Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Themen zum Bogenbau
Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von ralfmcghee » 05.08.2016, 13:20

Hallo zusammen,

derzeit versuche ich, eine Schnapsidee, die originär von einem ganz speziellen Forum-Nutzer stammt, umzusetzen. Es handelt sich um dürftiges Fichtenholz, mit dem ich probieren möchte, ob es grundsätzlich ein Bogen werden könnte. Mein Plan ist, einen Bogen zu bauen, der nicht nur einen, sondern sogar zwei Wurfarme hat... ;D

Vor ein paar Monaten ist mir ein Projekt aus gleichem Holz mit einem lauten Knall und diversen Splittern bei 26"@25# um die Ohren geflogen. Bei dieser Fichte gibt es keinen vernünftigen Jahresring, sondern eine reichlich unregelmäßige Holzstruktur, die es mir unmöglich macht, einen Jahresring ordentlich freizulegen. Nachdem ich beim letzten Mal aber immerhin den genannten Auszug erreicht hatte, erhoffe ich mir, mit Hilfe eines Backings womöglich einen solchen Bogen fertig zu bekommen.

Mir ist natürlich bewusst, dass jeder normale Bogenbauer von Fichtenholz für den Bogenbau abraten würde. apaloosa hat mich in einem persönlichen Gespräch auch schon beschworen, keine Zeit mit so einem shice zu verschwenden. Normalität gehört aber nicht zu meinen ausgeprägtesten Persönlichkeitsmerkmalen, sagen manche Leute in meinem Umfeld. ;)

Diesmal möchte ich also ein Hanfbacking als Bruchschutz aufbringen. Dabei habe ich vor, eine dünne Lage Dichtungshanf mittels Ponal Wasserfest auf den Rücken zu kleben und dann mit einer weiteren dünnen Schicht Ponal zu versiegeln.

Meine Frage: Wann ist denn der richtige Zeitpunkt dafür? Der Stave biegt sich zur Zeit leicht im Bodentiller und bis zu einem nennenswerten Tiller muss ich noch einiges Material vom Bauch entfernen. Auch am Breitentaper muss ich noch etwas machen, aber bei dem fragwürdigen Holz werde ich nach dem Motto "ziemlich breit und ziemlich flach" bauen.

Sollte ich erst an etwas am Breitentaper und an mehr Biegung im Bodentiller arbeiten oder ist es ratsam, das Backing jetzt schon aufzubringen?

Schon einmal vielen Dank für Euren Input!

LG
Ralf
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Benutzeravatar
kra
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6725
Registriert: 06.08.2003, 23:46

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von kra » 05.08.2016, 13:27

da du dich durch Vernunft eher nicht vom Vorhaben abbringen lassen wirst ;D , würde ich den Bogen ab dem Stadium backen, in dem du ihn bis auf Standhöhe aufgespannst hat bzw. soweit biegen kannst, das es der Standhöhe entspricht.
Wenn er vorher bricht war er es sowieso nicht Wert ... und wenn er das überlebt kann es ja noch was werden (wenn es nicht Fichte und Hanf wären... ::) ).
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
– George Bernard Shaw

Sateless
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 4182
Registriert: 02.01.2010, 19:11

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Sateless » 05.08.2016, 13:44

ralfmcghee hat geschrieben:Meine Frage: Wann ist denn der richtige Zeitpunkt dafür?


MMn 2-6 Monate nach dem Verbrennen. Klingt für den einen oder anderen vielleicht garstig, ist aber nur ehrlich gemeint.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
.مع سلامة في أمان السهم و القوس

Benutzeravatar
Rotzeklotz
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1769
Registriert: 15.08.2014, 18:19

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Rotzeklotz » 05.08.2016, 13:50

Ralf, nimm was anderes als Hanf ;)
Oder ist Fichte extrem drucktolerant?
Ansonsten...why not ;D

Benutzeravatar
apaloosa
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1928
Registriert: 05.02.2012, 17:56

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von apaloosa » 05.08.2016, 14:01

Ralf,
komm mit nach Collenberg, da hast Du mehr von :D

Allerliebste Grüße
Harald :-*

Benutzeravatar
schnabelkanne
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 5553
Registriert: 11.10.2012, 05:36

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von schnabelkanne » 05.08.2016, 14:58

Servus,
Hanf würde ich nicht nehmen. Nimm Leinen!
Wenn du kein Leinen hast schick mir eine PN.
Gruß Thomas
The proof of the pudding is in the eating!

Benutzeravatar
apaloosa
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1928
Registriert: 05.02.2012, 17:56

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von apaloosa » 05.08.2016, 15:23

Mensch Leuts,
macht doch nicht solche Vorschläge, das wird eh nix. Er soll nach Collenberg mitfahren, das wird wenigstens was und sein Hirn wird mal richtig durchgeputzt :D

@Ralf :-*
da kannst Du Deine Mahag.... Wette endlich mal einlösen :D


PS (nix für ungut Thomas ;) )
Hab auch Zeltleinen, bekommst Du dann in Collenberg

Ähmm jetzt wiederspreche ich mir selbst ::)

Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von ralfmcghee » 05.08.2016, 16:09

Oha, Harald, was für eine Wette hatten wir denn da laufen? Dass ich einen Bogen aus dem Zeug hinkriege? (Boah, in manchen Bereichen werde ich alt... )
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Benutzeravatar
apaloosa
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 1928
Registriert: 05.02.2012, 17:56

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von apaloosa » 05.08.2016, 16:19

nee, dass Maha... einen hinbekommt

VG
Harald

Benutzeravatar
Heidjer
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6860
Registriert: 16.08.2006, 22:00

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Heidjer » 05.08.2016, 17:36

Hanf auf Fichte ist für die Fichte tödlich.
Leinen auf Fichte, könnte bei erstklassigen Druckholz (Rotholz) funktionieren, Leinen ist aber für normale Fichte immer noch heftig.

Wenn Du tatsächlich eine Chance haben willst, einen (schwachen) funktionierenden Fichtenholzbogen zu bekommen, dann nimm Rohhaut!
Geh in einen Tierfutterladen und besorge Dir den größten Kauknochen aus Rohhaut den Du bekommen kannst, lege ihn für einen Tag in Wasser ein und brösel ihn auseinander. Die glasige, bernsteinfarbene Rohhaut ist besser als die weiße, ledrige Rohhaut, Rinderrohhaut ist besser als Schweinerohhaut.
Wenn Du die Rohhaut aufgeknotet hast, kannst Du sie auf ein Brett zum Trocknen spannen, sie möglicherweise vorher in 5cm Streifen schneiden oder aber auch gleich mit Hautleim auf die Wurfarme kleben, dabei die Streifen im Griffbereich überlappen lassen.


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Fitzgerald

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Fitzgerald » 05.08.2016, 18:22

Ich würd Buche nehmen...setzen dem die Krone auf....

Mein Bogen- Buche auf Esche schiesst ganz ordentlich....
Und...willkommen im Club.
Nennen wir uns hier und jetzt fc- obstkisten verleimer....

Gruß Fitzgerald

Benutzeravatar
Squid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 9789
Registriert: 23.06.2004, 16:40

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Squid (✝) » 05.08.2016, 21:34

Verstehen kann ichs nicht. Muss ich aber auch nicht.
Als Bruchschutzbacking würd ich bei Fichte allerdings maximal ein altes Baumwoll-T-Shirt empfehlen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

Benutzeravatar
Heidjer
Global Moderator
Global Moderator
Beiträge: 6860
Registriert: 16.08.2006, 22:00

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Heidjer » 05.08.2016, 22:15

Ach was soll es, Versuch macht kluch! ;D

Ich habe Anfang des Jahrtausends mal jemanden auf einen 3D-Turnier getroffen, der aufgrund einer Wette das Turnier mit einen Bogen aus einer Fichtenpaneele geschossen hat.
Der Bogen war ca. 2m lang, in eine exakte Pyramidenform gesägt, durchgängig 12mm oder 13mm stark, ca.12cm Breit an den Fades auf 1cm an den Tipps, mit einen 2cm x 2cm Kantholz im 2cm breiten Griff verstärkt und mit einer D-C-Fix Folie als Backing beklebt, der Bogen war aus einer ausgesuchten Paneele mit liegenden Ringen gefertigt worden und vor dem Turnier nur bis 20" getillert.
Laut Aussage des Bogenschützen und Bogenbauers hatte der Bogen zu Beginn des Turnieres etwa 50#, und bei dem letzten Ziel noch etwa 20#, bei immer 28" Auszug. Nach Turnierende wurde der Bogen dann auf den Einschießplatz mit steigenden Auszug mit wenigen Schüssen dann endgültig hingerichtet und rituell verbrannt.
Er starb übrigens an dutzenden von Stauchbrüchen über den ganzen Bogen verteilt, die tiefer waren, als ich es je vorher noch nachher jemals wieder sah. ::)

Es war lustig und interessant zu beobachten und der Beweis das man aus jeden Holz einen Bogen bauen kann, auch wenn er nur wenige Schüsse (unter 80) hält. ;D


Gruß Dirk
Ein Pfeil, den Schaft gemacht aus der Pflanzen hölzern Teil, versehen mit eines Vogels Federn und einer Spitze, aus der Erde Mineral, wird von der Natur gern zurückgenommen.

Benutzeravatar
Wilfrid (✝)
Forenlegende
Forenlegende
Beiträge: 6165
Registriert: 04.06.2007, 16:16

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von Wilfrid (✝) » 06.08.2016, 19:54

Fichte ist relativ zugstark allerdings so Druckfest wie ne tüte Mehl. Verpaß dem Bogen ein Facing aus Hanf und Epoxi oder auch Weißleim, dem unelastischen . Wenn das ganze dann nicht dicker als 12 mm wird, sollte der gut halten.
Also schön gleichmäßig Dein Brett dick machen, Rohhaut auf den Rücken, Hanf auf den Bauch und das ganze als Dreieck aussägen, also die WA..
Tillern entfällt, denn die Biegekurve eines gleichmäßig dicken Trägers in dreieckiger Form ist ein Kreissegment

Benutzeravatar
ralfmcghee
Hero Member
Hero Member
Beiträge: 2019
Registriert: 02.01.2014, 16:00

Re: Backing: Richtiger Zeitpunkt?

Beitrag von ralfmcghee » 07.08.2016, 12:44

So, nun bin ich ein paar Tage gedanklich um das Thema herumgeschlichen. Erst einmal ganz herzlichen Dank für Eure Antworten!

@apaloosa: Au weia, da habe ich den Mund wohl zu voll genommen. Um was hatten wir denn gewettet? Komme ich mit einem Bier davon oder wird's teuer? ;D

@kra: Danke für den Hinweis mit der Standhöhe! :)

@schnabelkanne: Danke für Dein Angebot! Ich will aber keine wertigen Materialien in das Projekt stecken. Den Hanf habe ich massenweise herumliegen. Da darf auch einmal ein Projekt scheitern. :)

@sateless: Nöö, das klingt nicht garstig. Ich mag solche ehrlichen Sätze. :)

@squid: Ich versteh's auch nicht. Aber mal sehen, was dabei herauskommt. ;D Die Baumwoll-T-Shirt-Variante hat was.

@fitz: Na ja, ich will eigentlich keinen laminierten Bogen bauen, sondern mich schon auf die Fichte beschränken. Dabei erwarte ich nicht, dass ein Spitzenbogen entsteht. Eigentlich will ich mit dem Backing in erster Linie vermeiden, dass die Brocken des Bogens beim Bruch wild in der Gegend herumfliegen. Das ist mir nämlich beim ersten Versuch in unserem Wohnzimmer passiert.

@Heidjer: Danke Dir ganz besonders für Deine Ausführungen zum Rohhaut-Backing. Die Informationen finde ich ausgesprochen interessant. Das Rohhaut-Backing habe ich tatsächlich kurz ins Auge gefasst, schrecke aber davor zurück, weil ich nicht die Möglichkeit habe, in meiner provisorischen Freiluft-Werkstatt Hautleim anständig zu temperieren. Abgesehen davon glaube ich, dass so ein Backing für einen Fichtenbogen, an den ich selber nicht wirklich glaube, zu viel des Guten wäre.

@Wilfrid: Dein Tipp mit dem Hanf-Facing hat Charme. Das lasse ich auf mich wirken. Die Fichte ist aber (leider) kein Brett, sondern eine Berg-und-Tal-Bahn aus dem Wald. Ich glaube, einen gleichmäßigen Dickentaper und eine vernünftige Pyramide kriege ich nicht hin.

@Rotzeklotz: Du siehst, ich bin noch nicht fertig mit der Hanf-Idee.

@all: Die aktuelle Version meiner Schnapsidee ist wie folgt:

Ich brauche ein Backing, welches sich leicht verarbeiten lässt und möglichst wenig Energie der Fichte absorbiert. Dabei denke ich schon noch an Hanf. Mir ist aber die Idee gekommen, den Hanf in leichten seitlichen Wellenlinien auf den Rücken zu legen und denke dass dabei eine Pseudo-Dehnbarkeit entstehen könnte. Natürlich kann es auch sein, dass das Backing damit vollkommen wirkungslos wird und ich es genausogut hätte bleiben lassen können. Ich habe keine Ahnung, aber das macht es für mich spannend. Nennen wir das Projekt "explorativen Bogenbau".

Vorerst tillere ich den Bogen bis auf Standhöhe. So lange kann ich ja noch über das Backing nachdenken. Im Ergebnis soll etwas entstehen, was einen Auszug von ca. 27" verträgt. Ich selbst habe 26", damit wäre noch ein Zoll Reserve gegeben.

Wenn der Bogen Standhöhe hat, mache ich das Backing (nicht ganz gerade verlegten Hanf oder Baumwwolle) drauf und versuche bis auf 27" zu tillern. Wenn der Bogen dann noch lebt, gibt's noch ein dünnes Hanf-Facing (die Idee gefällt mir immer besser, sofern nicht ganz massiv etwas dagegen spricht) und dann war's das.

Ich glaube, im weiteren Verlauf des Baus mache ich doch ein paar Fotos - auf dass sich Euch die Haare sträuben. ;D

Bis dahin: Einen schönen Sonntag und
viele Grüße
Ralf
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
Mein Bogen geht auf den Tillerstock bis er bricht.

Antworten

Zurück zu „Bogenbau“