Ast vom Laburnum

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simk
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Ast vom Laburnum

Beitrag von simk » 29.06.2017, 20:49

Liebe Gemeinde

Auf der Suche nach neuen Aufgaben ist mir in der Werkstatt noch ein etwas schmalbrüstiger Goldregenast in die Quere gekommen, aus welchem ich gerne einen Kurzbogen mit ca. 35 Pfund fabrizieren möchte.

Das gute Stück ist ca. 150 cm lang und hat auf der einen Seite einen Durchmesser von ca. 4,5 cm (Kernholz ca. 3,5 cm) und auf der anderen Seite eine Durchmesser von ca. 3 cm (Kernholz ca. 2 cm). Am dünneren Ende hat es ca. bei cm 140 einen doofen Ast.

Nun meine Fragen:

Splint runternehmen oder nicht? Da der Splint ist ja bekanntlich weniger schön als das Kernholz und auch weniger Druck- und Zugfest ist, würde ich lieber nur mt dem Kernholz arbeiten. Sind dafür die Dimensionen beim Kernholz dafür ausreichend?

Kann ich ihn (wegen dem doofen Ast und überhaupt weil ich gemerkt habe, dass ich kurze Bogen cool finde) auf 138 cm kürzen und macht er dann die notwendige Biegung für meinen Auszug von 60 cm bzw. 24 Zoll (gemessen vom Griff aus!) mit? Mein letztes Haselprojekt hat das ja trotz suboptimalem Tiller :) mit 143cm ja auch mitgemacht. Die Voraussichtliche Sehnenlage hab ich auf dem Ast mal grob eingezeichnet.

Edit: Wenn ich kürzen würde, wäre der Durchmesser und deas verbleibende Kernholz wesentlich dicker, schätze mal den Gesamtdurchmesser dort auf 3,5 - 4cm, was evtl. die Bejahung von Frage 1 erleichtern würde.

Danke herzlich für Eure Beurteilung.

Anfängergrüsse

Simon
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Neumi
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von Neumi » 29.06.2017, 21:26

Tach, grundsätzlich ist der Splint extrem zäh - möchte ich mit Ulme vergleichen. Aber auch nur, wenn der nicht versprödet ist. Das merkst Du aber (oder auch nicht ;D ) wenn Du mit dem Ziehmesser dran gehst und testest.
Grüsse - Neumi
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von Tom Tom » 29.06.2017, 21:44

Wie Neumi sagt.
Gegen guten Goldregensplint spricht nigs.
Ich persönlich find den optischen Unterschied noch schöner als rein Kern

lg Tom Tom
Zeit ist eine durchaus relative Angelegenheit

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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von simk » 29.06.2017, 23:52

Hey,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich habe inzwischen auch mit dem betroffenen Ast nochmals ein längeres Gespräch geführt. Der Splint bleibt drauf und alles wird gut.

Gruss
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von simk » 30.06.2017, 22:53

Hey liebe Bogenbauer

Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen - ich glaube die Sehnenlage passt auf Anhieb, zumindest so einigermassen.

Ich gestatte mir noch eine Frage: Verträgt der nackte Splint auf Dauer die Sehne oder sollte ich da evtl. an Overlays denken?

Schöne Grüsse
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Rotzeklotz
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von Rotzeklotz » 30.06.2017, 23:14

Teste den Splint zumindest mal, bevor du ihn im Ganzen drauflässt. Ich habe bei meiner bisher noch bescheidenen Anzahl von Goldregenbögen mit Splint (zwei Stück) die Erfahrung gemacht, dass der Ring direkt unter der Rinde nix taugte. Die Splintringe darunter waren sehr viel zäher und gaben gute Bogenrücken ab.

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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von simk » 30.06.2017, 23:32

Danke Rotzklotz

Hilft mir schon etwas weiter. Ich habe eh vor, den einen oder anderen Ring mit der Ziehklinge abzutragen. Hab's an einem Reststück versucht und es ging ganz gut.

Meinst meinst Du mit "gutem Bogenrücken abgeben" auch, dass der Splint (ausgeprägte) Sehnenkerben ohne Overlays auf Dauer zulässt ohne zu zerbröseln?

Gruss
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Neumi
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von Neumi » 30.06.2017, 23:43

Rotzeklotz hat geschrieben:Teste den Splint ... dass der Ring direkt unter der Rinde nix taugte. Die Splintringe darunter waren sehr viel zäher und gaben gute Bogenrücken ab.

Guter Hinweis - lässt sich sehr einfach mit einem Ziehmesser o.ä. testen. Das Zeug muss sich schneiden wie ??? Autoreifen - mir fällt nix besseres ein, ausser Ulme :D Wenn Du mit dem Ziehmesser keinen Widerstand beim schneiden spürst und die Klinge einfach durchzieht, iss der Splint nicht gut und muss weg. (das hab ich mit meiner ebenso minimalen Goldregen-Erfahrung gemerkt).
Grüsse - Neumi
Snake Jo hatte mal geschrieben, dass die gelbe Farbe ein positives Zeichen für guten Splint ist, aber auch nur wenn die Rinde bei der Trockung nicht drauf war (wenn die drauf war, wird der Splint gräulich-rosa). Anhand Deiner Fotos vermute ich, dass der äussere Ring nicht gut ist.
Und selfnocks sind bei Goldregen wie auch bei Ulme kein Problem - das ist kein Erfahrungswert, sondern pure Einschätzung
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simk
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von simk » 01.07.2017, 00:33

Mit dem Ziehmesser konnte ich zähe und saubere Späne schneiden aus dem Splint. Nix Brösel. Aber wie gesagt, ein zwei drei Jahrringe trag ich ohenhin ab, allein um das Material optisch zu glätten. Ich leg mit dem Teil jetzt aber mal eine Pause ein und mach dann nach den Ferien weiter daran - er sollte noch etwas länger lagern evtl....und es gibt ja noch alternative Baustellen für den kleinen Hunger zwischendurch.
Gerne zähle ich wieder auf Euren Rat.
Gruss
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ralfmcghee
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von ralfmcghee » 01.07.2017, 08:59

Hallo Simon,

bei Deinen Bildern vom Sehnenverlauf scheint mir ein Problem vorzuliegen. Vielleicht täuscht mich die Perspektive, aber ich habe den Eindruck, dass die Sehne einem Wurfarm folgt, dann im Griff einen Knick macht und dann dem anderen Wurfarm folgt. Gerade habe ich ein ähnliches Problem bei einem Hasel und muss den Sehnenverlauf immer wieder einmal kontrollieren.

Wenn Du aber sicher bist, dass die Schnur bei Deinem Goldregen gerade verläuft, vergiss meinen Beitrag. :)
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von simk » 01.07.2017, 09:53

Guten Morgen Ralf

Es ja jeweils etwas schwierig, die Sehe gerade auf dem runtergearbeiteten Stave zu montieren, weil Sie aufgrund der Spannung im abgerundeten und erhöhten Griffbereich dann immer gerne etwas verrrutscht. Ich glaube aber, es stimmt so ungefähr im Griffbereich, sodass ich mit kleinen Korrekturen an den Tips (und evtl am Griff) die Sache dann noch perfektionieren kann. Damit bin ich vorläufig schon mal zufrieden, zumal ich (noch) nicht über eine Dämpfungsapparatur verfüge. Ich behalt die Sache aber sicher im Auge und lass die Tips sicher mal genügend breit.

Machen kann man ja eh nicht viel - entweder hat man Glück und der Stave lässt eine gute Sehnenlage natürlicherweise zu oder dann muss man eben mehr oder weniger kompliziert nachhelfen. Neben der natürlich gewachsenen Form entscheidend scheint mir zudem, in welche Ebene man den Bauch beim Runterarbeiten legt. Liege ich da richtig?

Wie verhält es sich eigentlich mit dem Laser als Hilfsmittel zur Bestimmung der Sehnenlage? Macht das jemand? Ich habe den Eindruck bekommen, dass es am rohen, runden Stave relativ schweirig ist, damit wirkich die gute Sehnenlage zu finden, dass es aber, sobald er mal runtergerbeitet ist und die Bauchebene bestimmt ist, durchaus nützlich sein kann. Hab den Test im vorliegenden Fal jetzt aber noch nicht gemacht.

Schönes Wochenende

Simon
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von Onkel Tom » 01.07.2017, 10:06

Hi smik
Mit einem Laser arbeite ich nicht beim Sehnenlagenfinden. Man könnte aber auf den Tips am Bauch Klötzchen unterlegen, damit man über den dicken Griffbereich drüberkommt - so eine Art Hängebrücke bauen oder aber die Sehnenlage über den Rücken abschätzen, wenn der Ast reflex ist.
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von ralfmcghee » 01.07.2017, 11:25

Die Klötzchen sind eine gute Idee. Das muss ich bei passender Gelegenheit einmal ausprobieren. Die Lasermethode kommt bei mir mangels Besitz nicht in Betracht. Mit einem Laserpointer wird's wohl nicht gehen, nicht wahr?

Ich denke schon, dass es eine Rolle spielt, inwiefern der Bauch heruntergearbeitet ist. Mittlerweile prüfe ich den Sehnenverlauf sowohl bauch- als auch rückenseitig. Wenn die Sehne vernünftig oder wenigstens annehmbar durch den Griff läuft, bin ich zufrieden.

Der Hasel, den ich gerade in Bearbeitung habe, verläuft ab der Hälfte des geplanten oberen Wurfarms sowohl deflex als auch zur Seite hin. Da bin ich schon so paranoid, dass ich den Sehnenverlauf ständig beim Herunterarbeiten prüfe. Dabei bin ich noch nicht einmal bei einem gescheiten Bodentiller angekommen. ;D Aber noch läuft die Sehne durch den Griff.
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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von fatz » 01.07.2017, 13:28

ralfmcghee hat geschrieben:Mit einem Laserpointer wird's wohl nicht gehen, nicht wahr?

Doch. Papp eine Zylinderlinse (Glas-/Kunststoffstab) davor und du hast einen Linienlaser. Kann sein, dass der Pointer fuer die Benutzung bei Tageslich ein wenig zu schwach ist, aber meistens macht man sowas eh drinnen.
Haben ist besser als brauchen.

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Re: Ast vom Laburnum

Beitrag von ralfmcghee » 01.07.2017, 13:50

Genial, wenn man Physiker im Forum hat. :)

Ich habe das gerade mit einem Glasquader (habe ich als Glasstab interpretiert) ausprobiert. In der Tat, man sieht einen abgeschwächten Laserstrahl. Ich dachte schon, für die Lasermessung müsste ich nun massenweise Zigarettenrauch über den Bogen quarzen.

Richtig vorstellen kann ich mir aber so ein selbstgebasteltes Laser-Peilverfahren noch nicht: Der Strahl des Laserpointers tritt in das Glas ein, wird Glas auch leidlich dargestellt, sofern der Laserpointer kräftig genug ist. Aber auf der anderen Seite des Stabes sieht man nichts mehr, abgesehen davon, dass irgendwo der Punkt des Lasers an der Wand zu sehen ist. Müsste ich den Laser an einen Glasstab montieren, der so lang wieder Bogen ist?
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