Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

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Dongelong
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Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 27.05.2016, 09:48

Was bisher geschah…
Dez. 2015:
Im Wald nach Hasel gesucht und nach langem Suchen den einzig vermeintlich guten mitgenommen.
Auf den Kern runtergeschnitzt – entrindet – zum Trocknen eingelagert.

Baubeginn Mai 16:
Es soll ein Flachbogen werden. 1.75m lang, Wurfarmbreite bis Mitte Wa gleichmäßig (4cm), dann zu den Tipps schmaler (1,5cm), an den Fadeouts im Moment noch 2,3cm stark.
Meine Befürchtungen dass mein Stämmchen nicht einfach ist, hab ich mir schon selbst bestätigt. Für den Anfang nicht ideal, das ist mir bewusst, aber probieren will ich´s trotzdem.
Die Mitte hab ich mit einen Schnur überprüft und festgestellt dass die Enden und der Griff nicht ganz in der Flucht liegen. Dann die Wurfarmbreite angezeichnet, im parallelen Wurfarmteil der Faser gefolgt,in der äußeren (schmaler werdenden) Wa-hälfte habe ich die Mittellinie seitlich versetzt um im Griff besser in die Mitte zu kommen. …..das hab ich mittlerweile auch alles so ausgearbeitet und mit dem Bodentiller weitergemacht.

Nun wollte ich Sehnenkerben schnitzen und an der Tillerwand weiter machen. Dabei hab ich jetzt so meine Bedenken ob ich das seitliche versetzten nicht übertrieben habe (Bild 1) da jetzt der Rücken sehr schräg verläuft (siehe Bild 2).
Auch in den Wurfarmbereichen bei denen noch alles parallel zur Faser verläuft habe ich stellenweise einen schrägen Rücken und zusätzlich sind die Flanken der Wa unterschiedlich hoch.

Jetzt tun sich bei mir Fragen auf die ich nicht mit Hilfe der Suchfunktion klären konnte:

1.
Spielt der schräge Rücken an den (steifen) Tipps eine Rolle (Bild 2)? Ich könnte mir vorstellen dass die sich dann bei auszug wegdrehen oder ist das nur für die Sehne später schlecht.
2.
Die unterschiedlich hohen Flanken der Wa. Ich könnte sie auf gleiches Maß abnehmen -> dann würde sich der Bauch praktisch mal hierhin und mal dahin drehen. Oder mach ich das erst beim Tillern und achte auf den Sehnenstand wo etwas weg muss?
3.
Mein Griff ist immer noch nicht mittig unter der zukünftigen Sehne (Bild 3). Ich hab aber noch nichts dran gearbeitet. Könnte ich, nach dem tillern, den Griff einfach so gestalten das er mittig unter der Sehne liegt?

Danke schon mal im Voraus
(ich hoffe die Bilder sind so OK)
Dongelong
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20160523_223500.jpg
Sehnenverlauf nicht ganz mittig
20160523_223853.jpg
Schräger Rücken
Seitlich versetzt.jpg
Seitlich versetzt
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von zwirn » 27.05.2016, 10:36

Zu 1:
Mit der Sehne sollte nicht das Problem sein, das Wegdrehen schon. Es sieht allerdings so aus, dass nur die Enden so schräg sind?? Das wäre dann gut! Die Bogenmitte sollte immer die höchste Stelle im Rücken darstellen.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=27513&p=493416&hilit=korrigierte+mittellinie#p493416

Zu 2:
Der Wurfarm muss in der Dicke symmetrisch verlaufen.

Zu 3:
Die Sehne sollte eh leicht zur bogenhaltenden Hand hin verschoben sein, also oberen und unteren Wurfarm richtig wählen. Wenns zu extrem wird, dann den Griff mit Dampf oder HLP richten.

Bedenke, dass man durchaus mit Planungsfehlern leben kann und eine Verschlimmbesserung nicht eine Lösung darstellt.


LG Zwirn
Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!

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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 27.05.2016, 11:18

Vielen Dank zwirn.
Zu1:
Den Link kenn ich und da hab ich mich auch dran gehalten.
Allerdings ist mein Ast wohl ein Ei im Querschnitt das sich auf die ganze Länge verdreht. Die Rückenwölbung ist nicht immer der höchste Punkt aber ganz so schlimm ist es glaub ich nicht ( ich mach noch ein Bild).
Zu 2:
Dann mach ich jetzt die Flanken gleich hoch. Symetrisch wirds nicht überall werden wegen - siehe oben
Zu3:
Wieviel zum Pfeil /zur Bogenhand darfs denn sein? Bzw wenn ich den Griff nicht mittig ins Holz schnitze komm ich sogar genau hin. Ich mach noch ne Zeichnung...
Biegen wollte ich eigentlich nix. Da hab ich mich noch nicht mit befasst.

Bis gleich
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 27.05.2016, 11:38

Die Bilder
Dateianhänge
20160527_112219.jpg
kann man das so machen??
20160527_112028.jpg
der Rücken
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von zwirn » 27.05.2016, 11:43

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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 27.05.2016, 11:53

Ok
Vielen vielen Dank. Da hab ich jetzt was zu lesen.
Meine Freizeit ist um, drum setzt ich mich heute Abend zum studieren hin.

Nochmal danke zwirn für die schnellen Antworten.
Gruß
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 28.05.2016, 23:26

So.... gelesen hab ich, verstanden auch.
@zwirn: ich glaub ich hab die andere Hälfte von deinem ersten Hasel. Mein Holz und meine Fragen sind die gleichen wie deine damals. Dankeschön!!!

Heute hab ich weitergemacht:
Habe die Flanken etwas angeglichen. Das heißt die stärkere etwas abgenommen, sind jetzt noch nicht gleich hoch aber so lass ichs jetzt erst mal.

Bodenfilter:
Ich war zufrieden.

Tillerwand mit Bogenlänge Sehne :
Bisschen gezogen, gefällt mir auch. Unwissender Weise ;)

Fragen:
Kaum, die werden demnächst im Tillerprozess noch kommen.
Eine vielleicht:
Ich hab irgendwo gelesen "Die Tillersehne soll zu Beginn nicht am Bogen schlabbern sondern staff anliegen".
Ich hab jetzt ein bisschen gezogen und den Bogenbauerknoten danach jedesmal nachgezogen. Ist das normal und meine Schnur und die Knoten setzen sich bis zu einem gewissen Punkt oder ist meine Schnur "ungeeignet"?
Über das Material kann ich allerdings wenig sagen. Ich vermute eine Mischung aus Polyester und Naturmaterial. Denn es schmort beim Anzünden aber nicht alle Fasern.
IMG_20160528_230840.jpg
Details Tillersehne


Gruß
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von zwirn » 29.05.2016, 00:33

Billiges Material dehnt halt durch.

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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von schnabelkanne » 29.05.2016, 07:02

Servus, wenn die Sehne leicht aus der Mitte läuft:

1.den Griff erst am Schluss fertig ausarbeiten, wenn er dick genug ist, kann man dort die Sehnenlage noch etwas ausgleichen - Griffbreite von 2,5 cm bei einer Dicke von 4 cm reichen mir völlig.
2. Die Enden auch möglichst breit lassen und erst am Schluss auf die endgültige Breite - ca. 1,2cm - runterarbeiten, so kann man durch einseitige Holzwegnahme auch noch die Sehnenlage etwas ausgleichen.
3. Die Sehne kann leicht auf die Seite wo der Pfeil aufliegt abweichen.

Auf die Vorschläge wurde zwar schon hingewiesen - s. Beitrag v. zwirn -. sind aber wirklich wichtig und werden oft nicht berücksichtigt.
Zur Tillersehne - die Sehne sollte halt nicht oder nur wenig nachgeben und am Anfang Bogenlänge haben.
Sehnengarn Dacron B50 kostet nur ein paar Euro und ist das Geld wirklich wert, wieviel Stränge du für welches Zuggewicht brauchst ist in Wiki gut erklärt, auch wie der Bogenbauerknoten geht.
Gruss Thomas
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 29.05.2016, 21:03

@ Zwirn: ich würde es nicht billiges sondern in erster Linie "vorhandenes" Material nennen. ;D
Die Kordel dehnt sich auf 1,80m ca. 2cm und ist danach nicht weiter zu strecken. Für mich ist das in Ordnung? Wenn nicht sagt es mir und ich besorg was festeres oder kaufe Dacron was irgendwann sowieso benötigt wird.

@ schnabelkanne
1. Griff hat noch gleiche Breite wie Wa - 4cm. Ausarbeiten mach ich erst zum Schluss. Ich hatte nur Bedenken ob man ihn so seitlich versetzen kann wie ich auf der kleinen Zeichnung skizziert hab. In cm gesagt Griff 2.0 eine Seite 0,5 die andere 1,5 war der Plan. Damit lass ich mir aber noch Zeit und bin mittlerweile auch schmerzfrei ihn seitlich zu versetzen. Ich kannte allerdings nur schööön mittige Bilder und Zeichnungen darum war ich mir nicht sicher.

2. u 3. Ist mir beides bekannt und auch angewendet. Nur ist wegen der versetzten Enden der Rücken schon so Schräg, dass ich nicht noch weiter zur Seite ausweichen will (mich nicht traue). Breite an den Sehnenkerben hab ich noch über 1,5 cm da kann ich evtl. zum Schluss noch bisschen was richten.

3. Es wird ein Lh Bogen für mich. Ich hab ihn so herum das die Sehne nach rechts von der Mitte verläuft. Allerdings konnte ich noch nirgends finden wie weit diese Abweichung vertretbar ist? Aber mit dem versetzten Griff (siehe 1.) stehen mir da zum Ende alle Möglichkeiten offen.

Ich bedanke mich und lass von mir hören

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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von zwirn » 30.05.2016, 13:59

Einfach den Griff zu verlegen scheint mir nicht zielführend. Griff oder Tips richten ist das Mittel der Wahl.

LG Zwirn
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 10.07.2016, 23:14

So....
nach langer Pause gibts Neuigkeiten. Sorry meine Zeit lässt kein regelmäßigeres Arbeiten und Bericht erstatten zu. Zusätzlich bin ich bestimmt nicht der schnellste und kratz mir mit der Ziehklinge einen Wolf ;).

Tillersehne ist jetzt eine massive geflochtene Leine die scheint mit optimal zu sein.

Hier mal ein Bild 3in1
-ungespannt/ -gespannt (Sehne 7cm weniger als NtN)/ -ausgezogen auf ca. 9,5" (ca.30#)

10.7. 3X klein.jpg

Mein eigener Senf zum bisherigen Stand:
Bin eigentlich ganz zufrieden und glaube ich muß die Wurfarme noch insgesammt schwächen, nur nahe am Griff lass ich sie noch wie sie sind.

Soweit meine Einschätzung, jetzt bin ich gespannt was erfahrene und erfahrenere Bogenbauer dazu sagen.

Gruß
Dongelong
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von schnabelkanne » 11.07.2016, 00:40

Servus, schwieriger Stave mit den Reflexen und deflexen Stellen, sieht aber soweit gut aus.
Gruss Thomas
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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Kemoauc » 11.07.2016, 01:13

Hi, Dongelong,
nimm die Holzdicke nicht insgesamt ab. 23mm an den Fades ist ok für nen Hasel.
Fang von aussen an, sonst bekommst du griffnah Stauchrisse, da biegt sich bei dir gerade am meisten, soll heissen :im Bereich nach den Fades liegt bei Dir im Moment die größte Last.
Dichte Hölzer wie Hartriegel,Schlehe usw. kann man auch von innen nach aussen tillern, wenn mans nicht übertreibt mit dem Auszug, aber nicht Hasel. Knitteritis ist dann meist die Folge.
10-15-20mm (Tip- WA_Mitte -Kurz_vor_Fades) bei 30-35 mittlerer WA-Breite (WA-Mitte) sollte eine brauchbare Grundlage zum Tillern ergeben.
Ist zwar relativ dick, aber wegschnitzen geht immer, dranschnitzen nimmer.
Und: soweit breit wie möglich lassen.

Viel Erfolg,
Kemoauc
Haseldübel
Fichtendübel
Balsadübel

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Re: Hasel – mein Einstieg in den Bogenbau.

Beitrag von Dongelong » 11.07.2016, 17:31

@ Kemoauc
Gut, wir sind uns einig an den Fades nichts zu schwächen. Ich hätte aber ne Frage: du schreibst "an den Fades biegt sich
am meisten und da sei deswegen die größte Last".
Ich war mir eigentlich sicher das Griffnah noch wenig biegt rechts eigentlich gar nichts.
Jetzt würde ich gerne wissen ob ich falsch liege oder du den griffnahen Deflex übersehen hast.

Der dankbare unwissende - der's genau wissen will.
Dongelong
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