Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

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Eddie the Archer
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Eddie the Archer » 16.04.2017, 11:38

...ich hoffe der Link oben lässt sich öffnen. Ist eine Untersuchung zur Feuerhärtung von hölzernen Speespitzen. Gemessen wurde die Härtung durch Trocknung und Ankohlung von Fichte, Eibe, Esche und Ulme.

Interessant ist, dass ewartungsgemäß (außer bei Fichte) eine deutliche Verhärtung beobachtet wird. Besonders wird durch die Feuerhärtung die Fähigkeit zur erneuten Aufnahme von Feuchtigkeit verhindert! Das Holz wird dauerfaft weniger verformbar.

Über die chemischen Veränderungen wird nichts gesagt, aber vermutet, dass das Lignin chemisch beieinflusst werden könnte, was die Härtung offenbar unterstützen würde.

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Eddie the Archer
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Eddie the Archer » 16.04.2017, 12:07

Und hier noch eine Quelle:

http://literatur.vti.bund.de/digbib_extern/dn047524.pdf

Hier ist auch die chemische Veränderung beschrieben.

Eine dauerhafte Verminderung der Feuchtigkeitsaufnahme, Herabsetzung des Quellvermögens und Erhöhung der Druckfestigkeit ist offenbar in einem Temperaturbreich zwischen 145 - 175 Grad Celsius (für Buche und Fichte) messbar. Ab Temperaturen oberhalb 200 Grad nehmen die Festigkeitswerte jedoch durch die einsetzende Pyrolyse ab.

Das passt auch zu Neumis Erfahrungen: erhitzen bis zur Verfärbung (keine Verkohlung), Oberflächentemperatur beim tempern unterhalb 200 Grad halten usw.

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Neumi
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Neumi » 16.04.2017, 13:47

Tach, man kann durchaus sagen, dass die Cellulose (iss ja schliesslich Glucose) karamellisiert (bei Glucose ab ca. 160° C). Das Lignin nun wiederum scheint auch verändert zu werden und vor allem der Anteil an Lignin scheint erhöht zu werden und ligninartige Strukturen werden wohl auch neu gebildet. Das iss aber alles ziemlich kompliziert, vor allem was das Lignin betrifft.
Beste Ergebnisse hatte ich, wenn die Oberflächentemperatur um die 175° C liegt, eher noch etwas niedriger, als höher.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Grombard
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Grombard » 16.04.2017, 14:23

Erste zarte Röstung ist fertig.

rps20170416_142024.jpg

Jetzt werde ich denke ich mal bis 20" tillern und dann nachrösten wenn bis dahin nix in die Hose geht.
irgendwas is ja immer

simk
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von simk » 17.04.2017, 19:43

Hallo Allerseits

Thermoholz ist nicht nur Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen, sondern im Aussenbaubereich der letzte Schrei. Damit kannst Du Deine Terasse sogar in Buchenholz für die Ewigkeit bauen:

http://www.thermoholz-deutschland.de/ht ... buche.html

Schon sehr interessant, was da mit dem Holz passiert...könnte einer ja mal einen Versuchsbogen aus Thermoesche bauen und berichten 8)

http://www.massivholzdielen.de/massivho ... -70mm.html

Schöne Grüsse

SimK
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von ralfmcghee » 17.04.2017, 22:29

Mit Thermoesche hatte ich einmal das Vergnügen. Ursprünglich war es ein Brett, welches ich aus einer Schreinerei hatte. Aus diesem Brett habe ich 0,5 cm starke Leisten gemacht, weil ich vorhatte, sie als Facing hur Rettung eines vertillerten Eschebogens zu verwenden.

Aus Neugierde habe ich einen Biegeversuch gemacht. Das Knacken kam sehr schnell und damit hat sich das Thema Temperesche zunächst für mich erledigt.
Der Krug geht zum Brunnen bis er bricht.
Der Student geht zur Mensa bis er bricht.
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Grombard » 17.04.2017, 22:38

Komplett DURCHgetempertes Holz verliert ja auch nahezu jegliche Elastizität.
Man tempert ja nur die Oberfläche um eine dünne Lage am Bauch druckfester/stabiler zu machen.
irgendwas is ja immer

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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von ralfmcghee » 17.04.2017, 22:47

So sehe ich das auch. Deshalb bezieht sich mein Beitrag auf die Anregung, einen Bogen aus Thermoesche zu bauen. Ich würde mir das nicht antun. Vielleicht hätte es als Facing gehalten, aber ich glaube nicht daran
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Grombard » 18.04.2017, 06:47

Ah... Den halben Satz hatte ich überlesen.
Ja nee... Das dürfte nicht gehen.
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Grünhorn » 18.04.2017, 12:59

Blacksmith77 schreibt u.a. "übertrocknet", das hört sich logisch an. Nur Übertrocknen an sich ist ja eigentlich schlecht. Warum wird das beim Rösten plötzlich ein Vorteil? Oder ist es nur so, dass die Vorteile den Nachteil überwiegen?
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von fatz » 18.04.2017, 13:09

Uebertrocknen ist schlecht fuer die Zugfestigkeit. Das muss nicht zwingend schlecht fuer die Druckfestigkeit sein.
Haben ist besser als brauchen.

simk
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von simk » 18.04.2017, 13:10

Lieber RalphMacGee
Lieber Grombard

Um die spannende Diskussion noch etwas weiterzuführen versuch ich's nochmal mit Dagegenreden :)

Einer interessanten Abhandlung entnehme ich folgendes zu Thermoesche:

"Beim Biege-E-Modul nehmen die Werte für Ahorn und Buche ab, für die Esche jedoch zu. Der Verlauf von «unbehandelt – Stufe 2 – Stufe 3» ist aber nicht immer gleichmässig. Die Biegefestigkeit nimmt bei intensiverer Behandlung deutlich ab. Lediglich bei der Esche ist bei der Behandlungsstufe 2 kein wesentlicher Festigkeitsverlust zu verzeichnen. Das Bruchbild wird mit zunehmender Behandlungsintensität deutlich spröder.
Brinell-härte: Bei Belastung in radialer Richtung wurden leicht höhere Werte erzielt als in tangentialer Richtung. Die Brinell-Härte nimmt in beiden Belastungsrichtungen bei zunehmender Behandlungsstärke ab. Eine Ausnahme bildet Esche Stufe 2. Diese Ausnahmen sind aber auf Unterschiede in der Dichte zurückzuführen, mit der die Härte korreliert."


Nachzulesen hier:

http://www.waldwissen.net/waldwirtschaf ... ubholz.pdf

Das durchgehende Tempern schadet (zumindest bei der Esche) der Biegefähigkeit offenbar nicht signifikant. Ziehen wir nun im Sinne einer Hypothese weiter in Betracht, dass thermisch behandelte Esche eventuell auch (weitere) Vorteile aufweist - inbesondere bessere Formtreue (weniger Set...) und grössere Härte - lässt sich damit eventuell ein leistungsfähigerer Bogen bauen als mit unbehandeltem Holz!?

Ich gebs's zu - so ein Industrieholz ist etwas unromantisch und entspricht wohl nicht zu 100% unserer unserer Bogenbauerethik - aber davon abgesehen, sollte es trotzdem mal einer versuchen :) - ich hab dazu grad keine Zeit aktuell. Wenn ich aber gelegentlich wieder mal in einem grossen Holzhandel bin, werde ich mich mal umsehen nach einem brauchbaren Stave.

Schöne Grüsse

Simon
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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Grombard » 18.04.2017, 20:21

Wäre mal ein Versuch.

Aber ich bleibe glaube ich beim zarten Bauch anrösten.

Nocken sind drauf.
Noch nicht ganz fertig.
IMG_0202.JPG
IMG_0204.JPG

Meine ersten "richtigen" Hornnocken (wenn man mal die auf dem little Herkules außen vor lässt)
Haut das so hin von Tiefe und Winkel der Sehnenkerben ?

Ich glaube ich habe eine grobe Ahnung wie Blacky seine Nocken poliert.
Wenn er es anders macht ziehe ich umso mehr meinen nicht vorhandenen Hut... ;D

Muss mal sehen, ob ich irgendwie ein Auszugbild hinbekomme... hat glaube ich so um die 85# bei 30" ... schon etwas straff für meine Verhältnisse.
irgendwas is ja immer

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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von Heidelzerg » 18.04.2017, 20:45

Sehr hübsch!
Kannst Du mir einen Hinweis geben, wie man in die Nocken Löcher bohrt, bzw. die Tips so formt, dass Holz und Horn genau zueinander passsen? Und vor allem bei 85 # nicht abgehen?! Nimms Du Epoxy oder Hautleim?
Die Bilder im Wiki haben sich mir nicht ganz erschlossen.
Vielen Dank,
Heidelzerg

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Re: Frage an die Hasel-Langbogen-Röst-Profis

Beitrag von fatz » 18.04.2017, 21:11

Die Nocken bohrst du mit einem konischen Bohrer. Ich hab mir einen aus so einem flachen Holzbohrer geschliffen. Damit die Enden gut passen, hab ich mir aus einem Brettchen eine Lehre mit gleichem Winkel wie der Bohrer gebaut. Damit kommst schon ganz gut hin. Nocke fest aufstecken und drehen und du siehst ganz genau, wo's noch zwickt. Ich verkleb meine mit Eule endfest, aber eigentilch muss der Kleber nicht so viel halten, die Sehne presst die Nocke ja eh drauf.
Haben ist besser als brauchen.

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