Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

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schnabelkanne
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von schnabelkanne » 26.07.2017, 20:58

Servus,
wichtig bei Hickorystaves aus Brettern ist, dass die Jahresringe nicht alle 15 cm aus dem Stave rauslaufen; egal ob sie schräg oder stehend oder liegend verlaufen.
Meine Hickory Bretterstaves hab ich natürlich beim Bogenhändler meines Vertrauens gekauft, waren nicht teuer.
Ob dein Stück was taugt oder nicht wird sich zeigen.
Lg Thomas
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ParaCELLsus
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von ParaCELLsus » 26.07.2017, 22:08

Schau demnächst mal bei gervase.de der hat auch Staves da :)

Gruß
André
André Kahmen | Mediengestalter f. Digital- und Printmedien und Hobby-Bogenbauer

www.derbogenflüsterer.de

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Uranus79
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Uranus79 » 29.07.2017, 08:55

So jetzt habe ich mir den Stave vorgenommen und einen Jahresring freigelegt. Dabei gab es einige interessante Erkenntnisse, aber zunächst eine Frage an Hickory-Erfahrene:

Da die Jahresringe nicht ganz eben sind, bleiben beim Abtrag leichte Frühholzreste stehen. Man kann diese per Ziehklinge glätten, trägt dann aber schon eine gewisse Dicke vom Rücken-Jahresring ab. Was soll man machen? Eher alles weg und schön glatt oder eher den Jahresring möglichst intakt lassen?

Dann noch eine Frage zum Stave: bei dem Stave habe ich einen Jahresring oberhalb dem eigentlich beabsichtigtigen erstmal freigelegt. Dabei habe ich Frühholzreste abgetragen, dadurch wurde er ggf. etwas dünner. Der Ring darunter erscheint auch etwas dicker. Was meint ihr, ich sollte wohl den obersten Ring auch abtragen (siehe Bild unten und siehe Bilder am Anfang des Threads)? Es ist zugegeben nicht so einfach zu erkennen...

Erkenntnisse:

Man kann mit dem Ziehmesser sogar ganz gut und nah an den Ring heran arbeiten, wenn man den Anstellwinkel kontrolliert. Außerdem ist die letzte Schicht Frühholz faserig, wie mit Poren, auch bei Hickory. Man kann bei langsamem Abtragen das sogar sehen und damit sogar bei dieser harten Hickory-Latte das ganze bearbeiten. Ein gut eingestellter Schweifhobel trägt auch dünne Schichten ab. Habe "leider nur" den Kunz 51, ohne Stellschrauben, aber einmal eingestellt, geht es super und man kann lange damit arbeiten ohne Nachschärfen.

Vielen Dank für Eure Antworten!
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stirnseite.jpg
Stirnseite Stave

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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von schnabelkanne » 30.07.2017, 11:50

Servus,
Geringe Reste von Frühholz am Rücken kannst du ruhig lassen.
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Blacksmith77K » 30.07.2017, 14:28

Oder wegschmirgeln. Machst du beim Finish ja sowieso.
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Uranus79 » 30.07.2017, 20:23

Ich gestehe nicht geschmirgelt zu haben... habe den Zieljahresring freigelegt und eine ganze Menge über den Umgang mit Ziehmesser und Ziehklinge gelernt. Das Finish habe ich mit der Ziehklinge gemacht, ist glatt wie ein Babypopo, daher habe ich auf Schleifpapier erstmal verzichtet. Habe tendenziell eher Frühholz mit Ziehklinge runter geholt, hauptsache glatt. Keine Ahnung, wie viel Holz man da abträgt, dürfte aber wirklich wenig sein, und ich war vorsichtig.
Zwei tolle Erkenntnisse kamen noch: der "Stave" hat genau reflex in Schußrichtung, knickt quasi genau im Griff. Und die 15cm die zu lang waren habe ich abgesägt und am Sägequerschnitt habe ich die Jahresringe mal sehr sauber gesehen. Der nun freigelegte Jahresring ist der oberste von drei gleich dicken, die dicksten im Stave, also ideal. Etwa 3-4mm dick.
Das heißt, schön vorsichtig mit dem Teil weitermachen und es könnte ein guter Bogen werden.
Ich konnte sogar mit den Ziehmesser den Jahresring über dem Zieljahresring wegnehmen (was ja nicht empfohlen wird), aber wenn man das Ziehmesser schön gerade hält und vorsichtig kleinere Mengen abnimmt, geht es super, fast besser als mit dem Schweifhobel. Bei Hickory sieht man bei entsprechendem Licht auch, wo man ist. Wenn das Holz von glatt nach riffelig geht, also Längsrillen sichtbar werden, hat man die letzte Schicht vom Jahresring. Dann oberste Vorsicht und am besten nur noch Ziehklinge. Dieses Ausreißen von größeren Spänen passiert bei Hickory dann nicht, wenn man das Ziehmesser nicht zu schräg hält und wenn man Jahresringe abträgt. Arbeitet man mit stehenden Ringen, also quer, und nimmt viel Holz mit, passiert es leicht, sollte man also nicht machen.
Also die Hinweise von Blacksmith77k was Hickory angeht, kann ich nur bestätigen. Bin mal gespannt, wie es mit dem Stave weitergeht. Dadurch, daß ich die Ringe schräg rausgeholt habe und einen rechteckigen Querschnitt am Anfang haben will (Holmegard soll es werden), bleiben von den 3,9cm nur 3,4cm in der Breite. Sollte aber kein Problem sein. Mit der Regel "doppelte Dicke = achtfache Stärke" kann man ein wenig rechnen und kommt auf rein theoretisch eine Wurfarmdicke von Anfangs 1,91cm für ca. 55# (man weiß es ja nie vorher...)

Werde weiter berichten und Bilder posten, spätestens zum Tillern melde ich mich ;-) wenn jemand Fragen hat, gerne, vielleicht helfen meine Erkenntnisse auch anderen...

Viele Grüße, Uranus

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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Uranus79 » 31.07.2017, 07:20

Noch eine Frage zu Eurer Meinung: es soll ja ein Holmegard werden, also rechteckiger Anteil bzw. das Profil ist ja generell eher rechteckig. Siehe Bild. Ich habe drei Alternativen, wie ich das nutze, welche würdet ihr nehmen? Ich denke die erste mit dem Rechteck...
ist irgendeine Form davon oder eine Mischung sinnvoll? Möglichst viel Jahresring? Fragen über Fragen...
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Abgerundet?
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Trapez?
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von schnabelkanne » 31.07.2017, 09:27

Servus,
was verstehst du unter Holmegard - mir ist das etwas zu wenig genau.

Willst du einen Bogen bauen wo der Griff mitbiegt oder nicht?
Flachbogen oder Langbogen?
Wieviel Zuggewicht, Auszug?
lg Thomas

Nachtrag: Holmegard Bogen ist halt was spezielles (Design) -
es wäre m.E. sicher besser einen einfachen Flachbogen oder einen Langbogen aus dem Hickory zu machen - ist halt so meine Meinung.
Zuletzt geändert von schnabelkanne am 31.07.2017, 10:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Neumi » 31.07.2017, 09:31

Guten Morgen, der Bogentyp Holmegard hat einen runden Rücken (weil aus einem dünnen Stämmchen Ulme gebaut) und flachen Bauch. Das wird also kein Typ Holmegard.
Wenn Du mit einem trapezförmigen WA-Querschnitt baust (wie eingezeichnet), machst Du ein Trapping und belastest somit den Bauch stärker.
Die Kanten solltest Du irgendwann sowieso abrunden, also wird das ganze in Richtung Querschnitt 3 laufen.
Grüsse - Neumi
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Uranus79 » 31.07.2017, 17:41

Klar, die Kanten werden abgerundet, es ging ja um die eigentliche Grundform. Wobei Trapez vs Rechteck von Querschnittsfläche sich nichts gibt, also eher Rechteck.
Also bezüglich Bezeichnung muß ich gestehen, daß Holmegard anders ist, wie Du sagst. Ich habe einen Bogen in einem Kurs gebaut, der so bezeichnet wurde. Der ist so gestaltet, daß ca. die Hälfte des Wurfarms ein Flachbogen ist (rechteckiger Querschnitt) und ab der Hälfte verdickt und verjüngt er sich auf weniger Breite, wird auch runder. Also eine Mischform sagen wir mal ähnlich zu Holmegard. Finde das Design aber sehr überzeugend (weniger Gewicht am Wurfarmende), daher wollte ich es auch so bauen. Schießt sich auch gut mit wenig Handschock (ebenfalls Hickory).
Gibt es für diese Art von Bogen auch einen Begriff oder ist das Frei-Schnauze-Hybrid?

Grüße, Uranus

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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Blacksmith77K » 31.07.2017, 18:28

Holmegard Interpretation nennt sich das dann. Ich würde mal anraten irgendwie einen funktionalen Bogen zu schnitzen. Dann siehst du schon wohin das Holz dich zwingt. Du kannst nicht bauen was du willst, du kannst das bauen was das Holz dir vorgibt. Verkopf das mal nicht mit irgendwelchen malen nach Zahlen Anleitungen oder 'ich bau jetzt genau den Bogen'...
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Uranus79 » 31.07.2017, 19:02

OK, woher weiß ich dann, was das Holz für einen Bogen erlaubt? ;)
Ich habe wie geschrieben diesen Hickory Bogen aus dem Bogenbaukurs (von Bombix), der sehr gut schießt, daher der Plan, diesen möglichst nachzubauen, nur stärker.
Alternative wäre einen Teil des Wurfarms pyramidal zu machen, ist sicher ein einfacheres Design. Bis jetzt war Plan wie beschrieben. Worauf sollte ich beim Holz achten bzw wie weiter vorgehen? Wollte erstmal die Wurfarme auf 2cm Dicke runterarbeiten...

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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Neumi » 31.07.2017, 19:14

Uranus79 hat geschrieben:Wobei Trapez vs Rechteck von Querschnittsfläche sich nichts gibt, also eher Rechteck.

Tach, es geht nicht um die Querschnittsfläche, es geht darum, dass Du beim Trapez-Querschnitt entweder den Bauch stärker belastest (wie von dir eingezeichnet) oder eben umgekehrt.
Wenn Du schon einen Bogen hast und diesen nachbauen willst (nur stärker), dann hast Du ja alles was Du brauchst, lässt halt die WA dicker als bei dem vorhandenen und schaust mal wie sich das Holz biegt.
Grüsse - Neumi
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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Uranus79 » 31.07.2017, 19:44

Das war der Plan, ich habe ja ein Musterexemplar aus Hickory, daher weiß ich, daß das Design funktioniert, deswegen möglichst nachmachen, da meine eigene Erfahrung noch gering ist. Unterschied ist, daß die Wurfarmbreite dann nur 3,4cm statt 4,6cm betragen wird, entsprechend dicker muß er werden.

Blacksmith77k hat natürlich recht, funktionieren geht vor zwingen. Daher bin ich für Ratschläge offen. Ich denke, die Wurfarme auf gleichmäßige und ausreichende Dicke zu bringen, wäre ein sinnvoller nächster Schritt. Danach kann man dann das Design noch etwas wählen und dann Bodentiller usw.

(Witzig, Neumi wohnt bei mir fast um die Ecke (Pfungstadt - Viernheim) - Grüße!)

Bei der Dicke könnte man rein theoretisch auf folgende Überlegung kommen (betont theoretisch! ob das physikalisch so stimmt, wer weiß):

Da doppelte Dicke gleich achtfache Stärke ist, und doppelte Breite gleich doppelte Stärke, geht beides in eine Formel zum Zuggewicht rein: D ^ 3 * B * f = Y#. Also Dicke hoch drei mal Breite mal unbekannter Faktor f ergibt Zuggewicht in lbs. Keine Ahnung ob's stimmt, aber rechnen wir mal zum Spaß weiter. f hängt sicher vom Holz und von Millionen anderen Dingen ab, nehmen wir mal die Werte vom funktionierenden Hickory-Bogen, d.h. D=1,5cm, B=4,6cm und ohne Recurves hatte er 36# -> f ~ 2,31884. Jetzt nehmen wir mal die Breite von 3,4cm und wollen dreist 55# rausbekommen, kommen wir dann auf eine Dicke D = dritte Wurzel (Y / (B * f)) = 1,91cm.

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Re: Hickory - Frage zu Ziehmesser und Rohling-Nutzung

Beitrag von Neumi » 31.07.2017, 20:39

Also fast ein Nachbar, wenn Du Lust hast können wir demnächst mal zusammen schiessen gehen (es gibt in Heppenheim-Sonderbach nen Parkour, darf ich zwar nicht mit nem warbow schiessen, nem ich halt nen "normalen" Bogen). Dann kann ich mir auch mal das Stück Holz anschauen, das Du am Start hast.
Grüsse - Neumi
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