Hollundervorkommen entdeckt!

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Sateless
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Sateless » 14.01.2019, 09:23

Meine 10Pf dazu sind folgendes:
Ja, Holunder ist drucktolerant. Das ist toll!

Das funzt dann auch als Selfbow! Nur weil das Holz Druck abkann, heißt das nicht, dass es auf Zug Mist wäre.

Ein Hanfbacking ist so ziemlich das fieseste, was du jedem Holzbauch antun kannst. Das Zeug streckt sich nicht. Also wird der Bauch den Löwenanteil von der Biegung als Stauchung wegstecken müssen. Keine Optimalidee.

Hanf auf Holunder funzt gelegentlich, aber nicht weil das eine Traumkombi ist, sondern weil Holly eins der wenigen Hölzer ist, dass das überhaupt überleben kann... Und das geht öfter schief, als dass es klappt. Da ärgert sich aber keiner drüber, der es baut, da es eh meist schon der Rettungsversuch für einen anderweitig bereits verkorksten Bogen ist, den man bereits abgeschrieben hatte.

Decrowning... ist eine tolle Sache, wenn man es denn kann. Nötig ist es fast nie! Im Forum hier herrscht da Konsens, dass man es lieber vermeiden sollte, weil man damit sehr leicht den ganzen Rohling ruiniert und fast nie einen Vorteil davon hat.

Der Markkanal sollte generell möglichst außerhalb des Bogens liegen. Wenn du so planst, dass der Markkanal im Bogen liegt, wirkt das auf mich, als sei der Rohling zu dünn.

66" R/D geht prinzipiell... aber dann lieber als Vollholzlaminatbogen. Und das ist dann echter Aufwand und fordernd obendrein. Das kann einen echt tollen Bogen ergeben, dennoch gehst du damit einen riskanteren weg, als mit einem Stabbogen/Holmi*. Ganz besonders, wenn du unbefleckt an den Bogenbau herangehst.
Schau auch mal nach "Hollow Limb Design" ... das wirkt auf mich, als sei dies eine tolle Methode um mit dem Markkanal umzugehen. Und die Frage ist auch, wieviel Auszugslänge willst du aus den 66" rausholen? 24" wird sicher einfacher als 34".
Wenn es unbedingt ein R/D Bogen werden soll, wäre es auch eine Option einfach drei 5mm dicke Hickorybackings zu kaufen, und diese dann zu verleimen. Das ist sicher schon haarig genug...

Jedenfalls... Glückwunsch zum entdeckten Hollyhein und viel Spaß beim schnitzen! :)


*Holmegaardbogen bitte nicht mit Möllegabetbogen verwechseln. Der Mölle hat betonte schmale Wurfarmenden -> "Nadeln", der Holmi nur ganz sachte angedeutete. Riesenunterschied.
Zuletzt geändert von Sateless am 14.01.2019, 10:21, insgesamt 1-mal geändert.
Ich schreibe ohne Autokorrektur lesenswerter. Du etwa auch?
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Ravenheart
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Ravenheart » 14.01.2019, 09:45

@Artus:

Ich kann Dich gut verstehen!
Wenn man mit dem Bogenbau anfängt, hat man entweder Bilder von glaslaminierten "Industriebogen" oder High-End-Holzbogen im Kopf: "So was will ich auch!!"

Aber so leid es mir tut: fatz hat leider Recht, (auch wenn er @fatz! mal an seiner Ausdrucksweise "arbeiten" könnte... ;D )...!

Ich versuch's Dir mit einem Beispiel klar zu machen:
Wenn Du mit Turnen beginnst, und noch völlig untrainiert bist, sollte man mit Handstand und Purzelbaum beginnen! Wer gleich als erstes nen dreifachen Salto versucht, lernt höchstens, wie weh ein Knochenbruch tut.

Tillern ist schon bei einem geraden Stave für Anfänger so schwierig, dass der Erfolg allenfalls bei 50% liegt - eher niedriger!
Und Decrowning, Backing, das sind alles Arbeiten für Fortgeschrittene mit VIEL Erfahrung!
Man muss dabei nämlich GENAU wissen, WAS man tut, WARUM und WIE! Sonst baut man nur zusätzlich Schwachpunkte und Fehlerquellen ein.

Der richte Weg für Anfänger ist, sich vom HOLZ das Design vorgeben zu lassen, also DEN Bogen im Holz zu finden.
Um dafür ein Gefühl zu bekommen, muss man schon 30 oder mehr Bogen erfolgreich gebaut haben. UND mindestens so viele ERFOLGLOS!

Dann, wenn man für die SCHWÄCHEN eines Staves ein Auge bzw. ein Gefühl hat, DANN macht es Sinn sich damit zu befassen, was man tun kann, um diese Schachpunkte GEZIELT und SINNVOLL auszugleichen, wenn ein Holz es ERFORDERT.
Dem Holz ein Desing "aufzuzwingen" weil man unbedingt einen Bogen vom Typ X bauen will, ist wirklich "HIGH-END" des Bogenbaus und beginnt DENNOCH auch schon erst mal mit der richtigen AUSWAHL eines Staves, der für DAS Design quasi schon "vorprogrammiert" ist..
Und DANN ergänzt man die vorhandenen Merkmale durch Hilfsmittel wie Decrowning und/oder Backing, so dass es passt...
PASST ist dabei das einscheidende Wort.

Daher kann auch ich Dich nur "belehren" äääh Dir nur RATEN:
Schraube für den Anfang Deine Ansprüche zurück und lerne erst mal die Grundlagen. Und dann schauen wir weiter...

:) ;)

Rabe

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Hieronymus
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Hieronymus » 14.01.2019, 10:00

Es wurde bereits das meiste gesagt. Ich kann nur noch ergänzen, dass ich bereits zwei Mal probiert habe ein Bambusbacking auf Holunder zu kleben. Beide Male ist der Holunder darunter kollabiert, obwohl ich schon einige Selfbows aus Holunder gebaut habe!!

Gruß Markus
«Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, daß das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.»
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Artus » 14.01.2019, 21:42

Ich gebe euch uneingeschränkt recht, das sicherste ist immer noch das absolut beste Holz zu nehmen, das man kriegen kann.
Muss aber dazusagen, dass ich irgendwie ein Backingfan geworden bin. Ich habe immer die größte Freude, wenn durch ein Backing ein zweifelhafter Stave zu einem Bogen wird. Habe da auch schon ein paar Experimente gemacht. Das letzte ging leider in die Hose viewtopic.php?t=30518

Werde jetzt erst einmal einen Stave schneiden, dann seh ich weiter. Komme aber wahrscheinlich erst in zwei Wochen dazu. Danke erstmal für eure Tipps!

Edit: habe eure weiteren Beiträge erst jetzt gesehen. Dazu möchte ich nur sagen, ich bin kein Anfänger mehr, sondern ein Wiedereinsteiger. Habe, seit ich wieder angefangen habe, einen Meare-Heath aus Esche gebaut. Der ist recht gut geworden und das war auch eher ein krummer Stave. Der musste sogar seitlich korrigiert werden, um die Sehne in die Mitte zu bringen. Leider hab ich in verschenkt, bevor ich ein Foto machen konnte.
Trotzdem bin ich etwas aus der Übung, das ist klar. Und ein Teil des Wissens, das ich mir angeeignet habe ist mir nicht mehr ganz so präsent.
Bin aber zuversichtlich, dass ich so einen Bogen hinbekomme.

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Snake-Jo » 15.01.2019, 08:13

Artus hat geschrieben:
14.01.2019, 21:42
Ich gebe euch uneingeschränkt recht, das sicherste ist immer noch das absolut beste Holz zu nehmen, das man kriegen kann.
Muss aber dazusagen, dass ich irgendwie ein Backingfan geworden bin. Ich habe immer die größte Freude, wenn durch ein Backing ein zweifelhafter Stave zu einem Bogen wird.
@Artus:
Ohne Zweifel: Das wäre eine Option. Ich überlege mir aber immer erst, ob sich ein Backing lohnt. Der Bogen muss einige Auszugsversuche an der Tillerwand mit Rolle auf die gedachte Ausugslänge aushalten und dann wäre für einen lange haltbaren Bogen ein Backing angesagt. :) Eventuell sogar nur mit einer sehr starken Rohhaut (Hirsch, Ziege).

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Artus » 15.01.2019, 10:07

Du bist aber ein ungläubiger Thomas ;)
Da bin ich wesentlich experimentierfreudiger.

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Snake-Jo » 15.01.2019, 13:58

WC (=wohl kaum) ::)

Ich habe die Experimentierphase längst hinter mir. Daraus resultierten über 160 experimentelle Bögen. 8)
Du kannst dir vorstellen, dass da alles mit dabei war, vom Snakey über Butanbogen, Skythe bis Hunne, Indianerbogen mit und ohne Sehnenbelag, alle Holzsorten, die ich erwischen konnte. Uuund: auch mal diverse Backings auf nicht so guten Bögen. :'(

Beste Grüße,
Jo

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Markus » 15.01.2019, 14:28

Hihi - man kann dem Snake-Jo vermutlich einiges nachsagen. ::)

Aber nicht-vorhandene-Experimentierfreudigkeit beim Bogenbau ganz sicher nicht. ;D ;D

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Sateless » 15.01.2019, 15:10

Schön. Also Artus, ich freu mich einfach mal auf die experimentellen Bögen, die du uns hoffentlich in möglichst naher Zukunft zeigen magst. Viel Erfolg dabei.
Dennoch werd ich mich denen anschließen, die Snake-Jo für experimentierfreudiger als den Durchschnitt halten. Wenn du das noch toppen magst, nur zu!
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Artus » 15.01.2019, 22:30

Oh sry, das ist jetzt falsch rübergekommen. Sollte ein Spaß sein, schließlich kenne ich die Arbeit von Snake-Jo. Kann mich erinnern dass ich das damals, als ich noch mehr im Forum unterwegs war, mitverfolgt habe.
Da möchte ich keine Konkurrenz machen.
Nichts für Ungut!

Was anderes: Beim Surfen bin ich über Rattanrohlinge gestolpert. Ihr habt sicher nicht unrecht, dass das eine oder andere Übungsprojekt nicht schaden könnte. Da wäre doch ein R/D aus ungeschältem Rattan nicht schlecht. Da kann ich an einem homogenen Material, wo nicht viel schiefgehen kann, testen, ob ich dem gewachsen bin. Und sowas ist ja schnell zugesägt (hab eine Bandsäge)

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Ravenheart » 16.01.2019, 09:54

Rattan ergibt hervorragende Kinderbogen, weil fast unkaputtbar!
Aber auch erstaunlich schnelle Reiterbogen im Zuggewichtsbereich um die 50 - 60#...

Rabe

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von schnabelkanne » 16.01.2019, 12:59

Wenn du unbedingt ein Backing machen willst dann kann ich dir z.B. auch Hainbuche empfehlen, die geht ohne Backing fast nicht da immer der Rücken aufgrund der Spanrückigkeit versagt, oder auch Osage bei dem die Ringe sehr dünn sind ist für ein Backing dankbar.
lg Thomas
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Artus » 17.01.2019, 22:10

Ich hatte ja mal einen Manaubogen angefangen. Leider gab’s da beim Dämpfen einen kleinen Unfall, bei dem ich nicht nur fast die Küche in Brand gesteckt, sondern auch das Ceranfeld und den Bogen ruiniert habe. Ich glaube da muss ich nochmal ran!

Für mich ist es gerade bemerkenswert oder vielleicht täusche ich mich auch nur, aber mir kommt vor, dass früher mehr mit Backings gearbeitet wurde. Auch die Autoren der TBB scheinen Backingfans gewesen zu sein. Nur jetzt habe ich den Eindruck, eine großer Teil hier macht nur mehr ein Backing drauf , wenn‘s unbedingt sein muss.
Mein eingangs erwähnter Gedanke war einfach, dass der gewölbte Rücken eines dünnen Hollunderastes sich vielleicht über ein Backing freut bzw sich die Haltbarkeit erhöht. Aber wenn ihr sagt, meine Sorgen sind unbegründet, dann lass‘ ich es bleiben.

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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von schnabelkanne » 17.01.2019, 23:10

Servus, das einzige Holz dass m. W. unbedingt ein Backing braucht ist wie gesagt Hainbuche, bei allen anderen Hölzern ist wenn der Rückenring in Ordnung ist kein Backing erforderlich. Hölzer die nicht so drucktolerant sind wie z.B. Hasel und Esche sind völlig ungeeignet dafür. Wenn du ein Backing machen willst dann könntest du ja mal probieren mit Sehne zu arbeiten, da kommt dann auch ein leichter Reflex rein - Osage verträgt das sehr gut, bei Holler müsste es auch gehen, hab ich aber noch nicht probiert.

lg Thomas
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Re: Hollundervorkommen entdeckt!

Beitrag von Ravenheart » 18.01.2019, 10:50

Mir fiele da auch noch Wacholder ein, auf dem sich ein dünnes Rohhautbacking empfiehlt...

Rabe

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