Fletchers-Corner

Hey Bogenbiegergemeinde,

ich habe einen schönen Schwarznuss-Möllegabet Bogen gebaut....lief alles wunderbar.....bis ich nach den ersten 50 Pfeilen plötzlich am unteren Wurfarm Stauchrisse im Mittelbereich bildeten. Ein langer 4 cm langer Riss und ein paar kleine unter 1 cm.
Habe dann den Bogen etwas getillert und versucht die einseitige Belastung am Unterarm auszugleichen...jetzt hab ich das gewünschte Zuggewicht von 40 Pfund erreicht und der Bogen ist gut getillert. Allerdings sehe ich immer noch die Stauchrisse von vorher und konnte sie auch nicht vorsichtig rausschmiergeln....Ich habe auch ein komplettes Rohhautbacking zur Sicherheit auf den Bogen geleimt....

Jetzt die Frage:
Kann man die Stauchrisse einfach belassen oder stellen die eine Gefahr dar? Wenn nicht wie kann ich sie behandeln?

Danke schonmal

Hi,
Stauchrisse kann man nicht rausschleifen, ohne den Bogen vermutlich in einen Kinderbogen umzarbeiten. Es sind kollabierte Zellen. Mit dem Schleifen schwächt man die Stelle also umso mehr.

Man kann versuchen, ein Holzplaster bauchseitig aufzubringen, aber das muss man können und viele Bogen schießen trotz Stauchrisse lange und gut.

Wenn der Tiller allerdings nicht passt, weißt Du warum sie gekommen sind.

Gruß

Das was Haitha schreibt...
Ich habe schon Stauchrisse entfernt, indem ich den Bogen massiv geschwächt habe und dann quasi neu getillert - das ging aber massiv aufs Zuggewicht, min. 20 Pfund purzeln da i.d.R. schon. Ansonsten damit leben. Wenn es nicht ein massiver Stauchriss ist, der durch einen Tillerfehler entstanden ist, sondern sich die Risse mehr über den Bogen verteilen, kann man damit doch lange schießen.
Ein Rohhautbacking zur "Sicherheit" ist m.M. übrigens ne schlechte Idee - die Stauchrisse entstehen ja, weil der Bogenbauch überlastet ist. Stärkst du nun den Rücken, verschärfst du das Problem noch. Das Backing verhindet höchstens, das dir die Teile beim Bruch um die Ohren fliegen...

Jo, das ist wirklich verlockend stauchrisse zu entfernen, wie ne Wunde die juckt. Nicht kratzen! Da ich viel Hasel verarbeite und noch viel lernen muss gehören Stauchrisse zu meinem Bogenbaualltag. Bei nem 4cm breiten Stauchriss würde ich vermutlich das Teil abhaken. Wenn er noch schießt ist gut. Aber jetzt zum Beispiel nen Satz passende Pfeile für solch einen Bogen zu bauen, da wäre mir einfach die Zeit zu schade. Wer weiß wie lange der Leistung bringt. Deshalb betrachte ich Holz mit Stauchrissen als untauglich oder schlecht bearbeitet, je nachdem wann und wo die Dinger auftreten und gebe es einfach auf. Next!

Bin zwar auch nicht sooo erfahren aber ich kenne das Problem auch noch aus meiner Grünschnabelzeit. Hab viel mit Hasel gebaut und zwischendurch mit Esche. Ich hatte ein Problem mit der Geduld. Will heißen...viel zu schnell gearbeitet und teilweise auch nicht richtig gepumpt. Da tillert man sich schnell Macken und Schwachstellen rein. Dazu kommt dann noch dass man schnell die Pfeile fliegen lassen will und den Bogen vielleicht schon beim einschießen zu sehr beansprucht. Die Risse sind dann eben die Folge daraus. Einer von meinen ersten Flitzen hat dann noch ne zeit lang geschossen und der Rest ging in die Feuerschale. Ist schade aber mach n hacken dran.

LG

ParaCELLsus hat geschrieben: ↑

06.09.2021, 18:31

Wenn nicht wie kann ich sie behandeln?

Das einzige was wirklich hilft, ist den Groessten ganz exakt mit der Saege nachschneiden... ganz durch. Die andern werden nimmer groesser.
Im Ernst: So lassen und Schiessen bis er aufgibt. Beim Naechsten sauber arbeiten.

Besten Dank euch allen für die hilfreichen Tipps....
Sagt mal wenn so ein Holzpflaster ne Idee ist dem Bogen längeres Leben zu verschaffen? WIe gehe ich bei so einem Pflaster vor?

Hier ein Bild der Stauchrisse

CAVE: Reine Literaturkenntnisse, keine praktische Erfahrung!

Also... in der Bogenbauerbibel (Band 3, Kap. Probleme vermeiden/lösen) beschrieb Comstock, den Bereich der garstigen Stauchrisse nach McPherson (vielleicht kann hier jemand Bilder urheberrechtskonform einstellen?) über die gesamte Breite sehr stumpf keilförmig auszusägen/-raspeln/-schleifen und ein passend zurechtgeformtes Pflaster (bei gleicher Holzqualität auf etwas mehr Fleisch achten!) mit was auch immer bündig einzukleben.
Nach ausreichender Trocknung zurechtschleifen, Wicklung drum, kurze Lebensdauerverlängerung genießen.
Tiller beachten hätte ich mir fast zu schreiben gespart, ich schrieb es mal dennoch.

Oder ähnlich hilfreich aber einfacher: Epoxy reinföhnen, Wicklung drum, nächsten Bogen angehen.

Wie schon zu Anfang geschrieben: Nur Literaturkenntnisse!

Was wäre denn wenn ich ein Kirschholzfacing auf beide WAs leime oder mit einem Hornpflaster drangehe?

Hast du Mal Bilder vom Bogen und Tiller, auch vor der Korrektur?

Meiner eigenen Erfahrung nach ist Stauchriß Reparatur sinnlos. Komplettes Facing könnte gehen, aber willst Du Dir die Mühe machen?

Viele Grüße, Uranus

Stell ich mir ziemlich frickelig vor, bei nem Mölle die Biegezonen mit nem Facing zu versehen. Wie gestaltest du dann die Übergänge zum Griff und an den Tips? Habe keine Erfahrung damit, daher nur so ins Blaue: Bau den nächsten, dann ohne Schwachstelle. Du kannst den ja in die Ecke stellen und wenn du irgendwann mal ganz viel Zeit hast, priobiers einfach aus und berichte.

VG Klaus