Stauchbrüche

Themen zum Bogenbau
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Heidelzerg
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Stauchbrüche

Beitrag von Heidelzerg » 06.05.2017, 15:45

Hi Zusammen,

Habe mir vor langer Zeit einen Bogen aus Hasel gebaut. Der hat am Bauch folgende unschöne Strukturen:

IMG_3000.JPG
in Griffnähe

Ich habe ihn schon mal mit der Ziehklinge mehr oder weniger global etwas geschwächt, weshalb die Stellen beim Griff schon abgeschabt sind.

IMG_3001.JPG
in Tipnähe


IMG_3002.JPG
Positionen


Sind das Stauchrisse?
Wenn ja, wie ist die Prognose für den Bogen wenn ich ihn so lasse?
Gibt es Maßnahmen, die ich ergreifen könnte, um die Prognose zu verbessern?

Ich vermute mal, ich hätte den Bauch weniger rund machen sollen und besser tillern...

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schnabelkanne
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von schnabelkanne » 06.05.2017, 15:57

Servus, ja das sind Stauchbrüche, kommt bei Hasel of vor, die Stauchrisse wegschaben ist nicht gut.
Bei denen in Griffnähe würde ich danach Richtung Tip etwas entlasten\schwächen.
Die Stauchbrüche kann man Nadeln, bei deiner Menge wird das aber Zuviel.
Wie lang der Bogen hält? Ich hab einige Bögen mit Stauchrisse die nun sicher schon 1000 Pfeile geworfen haben.
Lg Thomas
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Squid (✝)
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Squid (✝) » 06.05.2017, 15:59

Ja, das sind Stauchrisse. Ne ganze Horde.
Prognose: Der wird immer krummer und schwächer.
Maßnahmen: Keine sinnvollen. Grundsätlich könntest du ihn auf 2/3 Dicke abhobeln und ein druckstarkes Bellyholz aufkleben. ist aber ein Riesenaufwand, der in keinem verhältnis zu einem neuem Haselbogen steht.
Ja, ein flacher Belly ist bei Hasel die bessere Wahl. Der Tiller sollte sowieso so gut wie möglich sein. Bei jedem Holz.

Hinweis: Stauchrisse gehen sehr weit in die Tiefe, viel tiefer als man sehen kann. Die Holzzellen sind in der Tiefe geschädigt und darum hilft die Ziehklinge gar nichts.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Rotzeklotz
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Rotzeklotz » 06.05.2017, 16:12

Ich hab schon ein paar Bögen mit Stauchrissen repariert, indem ich ordentlich Material abgetragen hab und dann neu getillert habe. Waren allerdings jedes Mal grenzwertig ausgelegte Bögen mit sehr hohem Zuggewicht, bei denen ich die Stauchrisse früh erkannt habe und i.dR. nur ein oder zwei Risse zu erkennen waren. Dabei haben die Bögen min. 25-30lbs verloren - wie Squid schrieb, die Dinger gehen tief ins Holz. Bei nem Hasel wärs mir den Aufwand net wert (wenn du überhaupt die Zuggewichtsreserven hast)

Fitzgerald

Re: Stauchbrüche

Beitrag von Fitzgerald » 06.05.2017, 20:22

Lass ihn so.Der tut noch ne weile seinen Dienst.
Bau dir lieber ne neuen.
Tipp vom alten Haselschützen...

Gruß Fitzgerald

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Kemoauc
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Kemoauc » 07.05.2017, 01:13

Hi,Heidelzerg,
so, wie ich das sehe,hast Du einfach zuwenig Holz am Bauch gelassen (so,wie die Bilder für mich aussehen). Ein elliptischer Querschnitt ist für Hasel einfach der Tod.Nuja, die einzige "Rettung" hier,wäre die Hälfte der Dicke abtragen (>neutrale Faser, ein Mikroskop ist hier sehr hilfreich, tiefer gehen die Stauchbrüche selten,yepp ist halt auch Druck, der das erzeugt), danach etwas richtig druckfestes (Hartriegel,Schlehe usw...3-10mm dick, je nach Zielsetzung) aufkleben.Im Grunde klebt man dann den zu tillernden Bogen auf das Backing auf ::) .Hab ich früher ein paar Mal gemacht,das funktioniert... aaber:ist der Aufwand das wirklich wert....???Im Hinblick auf Erfahrung... sicherlich, im Blick auf "bringen wir das Ding zum laufen" eher vergebene Liebesmüh, ein guter Blick fürs Holz, etwas sorgfältigerer Tiller usw. macht halt eher die Übung an vielen Bögen und: Rumgefrickel an einem einzigen Objekt eher blind für das,was man an Fertigkeiten im Lauf der Zeit erworben hat; zuviel Konzentration auf vermurkstes, zuwenig Blick auf das, was noch gehen kann.... ;D
Nee, also lass den als Wallhänger, benutz ihn zum Grillen,was auch immer..... ;) mach einfach einen neuen - das bringt Dir mehr.
Nur so meine Gedanken dazu,
Gruß,
Kemoauc
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Heidelzerg
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Heidelzerg » 07.05.2017, 14:10

Liebe Alle,

Vielen Dank für Eure Tipps!
Meine Quintessenz: eine Reparatur ist den Aufwand kaum wert. Ich werde ihn als Lehrstück aufheben und lieber einen neuen bauen. Vielleicht schieß ich ihn von Zeit zu Zeit nur um zu sehen wie schnell er krummer und krummer wird...
Nur: zum Grillen werde ich ihn nicht verwenden. Das bring ich nicht über's Herz.

Mein nächster Hasel hat definitv einen flauch(er)en Bauch! Das gilt eigentlich für alles Heimische außer Eibe und vielleicht Ulme, oder?

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Bowster
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Bowster » 07.05.2017, 14:19

Heidelzerg hat geschrieben:Liebe Alle,

Vielen Dank für Eure Tipps!
Meine Quintessenz: eine Reparatur ist den Aufwand kaum wert. Ich werde ihn als Lehrstück aufheben und lieber einen neuen bauen. Vielleicht schieß ich ihn von Zeit zu Zeit nur um zu sehen wie schnell er krummer und krummer wird...
Nur: zum Grillen werde ich ihn nicht verwenden. Das bring ich nicht über's Herz.

Mein nächster Hasel hat definitv einen flauch(er)en Bauch! Das gilt eigentlich für alles Heimische außer Eibe und vielleicht Ulme, oder?

Hartriegel geht auch mit D-Querschnitt

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Neumi
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Neumi » 07.05.2017, 14:27

Tach, Goldregen verträgt nen runden Bauch, Ulme und gerundeter Bauch iss keine gute Idee - da haben alle von mir gebaute Bogen Stauchbrüche bekommen.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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fatz
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von fatz » 07.05.2017, 15:21

Meine beiden (Berg?-)Ulmenboegen haben runde Baeuche und keinen einzigen Ansatz von Stauchbruechen und schiessen wie die Feuerwehr.
Hartriegel steckt das vom Holz her auch weg, allerdings muss man da auf die kleinen schwarzen Aeste aufpassen (auch bei flachem Bauch), die da deutlich empfindlicher sind. Ich duebel die bauchseitig mittlerweile gern aus.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Neumi » 07.05.2017, 19:17

War bei einem Bergulme-Langbogen mit 85#@30" zunächst auch so - nur jetzt kommen die Stauchbrüche.
Grüsse - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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fatz
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von fatz » 08.05.2017, 16:26

Den einen schiess ich seit letzten Juli fast woechentlich aufm Parcour. Der sollte sie schon lang haben wenn er welche kriegt. Der andere ist nagelneu, aber bei dem hab ich auch ned grad Bedenken, weil er aus dem gleichen Baum ist. Aber kann gut sein, dass das variiert. Ulme sag man da ja eine gewisse Streuung nach.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Blacksmith77K » 08.05.2017, 17:59

schnabelkanne hat geschrieben:Die Stauchbrüche kann man Nadeln, bei deiner Menge wird das aber Zuviel.

Lg Thomas


Ein Stauchbruch ist ein Kollaps von Holzzellen. Wie bei einem mit Wasser gefülltem Luftballon. Drückt man auf so einen drauf, geht der ein. Lässt man los, kommt er wieder hoch.
Drückt man zu fest, platzt das Ding, logisch...

Wenn der Ballon jetzt geplatzt ist kommst du und sticht mit der Nadel in den geplatzten Ballon. Hier meine Frage : Warum?
...du biegst nicht den Bogen, der Bogen biegt Dich!

76" Yew Warbow (ELB) 135#@32"
74" Yew Warbow (ELB) 105#@32"



...and several yew warbows...

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Squid (✝)
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Squid (✝) » 08.05.2017, 21:04

Man nadelt drumrum. Man rahmt den Riss quasi mit Nadelstichen im Abstand von 1 bis 2 mm. Wird in einer der ersten beiden TBBs vorgeschlagen von einem der alten Hasen aus USA.

http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=8236&hilit=stauchrisse+l%C3%B6cher+nadel

Keine Ahnung ob ihr das so einsehen könnt (E-Book): https://books.google.de/books?id=nyJ8wDbaRbkC&pg=PA236&lpg=PA236&dq=stauchriss+nadeln&source=bl&ots=d4ha0JrLsw&sig=5Uqt2BTEXEVCUXkuCH8sP1C4uR0&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj7lt2E_-DTAhXGCCwKHbdLAMQQ6AEIJzAA#v=onepage&q=stauchriss%20nadeln&f=false
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
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Grombard
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Re: Stauchbrüche

Beitrag von Grombard » 08.05.2017, 21:25

Ach ich weiß​ nicht...
Wenn ich irgendwo Stauchbrüche habe, dann wird der halt ausgesondert oder runtergerusst.
Wenn es ein besonders schöner Bogen war kann man ihn ja immer noch an die Wand hängen.
Aber versuchen sowas zu reparieren?
Nee... Da bau ich lieber was neues.

Diese Einstellung könnte aber auch daran liegen, dass ich aktuell mehr Bögen habe,als ich in 10 Jahren zerschießen kann.
Irgendwann muss ich da mal ein paar weggeben.
Aber der Gedanke daran fühlt sich irgendwie "falsch" an.
irgendwas is ja immer

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