Wieviel Reflex ist ok?

[Onkel Tom]

Hallo zusammen
Ich schnitze gerade an einem kleinen Goldregen für meine bessere Hälfte rum. Das Stämmchen war in der Mitte ca 5 cm dick, das Kernholz ca 2 cm. Der Bogen soll 1,63m lang werden mit 20#@28". Mit Chance soll es so etwas wie ein Burgunder werden, also Fünfeckprofil und leicht geflippte Enden. Maße im Moment: Länge 1,64m, Breite an den Fades 26mm, Dicke 22mm, an den Tips 10x10mm, alles noch vierkantig. 2x5cm für Fades und 10cm für den Griff. Der unterer Wurfarm ist 71cm, der obere 73cm lang. Das Stämmchen hatte einen gewachsenen Reflex von ca 5cm und stand in Rinde mit versiegelten Enden ca 1 Jahr bei gleichbleibend 19°C zum Trocknen. Beim Herunterarbeiten auf den Markkanal war zu erkennen, dass er noch nicht ganz trocken ist. Vom Rücken habe ich einige Ringe entfernt, ein 2mm dicker Ring ist im Moment der äußere Ring. Darunter befindet sich ein ca 4,5mm dicker Ring, den ich als Rücken nehmen möchte. Das ist der letzte Splintring, darunter beginnt das Kernholz. Beim Herunterarbeiten waren die Schnittflächen am Wunschrückensplintring und im Kern "fettglänzend". Ich finde kein besseres Wort dafür. Wer sowas wie bei Eibenkern schonmal gesehen hat, weiß, was ich meine. Weil der Stamm auch seitliche Biegungen hatte, habe ich die rausgedämpft. Am Reflex habe ich nichts gemacht, der hat sich beim Trocknen nach dem Herunterarbeiten von alleine gebildet. Nun hat er einen schönen gleichmäßigen Reflex von ca 13 cm und mir wird Angst und Bange, dass das zu viel sein könnte. Soll ich davon etwas rausdämpfen? Wenn ja, wieviel Reflex sind ok?

Nebenbei: Kann es sein, dass Goldregen, ähnlich wie Ulme sowas wie Monatsringe bildet? Im Splintholz sind mir schmale Ringe in den Jahresringen aufgefallen. Aber nur 8, (was ich so erkennen konnte) was der Wachstumsperiode entspräche.

LG Onkel Tom

[schnabelkanne]

Servus, 13 cm Reflex ist schon viel.
Wenn er noch nicht ganz trocken ist könntest du ihn ja noch einspannen und mit Zwingen etwas rückbiegen?
Hab aber mit Goldregen noch nichts gebaut.
Gruß Thomas

[Roby-Nie]

Die gewachsenen 5cm sollten kein Problem darstellen.
Und üblicherweise geht beim Trocknen entstandener Reflex beim tillern wieder flöten.
Ich würde so weitermachen und nicht biegen.
Roby

[ralfmcghee]

Einen ähnlichen Reflex hatte ich einmal bei Hasel. Da hat acker mir geraten, im Griff zu biegen. Das habe ich gemacht und es hat sich als gut erwiesen. Aber wie Roby-Nie schreibt, habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass sich beim Tillern der Reflex verflüchtigt hat.

[Ravenheart]

Der Reflex wird sich deutlich reduzieren. Ein wenig wird bleiben, und der ist dann gut so.
das Hauptproblem, einen reflexen Bogen zu tillern, ist die Phase, BIS die Enden sich weit genug biegen, um im Tillerstock tiefer als der Griff zu kommen. Bis dahin will er immer "umklappen".,

Tipp:

Arbeite den Griffbereich zuerst am Bauch und an den Seiten rechtwinklig-eckig! Also Bauchseite des Griffes flach machen, dann die Seiten dazu rechtwinklig flach. Rücken bleibt natürlich gewölbt wie gewachsen.

Variante a: Tillerstock hat eine flache Auflage:
Lege den Griff in den Tillerstock und befestige Ihn dort mit z.B. einer Schraubzwinge (natürlich mit Brettchen oder Leder dazwischen).

Variante b: Tillerstock hat ne gerundete Auflage:
Baue Dir ein Zwischenstück, das unten die Rundung des Tillerstocks hat und oben flach ist. Klebe das mit Teppichklebeband in den Tillerstock. Dann wie bei a).

Bei beiden: Fülle die Lücke zwischen den (flachen) Seiten des Bogengriffs un dem Tillerstock durch zwischengelegte Brettchen bzw. Lederstücke, so dass er sich nicht mehr umdrehen lässt.

Durch das Fixieren und festziehen des Bogengriffs im Tillerstock wird verhindert dass der Rohling bei beginnendem Tillern umklappt. das schont Bogen, Nerven und Zähne!

Rabe

[Bowster]

Meine Erfahrung bei während dem Trocknen entstandenen Reflex, ist das dieser sich beim Tillern wieder flott zurückbildet.

[Onkel Tom]

Danke für die Tips. Ich werde den Reflex dann so lassen und sehen, was davon übrig bleibt. @Rabe: Der Tillerstock hat eine flache Auflage und der Bogen schon einen rechteckigen Griff, sodass er genau hineinpaßt. Keine Gefahr für die Zähne.
Rückenpulen ist bei hell - dunkel - hell gestreiftem Ring eine Plage. Oh Schiet, bin ich zu tief? Bei Sonnenschein im Schatten arbeiten war für mich keine gute Idee, nix zu sehen. Aber bei bedecktem Himmel und schräg draufgucken waren auch die "Mondringe" sehr gut zu erkennen. Ziehmesser senkrecht gestellt, Spiegel zu mir und gib ihm. Es geht voran.
Eine Frage hab ich noch: Kann ich mit vierkantigem Querschnitt bis etwa halber Standhöhe und halbem Auszug tillern und erst dann das Dach ziehen oder muß ich das gleich machen? Noch biegt sich nicht wirklich viel. Die Enden flippe ich, wenn der Trocknungsreflex raus ist, auch erst bei halb und halb? HLP reicht oder Dämpfen und Flecke auf dem Holz riskieren?

[Wilfrid (✝)]

Gleich das Dach, es geht leochter und Du machst Deine Arbeit mit dem Dachschnitzen nich kaputt

[Onkel Tom]

Gut, Danke. Das mach ich dann so.

[Onkel Tom]

Hallo zusammen,
der Bogen für meine Freundin ist fertig. Der anfängliche Reflex durch Trocknung von ca 12 cm ist raus und der gewachsene Reflex von ca 5 cm noch da. Der Bogen hat seine angepeilten 20#. Den auf die gewünschten 20# runterzutillern hat mir bissl weh getan, es wären 35-40# drin gewesen aber dann wäre er zu stark für meine Freundin geworden. Sie ist begeistert, das genügt mir als Begründung Wegen Kreuzdominanz der Augen wollte/sollte sie von rechts auf links umlernen, da war ihr 30# zu viel .. Nebenbei gefragt: Ist Umlernen bei Kreuzdominanz (Linkes Auge ist bei Rechtshändern dominant, man zielt mit dem linken Auge) richtig?
Dies soll keine Präsi werden, ein paar Bilder zeig ich euch trotzdem. Der Bogen hat eingedenk der nur 20# keine Hornnocke oder Overlays - auch wegen der zusätzlichen Masse an den Tips. Er ist 1,60m lang, aus Goldregen, hat 2 Splintringe, mit Fünfeckprofil am Bauch. Ich habe nur die Tips ein wenig geflippt (Dabei sind mir beide Flips etwas eingerissen und mit sehr dünnflüssigem Sekundenkleber geflickt. Einen habe ich gedämpft, einen mit der HLP gebogen. Die Risse muß ich nicht verstehen ..) Die Endlossehne hat 10 Stränge aus B50. Standhöhe 14 cm.

Schönes Farbspiel auf dem Rückenring aber Ring freilegen war ekelhaft

Farbspiel am Bauch

Das Fünfeck sollte zu sehen sein

Hier auch

gewickelter Lederschnurgriff mit Pfeilauflage aus Rinderknochen

3 Totäste wurden repariert.

reparierter Totast

Nochmals Danke für die Tips zum Reflex

[Bowster]

Das sieht ja nach keinem ganz einfachem Stueck Bogenholz aus, das Ergebnis gestellt mir.

[fatz]

Linkes Auge ist bei Rechtshändern dominant, man zielt mit dem linken Auge) richtig?

Nein. Du zielst immer mit dem Auge auf der Seite wo du die Sehne ziehst. Also als normaler Rechtshaender also rechts.
Kreuzdominanz ist, wenn das linkes Auge bei Rechtshändern dominant ist und andersrum.

Der Bogen ist huebsch. Mach mal eine Praesi

[sRookie]

Wow, edles Stück!
Schaut genial aus mit den vielen Ästen.
Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie man die Äste so schön freilegen kann, genau so wie die Reparatur eines Totastes.
Freundin kann sich freuen!
Lg Wolfgang

[schnabelkanne]

Servus,
Schön geworden, war sicher nicht einfach. Die Farbe vom Griffleder passt gut zum Bogen.
Lg Thomas