Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

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0ri9ine11
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Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von 0ri9ine11 » 24.08.2017, 17:18

Moin,
Mit wieviel Zuggewicht kann man bei nem facing rechnen?
Es sind 5mm amerikanischer Nussbaum, Snake-jo empfiehlt aber nicht mehr als 3, also gehen wir mal davon aus.
(Manau-Reiterbogen)
Wie groß der Biegende Bereich wird kann ich noch nicht genau sagen, falls das wichtig ist.
Hier sieht man das Material besser: viewtopic.php?f=15&t=30017&p=539042#p539042
Sagt mir falls noch mehr Info nötig ist.
Auf welches Zuggewicht muss ich mein Manau Tillern, dass ich am Ende bei ca. 50# bin?

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killerkarpfen
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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von killerkarpfen » 24.08.2017, 17:34

0ri9ine11 hat geschrieben:Moin,...
Auf welches Zuggewicht muss ich mein Manau Tillern, dass ich am Ende bei ca. 50# bin?

Auf ca 50# ;D ;D ;D
Plus ca 5 - 10 Prozent.
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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von Sateless » 24.08.2017, 17:42

Diese Frage ist ohne Glaskugel nicht beantwortbar, fürchte ich. Ist aber auch wurscht, da du im Zweifel das Rattan über den Rücken tillern kannst, und das Facing übern Bauch.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von killerkarpfen » 24.08.2017, 17:44

Bei einem Facing kommt es auf die Dicke des bestehenden Wurfarms und seines Zuggewichts an.
Kennst Du die Regel doppelte Breite doppelte Stärke, doppelte Dicke 8fache Stärke.
Heisst die Zunahme vom Zuggewicht nimmt in der dritten Potenz im Verhältnis zur Dicke zu.

So ganz einfach ist Deine Frage nicht zu beantworten.
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Squid (✝)
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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von Squid (✝) » 24.08.2017, 19:15

Die Frage ist Käse.
Du kannst nicht erst dein Manau tillern und dann das Facing aufbappen und erwarten, dass ein bestimmtes Zuggewicht rauskommt.
Das verklebte Gebilde Manau-Nussbaum ist ein völlig neues Werkstück mit neuen Eigenschaften.
Und als Bogen musst du es eben auch neu tillern.

Insbesondere wenn der Bogen geschwungen ist, kannst du mit 5 mm Nussbaum sowieso nix anfangen, denn das passt sich niemals den Kurven an.

Darum: Bau einen 40-Pfünder Rattanbogen. Dann nimmst du ein dünnes (!!!) Facing aus Nussbaum - in der Mitte mag das 2,5 bis 3 mm Stärke haben und zu den Enden hin auf 1,5 oder 2 mm getapert sein. Das kannst du dem Rattanbogen anpassen und ankleben. Das Dings wird dann deutlich über 50 lbs sein und muss jetzt vernünftig getillert werden.

So wird n Schuh - äh Bogen - draus.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von 0ri9ine11 » 24.08.2017, 21:48

@squid
Sollte kein Käse werden ;D
Mir war klar vom Schlangen Joe, dass wenn man den Manau-tiller beim Bogen vernachlässigt in der Annahme, dass es sowieso auf den gesamttiller ankäme, die Ungleichheit im Manau auch unter dem Facing so schlimm sein kann, dass es kollabiert. Also: Manau rund Tillern und erst wenn es ne sauber getillerte Flippsche ist, dann Facing drauf und wieder tillern. Mein gedankengang war nur, wenn ich die 5mm ungetapert drauf babsch delaminiert sich das wegen der dicke vll schon beim leichten ausziehen um anzufangen zu tillern. Also wollte ich beim vortapern nicht zu viel weg nehmen. ::) Daher die zugegeben wohl nicht gut zu beantwortende Frage. :(

Bzw beim Manau tillern, soll ich da ne Wicklung um die siyahs machen die später wieder runter kommt? Oder nach dem Facing über die Wicklung Wickeln? Oder kann ich ohne Wicklung tillern? ???

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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von Squid (✝) » 25.08.2017, 07:37

Käse im Sinne von "Ausgehen von falschen Voraussetzungen". ;-)

Moment: Du redest von Facing, aber auch von "...Manau auch unter dem Facing so schlimm sein kann, dass es kollabiert" und "wenn ich die 5mm ungetapert drauf babsch delaminiert sich das...".
Das klingt, als würdest du von einem Backing reden!

Facing is auf der Innenseite - die Seite, die zum Schützen zeigt. Backing ist auf dem Rücken - die Seite, die zum Ziel zeigt.
Ein Backing ist bei Manau aber relativ sinnfrei. Dadurch kann es zu Knautschfalten und Delamination kommen. Bei einem Facing gibt es diese Probleme in dieser Konstellation eigentlich nicht.
Es ist mir egal ob schon mal jemand sowas gebaut hat.
Ich will ja nicht unken, aber in der überwiegenden Zahl der Fälle geht das schief.

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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von Snake-Jo » 25.08.2017, 08:32

Ich stimme den Überlegungen zu....
- Ohne Angaben zu Bogenlänge, biegender Bereich der Wurfarme, Breite und Dicke des Manau, Qualität und Art des Facing etc. läßt sich keine Angabe zum Zuggewichtsgewinn machen.
- Natürlich läßt sich der fertige Bogen sowohl über Rücken als auch über das Facing neu tillern
- Es ist einfacher, vorab den Manaubogen fertig zu tillern und dann das Facing aufzukleben. Wenn das Facing entsprechend getapert ist, bleibt nur noch wenig zu tillern.
- 5 mm Facing sind ein "Brett", da rührt sich dann kaum noch was (s. auch oben Squid), 3 mm sind schon adäquat. es soll ja ein Manaubogen mit Facing werden und nicht ein Zweischicht-Laminatbogen.

Aber gerne als Anhaltspunkt: Ich hatte einen ca 160 cm langen und rund 3,5 cm breiten Manaubogen in "Möwenform" (also Recurveenden und Setback am Griff) auf 30 lb/ 28" getillert. Mit einem Eibenfacing (Kernholz) von 3 mm (und Nachtillern) hatte der Bogen anfangs rund 50 lb/28", behielt dann am Schluss rund 45 lb. Dies ist aber auch abhängig von der Qualität von Manau und Eibenholz.

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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von 0ri9ine11 » 25.08.2017, 09:52

@Squid ich meinte schon Facing, aber was soll denn passieren bei zu dickem facing wenn du den Bogen ausziehst? Ich bin einfach Mal von Delamination ausgegangen :-\
Wie sieht's mit den siyahwicklungen beim Vortillern aus?

@Snake-jo Danke für die Info

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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von Ravenheart » 25.08.2017, 10:05

0ri9ine11 hat geschrieben:...aber was soll denn passieren bei zu dickem facing wenn du den Bogen ausziehst?



Etwas "Grundlagen-Theorie"...:

Wenn Du 2 gleichlange Latten aufeinanderlegst und krümmst, verschieben sich die Enden zueinander.
Das kommt daher, dass der Radius der Krümmung an der Bauchseite kleiner ist als an der Rückenseite.
Es ist reine Geometrie und passiert zwangsweise.

Sind die beiden Seiten (hier: Bauch/Rücken) verklebt, (oder schon als 1 Stück gewachsen), MUSS sich der Rücken dehnen und der Bauch stauchen um diese (ZWANGSWEISE!) Längenänderung auszugleichen.

Diese Längenänderung findet IMMER und in jedem TEILSTÜCK (relativ zum Krümmungsradius) GLEICH statt.

Wird nun der Bauch durch z.B. ein Facing am Stauchen behindert, "muss" der Stab sich DENNOCH längenändern.
Und folglich, weil der Bauch sich nun WENIGER stauchen kann, wird der Rücken eben im nötigen Maße MEHR gedehnt.

Überlastet das ihn, reißt er - der Bogen bricht.

Delamination kann auch vorkommen, aber wenn der Kleber hält, passiert das oben Beschriebene.

Ob sich bei einem Bogenstab der Rücken mehr dehnt, der Bauch mehr staucht, oder beides in etwa gleichem Maße stattfindet, hängt vom Material (bzw. der Material-Kombination) ab.

Die "Kunst" des Bogenbaus besteht darin, Bogendesign und Material so zu wählen, dass Rücken und Bauch mit der entstehenden Belastung klar kommen.

Beispiel: Esche ist sehr zugfest und elastisch, neigt aber am Bauch zu Kompressionsbrüchen. daher ist es eine gute Idee, den Rücken SCHMALER zu machen. Dadurch kann er sich mehr dehnen, und der Bauch musss sich weniger stauchen. Der Bogen hält und bleibt langlebig, UND entwickelt weniger Set.

Addiert man nun ein Laminat auf Bauch oder Rücken, muss man immer abschätzen, wie es sich RELATIV zum Rest verhalten wird. Das betrifft sowohl seine Dehn-/StauchEIGENSCHAFT an sich, als auch die Laminat-DICKE.

Rabe

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Re: Facing - Zuggewichtstzuwachs bestimmen

Beitrag von 0ri9ine11 » 25.08.2017, 10:31

Danke, Oh großer Forengott. Das Prinzip würde verstanden ;D

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