Backing für Bambusbogen

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Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 16.08.2016, 19:02

Hi!

Ich baue mal wieder einen Bambusbogen, die äußere Schicht als Bauch und über die Innere schicht als Rücken. Wenn alles gut geht soll ein einteiliger Recurve werden (also kein Bhutanese), mit sich leicht mitbiegendem Griff. Ich hab Wulung Bambus verwendet, weil ich den grad da habe, und das Zeug nur sehr schwer Set bekommt (zumindest wesentlich schwerer als Guadua oder Moso). Leider ist die Innere Schicht, also der Rücken bei dieser Bambussorte ziehmlich spröde und reisst gerne, besonders an den Knoten. Natürlich ist mein Stück so, daß ich einen Knoten etwa in die Mitte legen "musste" (es ist ziehmlich mühsam mit unterschiedlichen Knotenpositionen einen vernünftigen Tiller hin zu bekommen). Ich habe ihn jetzt mal grob getillert und gebogen und habe jetzt erst einmal ein Kabelbacking aus Seide draufgegeben um ihn mir mal auf dem Tillerbaum anzusehen.
Bambusbogen.png

Naja noch nicht perfekt, aber bevor ich weiter mache meine Frage: Hat jemand eine bessere Idee für ein Backing? Auch wenn ich es schon ein paar Mal mit Erfolg bei Bambus eingesetzt habe vertrau ich diesem Backing nicht so ganz. Das Hauptproblem ist das ich den Bogen vor dem Backen tillern muss und das Backing den Tiller nicht ändern sollte, bzw ich irgendwie das Backing tillern muss.

Danke und LG
Whisky

P.S.: Der Bogen war vor dem Biegen 160cm/63inch lang (mal sehen wievie vom Recurve sich wieder rausbiegt), 6cm an der breitesten Stelle und soll 23kg/50 Pfund bekommen.

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Squid (✝) » 16.08.2016, 19:12

Backing auf Bambus klingt zunächst mal echt absurd... :o

Wie wärs denn mit Bambus als Backing? Ein auf ein bis zwei mm gehobeltes, getapertes Stück Außenseite?

Vorher den Rücken um 1 mm reduzieren und dann das Feintuning über die Seiten vornehmen.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 17.08.2016, 10:31

Ähhh es kann sein, daß ich dich falsch verstanden habe, aber ich glaube nicht ganz.

Bambus auf Bambus geht schon und wird auch ein super Bogen, ist aber ziehmlich viel Arbeit das hin zu bekommen. Leider sind die Japaner verschwiegen was ihre Techniken angeht, zumindest habe ich noch nie eine wirkliche Bauanleitung dazu gesehen (in irgend einer Zeitschrift soll es einen guten Artikel geben aber die habe ich nicht). Außerdem würde ich nicht unbedingt Wulung als Rücken nehmen. Dieser Bambus fühlt sich einfach zu steif an und die Oberfläche ist fast immer beschädigt (das ist aber nur optisch, aber wenn man sich die arbeit schon macht das aufeinander ab zu stimmern solls auch was gleich schauen). Ich hab mal mit Wulung als Bauch und Guadua als Rücken experimentiert, aber der ist mir beim 3. Schuss geplatzt., war mit 3cm wohl zu dünn für einen 90 Pfünder ::) (Nein ich hab einfach nur beim Tiller versagt, wenn der sich sauber gebogen hätte, wäre das gegangen).

Wie auch immer es war nicht das was ich dafür vor hatte. Das sollte ein einfacher Bogen werden der in 2-4 Arbeitsstunden fertig ist.

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Nanus » 17.08.2016, 13:38

Ich habe rund ein Duzend so gebaut mit Seidenbacking.

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 27.08.2016, 12:04

So nach langem hin und her überlegen, habe ich auf den Bogen ein Sehnenbacking drauf gegeben (klingt wie Wilhelm Busch ;D ). in 3-4 Wochen sehen wir obs was geworden ist.

Es hat mich aber auf die Idee gebracht einen Reitebogen mit Rattanbacking/Bambusfacing Kombi zu probieren. Wird noch etwas dauern bis ich an eine Bandsäge komme um die Facings sauber hin zu bekommen, aber ich bin schon mal los gerannt und hab Rattan gehohlt.

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Snake-Jo » 27.08.2016, 14:02

Die Bambusinnenseite als Rücken zu verwenden (s. Bhutanbögen) ist eine knifflige Sache und scheitert in der Regel mit dem falschen Bambus. Man benötigt dazu Bambus mit feiner Struktur (also viele Fasern pro Querschnitt) und einer insgesamt dicken Faserschicht. Man muss nämlich die spröde Bambusinnenseite solange abtragen, bis man in die haltbare Faserschicht kommt.
Ein Backing aus Sehne ist da sicher eine Option, auch wenn dies nicht immer klappt. Es gibt Bambussorten, die brechen unter der Sehnenschicht. Mit anderen Worten: schwierig!
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=16&t=21440&p=374012#p373978

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 27.08.2016, 15:17

Ja deinen Bogen habe ich gesehen, leider erst nachdem ich mit dem Belegen angefangen habe. Kurz nach meiner Idee mit Bambus Rattan habe ich auch deine ANleitung für einen Manaureiterbogen gesehen. Du scheinst generell ähnlich Ideen zu haben ;-)

Ich glaube, daß eigentliche Problem ist hier die Sprache. Wir sagen ja auch nicht nimm Holz und mach einen Bogen, das Klappt manchmal ::) . Bei Bambus hat man auch alle Stufen von Weide bis Eibe (bildlich gesprochen). Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, daß das Bambusinnere nicht sehr Zugtolererant ist, also bau ich Bögen generell recht lang (das gilt jetzt nur für Buthanbauweise). Andererseits ist Wulung z.B. unheimlich Druckresistent, darum die Idee mit dem Reiterbogen.

Das Bambus und Sehne schwierig ist hab ich auch schon einmal gesehen: ich wollte deinen Buthanbogen mit Sehe sichern, da er nach ~5000 Schuss Risse auf der Oberfläche bekommen hat. 2 Schuss später ist er explodiert (war Moso- Bambus). Darum hab ich ja überhaupt nachgefragt ob jemanden was besseres einfällt.

Der Wulung den ich genommen habe funktioniert zumindest mit Kabelbacking, hab vorher einen schönen 30 Pfünder draus geschnitzt.

PS und OT: Wenn ich dich schon hier habe: Gibt es einen speziellen Grund warum die Sehen bei deinem Rattanreiterbogen nicht an den Sijahs anliegt?

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Snake-Jo » 27.08.2016, 15:51

@Saurer Whisky: Ja, deine Erfahrungen und Ideen, alles gut! Meistens scheitert man nicht an der Idee oder der Umsetzung, sondern am Material. ::)

Zur Sehnenführung an Siyahs: Je nach Modell, Länge und Winkel der Siyahs gibt es alle Bauarten, z.B.
- Auflage auf Sehnenbänkchen
- seitliche Führung der langen "Ohren"
- geringe Standhöhe über dem Siyahknie beim Hunnenbogen mit gleichzeitig sehr langen Siyahs (40 cm)

Wahrscheinlich wollte ich damals die genannte Durchführung so gestalten...ich weiß es nicht mehr. :o

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 27.08.2016, 17:30

@ Snake-Jo

Meistens scheitert man nicht an der Idee oder der Umsetzung, sondern am Material. ::)


Dem Material die Schuld geben ist jetzt aber eine Ausrede :D

Hast du bei deiner Sehnen/Bambuskombi eigentlich den Knick rausbekommen? Und vor allem was/wie hast du (das) gemacht? Hast du den Bogen über den Rücken (fertig)getillert, oder lässt du den Rücken ganz in Ruhe?

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 27.09.2016, 18:09

So es es jetzt etwas gedauert, aber ich habe beschlossen, daß die Sehen jetzt ausreichend getrocknet ist ;D


BambusSehneBauch.png

BambusSehneRücken.png


Ich hab das ganze jetzt fertig getillert (bin noch nicht wirklich zufrieden) und zur Probe geschossen.

BambusSehneTiller.png


Hier mal die groben Daten:

Länge: 152cm/60"
Gewicht: 560g
Zuggewicht: 19,5kg/43# bei 28"
Hier ein Bild der Zuggewichtskurve

BSZugkurve.png


Pfeilgeschwindigkeit (27g/Pfeil): 140fps (gemessen mit Archery Chrono für iOS (also sehr unsicher))

Also alles in allem bin ich noch etwas unzufrieden, er ist nicht wirklich schlecht, aber noch ausbaufähig. Ich denke die Tips sind noch etwas zu schwer, die werde ich denke ich noch etwas schmaler machen, außer jemand hat eine bessere Idee. Sollte ich sowas noch mal bauen, glaube ich, daß ich entweder die Recurves etwas stärker machen würde (also kreisförmiger), oder das ganze ev. 5 bis 10 cm kürzer machen.

Ansonsten muss er halt noch "aufgeräumt" und gefinished werden.

P.S.: Sorry die Fotos sind wie immer furchtbar.

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Snake-Jo » 28.09.2016, 13:21

Whiskysour hat geschrieben: P.S.: Sorry die Fotos sind wie immer furchtbar.


Naja, die Bilder sind nicht schuld, es ist immer der Fotograf! ;) Also: Gib dir Mühe, den Bogen ins rechte Licht zu rücken und vor allen Dingen auch im richtigen Winkel zu fotografieren. Die Auflösung der Bilder geht noch. ::)
Nun zum Bogen: Länge, Zuggewicht und Performance gefallen mir ganz gut. An dem Finish kann man noch arbeiten, hast du aber selbst geschrieben. Der Sehnenbelag hätte etwas ordentlicher aussehen dürfen und sollte auch in der letzten Phase eine Glättung bzw. Wicklung erhalten (Hosengummi).
Noch kürzer würde ich den Bogen nicht machen; das geht auf Kosten des Komforts. Man kann sicher problemlos noch eine Sehnenschicht auftragen und man könnte die Enden leichter machen und auch mehr einbiegen.
Insgesamt guter Ansatz und wohl auch erfolgreiche Ausführung. Pfeilgeschwindigkeit sollte man nochmals testen.
LG,
Jo

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Re: Backing für Bambusbogen

Beitrag von Whiskysour » 28.09.2016, 16:43

Naja, die Bilder sind nicht schuld, es ist immer der Fotograf! ;)


::) Ja ich danke das hab ich verdient ;D

Ich hätte etwas klarer schreiben sollen, daß der Bogen gerade vom Tillerstock kommt und noch einiges gemacht werden muss. Die ganzen Sehnenfädchen die noch rausstehen, das Backing muss noch geschliffen und glänzend gemacht werden (Hautleim + Taschentuch), die eine oder andere Epoxispur, wo ich ein Wurmloch gefüllt habe, muss weg, der Bauch hat noch reste von der Bambusdeckschicht, eine Lackierung (vermutlich Harz und Schellack) usw.. Nur vorher möchte ich ihn ein paar mal geschossen haben, damit ich keine Überraschungen erlebe und die ganze Arbeit noch mal gemacht werden muss. Wenn ich das dann alles gebe ich mir auch mit den Fotos auch mehr Mühe (i.e. ich bitte jemanden die Fotos zu machen ;D ).

Das Backing finde ich eigentlich gar nicht so schlecht (natürlich habe ich schon viel bessere gesehen), aber es ist noch völlig roh, so wie es aus der Wickelung (alte T-Shirts kam) kam. Ich muss auch gestehen, daß ich aus Zeitgründen das Backing auf einmal gemacht habe und ab der 3. Lage habe ich immer Probleme die Sehne ganz gerade drauf zu bekommen, da beginnt die ganze Sache zu rutschen und es gibts bei mir immer leichte Wellen (vor allem wenn die Sehnenstücke recht kurz sind). Falls jemand einen Rat dazu hat würde es mich freuen!

Wie würdest du die Enden weiter einbiegen wenn schon Sehen drauf ist? (Daran werd ich vermutlich aber nichts mehr ändern, da ist mir das Risiko zu groß.)

Wie würdest du/ihr die Enden leichter machen, bzw wie viel würdest du/ihr von den Seiten weg nehmen/wie dünn die Spitze machen? Auch wenn ich es nicht immer rüber bringe bin ich durchaus Dankbar für andere Meinungen.

Das mit der Pfeilgeschwindigkeit ist so eine Sache: Ich glaube die App die ich verwende ist ganz brauchbar, aber leider gibt es sie nicht mehr im österreichischen AppStore (vielleicht im Deutschen, auf jeden Fall noch im Amerikanischen) und auch nicht für Android, aber wenn sich jemand damit auskennt wie man das umgeht, wäre es toll die App mit einem Chrono zu vergleichen.

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