Osmanenversuch

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 24.01.2017, 20:07

Danke für die Überlegungen, Arcito.
Habe mir das durch den Kopf gehen lassen und am Sal noch mal 2 mm abgeschabt, sodass die Dicke dort jetzt bei 10 mm liegt. 60# kann ich eh nicht gescheit schießen, und die Bruchwahrscheinlichkeit nimmt auch ab je schwächer er wird.

Die Sollbruchstelle 3 ist 14 mm dick, und es ist jene Stelle, die eigentlich am Bauch keilförmig geformt sein sollte, damit die Bogensehne gut drüberläuft. Kann ich jetzt eh nicht mehr ändern; ich habe bei der Keilform nicht gerade übertrieben und werde viel Sehne draufkleben.

So, der nächste Schritt ist jetzt wohl: zum Baumarkt fahren und Holz kaufen für eine Halterung einer waagrechten Leiste, an der ich den Bogen zum Bekleben mit Sehne festmachen kann! Wüsste nicht, wie ich ihn sonst fixieren könnte. Schraubstock geht ja nicht, weil die Sehnenbelegung über den Rand geht.

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Arcito » 25.01.2017, 09:59

Sehr gerne. War bestimmt die richtige Entscheidung. Wenn du bei Karpowicz in die Maßtabelle auf Seite 49 schaust, siehst man dass die Bögen mit 14mm oder mehr Dicke im Sal alle über 80# liegen. Die meisten sind natürlich kürzer.

Hast du eigentlich vor, noch Sehnenbrücken anzufertigen?Vielleicht könntest du damit ja noch deine Sollbruchstelle 3 bauchseitig stabilisieren?

Ja, fürs Sehnenbelegen am besten mit den Tips an eine Leiste klemmen. Ich hab mir noch eine Art Galgen gebaut, der die Leiste hält und den man am Tisch o.ä. befestigen kann.

Viel Erfolg mit der Sehne! Für die randseitige Sehne würde ich beim nächsten so vorgehen, zuerst einen Streifen Sehne dort anzubringen und gelieren zu lassen und erst dann den restlichen Rücken belegen.

Grüße

Arcito

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 19.03.2017, 12:02

Hallo Beinand,

habe den Bogen nun in drei Durchgängen mit Sehen belegt. Insgesamt so rund 120 g. Die letzte Lage kam vor etwa drei Wochen drauf. Habe ihn wie von Meister K. beschrieben brav an den Enden revers zusammengebunden, damit die Sehenenauflage auf den Bogen gepresst wird. Hat gut funktioniert und es hat nichts abgehoben. Von ursprünglich 100 cm zwischen den Tips sind jetzt grad noch 42 cm über:

IMG_2933.JPG
Bogen beim Trocknen


Der Fahrradschlauch soll dafür sorgen, dass der Bogen immer ein bischen Spannung hat, auch wenn die Sehnen ihn beim Trocknen in recurve ziehen.
Jetzt kriegt er noch einen guten Monat Trocknungszeit.

Arcito: Sehnenbrücken wollte ich eigentlich vermeiden. Habe versucht, Arrys Rat in deinem Thread zu befolgen und die Tips bis zur Rundung an der Bauchseite verschmälert. Dafür habe ich noch mehr Sehne draufgeklebt.

IMG_2932.JPG
Tip mit Sehenverstärkung


IMG_2937.JPG
Tip Bauchseitig


Es fällt mir schwer abzuschätzen, ob die Verschmälerung weit genug geht. Zur Not gibt es eben doch Sehnenbrücken!

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Arcito » 21.03.2017, 12:11

Sieht schonmal vielversprechend aus! Ordentlich Reflex gezogen das Teil!
Meinst du nicht 1 Monat Trockenzeit ist etwas wenig? Wird eigentlich überall minimal 3 Monate empfohlen, wobei dann im gleichen Atemzug gesagt wird 6 Monate wären besser. Erstens dauert es lange bis das Wasser vom Verleimen entweicht, zweitens reift die Sehnenschicht...Überleg dir das nochmal!

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 25.03.2017, 00:47

Ich war heute im Museum der Stadt Wien und habe mir einen Türkenbogen angeschaut. Einen echten, alten Kriegsbogen von der Belagerung Wiens im Jahre 1683. Das arme Ding liegt aufgespannt im Museum, wahrscheinlich seit vielen Jahrzehnten, und ist schon ganz verzogen... selbst dem Amateur-Bogenbauer bricht das Herz!
Dafür glaube ich jetzt ein besseres Verständnis davon zu haben, wie die Tips aussehen sollten und wo die Sehne zu liegen kommen sollte. Die Abschrägung muss Richtung Tip-Kasan-Übergang immer weniger tief sein, sodass eine quasi dreieckige schräge Fläche entsteht.... ich hab versucht, das mal zu skizzieren:

Tipabschrägung.jpg
Abschrägung an den Tips und Sehnenlage


Dadurch liegt die Sehne, sobald der Bogen gezogen wird, nirgends mehr auf und scheuert nicht.
Im gespannten aber nicht gezogenen Zustand liegt die Sehne auf der Sehnenbrücke auf, aber nicht auf der Bauchseite der Tips, höchstens an den schrägen Tipwänden.
Alles klar? So richtig?

Der Bogen im Museum hat übrigens auch eine kleine Sehnenbrücke. Die Nocke ist dick mit Leder gepolstert, direkt darunter wurde eine Schutzwicklung angebraucht. Der Grat am Kasan ist sehr hoch, da hat sich von den Tips weg die ersten 15 cm sicher nicht viel gebogen. Und so kunstvoll bemalt!!!

@ Arcito, die letzten Sehnen im biegenden Bereich kamen schon vor 4 Wochen drauf. Aber ich werde Deinen Rat beherzigen und drei Monate warten. Mindestens...
Jedenfalls habe ich jetzt gaaaanz viel Zeit die Tips und die Nocken zu basteln...

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 05.05.2017, 22:38

Inzwischen ist Ostern zwei Wochen rum, und ich hatte Zeit die Nocken zu gestalten. Bin nicht sicher, ob die nicht besser etwas tiefer sein sollten, aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Sehne da rausspringt. Zur Verstärkung der Nocken habe ich Leder eingeleimt, allerdings nicht so dickes wie beim Original.

So sieht das zur Zeit aus:

IMG_2997 klein.jpg
Tip seitlich


IMG_2991 klein.jpg
Tip bauchseitig, wie man sieht mehr oder weniger keilförmig im Profil


Der Sehnenpolster ist nocht nicht aufgeleimt, der Verlauf der Sehne gefällt mir mit Polster aber viel besser als ohne. Ich habe wenig Gefühl dafür, ob die Sehne ohne den Polster im gespannten Bogen am Kasan über eine zu lange Strecke aufliegt (was sie nicht soll) oder nicht. Aber nutzt's nix, schadt's nix!
Gegen meine Angst, dass der Bogen am Tip-Kasan-Übergang bricht, habe ich die Stelle durch Sehnenauflage verstärkt. Damit sich diese nicht abhebt, habe ich nochmals eine Schicht sehnen drübergewickelt. Nicht sehr elegant, ich weiß. Ich bin auch nicht sicher ob die Wicklungen viel bringen, aber ich fühle mich jedenfalls besser... ;).

Die letzten Sehnen kamen vor nun 9 Wochen drauf, die ersten vor ca 4 Monaten. Muss mich also noch zwei Wochen gedulden, bis die ersten drei Monate Trockungszeit rum sind.
Als nächstes werden ich mir ein Paar Tepeliks bauen. Als Asa gezi sollen schlicht 3 Bretter unterschiedlicher Länge dienen.

Der Reflex ist jetzt übrigens konstant, die Sehnen ziehen den Bogen nicht weiter als beim letzten Bild sichtbar.

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Arcito » 07.05.2017, 15:25

Ich bin gespannt! Viel Spaß beim ersten Aufspannen demnächst :D

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 20.05.2017, 17:29

So, bin jetzt dabei mittels "Asa gezi" (eigentlich nur ein ganz triviales Brett) den Bogen langsam aufzubiegen wie von Karpowicz beschrieben:

Ohne Asa gezi sieht er so aus:
IMG_3012 66cm.JPG
66 cm von Tip-Kasan-Übergang zu Tip-Kasan Übergang


Dann am ersten Asa gezi:
IMG_3014 73cm.JPG
Asa gezi Nr. 1: 73 cm


Biegt sich rechts am Sal-Kasan Übergang etwas weniger, oder?
Habe brav beide Seiten am Sal-Kasan Übergang über einer Herdplatte erwärmt, rechts mehr.

Nach einer Stunde Abkühlen am zweiten Asa gezi:
IMG_301578cm.JPG
Asa gezi Nr. 2: 78 cm


Ich mach ihn wieder brav warm, rechts mehr, nächstes Asa gezi - Brett liegt schon bereit... Irgendwie versteh ich allerdings nicht ganz was das soll. Diese Wärmebehandlungen dienen doch dazu, denn Bogen an den erwärmten Stellen zu schwächen. Warum baut man das Ding nicht gleich mit weniger Recurve?

Noch zwei Fragen an die Experten:
Gibt es einen Erfahrungswert, wie langsam man den Bogen am besten aufbiegt? Im Verlauf eines Tages oder eher im Verlauf einer Woche?
Und muss er erst eine Weile mit Asa gezi gespannt sein, bevor man ihn auf die Tepeliks schnallt, oder könnte ich das theoretisch auch schon heute morgen machen?
Theoretisch deswegen, weil er noch eine kleine Propellerverdrehung hat, die ich ihm abgewöhnen will bevor ich ihn ganz biege.

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 21.05.2017, 11:03

IMG_3016 85 cm.JPG
Asa Gezi Brettl Nr. 3: 85 cm


So aufgespannt würde ich ihn mal bis nächsten Donnerstag lassen. Die immer etwas noch zu starke Biegung rechts werde ich versuchen mit Wärme anzugleichen.

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Arcito » 21.05.2017, 11:17

Hi,
sieht schon mal gut aus finde ich. Propeller die im Kasanauge liegen mit asa gezi eingesetzt bearbeiten. Verdrehungen, die im Sal liegen kannst du auch ohne asa gezi entgegenwirken. Rechts angleichen mit Wärme klingt richtig.

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 21.05.2017, 16:56

Arcito hat geschrieben: Propeller die im Kasanauge liegen mit asa gezi eingesetzt bearbeiten.


Danke für den Tipp - kann mir aber nicht recht vorstellen wie das geht. Der Bogen klemmt recht fest im Asa gezi - wie kann ich da den Propeller bearbeiten?

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Arcito » 22.05.2017, 09:55

Das Ding ist, du bist ja gerade dabei die Kasanauge mit Wärme und Asa Gezi zu strecken. Wenn du jetzt ohne das asa gezi erwärmst und dann den Propeller ent-twistest, dann mag das funktionieren, aber durch die Wärme entwickelt das Kasan-Auge wieder den Reflex, den du vorher mit asa gezi rausgedrückt hast. Sisyphos lässt grüßen ;D

Ich hab da auch keine Lösung parat das praktischer zu gestalten. Das Asa Gezi ist einfach immer im Weg. Du könntest es soweit verschmälern wie möglich, damit es dir so wenig wie möglich im Weg steht...

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Heidelzerg » 25.05.2017, 10:47

Alles klar Arcito, klingt logisch. Ich habe Deinen Hinweis berücksichtigt und es ging gar nicht mal so schwer:

IMG_3020.JPG
seitliches Bogenbiegen mittels Schwerkraft...

Rechts hängen zwei Feilen am Tip, das sieht man etwas schlecht. Hat nicht gereicht, ich hab später noch einen schweren Hammer dazugehängt, damit sich der Bogen entpropellert.

IMG_3022.JPG
... und mittels Fön


IMG_3019 90 cm.JPG
Jetzt ist er gerade und auf 90 cm gedehnt.


IMG_3023.JPG
Die Tepeliks liegen bereit.


Ist mein erster Versuch an diesen Biegevorlagen - offen für kritische Anmerkungen!
Ich werde heute versuchen, das Ding zu biegen. Bitte Daumen drücken - Danke! :)

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Hieronymus » 25.05.2017, 11:59

Bei mir wird noch einige Zeit ins Land gehen bis ich mal soweit bin. Ich drück dir Daumen und wird schon gut gehen ;)

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
Salvador Dalí

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Re: Osmanenversuch

Beitrag von Arcito » 25.05.2017, 12:53

zu den Tepeliks: Ich kann es nicht so gut erkennen ob du es bereits getan hast, aber es macht sich ganz gut, die Auflagefläche der Dinger etwas konkav einzuraspeln; ungefähr entsprechend der Beigung des Hornbauchs, damit der Bauch beim rüberbiegen mit möglichst viel Fläche aufliegt.

Viel Erfolg!

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