Esche extrem Knitteranfällig?

[schnabelkanne]

Servus,
da meine letzten Versuche mit Esche, sowohl beim Flachbogen als auch beim stabförmigen Bogen mit Knitter am Bauch geendet haben, muss ich mal nachfragen ob ihr auch diese Erfahrungen mit Esche macht oder ob es an mir liegt oder ev. am Holz (schlechte Holzqualität).
Die von mir selber gefällten Bäume hatten doch etwas dünnere Jahresringe, so um die 3 bis 4 mm, das Verhältnis von Früh zu Spätholz war aber ganz gut. Die gebauten Bögen waren auch nicht zu stark, so etwa um die 40#.
Bin nun etwas verzweifelt, da mein Holzlager zum Grossteil aus Esche besteht, mit Osage habe ich nie Probleme mit Knitter am Bauch.
Wie ist eure Erfahrung mit Esche - ist sie wirklich so empfindlich auf Knitter?

lg Thomas

[Rotzeklotz]

Kann ich so nicht bestätigen. Ich habe bis jetzt gut 15-20 Bögen aus Esche gebaut und nie Probleme mit Knitter gehabt (waren bis auf einen ELB alles Flachbögen, in der Regel vollpyramidial oder 2/3 pyramidial angelegt).Zuggewichte lagen meist auch so zwischen 35 und 40lbs.
Manchmal steckt man auch nicht drinne. Neulich hatte ich ne Robinie, die mir bei gutem Tiller, gutem Früh-Spätholz-Verhältnis und moderatem Zuggewicht (30lbs) über die ganze Länge weggeknittert ist...

[Squid (✝)]

Schlechtes Holz. Esche hat die vermutlich weiteste Qualitätsspanne unter allen bogentauglichen Hölzern.
40 Pfund sollten in beiden Bogenformen eigentlich kein Problem darstellen, beim Flachbogen "Genügt" gute Esche, beim ELB-Typus sollte es sehr gute Esche sein.
3-4 mm ist eigentlich optimal für Jahresringe, über 5 mm wird das Holz gerne mal schwammig und weich. Unter 2 mm ist die Bearbeitung einfach Schei***.

Kommt die Esche in deinem Holzlager aus der gleichen Quelle? Das wäre nämlich dann eher doof...

[Ravenheart]

Ja, Holzqualität! Die ideale Esche hat Ringdicken von 4 - 6 mm mit max 20% Frühholz und im Spätholz min 50% hochfestes Spätholz. Das Holz ist zudem im Längsanschnitt speckig glänzend und nicht matt, die Poren sind klein.

Aber selbst wenn all das erfüllt ist, KANN sie zum Knittern neigen! Und manchmal sind weniger perfekte Stücke unglaublich stabil. Man entwickelt mit der Zeit auch ein Gefühl dafür.

Einziger Trost: Auch Eschebogen mit Knitter auf der gesamten Bauchseite können noch jahrelang ihren Dienst tun! Sie entwickeln zwar tüchtig Set, aber sie brechen nicht so leicht...

Rabe

[Neumi]

...Esche hat die vermutlich weiteste Qualitätsspanne unter allen bogentauglichen Hölzern...

Moin, so wird das wohl sein. Ich hatte vor kurzem einen 80er Flachbogen gebaut ohne Knitter.
Schon länger her einen 55er Flachbogen und der hat sehr früh geknittert (obwohl der Bogen relativ breit und recht dünn war).
Und beide Stücke hatten in etwa gleich starke Ringe mit ähnlichem Früh-Spätholz-Verhältnis.
Aber Esche ist hervorragend für Backings geeignet und ein Super-Pfeilholz mit oft relativ geringem Spine und kann dünn gebaut werden.
Grüße - Neumi

[schnabelkanne]

Servus,
danke für die guten Erklärungen. Ja leider kommt mein Eschelager aus der gleichen regionalen Quelle.
Der Knitter am Bauch ist nur minimal und ja die Bögen schiessen trotzdem.
Aber wenn ich einen Bogen aus Osage baue ist nie Knitter am Bauch egal wie schlecht der Tiller ist, leider ist Osage halt nicht regional bei mir verfügbar.

Jedoch wie Neumi bemerkte ist Esche sehr zugtolerant und für Backings gut geeignet.
lg Thomas

[Ravenheart]

Welche Querschnitt-Form und -Dimension haben denn Deine (beschädigten) Bogen?
Vielleicht hast Du für DAS Holz ja noch nicht den richtigen "How" gefunden?

Rabe

[schnabelkanne]

Esche knittert bei mir sowohl beim Fachbogen (4 cm Breit) als auch bei Stabförmigen (3x2 cm im Griff). Die Bögen sind alle mind. 176 cm lang und haben nicht mehr als 40#. Trapping hab ich auch schon versucht und auch mit stehenden Ringen......
Die Holzqualität ist vermutlich nicht gut, weis nur nicht wie man gute Esche erkennt?
Lg Thomas

[fatz]

weis nur nicht wie man gute Esche erkennt?

Daran, dass sie bauchseitig keine von diesen kleinen Falten hat

[Neumi]

Tach, die Holzdichte ist ein Hinweis. Also mal ein Stück darrtrocknen und schauen wie hoch die Dichte ist - je dichter, desto besser. Außerdem ist der Standort ein Indiz - Nordhänge absuchen.
Und ansonsten mit dem "schlechten Holz" Pfeile bauen
Grüße - Neumi

[schnabelkanne]

@ Neumi - Darrtrocknen ist mir ein Begriff - solange ins Rohr bei ungef. 100 Grad bis kein Gewichtsverlust mehr eintritt,
- Dichte bestimmen? gibt es da einen einfachere Methode als mit der Formel Masse/Volumen?

lg Thomas

[fatz]

Masse kannst wiegen. Volumen kriegst durch untertauchen in Messgefaess. Einfacher geht ned

[Neumi]

Tach und mal wieder fast vergessen: Wenn Du das Holz schon hast, dann mach doch einen Standard-Bruchtest.
Grüße - Neumi

[Grombard]

Ich habe mit Esche nie Probleme.
Die funktioniert super, wenn man die in 1-3mm starke Streifen schneidet und zwischen 2 Lagen Glas packt.

[schnabelkanne]

Servus,
hab nun von 10 Eschenstaves jeweils ein kleines Stück an den Stirnseiten abgesägt und getrocknet.

Die Dichtebestimmung ergab Werte zw. 0,73 bis 0,80 also relativ einheitlich.

Optisch erscheint mir das Stück Nr. 9 am besten.
Rinde, Bast und Kernholz hab ich für den Test entfernt.
Um ganz exakte Messerte zu bekommen müsste man grössere Stücke nehmen, dafür habe ich aber kein passendes Messglas.
Fazit: bin nun so schlau wie vorher, bleibt wohl nur der Bruchtest.


lg Thomas