Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

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Bogenhannes
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 25.05.2016, 22:25

Hi, vielen Dank für euren Senf :D
Das richtet mich doch wieder auf. Irgendwie reizt mich Esche doch noch.
Ich werde den nächsten Eschebogen nach dem Egedo bauen. Wenns dann wieder knittert, naja ...
Ich denke, das wichtigste ist auf dieses poröse Frühholz der Esche zu achten. Ansonsten habt ihr ja alle das Grundproblem angesprochen: Man siehts dem Holz nicht an. Leider.

Ich schau mich in der nächsten Saison nach Esche um, die irgendwie auf anderem Boden gewachsen ist als meine bisherige...
Das mit dem extrem langsamen Tillern werde ich auch probieren und den Bogen jeden halben Zoll 50mal pumpen.
Habe ich bisher nur bei Hartriegel gemacht. Dauert dann etwas länger ...

Grüße
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Ilmarinen
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Ilmarinen » 25.05.2016, 23:45

@Bogenhannes,
ich habe von der Esche, aus der ich meinen Bogen ohne Knitter gebaut habe, noch 2 Staves.

Wenn Du willst, könntest Du Dir einen bei mir abholen. Zu Testzwecken. ;)

Grüße

Jörg
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Ravenheart » 26.05.2016, 10:12

Ich habe div. Eschenbogen ohne Knitter.
Auch welche mit, aber eher aus meiner Anfängerzeit.

Rabe

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Bogenhannes
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 26.05.2016, 20:38

@Ilmarinen: Eine Stunde Fahrtzeit für einen Eschestave ...mhh ...
Laß uns doch lieber irgendwo in der Mitte treffen, z.B. hier beim Sackturnier.
Würde dich auch gerne mal kennenlernen.
Bin eher selten in der Gegend von Kassel und von dort ist es noch ein Stück zu dir ..

Ist nur son Vorschlag und ist auch noch lange hin bis Ende August.
Grüße

PS:
@Ravenheart: Was willst du damit sagen? Anfängerpech? ;)
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von schnabelkanne » 26.05.2016, 20:52

@ all - wie ist es wenn man Esche mit stehenden Ringen verarbeitet, sind da die Chancen besser ohne Kompressionsbrüche auszukommen, hab nämlich eine Menge Eschestaves eingelagert.
Gruss Thomas
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Bogenhannes
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 27.05.2016, 13:24

Hier noch ein Hinweis auf die "holzwurmseite".
Hier werden Zug - und Druckfestigkeiten der Hölzer zum Vergleich angegeben:
Esche:
Rohdichte Erklärung Raumgewicht : 0,41 - 0,82 g/ccm
Zugfestigkeit : 130 - 160 N/mm²
Druckfestigkeit : 43 - 59 N/mm²
Biegefestigkeit : 100 - 127 N/mm²
Scherfestigkeit : 14 - 16 N/mm²
Härte n.Brinell bei 12% Feuchtigkeit:
Härte beim Holz
H BII = 64 N/mm²
H B⊥ = 30 - 46 N/mm²

Infos über den Härtetest nach Brinell und dem Härtetaster kann man auf der Seite abfragen.
Einfach auf das hintenstehende Info-Zeichen klicken. Sehr Interessant.
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Osboan » 09.06.2016, 21:44

Jo, das ist ja bei Esche das Problem, dass die so enorm viel zug- als druckfester ist. Alleine schon deshalb werde ich Esche immer trappen hab ich mir vorgenommen. Bei Robinie sind die Rohdaten ja ähnlich und auch die Knitterproblematik wird ähnlich breit diskutiert.
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Idariod » 10.06.2016, 07:17

Hat eigentlich schon wer Esche auf Holler probiert? Wenn ich Holler mit flachem Bauch baue, zerfetzt er sich den Rücken.

LG,

Idariod
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von schnabelkanne » 10.06.2016, 08:40

@ Idariod - hab nun bei meiner Knitteresche den Bauch abgeflacht und 3 mm Kirsche als Facing aufgebracht.
Hab vor dem Aufleimen noch etwas getempert und leicht Reflex gebogen. Werde berichten - sobald ich zum Tillern komme.
Gruss Thomas
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Osboan » 10.06.2016, 08:49

Nein, noch nicht. Bei mir sind bis jetzt 3 Holler über den Bauch eingegangen. War aber am Doppelbauch beim Markkanal. Rückenweise hält der ganz gut bis jetzt. Hab aber auch noch nicht so arge Biegeradien damit probiert, wie Manche hier im Forum.

Hab mir jetzt nochmal einige Holzkennzahlen auf http://www.wood-database.com/lumber-identification/hardwoods/european-ash/ angesehen. Ganz so einfach ist die Sache mit der Beziehung zwischen Zug- und Druckfestigkeit doch nicht. Osage, Eibe und Harriegel haben auch hohe Zugfestigkeit im Vergleich zur Druckfestigkeit. Es kommt anscheinend auch noch der Elastizitätsmodul zum Tragen. Die Autoren der Seite argumentieren, dass Osage und Eibe ein im Vergleich zur Zugfestigkeit sehr niedriges E-modul haben und deshalb gute Bogenhälzer seien. Das sagt uns aber noch immer nichts über die Neigung zu Kompressionsrissen. Kennt sich da jemand von euch gut genug aus, um das auch noch mit der Druckfestigkeit in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen? Hab schon ein paar Überlegeungen dazu, muss aber gerade für eine andere Prüfung lernen und den Kopf dafür freihalten :-\

Edit: ok, kanns nicht lassen: mein Gedanke ist folgender: die Zahlen für Zug- und Druckfestigkeit sind vor allem dafür verantwortlich, was wir hier oft Zugstärke und Druckstärke nennen. In Kombination mit dem E-modul erhalten wir Informationen über die Zugtoleranz und Drucktoleranz.
Grob würde ich sagen:
Zugfestigkeit hoch, E-modul hoch: zugstark
Zugfestigkeit hoch, E-modul niedrig: zugtolerant
Druckfestigkeit hoch, E-modul hoch: druckstark
Druckfestigkeit hoch, E-modul niedrig: drucktolerant

Geht ihr damit soweit konform?

Für Esche hieße das dann: sehr zugstark und nur mäßig druckstark, dabei wenig drucktolerant. Könnte das so hinkommen?
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 10.06.2016, 19:52


der E-modul ist die Steigung der Hookschen Gerade, also ein Maß, um wieviel bei einer Längenänderung x die benötigte Kraft y zunimmt. Oder umgekehrt.Die Druckfestigkeit/Zugfestigkeit ist das Maß für die mögliche Versagensspannung.

also wenns nen Bogen aus Holz mit nem niedrigen E-Modul zerknittert bei der Spannung x hat der sich weiter zusammenquetschen lassen als einer mit nem hohen E-modul. soweit korrekt.

Hat aber ein Holz eine hohe Druckfestigkeit und nen hohen E-Modul, kann der sich um denselben Betrag zusammenquetschen lassen, man braucht nur mehr Kraft.

Nun wird ja an einem Bogenholz nicht nur gezogen oder gedrückt, sondern beides.

Sind die Unterschiede zwischen Zug und Druck sehr groß, quetschts nur den Bauch, der Rücken wird nicht länger, es knittert deutlich eher als bei einem Bogen, bei dem der Rücken um den selben Betrag gedehnt wird wie der Bauch gestaucht

Trägt man diesem Umstand beim Bogen Rechnung,- z.b. bei Hasel von Natur aus-, erhält man einen schießenden bogen, der entgegen aller Theorie gleich knittern müßte.

Sind jetzt die E-module auf zug und Druck auch noch unterschiedlich, hilft nur noch probieren.

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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Bogenhannes » 10.06.2016, 21:06

Bei Esche muss man natürlich auch den sehr großen Unterschied in der Qualität zwischen Spätholz und Frühholz bedenken. Ein Bogen, der NUR aus Spätholzringen zusammengeleimt wäre hätte ganz andere Eigenschaften, als einer, der nur aus Frühholzringen bestünde. Ein Vergleich von trockenem Keks mit Sauerteigbrot ... ;)

Nur in einem Eschenbogen sitzen diese beiden Holzarten sehr eng zusammen und man muss damit klarkommen.
Mit ein Grund in einem relativ dicken Spätholzring zu bleiben, wie Dirk gezeigt hat.
DANN scheints keine Stauchbrüche zu geben.
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Re: Esche und Kompressionsrisse: Ein unzertrennliches Paar?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 10.06.2016, 21:19

Bei Esche gibts deutlich weniger Set, wenn der Rücken schmaler als der Bauch ist. Nach meiner Erfahrung ~1/3. Da hält der Rücken noch. Nach den Werten müßte der Rücken halb so breit wie der Bauch sein

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