Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

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Stefan73
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Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von Stefan73 » 15.06.2023, 15:12

Hallo :)

Heute habe ich eine eher grundsätzliche Frage. Nämlich arbeite ich nebenher in einer Drogentherapie-Einrichtung. Ich habe länger schon auf der Idee herumgekaut, hier eine Art von Bogenbau-Gruppe aufzumachen. Gestern habe ich das Thema bei der Leitung angesprochen - und man scheint interessiert.

Jetzt brauche ich ein Konzept - und wollte Euch gerne mal fragen, wie Ihr das Eine oder das Andere seht.

Vorweg: Es geht nicht um einen Bogenbau-Kurs mit dem Anspruch, perfekte Ergebnisse zu liefern. Ich bin selber kein Profi. Mein Ziel ist es, den Jungs eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten mit allen geistigen Vorteilen, die das Bogenbauen und Schießen mit sich bringen. Und Spaß sollte es bringen, möglichst. Ich halte das alles für therapeutisch sehr wertvoll.

Grundsätzlich hatte ich, wenigstens für den Anfang, an laminierte Bögen gedacht - Bambusbacking mit verschiedenen Hölzern drunter. Es gibt hier eine Bandsäge. Dazu die Frage: Haltet Ihr das für sinnvoll, ist das machbar für einen Anfänger? Ich habe noch keinen laminierten Bogen gebaut, denke aber, ein solcher Rohling dürfte ein Stück weit berechenbarer sein als ein rein natürlicher Rohling. Bin ich auf dem Holzweg?

Oder muss ich auf Rattan gehen? Klingt für mich sehr wenig verlockend...

Material: Was würdet Ihr als Grundausstattung anschaffen für fünf bis sieben Leute? Zwei, drei Ziehmesser, einen Stapel Ziehklingen, eine Raspel und eine Feile für jeden - müsste doch eigentlich langen. Sehnenmaterial, Kleber, Finish, Pfeilbaumaterialien sind klar.

Also: sehr frühes Stadium des Projektes, und es ist auch noch nicht sicher, dass ich es machen kann. Aber Eure Gedanken zum Thema würden mich schon sehr interessieren.

Viele Grüße!

Doughal
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von Doughal » 15.06.2023, 16:22

Das selbe Thema hatte ich ich letztes mit meiner Frau :D. Sie arbeitet in einer Einrichtung für substituierte mit beikonsum.
Ich finde das Thema sehr spannend und wäre sehr daran interessiert (falls eine Gruppe zustande kommt) das du vielleicht deine Erfahrungen dann hier teilen würdest.
Grüße,
Daniel

Doughal
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von Doughal » 15.06.2023, 16:27

Sie meinte noch das es in der "Fachklinik Haus Aggerblick"
wohl mal so ein Angebot gab. Vielleicht kann man sich mit denen austauschen

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Spanmacher
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von Spanmacher » 15.06.2023, 17:49

Ich denke, dass Raspeln und Feilen genügen.
Zugmesser setzen Erfahrung voraus und sie sind durchaus dazu geeignet, sich ernsthaft zu verletzen.
Schleifpapier oder Schleifvlies brauchst Du noch.
Ein zu hohes Zuggewicht ist nichts anderes als Körperverletzung und verhindert darüber hinaus einen brauchbaren Trainingseffekt.

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von fatz » 15.06.2023, 18:08

Meiner Erfahrung nach kommen Anfaenger mit Schweifhobeln besser zurecht, da die Spannabnahme limitiert ist.
Haben ist besser als brauchen.

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apaloosa
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von apaloosa » 15.06.2023, 18:49

Hallo Stefan,
wenns denn soweit kommt würde ich erst mal Rattan nehmen um den Frust, wenns misslinkt (bei Rattan ja fast unmöglich), zu minimieren (vor allen Dingen Kosten). Wenn sie dann Blut geleckt haben kannst du ja mit Laminierten weiter machen.
Am Anfang so einfach wie möglich vorgehen.
Könnte mir vorstellen, dass Drogenabhängige einen hohen Frustfaktor haben, die Therapie alleine ist bestimmt nicht ohne.

VG
Harald

P.S.
Vorweg: Es geht nicht um einen Bogenbau-Kurs mit dem Anspruch, perfekte Ergebnisse zu liefern. Ich bin selber kein Profi. Mein Ziel ist es, den Jungs eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten mit allen geistigen Vorteilen, die das Bogenbauen und Schießen mit sich bringen. Und Spaß sollte es bringen, möglichst. Ich halte das alles für therapeutisch sehr wertvoll.
Deine Aussage solltest du mal genau lesen dann verstehst du was ich meine ;)

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Hieronymus
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von Hieronymus » 15.06.2023, 19:03

apaloosa hat geschrieben:
15.06.2023, 18:49
Am Anfang so einfach wie möglich vorgehen.
Könnte mir vorstellen, dass Drogenabhängige einen hohen Frustfaktor haben, die Therapie alleine ist bestimmt nicht ohne.
Ja das glaube ich auch...

Hasel wächst doch bestimmt um die Klinik und da darfst du bestimmt was ernten ;) Und warum nicht von dem ernten bis zum Bogen...Zeit haben sie ja genug. Vor allem lässt das erst mal die Kosten senken ;)
Einen laminierten direkt als erstes zu bauen, halte ich für keine gute Idee...vor allem wegen den Dämpfen von Klebern und so :-\

So einfach wie möglich und dann wird das bestimmt was

LG Markus
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Salvador Dalí

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von benzi » 16.06.2023, 00:00

Wenn es das Budget zulässt, dann würde ich mit Rattan beginnen.. da können tolle Bogen draus entstehen!
Hat sich bei mir in ähnlichen Projekten bestens bewährt... 😊
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von MrCanister123 » 16.06.2023, 09:16

Ich finde eigentlich auch Rattan optimal.
Stärkere Bögen >40# werden am Anfang eh nicht benötigt (Obwohl man das aus einem Rattan natürlich auch rausholen kann).
Aber wie oben schon geschrieben, wird dir das Rattangras zu 99% nicht zu Bruch gehen (sag niemals nie) und ist auch einfacher herzustellen.
Zudem sind auch (bei Bedarf) ratzfatz Recourves herzustellen und 20min später kann weitergearbeitet werden.

Hasel ist natürlich auch top, weil man ihn auch ernten kann und somit eine ganz andere Beziehung zu dem Bogen hat, da hat Markus auf jeden Fall Recht.
Hier ist halt der Nachteil, dass vorsichtiger getillert werden muss weil sonst Knautschrisse kommen.
Schaffa Schaffa

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fka
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von fka » 16.06.2023, 17:41

+1 für Rattan

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von Kemoauc » 17.06.2023, 01:31

Jupp, Rattan ist wohl das Material der Wahl.
Hab vorhin ne Mitmusikerin,die in ner ähnlichen Einrichtung am Bodensee arbeitet (hab mit ihr schon Hasel und Hartriegel verbaut,Rattan hatte sie auf nem Kurs) dazu kurz befragt. Kurze Antwort: "Rattan,alles andere ist zu schwierig für die Verpeilten..." ;)
Grüßle,Kemoauc
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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von martin w12 » 18.06.2023, 08:22

Dann ist ja auch noch der Zeitfaktor zu beachten. Wie lange sind denn die Leute in der Einrichtung und ab wann kann man sinvoll mit denen was anfangen?

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von donner » 19.06.2023, 09:28

Vieles spricht vielleicht fuer Ratan.
Bei Hasel muss ich selber in die Natur gehen, mir etwas aussuchen und dann das bearbeiten was ich mir selbst beschafft habe.
Mir selber sind solche Dinge wichtig, und wenn was nicht klappt liegt der Fehler bei mir.Mir liegt das besser als einen gekauften
Ratan zu bearbeiten.
Mit Hasel kommt meiner Meinung nach eher ein "Survival" Gefuehl auf.Kann auch wichtig sein§

Gruss Georg

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von benzi » 19.06.2023, 21:16

Bei Hasel ist die Frage wie die "Patienten" damit umgehen, wenn es nicht zum Erfolg führt... wenn mensch scheitert...
"Du hast den Verstand verloren, weißt Du das?" "Dafür hab ich ein Leben lang üben müssen"
(Peaceful Warrior, Film)

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Re: Bogenbaugruppe in der Drogenklinik

Beitrag von fatz » 19.06.2023, 22:31

Wenn du ihnen genuegend auf die Finger schaust, scheitert da ned so schnell was. Sollten dann halt ned mehr als 2 oder 3 sein.
Wenn Walldorfschueler das koennen....
Haben ist besser als brauchen.

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