Tillerbeurteilung

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Putzi2610!
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Tillerbeurteilung

Beitrag von Putzi2610! » 15.12.2023, 10:24

Moin, Moin!

Habe gerade meinen ersten Osage-Rohling unter dem Messer und wollte Euch um Beurteilung des Tillers bitten.

So Gott will, soll daraus ein Flachbogen mit einer Gesamtlänge von ca. 66 bis 67'', steifem Griff und kurzen, aber steilen Recurves werden.

Der Rohling ist derzeit noch ca. 71'' lang, hat ca. 5mm dicke Jahresringe mit einem sehr hohen Spätholzanteil und wiegt derzeit ca. 930g.
Der Griff ist mit ca. 15 cm verhältnismäßig lang ausgelegt, 2,5 cm schmal und 3,5 cm tief.
Das Design der Wurfarme ist halbpyramidal, von den FA an auf ca. 30 cm Länge nahezu gleichbleibend breit (45 auf 40 mm) und dann zu den Tips verjüngend auf ca. 12mm, das Ganze bei symmetrischer Bauweise.
Dickentaper derzeit 20 auf etwa 14 mm.

Bis hierhin habe ich aufgrund des anfänglich relativ großen Reflexes in beiden Wurfarmen den Tiller ausschließlich auf dem Boden bzw. im Schraubstock beurteilt.

Jetzt bin ich bei einer Standhöhe von ca. 5" angelangt und kann schwer einschätzen, wo bzw. wie ich weitermachen sollte.
20231214_163745.jpg
entspannt
20231212_160825.jpg
Standhöhe 5''
20231214_162134.jpg
Auszug 14''
Mei Ansatz wäre, zunächst beidseits in den Bereichen 10-14 etwas Material abzutragen, dann vor einer erneuten Erhöhung der Standhöhe den linken WA insgesamt noch etwas zu schwächen.
Die Beurteilung der Biegung in den ersten Wurfarmdritteln fällt mir schwer, links scheint insgesamt schon in Ordnung, aber noch etwas zu steif. Rechts erschwert der Ast im Bereich 6 die Beurteilung.

Wie sind Eure Meinungen zum Tiller?

Grüße,
Heiko
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schnabelkanne
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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von schnabelkanne » 15.12.2023, 14:22

Servus, ja rechts und links ab 11 Richtung WA-Enden ist er noch steif.
lg Thomas
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Doughal
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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Doughal » 15.12.2023, 14:35

Hallo, zum Tiller kann ich nix beitragen.
Aber ich hab da eine Frage zu der Breite der WA.
Da ich selber osage im Keller habe, ( muss aber noch trocknen) habe ich mich durch fast alles hier im Forum über die Dimensionen zu einen Osage Flachbogen durchgelesen.
Mein Plan wäre den Bogen nicht breiter als 3,5 oder vielleicht 3,8cm zu bauen da man sonst zu viel unnötige Masse am Bogen hat.
Ich weiß natürlich nicht was du für ein Zuggewicht anstebst aber für 60# sollten die 3,8 wohl ausreichen.
Vielleicht kann ja noch jemand der Erfahrung mit Osage hat was dazu schreiben.
Grüße, Daniel

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von MrCanister123 » 15.12.2023, 14:44

Würde auch so vorgehen wie du beschrieben hast.
Die WA biegen sich hauptsächlich zwischen 5 und 8 auf beiden Seiten.

Finde auch am linken WA zwischen 2 und 4 kannst noch was wegnehmen, sodass du deine steifen FO (ca 2,5") hast und er sich danach schon anfängt leicht zu biegen.

Also würde ich, wie du gesagt hast, beide WA zwischen 10 -15 und am linken zwischen 2-4 runterkratzen
Wie groß hast du denn den Griff gestaltet? Denke den kannst auch noch bissle kleiner machen (Vllt sieht es auf dem Bild auch nur so aus)

@Daniel: Würde es auch so machen, dass ich die WA nach den FO zwischen 35 und 40 mm baue.
Meinen ersten Osage hab ich mit 43-45cm gebaut und das was viel zu breit. Hat man am handshock auch ordentlich gemerkt
Schaffa Schaffa

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Putzi2610! » 15.12.2023, 15:01

Vielen Dank für die Rückmeldungen,
habe mich mangels eigener Erfahrungen mit Osage hinsichtlich Design und Abmessungen an den Ausführungen in der Bibel des Traditionellen Bogenbaus orientiert. Was die Breite der WA betrifft, war ich etwas großzügiger, da ich ein möglichst hohes Zuggewicht aus dem Rohling rauskitzeln will. Der Griff dürfte etwas kürzer sein, das ist sicher richtig. Die Dicke habe ich schon reduziert, weil 40 mm doch etwas arg viel für meine kleine Hand waren... ;)

Grüße,

Heiko
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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Doughal » 15.12.2023, 15:23

Die Bibel des traditionellen Bogenbaus war auch mein erster Anhaltspunkt. Das dortige Design wurde hier aber schon öfters kritisiert. Kennst du Videos von Clay Hayes ? In seinen älteren Videos spricht er auch von ca 4,5 cm Breite. Bei seinen neueren Videos baut er die Bögen mit dem selben Zuggewicht nur noch ca 3,8 cm breit.
Ob das jetzt einen merklichen Unterschied bringt sei jetzt aber mal dahingestellt.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß und Erfolg beim weiteren bauen.
Ich freu mich auch schon drauf wenn mein Osage trocken ist.

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von schnabelkanne » 15.12.2023, 19:30

Bei Osage kann man etwas schmäler bauen, denke auch 4 cm Breite maximal.
Lg Thomas
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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Doughal » 15.12.2023, 21:46

MrCanister123 hat geschrieben:
15.12.2023, 14:44
@Daniel: Würde es auch so machen, dass ich die WA nach den FO zwischen 35 und 40 mm baue.
Meinen ersten Osage hab ich mit 43-45cm gebaut und das was viel zu breit. Hat man am handshock auch ordentlich gemerkt
Das hatte ich überlesen. Also macht es einen merklichen Unterschied.
Grüße, Daniel

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Neumi » 16.12.2023, 12:30

Bei der WA-Breite sehe ich keine Probleme, die kann später reduziert werden, falls der Bogen zu stark ist.
Handschock kommt u.a. von zu schweren WA-Enden aber nicht von griffnah breiten WA.
Allerdings hätte ich den Bogen pyramidal angelegt, so z.B. viewtopic.php?f=16&t=31018&hilit=runny#p556847
Wann sollen die Recurves gebogen werden?
Und wie stark isser aktuell?
Bei schwer zu beurteilenden Stellen (die Aststelle rechts) hilft es mir die Stelle beim ausziehen auf der Tillerwand isoliert zu betrachten, also sich nur auf den Bereich und die 3-4 cm re + li davon zu konzentrieren. Dann erkennt man rel. schnell ob die Stelle biegt.
Grüße - Neumi
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Putzi2610! » 17.12.2023, 10:10

Bin jetzt, nachdem ich die letzten Wurfarmdrittel vor allem über die Breite getillert habe, bei voller Standhöhe:
20231217_085947.jpg
Standhöhe
Und 20'' Auszug:
20231217_090141.jpg
Auszug 20''
Aktuelles Zuggewicht bei diesem Auszug ist 53#:

Momentan liegt das Gewicht bei knapp unter 900 Gramm, also noch deutlich zu schwer.

Allerdings soll der Kamerad ja auch noch ca. 4'' kürzer werden.
Die Recurves wollte ich erst dann einbiegen, wenn er bis 28'' sauber biegt, oder sollte ich besser anders vorgehen?

Danke und Gruß,
Heiko
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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Doughal » 17.12.2023, 11:02

Guten Morgen,
viewtopic.php?f=15&t=31433&hilit=Osage&start=30
Aus Seite 3 geht's darum wann die recurves gebogen werden sollen.
Grüße, Daniel

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Neumi » 17.12.2023, 11:33

Putzi2610! hat geschrieben:
17.12.2023, 10:10
Die Recurves wollte ich erst dann einbiegen, wenn er bis 28'' sauber biegt, oder sollte ich besser anders vorgehen?
Ja, hinein mit den Recurves.
Aktuell dürfte das Teil bei ca. 85#@28" liegen.
Ich würde im weiteren Verlauf versuchen nur noch über die Breite zu tillern, damit das Gewicht runter geht.
...Versuch und Fehler bevor die Sarg-Nägel eingeschlagen werden...

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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von Putzi2610! » 17.12.2023, 19:03

Vielen Dank für Eure Tipps, die für mich als "Osage-Neuling" natürlich besonders wertvoll sind.

Wer versaut schon gern einen sauteuren Osagestave? ::)

Es leuchtet mir ein, dass das Einbiegen der Recurves zum jetzigen Zeitpunkt angebracht ist, um noch "Fleisch" für etwaige Korrekturen zu haben.

Nach nochmaliger Überlegung und genauer Betrachtung des Rohlings habe ich mich jedoch entschlossen, erst einmal einen "Technischen Halt" einzulegen.

Folgendes Problem:
Genau im Bereich der Hauptbiegezone (ca. 18 cm vor dem aktuellen und 13 cm vor dem geplanten Bogenende, ich habe diese auf den Fotos mit einem Bleiststiftstrich markiert) befinden sich an einem Wurfarm 2 Äste bzw. schlafende Dornen, am anderen einer.
Bisher habe ich diese Stellen für unproblematisch gehalten, da die Wurfarmenden an diesen Stellen ohnehin wenig Biegebelastung ausgesetzt sind.
20231217_181922.jpg
WA links, Seitenansicht
20231217_182011.jpg
WA links, andere Seite
20231217_182031.jpg
WA links, Draufsicht
20231217_182049.jpg
WA rechts, Seitenansicht
20231217_182120.jpg
WA rechts, andere Seite
20231217_182132.jpg
Wurfarm rechts, Draufsicht
Ich gehe davon aus, dass der Grundsatz: "Wer im Bereich von Ästen biegt, ist selber schuld!" auch für Osage gilt ;)

Somit habe ich aus meiner Sicht folgende Optionen:
1. Ich baue einen normalen Langbogen ohne geflippte Enden oder Recurves. Durch das geplante Einkürzen um ca. 2'' je WA rücken die Problemstellen noch näher Richtung Tips, alles ist gut.
2. Ich biege die Recurves oder geflippten Enden mit einem möglichst engen Biegeradius und versuche, die Hautbiegezone genau zwischen bzw. außerhalb dieser Stellen zu legen.
3. Ich lasse es drauf ankommen und habe am Ende bestenfalls einen Bogen, der wesentlich kürzer ist, als ursprünglich geplant.

Nun ist guter Rat teuer. ???

Wie sind Eure Meinungen dazu?

Danke und Gruß,

Heiko
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Re: Tillerbeurteilung

Beitrag von schnabelkanne » 17.12.2023, 21:55

Servus,
zuerst einmal Revurves reinbiegen ist immer ein Risiko, da kann einiges schief gehen.
Warum willst du überhaupt Revurves haben, du kannst ja lang genug bauen und ein Osage Flatbow ist doch eigentlich ohne Revurves.

Du solltest dich zuerst entscheiden was du bauen willst und warum.
A) Wie viel Auszug willst du?
B) Wieviel Zuggewicht?
C) Welches Design (Griff biegt mit oder nicht)

Lg Thomas
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