Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

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Windkanter
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Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 03.10.2016, 22:36

Hallo,
für meinen Sohn baue ich einen neuen Bogen, ich habe mich wieder für das System Bambus-Sehne entschieden, diesmal in der osmanischen Form für Kompositbögen. Da ich noch nicht so genau auf eine bestimmte Zugstärke hin bauen kann, habe ich 2 Bögen gebaut. Die Proportionen sind etwa die von den Bauanleitungen bei A.Karpowicz. Die Bambuslatten habe ich auf der Bogenmesse in Mannheim bei einem Stand mit guter Auswahl an Holzlaminaten, Latten, Staves gekauft, soll japanischer Bambus für den Bogenbau sein. Dabei tauchten 2 Probleme auf:
Problem 1:
In der Endphase der kurzen Trocknungszeit: tiefe lange feine Längsrisse von Griff bis Kasanbiegung. Ich habe diese dann mit Hasenhautleim getränkt und am WA Flachsschnur-Querbinden (leimgetränkt) angebracht. Die ersten Schüsse zeigten dann kein weiteres Problem. Beim ersten etwas dünneren Kinderbogen mit gleicher Bauweise tauchte das Problem nicht auf (Bambus vom selben Anbieter, Sehnendicke jedoch geringer). Die Bambusaussenseite ist die Bauch-Aussenseite, es wurde nur die äussere dünne Schicht entfernt. Die Sehnenseite wurde jeweils mit ca. 0,4 – 0,6mm tiefen Längsrillen (Rillengrund eben) versehen.
Die WA-Querschnitte sind von Griff bis kurz vor Kasan-Biegung: Bogen Nr. C: 21 x 5,5mm bei ca. 4,5mm Bambusdicke (beiderseits konvex) und ca. 1-1,5mm Dicke der Sehnen-Leimschicht (Aussenseite flach) und bei Bogen Nr. B: 28 x 7,5mm bei ca. 6mm Bambusdicke (beiderseits konvex) und ca. 1,5 mm Sehnen-Leimschicht.
Die Trocknung erfolgte bei dem trockenen Wetter im August und Sept. anfangs zwar im kühleren Keller, jedoch bei rel. niedriger Luftfeuchtigkeit. Dann im Wohnbereich einige Tage und später noch 4 Tage draussen im Schatten, hier tauchten die Risse auf. Danach noch Trocknung 1 Woche im Wohnraum. Trocknungszeit insgesamt mit ca. 3 Wochen rel. kurz. Vom hellen Klang und dem konstant bleibenden Gewicht (Messgenauigkeit 1g) her schienen die Bögen jedoch durchgetrocknet zu sein.
Natürlich ist klar, daß der trocknende Sehnenbelag auch eine starke Querkontraktion hat und damit Quer-Zugspannung in den äusseren Bogenrückenschichten aufbaut. Die Längsrillen im Bauchbereich begünstigen die Querkontraktion. So stark hatte ich das jedoch nicht erwartet.

Problem 2:
Vor allem beim dickeren Bogen Nr. B noch 2 KW nach dem Entspannen starkes stringfollow, die Biegung der WA´s ist bei Nr. B noch immer in entgegengesetzte Richtung. Bei beiden Bögen wurden zu Beginn der Trocknungsphase mit einer Schnur die Tips zusammengezogen, sodaß sich am Ende der Trocknungsphase eine schöne bauchige C-Form herausbildete. Beim dünneren Bogen Nr.C ist diese Form noch schwach erhalten, nach 1 Woche entspanntem Lagern. Ein starkes bleibende stringfollow habe ich auch bei meinem ersten Kompositbogen (Horn-Bambuskern-Sehne) festgestellt, dieser Bogen hatte ca. 3 Monate Trocknungszeit (Sehnenlage grob 2,5mm) und die WA´s sind am nächsten Tag wenigstens gerade und bleiben so.

Fragen:
Kennt jemand diese Phänomene, woher könnten sie kommen? Ist das häufiger bei Bambus? Liegt das an der Bambussorte ? Muss ich die Bambusschicht dünner machen und weniger tiefe Rillen? Liegt es vielleicht doch an der kurzen Trocknungszeit?

Grüße
Windkanter

Bambusschnitt 7mm 2016bc.JPG
Querschnitt durch die verwendeten Bambuslatten, Dicke hier im Ausgangszustand noch 7mm.

Whiskysour
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Whiskysour » 06.10.2016, 10:02

Hi!

Kannst du vl ein paar Bilder von den Bögen und den Problemen reinstellen? Ich bin mir nicht sicher ob ich die Probleme richtig verstehe. Ist das jetzt ein richtiger Kompositbogen mit Horn-"Füllstoff" (hier Bambus)-Sehe oder Bambus als Bauch-Sehen als Rücken? Außerdem wären noch ein paar Angaben zu den Bögen hilfreich (Auszug und Zuggewicht).

Die Längsrisse klingen für mich nach zu viel/zu dicke angerührter Leim (oder schlechte Qualität), und "japanischer Bambus für den Bogenbau" ist etwa so präzise wie "deutsches Holz für den Bogenbau" ;) , aber keine Ahnung ob ich die Probleme auch richtig verstanden habe.

Windkanter
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 08.10.2016, 07:57

Hallo whiskysour,

das Problem ist nicht einfach zu schildern, ich hab mich fürs Ausführliche entschieden.

Aufgebaut wurde nach System Bambus-Sehne, d.h. kein Horn. Es gibt eine einzige Bambusschicht (Kern + Bauch) und eine Leim-Sehnen-Schicht (Rücken).

Der Auszug der Bögen wurde nicht voll ausgetestet, sei arbeiten , angepasst an den max. Auszug meines Sohnes und an die entsprechende Pfeillänge, mit 52cm Auszug. Die Bögen können noch deutlich weiter ausgezogen werden. Die Zugstärke beträgt beim schwächeren Bogen 7,5# und beim stärkeren Bogen 14,5# , jeweils bei 52cm Auszug gemessen. Die Bogenlänge ist in abgespanntem Zustand von Tipspitze zu Tipspitze ca. 100cm. Überdehnt wurde der Bogen nicht. Zugstärke und Auszug spielen für das Problem Nr.1) keine Rolle, da wie geschildert, die Längsrisse bereits in der Trocknungsphase ohne Aufspannen auftauchten.

Bambusart: leider hat mir der Händler (Bogenbaumaterialien) auch keine genauere Angabe gemacht, sonst hätte ich sie natürlich genannt. Klar, ist nicht präzise. Ich denke, es ist schon Bogenbau-Bambus, sonst wäre es schon fast Betrug auf einer Bogenmesse. Aber es gibt ja unterschiedliche Bogenbau-Bambussorten.

Diese Längsrisse (am Bauch von der Bambusoberfläche aus) lassen sich fotografisch nicht in dieser Website darstellen.. Längsrisse heisst, sie laufen parallel zur Längsachse des WA´s und auf der Aussenseite des Bauches. Sie sind 15 – 25cm lang und ca. 0,05 – 0,2mm breit und tiefer als 0,5mm, gehen senkrecht in die Tiefe. Man findet sie unregelmäßig verteilt über die gesamte WA-Breite. Sie beginnen an unterschiedlichen Stellen. Pro WA sind es 2 – 4 Längsrisse.

Die Leimkonzentration (Hasenhautleim) betrug ca. 20% (s. Karpowicz), wie bei meinen anderen Bögen auch. Der Leim wurde vor dem Belegen zwischen den Fingern gut abgestreift aus dem flachen Sehnenbündel.

Stringfollow: Im Bild siehst Du die Durchbiegung vor dem allerersten Aufspannen. Nach dem ersten und dem folgenden Aufspannen und anschließendem Abspannen und Lagern 1 KW haben die WA´s die Biegung in entgegengesetzte Richtung, also eine Umkehrung der Biegung. Es gibt keine besonders stark durchgebogenen Stellen (z.B. weil falsch getillert). Der Kasan-Radius wird etwas größer.

Danke und Grüße
Windkanter

Bögen_fast_fertig_vor_1_Aufpann_FC.jpg
Beide Bögen vor dem allerersten Aufspannen, mit der Biegung die sich nach dem Trocknen ergeben hat.

2016bc_fertig_abgespannt_stringfollow_01_FC.jpg
Die Bögen vor 1 Tag abgespannt, bisher ca. 20 Schuss insgesamt.
Zuletzt geändert von Windkanter am 09.10.2016, 18:37, insgesamt 2-mal geändert.

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kra
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von kra » 08.10.2016, 18:46

Das mit den Längsrissen hatte ich beim Sehnenbelag auch schon, sei es im Holz (Osage) oder Bambus-bauch.
generell, Längsrisse im Bambus (auch am Rücken!) sind nicht so kritisch zu sehen. Wenn sie seitlich rauslaufen würde ich sie kurz davor mit einer dünnen Sehnenwicklung sichern und natürlich vorher mit Kleber zulaufen lassen. Wenn die Risse 1/2 mm überschreiten würde ich allerdings einen spaltenfüllenden Kleber (Epoxy oder Sekundenkleber) verwenden.

Btw, Längsrisse habe ich auch schon in Sehnenrücken gehabt, wenn die Sehnenlage zu dick war und nicht gleichmäßig vertikal (also zu schnell) durchgetrocknet ist. Dann war die Oberfläche schon weiter geschrumpft als die unteren Lagen und hat Längsrisse bekommen (>2mm ... >:( ). War aber kein Problem, die Lücken mit Sehnen füllen und gut war es.

Btw, schöne Bögen. Sag deinem Sohn einen schönen Gruß, er soll sich damit anstrengen!
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Arcito
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Arcito » 08.10.2016, 19:33

Hallo Windkanter,

schöne Projekte. Mir fällt gerade ein: Karpowicz schreibt ja, dass er vorm Sehnenbelegen auf den Hornbauch Streifen aus Leinengewebe aufklebt um Längsrisse durch die sich beim Trocknen nicht nur in Längsrichtung, sondern auch quer zum Wurfarm zusammenziehende Sehne zu verhindern. Vielleicht ist das der Grund für die Risse und vielleicht ließe sich das Problem durch das Aufkleben von Leinen auf den Bambusbauch verhindern? Vielleicht ist die Idee auch total daneben :D

Viele Grüße

Windkanter
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 09.10.2016, 15:53

Hallo kra, hallo arcito,

vielen Dank für diese Antworten, sie kommen prima auf den Punkt und helfen sehr viel weiter. Wieder etwas dazugelernt.

Arcito, Du hast Deinen Karpowicz gut gelesen, ich erinnere mich jetzt auch an eine solche Passage, danke für den Anstoß. Der Hornbelag schaffft es wohl meistens, diese Querkontraktion abzufangen, wohl aber nicht immer, deswegen vorsichtshalber der Leinenbelag.

Kra: Deine Anwtwort beruhigt mich und ist schlüssig. Die Längsrisse sind strikt längsachsenparallel und wie geschrieben sehr schmal.

Wenn ich Eure beiden Antworten zusammenfasse, bekomme ich bestätigt, was ich schon gemacht habe: Risse mit Leim füllen (geht aber minimal weiter auf beim Benutzen) und eine Querverstärkung am Bauch anbringen. Letzteres habe ich mit 3 Leinenschnur-Leim-Querbinden von Griffende bis kurz vor Kasanbiegung gemacht. Im positiven Fall hält das.

Vermutlich hängt das Problem dann doch mit der rel. schnellen Trocknung des Sehnenbelags zusammen, aussen schon sehr trocken, die inneren Bereiche incl. oberste gerillte Bambusschicht sind noch weicher und ziehen sich noch nicht so stark zusammen. Dadurch kann die oberste Sehnenlage entweder reissen oder sie reisst Risse auf der gegenüberliegenden Seite in die Oberfläche des Bambusbauchs. So wäre vorerst meine (richtige ?) Interpretation des Mechanismus.

Beim nächsten Bogen Bambus-Sehne (Zielzuggewicht ca. 40-50#) also: gaaaanz langsam trocknen, die Rillen auf der Sehnenseite des Bambus nur sehr flach ziehen (feines Sägeblatt) und bei diesem höheren Zuggewicht natürlich die Sehne in mehreren Lagen aufbringen.

Ich warte jetzt mal ab, vermutlich ist das Problem schon stabilisiert.

Die Bögen sind jetzt fertig, werden nochmal extra präsentiert, ich wollte dieses Spezialthema gesondert davon klären, mache aber ev. einen Link darauf.

Zum Problem Nr.2 habe ich noch ein Foto im abgespannten Zustand nach Benutzung des Bogens eingestellt. Vielleicht ist dieses starke stringfollow ja bei allen Bambus-Sehnen-Bögen?

Kra: ja ich hoffe mein Sohn bleibt mit diesen Bögen weiter beim Bogenschießen in Daumentechnik. Ich lasse der Sache ihren eigenen Lauf, unterstütze ihn und versuche interessantes anzubieten.

Viele Grüße
Windkanter

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Snake-Jo
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Snake-Jo » 11.10.2016, 14:26

Hallo Windkanter: Schönes Projekt! Ich denke, du hast mit Hilfe der Vorredner alles richtig beschrieben und auch die richtigen Schlüsse gezogen. :)
Um es nochmals auf den Punkt zu bringen: Ein starker Sehnenbelag kann Holz auch in der Querrichtung krummziehen (wölben) oder im Falle von Bambus zum Reißen bringen. Dieser Effekt wird verstärkt, wenn der Sehnenbelag sehr dick ist und außen schnell trocknet, innen aber das Holz noch feucht hält, krumm zieht und dann nach dem Trocknen reißen läßt. Bambus hat zudem nur Längsfasern, die seitlich wenig Bindung haben und somit entstehen Längsrisse (eigentlich: Spaltungen) sehr leicht. Für die Stabilität des Bogens hat das wenig Auswirkungen. Ebenso kann man auch mehrere Hornbeläge parallel nebeneinander auf den Bauch leimen und wenn die dann seitlich an der Klebenaht aufplatzen, macht es auch nichts. Daher die Sicherheitswicklungen anbringen, damit die Spalten nicht größer werden, und gut ist es.

Zum Stringfollow: Bambus zeigt in der Regel starken Stringfollow, wenn er -wie gewachsen- verwendet wird. Nicht umsonst nehmen viele Bambusbogenbauer schichtverleimtes Bambus, wobei die Stäbe hochkant stehen. Der Stringfollow an deinen Bögen ist noch minimal. ;)

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 11.10.2016, 18:39

Hallo an alle, die hier mitgeholfen haben, besonderer Dank an Snake-Jo.

Jetzt habe ich ein genaueres Bild und kann die Risse in der Zukunft minimieren oder vermeiden. Bei den nächsten Bambus-Sehnen-Projekten.

Ok, bezüglich stringfollow: ich muss dieses wohl akzeptieren, aber ich knoble noch etwas an diesem Thema. Kann man schichtverleimte Bambuspakete noch heiss biegen (Temp. über 100°C) ?

Vielen Dank für die Hilfe
Windkanter

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Whiskysour » 11.10.2016, 22:05

Das meiste wurde ja schon gesagt, aber noch 2 Anmerkungen von mir: Mach den Leim etwas dünner als 20% (eher 10-15%) ich finde dann ist es leicher damit zu arbeiten (aber man sollte zwischen den Schichten Pausen machen, damit der aufgebrachte Belag nicht wieder verrutscht). Und ich würde den Rücken vor dem Kleben nicht aufrauen, imo schwächt das den Rücken und Hautleim hat sowieso keine Probleme Sehne und Bambus zu verbinden (im Gegensatz zu Horn).


Und ceterum censeo: Bambus ist halt nicht gleich Bambus: Bhutanesische Langbögen zeigen z.B. wenig Stringfollow (leider habe ich keinen blassen Dunst was die dort für eine Bambusart verwenden). Wenn ich meine Bambuslatten aus dem Baumarkt richtig bestimmt habe war Wulung sehr gut, Moso ok, Guadua und Tonkin schlecht und Tigerbambus zu dünnwandig um einen Bogen daraus zu bauen.

(EDIT: Damit sind jetzt nur meine Einschätzung des Stringfollows bei diesen Bambussorten gemeint und nicht ob daraus ein guter Bogen werden kann)

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 16.10.2016, 19:16

@whiskysour

danke für die Anmerkungen. Leim dünner machen: könnte funktionieren, es kommt vielleicht zusätzlich noch darauf an, wie stark ich den Leim aus dem Sehnenbündel auspresse vor dem Auflegen. Natürlich geht es mit 10-15% einfacher, das Wettrennen mit der Gelierzeit ist etwas gemächlicher. Wenn ich bei 10% stark presse, weiss ich nicht genau wo ich lande bezüglich Bindung zwischen den Sehnenlagen, hab da noch keine Erfahrung, halte mich momentan noch an Karpowicz.

Ich lege immer nur eine Schicht auf, lasse diese weitgehend trocknen, dann die nächste Schicht.

Rücken nicht aufrauhen: ja, zumindest zu 70%, ich mache keine so tiefen und dichten Rillen mehr wie zuvor. Ganz ohne: da traue ich mich nicht so recht, es steht einfach zuviel Vorarbeit auf dem Spiel. Arbeitest Du tatsächlich ganz ohne Rillen? Hmm, vielleicht mache ich mal einen Versuch.

Den Bhutan-Bogen (snake -Jo denke ich ?) muss ich mir nochmal anschauen. Möglicherweise kann ich die übliche osmanische Form nicht einfach in Bambus-Sehne nachbauen ohne kleine Anpassungen.

Bambus: Muss ich mich noch etwas einarbeiten, vielleicht kann ich da etwas verbessern, Dein Einschätzung mit Baumarkt-Wulung ist erstmal interessant, ich denke im FC steht auch von Dir was über Bauen mit Wulung.

Man bräuchte ein regelrechtes Bogenbauer-Versuchslabor und viel Zeit.....

Ansonsten: insgesamt eine schöne und fruchtbare Diskussion bei diesem Thema, damit kommt man weiter.

Danke und Grüße
Windkanter

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Whiskysour » 21.10.2016, 22:35

Erst mal muss ich sage: Ich habe Karpowicz nur auszugsweise auf Googlebooks gelesen und in den Stücken war nichts über Bambus-Sehne, dh. besteht die Chance, daß ich dich komplett missverstehen und du ohnehin das selbe wie ich meinst und nur andere Sachen betonst, oder daß ich die Technik die du beschreibst einfach nicht kenne.
So und jetzt zum Thema:

Wenn ich bei 10% stark presse, weiss ich nicht genau wo ich lande


Warum Sehnen pressen? Meiner Meinung nach ist die Grundidee der Wickelung, daß sich der Belag an "scharfen" Biegungen nicht abhebt. Ich hab auch schon gerade Bögen ohne Wickelung gemacht und es hat funktioniert.

Ich lege immer nur eine Schicht auf, lasse diese weitgehend trocknen, dann die nächste Schicht.


Klingt vernünftig, aber dafür fehlt mir die Geduld. Irgendwo auf Youtube gibts auch ein schönes Video in dem ein alter Indianer die Sehnenfäden einzeln auflegt :o

Rücken nicht aufrauhen: ja, zumindest zu 70%, ich mache keine so tiefen und dichten Rillen mehr wie zuvor. Ganz ohne: da traue ich mich nicht so recht, es steht einfach zuviel Vorarbeit auf dem Spiel. Arbeitest Du tatsächlich ganz ohne Rillen? Hmm, vielleicht mache ich mal einen Versuch.


Ja, ich glaube nicht, daß es wirklich was bringt: Hautleim klebt Bambus fast so gut wie die Bambusschichten untereinander. Wenn der Bogen jetzt recht lang ist und die Sehne dünn muss der Rücken so stark wie möglich sein, weil er ja noch wirklich arbeiten muss, wenn der Bogen kurz ist und die Sehne recht dick ist, ist die Klebestelle praktisch im neutralen Bereich und man braucht auch nicht aufrauen.
Vielleicht bin ich aber auch nur so gegen aufrauen, weil mir ein paar mal ungebackte Bhutanbögen gebrochen sind, wenn ich mit der Raspel gearbeitet habe.

Möglicherweise kann ich die übliche osmanische Form nicht einfach in Bambus-Sehne nachbauen ohne kleine Anpassungen.


Also wenn du damit meinst, daß sich die Siyahs beim Abgespannten Bogen berühren, wird es wohl eher nicht funkonieren... Aber im Ernst: Für einen schwereren Bogen würde ich empfehlen den Bogen länger zu machen und den Reflex weglassen, aber probier aus was du dir überlegt hast und halte uns auf dem Laufenden!

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 23.10.2016, 18:48

Hallo whiskysour,

Du hast richtig gelesen, Karpowicz schreibt nichts über Bambus-Sehnen-Bogen. Ich meinte eher die Technik des Sehnenauflegens, war missverständlich von mir geschrieben.

Sehnen pressen: ok, hab ich ebenfalls missverständlich geschrieben, ich meinte das Abpressen des Leims aus der Sehne. Ich ziehe das Sehnenbündel aus dem Leim und presse ihn dann mehrfach stärker zwischen Zeigefinger und Mittelfinger ab. Wenn der Leim dann noch dünner ist, habe ich Sorge, daß vielleicht doch zuwenig Leim zwischen den einzelnen Sehnensträngen/-fäden ist. Müsste ich mit meiner Technik erst ausprobieren.

Schicht auflegen, trocknen lassen…… Ich vermute, das verringert die Gesamt-Trockenzeit und vielleicht werden so auch zufällige Verdickungen vermieden. Einzelne Sehnenfäden auflegen: da muss der Raum gut temperiert sein, weil der Sehnenfaden sonst schon in der Luft anfängt zu gelieren. Man darf allerdings davon ausgehen, daß der Indianer wusste was er machte. Vermutlich klappt diese Auflegetechnik zusammen mit anderen Bedingungen gut.

Aufrauhen: Die Klebestelle liegt,wie Du richtig sagst, etwa im neutralen Bereich, das ist anders als bei den Hornkompositbögen mit Holzkern. Das hatte ich übersehen. OK, beim nächsten Bogen plane ich auf jeden Fall wesentlich weniger tiefe und weniger breite Rillen ein, nur leicht eingeritzt. Ich denke, da geht ein 60er Schmirgelpapier. 1x gleichmäßig drübergezogen..

Tips beim abgespannten Bogen berühren….: nein, das geht mit Bambus sicher nicht, ich wäre froh, wenn einfach eine schöne flachere Bootform erhalten bliebe, vermutlich geht nicht einmal das nicht so ganz. Einen Vergleich habe ich zwischen 2 Bambus-Sehnen-Bögen mit unterschiedlichem Reflex, siehe meine heutige Präsentation „2 Kinderbögen, Bambus-Sehne….“. Zwei fast zugstärken- und längengleiche Bögen mit sehr unterschiedlichem Reflex. Der mit stärkerem Reflex hat die deutlich stärkere Vorspannung im angespanntem Zustand. Vielleicht hilft gegen das starke Set ein Verbreitern des WA´s im Biegebereich und dann eine starke Verschmälerung zum Kasanbereich hin (weniger Masseträgheit aussen). Zuerst muss ich noch den Beitrag über den Bhutan-Bogen lesen. Schaun wir mal, frühestens im nächsten Sommer.

Danke und Grüße
Windkanter

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Whiskysour » 23.10.2016, 21:35

Ahhh, klarer die Fragen werden nun ;D

ich meinte das Abpressen des Leims aus der Sehne.


Das versteh ich, beim ersten mal hab ich mir auch gedacht, "das wird so schief gehen", ging aber :D . Hautleim ist ja nicht Spaltenfüllend also reicht erstaunlich wenig. Wichtig ist aber, daß du den Rücken entfettest (z.B. abschleifen wie du unten beschrieben hast, ich verwende Azeton), und daß du 2 Schichten Leim auf den Bogen aufträgst und antrocknen lässt bevor du anfängst, damit die Klebung zwischen Holz/Xylem und Sehne nicht verhungert.


Schicht auflegen, trocknen lassen…… Ich vermute, das verringert die Gesamt-Trockenzeit und vielleicht werden so auch zufällige Verdickungen vermieden. Einzelne Sehnenfäden auflegen: da muss der Raum gut temperiert sein, weil der Sehnenfaden sonst schon in der Luft anfängt zu gelieren. Man darf allerdings davon ausgehen, daß der Indianer wusste was er machte. Vermutlich klappt diese Auflegetechnik zusammen mit anderen Bedingungen gut.


Da hast du absolut recht. Der Indianer hat auch Hausenblasenleim genommen, der Geliert nicht so schnell aus. Ich hab das Video mit dem Indianer rausgesucht:
https://www.youtube.com/watch?v=UPcE2HkH-AM

Tips beim abgespannten Bogen berühren….: nein, das geht mit Bambus sicher nicht, ich wäre froh, wenn einfach eine schöne flachere Bootform erhalten bliebe, vermutlich geht nicht einmal das nicht so ganz.


Warum ist dir die Bootsform wichtig? Hat das ästhetische Gründe? Wenn es idr um die Geschwindigkeit geht würde ich eher die Ohren auf optimales abrollen hin optimieren. Wulung würde zwar vermutlich die From halten, aber es ist ein Krampf den zu biegen.

Einen Vergleich habe ich zwischen 2 Bambus-Sehnen-Bögen mit unterschiedlichem Reflex, siehe meine heutige Präsentation „2 Kinderbögen, Bambus-Sehne….“. Zwei fast zugstärken- und längengleiche Bögen mit sehr unterschiedlichem Reflex. Der mit stärkerem Reflex hat die deutlich stärkere Vorspannung im angespanntem Zustand.


Ich kann jetzt nur anhand der Fotos und Beschreibungen was sagen, aber ich finde nicht, daß sie viel Set bekommen haben. Du hast sie deutlich mehr als die länge der Wurfarme ausgezogen und du hast sehr starke Recurves drinnen, zaubern kann Bambus auch nicht. Hast du Zuggewichtskurven (Zuggewicht gegen Auszugslänge) für die, wäre interessant? Breiter ist sicher besser, aber eine andere Frage: Wo ist die (glatte) äußere Schicht? Hast du die ganz weggearbeitet? Ich seh sie auf deinem Biegefoto nicht mehr.

P.S.: Sehr interessante Konstruktion am Griff, hast du irgendwo Infromationen ob das auch bei höheren Zuggewichten hält?

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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von kra » 23.10.2016, 22:09

Just my2ct,
die Verbindung Sehne/Bambus (oder Holz) ist immer mit besonderer Sorgfalt zu machen.
Ich würde auf jeden Fall sehr gut aufrauhen (40'er oder 24' Papier und die Unterlage in Längsrichtung gründlich bearbeiten (incl. tieferen Riefen). Die Riefen machen nix, weil
1. sie in Längsrichtung verlaufen
2. sie nahe der neutralen Zone liegen (sicherlich nicht genau in der Neutralen Zone - das wäre nur bei gleichdicken Lagen der FAll , wenn Kompressionsfähigkeit der Unterlage Betragsmäßig gleich der Ausdehnung der Sehnenschicht sind.)
3. Sich die Sehnenfasern in die Riefen einsenken und so die Verbindung nochmals besser wird.

Zur Vorbehandlung der Unterlage empfehle ich mindestens 5, besser 10 Schichten stark verdünnten, heißen Leims (>60°), dessen Konzentration von der ersten bis zur letzten Schicht durchaus ansteigen kann.

Noch wichtig - nach dem Aufrauhen und Entfetten nicht nicht lange mit dem Einlassen warten und nach dem trocknen der Grundierung nicht lange mit der ersten Sehnenlage warten.
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Re: Bambus-Sehnen-Bogen, Längsrisse und string follow

Beitrag von Windkanter » 24.10.2016, 20:28

Hallo whiskysour, hallo Kra:

@whiskysour

Warum ist dir die Bootsform wichtig? >>> Das hat einmal für mich ästhetische Gründe, dann habe ich eine Biegeschablone dafür und ich möchte mit der osmanischen Form einfach weitere Erfahrungen sammeln. Letzteres fängt z.B. mit der Positionierung der Sehnenstühle an oder mit der Formung des Siayhbereichs incl. Hohlkehle. Ich bleibe die nächste Zeit bei dieser Form.

Hast du Zuggewichtskurven? >>> Das würde mich auch interessieren, aber das schaffe ich in der nächsten Zeit zeitlich nicht. Die beiden Bögen und einen Komposit für mich habe ich in der letzten Zeit forciert und da blieb viel anderes liegen.

Wo ist die (glatte) äußere Schicht? >>> Wenn Du die auf der Schablone vermisst: die habe ich vielleicht 1/10mm vor dem Biegen abgearbeitet (Wachsbereich), keinesfalls mehr. Vielleicht kommt das auf dem Foto schlecht rüber.

Sehr interessante Konstruktion am Griff…>>> Hab ich mir selber ausgedacht, habe keine Ahnung wie stark das bei höheren Zuggewichten stützt. Es war mir klar, daß die Klebefläche Bambus gegen Griff nicht sehr groß ist. Deshalb auch im Spleissbereich die Flachs-Querbinde. Es ist mir aufgefallen, daß wenige Tage nach der Sehnenauflage (Tips wurden leicht zusammengezogen für eine gebogenere C-Form).sich die WA´s um ca. 0,6mm aus dem Spleissbereich verschoben (rausgedreht) haben und die aufgeklebte Konstruktion dabei sogar mit verschoben haben. Bei stärkeren Bambus-Sehnenbogen würde ich dann einfach diese Verstärkung dicker machen, ev. wird sie in den Griff integriert (formmäßig). Dann könnte man auf der Gegenseite (Bauch) eine dünne Horn- oder Bambusplatte aufleimen. Zusammen mit der Konstruktion und der Flachs-Querbinde könnte es bei stärkeren Bögen gut funktionieren.

Das Video mit dem Indianer kenne ich, interessant, besonders die flache Bauform. Ich muss das bei Gelegenheit einmal genauer anschauen und Notizen machen.

@Kra
Die Riefen machen weitgehend nix, klar. Das mit der neutralen Zone stimmt. Wenn sie wie hier recht breit und etwas tiefer sind, fehlt allerdings einfach Material das sich der Sehnenquerkontraktion entgegenstemmt.

Das mit dem 40er Schmirgel könnte bei eine stärkeren Bogen ganz bestimmt gehen, die Riefen sind dann um Welten kleiner als bei diesen 2 Kinderbögen.

Grundierung: ja, wichtig ist mehrfaches Grundieren, so wie Du schreibst. Lange Wartezeiten zwischen Sehnenauflage und letzter Oberflächenbearbeitung des Holzes vermeiden, ja, das meint Karpowicz auch. Bei Hornauflage kommen ca. 10 Schichten Leim drauf. Hier bei der Sehnenauflage der Kinderbögen machte ich 2-3 Grundierungen drauf damit noch Vertiefungen für die Sehnenstränge bleiben. Wenn ich aber mit 40er Schmirgel arbeite, sind die Rillen fast zu fein für die meisten Sehnenfäden, also sollte dann auch öfter grundiert werden damit die feinen Rillen zu sind.

Gute Diskussion das. So kommt man weiter.

Vielen Dank und Grüße
Windkanter

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