , wie gesagt, allerbeste Robinie nehmen. Hier sehe ich an der Bauchfladerung, dass deine Robinie zuviele Jahresringe hatte. Zudem sehe ich auch die Porigkeit deiner Robinie.

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Benedikt » 24.09.2014, 19:13

@ jo:
Wobei ich auch sehr viel gute Robinie um 3mm rum hab.
Und auch ein paar mit 6-7, die extrem knittern. Wobei dss knitteranfällige Holz eher "wässrig" auf mich wirkt.
Gruß
Benedikt
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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Neugier » 25.09.2014, 05:46

Hallo
Alles richtig was bisher gesagt wurde.
Zur Ergänzung:
Ich habe gute Erfahrungen bei dieser kobination mit trappen gemacht. Also Bauch ca. 20% breiter als der Rücken.
Perryreflex verleimen.
Und die Jahresringe nicht so stufig enden lassen. Zur Not kann man auch den Bauch ganz leicht wölben um ein flammiges auslaufen der Jahresringe zu erreichen. Gerade beim zweiten Bild sieht man sehr gut die Stufe und gleich daneben die Knitterfalten.
Grüße
Matthias

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Mercenario » 18.09.2016, 22:02

Auch auf die Gefahr Threadekromantie zu betreiben belebe ich ihn mal wieder. Und zwar stellt sich mir die frage ob jemand schon mal probiert hat die robinie mit stehenden ringen unter das bambus zu kleben? Um halt dem problem mit der Stufenbildung aus dem weg zu gehen.
Gruss Merc

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von acker » 19.09.2016, 19:34

jo, Galli tat so.
Der junge Mensch lernt, was die Erwachsenen wissen und verlernt was er als Kind gewusst hat.

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Re: Robinie mit Bambusbacking (nur ein Versuch?)

Beitrag von Snake-Jo » 20.09.2016, 15:20

Mercenario hat geschrieben:Auch auf die Gefahr Threadekromantie zu betreiben belebe ich ihn mal wieder.


Edit: Alles gut! Besser, einen alten Thread mit den vielen guten Erfahrungen neu beleben, als ständig wieder ein neues Fass mit alten Erkenntnissen aufmachen!

Mmmh, du meinst sicher corpus recuperandae oder necrophilia?
Ja, stehende Jahresringe gehen, hab ich schon öfter gemacht. Ich würde bei Robinie aber immer die Porigkeit beachten und auch mal einen Bruchtest machen, bevor ich mir die Mühe mit dem Bogen gebe. ::)

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