Sehnenbacking

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schnabelkanne
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Sehnenbacking

Beitrag von schnabelkanne » 28.08.2017, 10:15

Servus,
möcht mich erstmalig an einem Sehnenbacking versuchen und habe die tolle Anleitung hier gelesen,
ein paar Fragen konnte ich aber noch nicht klären - bin sicher ihr könnt mir weiterhelfen.

1. getrocknete Sehnen auslösen? - besser die Sehnen anfeuchten oder im trockenen Zustand klopfen und ausfasern?

2. wie heiss soll der Hautleim für das Sehnenbacking sein? hab hier 40 Grad und 50 Grad gelesen?

3. für die Endbehandlung reicht es aus, wenn ich das Backing mit Leinölfirnis versiegle?

danke u. lg Thomas
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kra
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von kra » 28.08.2017, 10:38

1. Nicht anfeuchten sondern trocken klopfen und auffasern
2. Allerhöchstens 60°C, besser etwas niedriger (so heiß, das du noch reinfassen kannst)
3. Leinölfirnis geht, besser aber ist es, auf die geglättete Sehnenoberfläche eine dünne Rohhaut aufzukleben und die dann mit Leinöl zu versiegeln.

Zu 2. bei mehr als 60° "schnurpselt" die Sehen in Leim ein und ist nicht mehr verwendbar. Wenn der Sehnenbelag dann durchgetrocknet ist (>>4 Wochen) kann er aber Temperaturen >60° schadlos überstehen, zumindest kurzfristig (hab es nur kurz probiert).
“Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.”
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Markus
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Markus » 28.08.2017, 11:02

Kleiner Tipp / Bitte: verlinke doch die "tolle Anleitung", damit der nächste Suchende gleich noch mehr Infos findet.
Danke und Gruß,
Markus

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Neumi
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Neumi » 28.08.2017, 11:32

Moin, da würde ich doch glatt zu Punkt1 auch noch was fragen wollen: Macht es Sinn die Sehnen im Backofen bei Umluft und niedrigster Stufe (iss bei mir so ca. 40° C) noch etwas "knackiger" zu trocknen (kochlöffel in die Tür gesteckt, damit die Feuchte raus kann - wir trocknen unser gesammelten Pilze so). Ich hab bei meinen Sehnen den Eindruck, dass die zwar trocken sind, aber noch zu zäh.
Danke - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Onkel Tom » 28.08.2017, 11:38

Gegenfrage: Wenn die Sehnen im Ofen wirklich staubtrocken werden, besteht da nicht die Gefahr, dass die brüchig / bröselig werden?
Kaum macht man es richtig, schon funktioniert es.

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Hieronymus
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Hieronymus » 28.08.2017, 12:18

Neumi hat geschrieben:Macht es Sinn die Sehnen im Backofen bei Umluft und niedrigster Stufe (iss bei mir so ca. 40° C) noch etwas "knackiger" zu trocknen


Nein! Die Gefahr , dass sie übertrocknen und brechen ist zu groß. Ich habe meine Frische Straussensehnen über dem Heizkessel im Keller aufgehangen und die waren in 3 Tagen trocken und das reicht völlig aus.

schnabelkanne hat geschrieben:wie heiss soll der Hautleim für das Sehnenbacking sein? hab hier 40 Grad und 50 Grad gelesen?


Bei über 55° C ziehen sich die Sehnen zu gummiartigen Stränge zusammen und sind nicht mehr zu gebrauchen. Ein Fleischthermometer ist da sehr hilfreich, um die Temperatur im Auge zu behalten. Genauso wichtig finde ich die Umgebungstemperatur, damit der Hautleim nicht so schnell geliert. Dann hatt man mehr Zeit die Sehnen aufzubringen und alles geht etwas entspannter ab. Das erreicht man mit Heizung hochdrehen, Heizlüfter aufstellen und die Badehose nicht vergessen anzuziehen ;D .

schnabelkanne hat geschrieben:getrocknete Sehnen auslösen? - besser die Sehnen anfeuchten oder im trockenen Zustand klopfen und ausfasern?


Auf jedenfall im trockenen Zustand auffasern. Ich habe es auf einem Amboss und einem Schonhammer gemacht, damit die Fasern nicht beschädigt werden. Es geht natürlich auch ein normaler Hammer, allerdings sollte er keinen Krat oder scharfen Kanten haben.

Auf jedenfall bewehrt hat sich das Einweichen der Faserbündel(Wasser mit Spüli) und danch abspülen unter dem laufenden Wasserhahn. Da haben sich die Fasern schon ausgerichtet und ich braucht nur noch das Wasser mit zwei Finger auszustreichen, bevor ich das Bündel in den Leim getaucht habe.

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Hieronymus » 28.08.2017, 12:32

@Thomas welche Sehnen willst du verwenden? Wie groß wird dein Bogen?

Ich habe hier noch 9 Hierschsehnen liegen , die ich nicht brauche.Ich würde sie dir für 21€ mit Versandt überlassen. Das sind 1,90€ das Stück. ich habe 3,90€ das Stück bezahlt.
DSC01014.JPG


siehe hier:
http://www.pfeilschaft.de/epages/61791781.sf/de_AT/?ObjectPath=/Shops/61791781/Products/%22Hirschsehne%2018%20-%2025%20cm%22

Gruß Markus
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von kra » 28.08.2017, 13:24

Neumi hat geschrieben:Moin, da würde ich doch glatt zu Punkt1 auch noch was fragen wollen: Macht es Sinn die Sehnen im Backofen bei Umluft und niedrigster Stufe (iss bei mir so ca. 40° C) noch etwas "knackiger" zu trocknen (kochlöffel in die Tür gesteckt, damit die Feuchte raus kann - wir trocknen unser gesammelten Pilze so). Ich hab bei meinen Sehnen den Eindruck, dass die zwar trocken sind, aber noch zu zäh.
Danke - Neumi

Nö, laß das mal ;) die Sehnen sind im getrockneten Zustand eher zäh-hart als knochenhart, das ist schon die richtige Konsistenz.

Btw, zu zäh geht nicht ;D
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Neumi » 28.08.2017, 14:17

Gut, danke. Andere Frage noch: wenn man auf den Sehnen anfängt rumzuklopfen löst sich so eine Art Hülle ab (die Sehnenscheide?). Die Hülle sieht unbrauchbar aus (ohne Fasern), ist das korrekt? Meine Sehnen sehen aus wie auf dem Foto von Hieronymus.
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von kra » 28.08.2017, 15:09

Korrekt, diese Hülle und Sehnenscheiden kannst zwar zum Leimkochen verwenden, nicht aber zum Belegen eines Bogens.
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von schnabelkanne » 28.08.2017, 15:11

Danke für eure raschen Antworten, das Forum ist echt toll - falls ich es noch nicht gesagt habe.
Die Sehnen hab ich schon bestellt, bei meinen Lieblingsshop in Graz - ich möchte damit einen kurzen Osage Bogen, den ich etwas vermurkst habe retten.
Hier noch der LInk zur Anleitung von Snake-Jo
http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=65&t=15297&hilit=Sehnenbacking
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von killerkarpfen » 28.08.2017, 19:22

Ich tät mir das aufklopfen von den Sehnen nicht an. Da gibt es im Netz einige Anbieter die Sehnen bündelweise zu unschlagbaren Preisen verkaufen. Das bringt man auf Anhieb nicht so ohne weiteres hin ohne massenhaft Ausschuss zu produzieren.
Gerade für einen Bogen braucht es schon einiges.
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von kra » 28.08.2017, 19:32

ich bin der Meinung, jeder der einen sehnenbelegten Bogen bauen will sollte zumindest einmal selber die Sehnen aufgedröselt haben, alleine schon um zu wissen, wieviel Arbeit das ist ::) , genau wie jeder, der mit Hautleim arbeitet einmal selber den Leim aus Haut- und Sehnenresten geköchelt haben sollte >:) .

Und was nicht zu unterschätzen ist, wenn du die Sehnen selber vorbereitest kannst du sie so fein aufdröseln wie du willst. Bei fertig aufgefaserten wird es da schwieriger und der Ausschuß unkalkulierbarer.
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von Snake-Jo » 28.08.2017, 20:16

Doch, das Klopfen und Auseinanderzerren der Sehnen geht mit viel Übung sehr gut und macht auch irgendwie Spaß-
ich sehe das wie kra. ;)
Nach dem 10. belegten Bogen und gefühlten -zig Sehnenbündeln wird alles zur Routine.

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killerkarpfen
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Re: Sehnenbacking

Beitrag von killerkarpfen » 28.08.2017, 20:17

kra hat geschrieben:ich bin der Meinung, jeder der einen sehnenbelegten Bogen bauen will sollte zumindest einmal selber die Sehnen aufgedröselt haben

Ok

Und was nicht zu unterschätzen ist, wenn du die Sehnen selber vorbereitest kannst du sie so fein aufdröseln wie du willst. Bei fertig aufgefaserten wird es da schwieriger und der Ausschuß unkalkulierbarer.

Das versteh ich nicht. Die Sehnenbündel die ich meine sind gebrauchsfertig und von bester Qualität. Da gibt es keinen Ausschuss mehr.

Ja und dabei. So zum üben sind Straussensehnen aus dem Petshop gut und billig. Die gehen auch für einfache Wicklungen an Pfeil uñd Bogen.
Nur nicht als Backing !!!
Eppur si muove

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